Anwohnerveranstaltung in Untertürkheim am 01.März

Nach Wangen und Obertürkheim lädt die Bürgerbeauftragte Alice Kaiser in Kooperation mit der Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel am 1.März 2016, um 19 Uhr zu einem Informationsabend für die vom Tunnelbau bei Stuttgart 21 betroffenen Anwohner in Untertürkheim ein. Die Veranstaltung findet in der Sängerhalle statt.

Laut Einladung, die auf der Webseite der Stadt Stuttgart zu finden ist, soll in dieser Veranstaltung über die anstehenden Trog- und Tunnelbauarbeiten sowie die vorbereitenden Arbeiten für die spätere Verlegung des Abwasserkanals im Bereich der Benz- und Augsburger Straße informiert werden. Über die bislang noch nicht genehmigte Planänderung zum Wartungsbahnhof Untertürkheim (Abschnitt 1.6b) ist eine gesonderte Veranstaltung geplant.

Sowohl das Infobündnis Zukunft Schiene -obere Neckarvororte- (hier) als auch das Netzwerk Wangen/Untertürkheim (hier) haben im Vorfeld der Veranstaltung der Bürgerbeauftragten einen Fragenkatalog zu den Themen Bauplanung, Straßen- und Fahrradwegsperrungen, Immissionen und Unterfahrung zukommen lassen.

Der Stadtteil Unterürkheim ist von den Bauarbeiten für Stuttgart 21 besonders betroffen. Über die schweren Erschütterungen bei den vorbereitenden Bauarbeiten des Trogbaus haben wir mehrfach berichtet. Seit der letzten Bezirksbeiratssitzung im November 2014, als Vertreter der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH (PSU) über die anstehenden Bauarbeiten informierten, hat sich jedoch im Bereich des geplanten Trogs nicht viel getan. Nach den Präsentation vom Februar 2013 bzw. November 2014 sollten diese Arbeiten bereits im 4.Quartal 2013 bzw. im 2.Quartal 2015 beginnen.

UT Auszug 2014 12

Die Bisskarte weist zwar höhere Wert auf. Die Gebäude des Lindenschulviertels sollen in einer extrem knappen Unterfahrung von 8-10 Meter im weichen Neckarkies unterfahren werden, da man jeweils den Tunnelquerschnitt und die Keller der Gebäude abrechnen muss:

Lindenschulviertel

Bislang war geplant, dass die Unterfahrung des Viertels von Obertürkheim aus erfolgen soll.  Doch die Bauarbeiten sind dort wegen einer eingereichten Planänderung zum Wegfall des Einschubbauwerks noch nicht angelaufen. Die Bahn rechnet selbst erst mit einer Genehmigung im August 2016. Auf der Anwohnerveranstaltung am letzten Mittwoch hat der Abschnittsleiter für die beiden PFAs 1.2 und 1.6a daher angekündigt, dass von Wangen aus bis Ende Dezember 2016 der Tunnelvortrieb Richtung Obertürkheim und damit auch für Untertürkheim realisiert werden soll.

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StZ: Anwohner sehen Lärmschutzpläne skeptisch

Die beiden Stutgarter Zeitungen berichteten am Freitag (hier) in der Innenstadtbeilage über die Reaktion der Anwohner am Zwischenangriff Prag auf die erneute Umplanung der Bahn. Statt dem geplanten Schallschutzdach soll der Aushub nachts im Tunnel zwischengelagert werden. Doch das laute Belüfungssystem am Tunnelmund hält die Anwohner nachts wach.

So zitiert die StZ skeptische Anwohner: „Ein Nachbar am Wartberg kritisiert: „Wenn man auf die letzten zwölf oder 18 Monate zurückblickt, hat die Bahn mehrere Male angekündigt, Lärmschutzmaßnahmen vorzunehmen oder die Bauabläufe zu verändern. Passiert ist insgesamt wenig.“ Er habe den Eindruck, dass hier auf Zeit gespielt werde. Ein weiterer Anwohner ergänzt: „Das Schallschutzdach ist teuer. Es soll gespart werden – auf Kosten der Anwohner.“ Den Effekt der Einhausung wegen der Belüftung als „unwirksam hinzurechnen“, sei eine „Schweinerei“:„Auch für die Immissionen der Tunnelbelüftung gibt es zulässige Grenzwerte, und wenn diese nicht eingehalten werden, gibt es technische Möglichkeiten, den Lärm zu minimieren.“ Überhaupt biete die Planfeststellung der Bahn durch die vielen Worthülsen, die verwendet würden, „die Möglichkeit für teilweise absurdeste Auslegungen und Interpretationen“, meint der Anwohner.

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Hotelgutscheine sind laut Bahn passiver Schallschutz. Zur Anwohnerveranstaltung in Wangen

Erstmals seit drei Jahren fand letzten Mittwoch auf Einladung der städtischen Bürgerbeauftragten Alice Kaiser in Kooperation mit der Bezirksvorsteherin Beate Dietrich wieder eine Informationsveranstaltung für die vom S21-Tunnelbau betroffenen Anwohner in Stuttgart-Wangen statt. Trotz der zeitgleichen Vorstellung der Landtagsabgeordneten war die Turnhalle der Wilhelm-Schule gut gefüllt. Dies liegt sicherlich an den starken Beeinträchtigungen durch die Tunnelvortriebsarbeiten in Wangen, die seit Monaten den Wangener Anwohnern den Schlaf rauben. Die Stuttgarter Zeitung berichtete (hier) über die Veranstaltung. Auf der Parkschützerseite findet man einen Twitter-Weet.

Nach der Begrüßung durch die Bezirksvorsteherin von Wangen, Beate Dietrich, und dem  Geschäftsführer der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH (PSU), Peter Sturm, gaben der Abschnittsleiter für die PFAs 1.2. und 1.6a, Günther Osthoff, und Benjamin Denk eine Übersicht und einen Ausblick auf die im nächsten Jahr geplanten Vortriebsarbeiten. Die Präsentation finden Sie hier.  Das Netzwerk Wangen/Untertürkheim hatte im Vorfeld der Veranstaltung einen Fragenkatalog erstellt. Angesichts der vielen Themen wurde vereinbart, dass die Fragen zu den Gestattungsverträgen und Unterfahrung in einem separaten Termin zwischen den Netzwerken und der PSU durchgesprochen werden.

Auch dieses Mal waren wieder jegliche Foto-,Film und Tonaufnahmen zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte nicht zugelassen. Wir sind daher wieder gezwungen, die Inhalte der Veranstaltung zusammenzufassen:

  1. Aktueller Tunnelvortriebsstand in Wangen
  • Rund zwei Jahre nach der feierlichen Tunneltaufe am Zwischenangriff Wangen im Dezember 2013 sind rund 1.800 Meter der rund 11,8 Kilometer bergmännischer Tunnel in dem Abschnitt PFA 1.6a vorgetrieben. Wegen unerwartet hohem Wasseraufkommen ruhten die Vortriebsarbeiten am Zwischenangriff Wangen weitgehend bis im April 2015 bis die Planänderung zur Tieferlegung der Tunnel um 4 Meter vom Eisenbahn-Bundesamt (EBA) genehmigt wurden.
  • Auf der Anwohnerveranstaltung wurde auch ein tagesaktueller Stand des Vortriebsstand präsentiert. Danach hat die Weströhre (Achse 62) Richtung Hauptbahnhof die Jägerhalde und die nachlaufende Oströhre (Achse 61) den Bereich der Nähterstraße erreicht:Vortriebsstand Feb 2016
  • Überraschenderweise sind die ersten 140 der 190 Meter langen Tunnelröhre (62) 19 Meter tief unter dem Neckar vorgetrieben. Anscheinend ohne die geologischen Probleme, die kritische Ingenieure wegen der Mineralwasseraufkommen befürchtet haben. Auch von dem vorübergehenden Baustopp, über den die StZ am 9.Februar berichtet hatte, war auf der Veranstaltung nicht die Rede.
  • Die vom Tunnelbau betroffenen Anwohner sollen alle 14 Tage eine grafische Übersicht über den Tunnelvortrieb erhalten. Ebenfalls ist in Kürze die Veröffentlichung dieser grafischen Darstellung des Tunnelvortriebs im Internet zusätzlich zu den Vortriebsständen in Metern  geplant.

2. Geplanter Tunnelvortrieb im nächsten Jahr

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Bisherige Brandschutzkonzepte bei Stuttgart 21 laut Chef der Stuttgarter Branddirektion „Ingenieursquatsch“

Letzten Dienstag war der Sachverständige der Bahn für den Brandschutz im Umwelt- und Technikausschuss des Gemeinderates, um das neue Brandschutz- und Entrauchungskonzept für Stuttgart 21 vorzustellen. Die sperrigen Fluchttreppenhäuser sollen an die Bahnsteigenden versetzt werden. Neu geplante Hochleistungsventilatoren am Entrauchungsbauwerk Heilbronnerstraße und Schwallbauwerk Süd/Kernerviertel sollen den Rauch an die Bahnhofsdecke verdrängen, so dass er über die Lamellen der Lichtaugen entweichen kann. Die gefüllten Löschwasserleitungen, die die Stuttgarter Branddirektion seit 20 Jahren für die Tunnel im unterirdischen Bahnknoten fordert,  sollen jetzt doch installiert werden. Die beiden Stuttgarter Zeitungen (StZ / StN ) berichteten darüber.

Bemerkenswert ist, dass die Bahn mit dem Brandschutzkonzept für  den Leiter der Stuttgarter Branddirektion, Frank Knödler,  erstmals „in den grünen Bereich gerutscht“ ist.  Die StZ schreibt: „Harsch fiel sein Urteil zu den bislang angestellten Überlegungen aus. „Das war für mich als Chemiker der reine Ingenieurquatsch“ … Gabriele Munk von den Grünen hielt Knödlers Einschätzung „Ingenieurquatsch“ für mindestens so bemerkenswert wie den Umstand, dass man zwar im Schlossgarten baue, sich aber beim Brandschutz offensichtlich noch in der konzeptionellen Phase des Projekts befinde.“

Das muss man doch noch einmal festhalten. Trotz der aus Sicht der Stuttgarter Branddirektion unzureichenden  Brandschutzkonzepte für Stuttgart 21 wurden bereits vor knapp vier Jahren die jahrhunderte alten Bäume des mittleren Schloßgartens gerodet und vor eineinhalb Jahren der Bau des Tiefbahnhofs begonnen. Die Bauarbeiten für den Trog laufen weiterhin schleppend. Aktuell wird der Medienkanal im Startbaufeld 16 verlegt.  Sowohl die bereits mehrfach angekündigte Betonplatte für den Tiefbahnhof als auch die Planänderungen zur Verlegung der Fluchtreppenhäuser und die baulichen Veränderungen für das neue Entrauchungskonzept sind vom Eisenbahn-Bundesamt noch nicht genehmigt.

Die Ingenieure 22 sehen jedoch auch nach dem neuen Konzept den Brandschutz bei Stuttgart 21 nicht gesichert. Angesichts der vielen vorhandenen Öffnungen der Halle sei ein gezieltes Abdrängen des Rauches über die Abzugsöffnungen in den Lichtaugen nicht zu erreichen. Die dafür notwendige gerichtete Luftströmung würde sich nicht einstellen. Die Bahnsteighalle des „Tiefbahnhofs“ sei dann stärker verraucht wird als im Konzept angenommen.

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Kontext: S21: Kosten versenken

Die Wochenzeitschrift Kontext berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe (hier) über die 7,9 Milliarden, die sich die Bahn nach Berechnungen des verkehrswissenschaftlichen Gutachterbüros Vieregg-Rösler bei einem Ausstieg aus Stuttgart 21 sparen könnte, über versunkene Kosten und über das vorauseilende Dementi in der Presseerklärung der Bahn, das laut Kontext „ein Fall für den Psychologen ist“.

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Bahn sieht keinen Handlungsbedarf. Netzwerk Kernerviertel hakt erneut wegen aktuellem Zeitplan für den Südkopf nach

Anfang Januar war an den „Tagen der Baustelle“ eine metergroße Schautafel zur Bauzeitplanung für den Südkopf aufgestellt. Auf dieser war erkennbar, dass die Bauarbeiten am Südkopf bis Mitte 2023 gehen sollen und der offizielle Inbetriebnahmetermin von Stuttgart 21 zum Dezember 2021 nicht haltbar ist. Nach dem das Aktionsbündnis dies in einem Schreiben aufgegriffen  hatte, erklärte der Sprecher der Projektgesellschaft gegenüber den beiden Stuttgarter Zeitungen, dass es sich um ein veraltetes Bauszenario aus einem Workshop handle.

Das Netzwerk Kernerviertel hatte sich daraufhin in einem Schreiben an den Projektchef Manfred Leger und den Vorsitzenden des Vereins, Georg Brunnhuber, gewandt.

Wenige Tage danach traf das Antwortschreiben von Projektchef Manfred Leger in den Faschingsferien ein. Statt den aktuellen Bauzeitenplan für den Südkopf zu veröffentlichen, verweist er lapidar in knappen Sätzen auf die Präsentation des Bauablaufs in der Anwohnerveranstaltung für den Nordkopf und hängt eine Pressemitteilung an, die bereits im Internet öffentlich zu lesen war.

Abgesehen davon, dass das Kernerviertel nicht von den langjährigen Bauarbeiten des Nord-, sondern des Südkopfes betroffen ist, würden wir dem Projektchef empfehlen, einen kurzen Blick in die 3-D-Präsentation seiner Projektgesellschaft auf der letzten Anwohnerveranstaltung zu machen. Auf keiner der Folien für den Bauablauf am Südkopf (S.8-15) ist eine Zeitangabe zu finden. Für die betroffenen Anwohner des Kernerviertels macht es jedoch schon einen Unterschied, ob die Hauptbaumaßnahmen am Südkopf und zur  Tieferlegung der B14 nach dem offiziellen Zeitplan bis spätestens Ende 2019 fertig gestellt sind oder noch weitere dreieinhalb Jahre bis Mitte 2023 laufen.

Es dürfte doch nicht schwer sein, den aktuellen 3-D-Bauablauf für den Südkopf und den Tiefbahnhof mit Zeitangaben ins Netz zu stellen, wenn man bereits vor mehr als 30.000 Besucher versehentlich den falschen Plan präsentiert hatte. Daher hat sich das Netzwerk Kernerviertel erneut in einem aktuellem Schreiben an Manfred Leger gewandt und die Transparenz eingefordert, die der Projektchef in mehreren Interviews versprochen hatte.

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Zurück auf Los. Bahn muss Transportkonzept an der Prag ändern

Den Anwohnern am Wartberg war es bereits seit Mitte letzter Woche per Schreiben bekannt. Die Bahn muss ihr Transportkonzept am Zwischenangriff Prag erneut ändern. Das zuletzt geplante Schallschutzdach in der Größe eines Fußballfeldes, das die zu hohen Lärmpegel reduzieren sollte, entfällt. Der erhöhte Lüftungsbedarf unter dem großen Dach würde die Lärmminderung wieder ausgleichen. Jetzt soll der Aushub im Nachtzeitraum zwischen 20 Uhr und 7 Uhr im Tunnel zwischengelagert und nicht mehr abtransporiert werden. Die Stuttgarter Zeitung berichtete (hier) darüber.

Gestern Nachmittag informierte der Vorstand der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH (PSU) in einem Gesprächstermin das Netzwerks Killesberg. Prinzipiell ist das Konzept, das nachts zumindest keinen zusätzlichen Lärm durch die Aushubtransporte und die Beladung vorsieht, für die Anwohner des Wartbergs ein Schritt in die richtige Richtung.

Die PSU habe mit Baufirmen eine Lösung entwickelt, dass im Tunnel zusätzlicher Platz für die Lagerung von Aushub und für das Rangieren der Lkws geschaffen werde. Dafür müsse noch ein weiteres Stück Tunnel unter dem städtischen Wartberggelände gegraben werden. Die Stadt habe dieser Lösung zugestimmt. Nach Aussage der PSU muss wieder ein neues schalltechnisches Detailgutachten in Auftrag gegeben werden, da bei der letzten Untersuchung das schallmindernde Dach den Berechnungen zugrunde gelegt wurde. Vom Tisch sei auch der Einsatz von Förderband und die Verladung und der Transport per Güterzüge.

Zurück auf Los. Nach vielen Umwegen ist jetzt die Lösung wieder im Spiel, die das Eisenbahn-Bundesamt in seinem Planfeststellungsbeschluss PFA 1.5. zum Zwischenangriff Prag der Bahn auf Seite 291 als Nebenauflage erteilt hatte:

Auszug PFB 1.5. keine Anlieferung von Baumaterial nachts

Doch von Seiten des Netzwerks Killesberg besteht weiterhin noch Klärungsbedarf bzw. Kritikpunkte:

  • Weiterhin ist die Belüftung des Tunnelmunds am Zwischenangriff Prag sehr laut.  Anwohner beklagen sich, dass der Lüftungslärm sie nachts beim Schlafen massiv belästigt.
  • Die Zusage, dass im Nachtzeitraum keine Lkws unterwegs sind, bezieht sich erst einmal nur auf die Baulogistik für den Abraum. Die letzte schalltechnische Untersuchung vom Juli 2015 sah jedoch erstmals bis zu 159 Lkw-Fahrten für die Betonanlieferung für die Innenverschalung vor, deren Fahrten und Verladung mindestens den gleichen Lärm verursachen werden.  Wie diese nächtliche Lärmbelastung für die Anwohner beim Einbau der Innenschale reduziert werden soll, ist noch unklar. Die o.a. Nebenbestimmung des EBAs sieht jedenfalls vor, dass an den Zwischenangriffen im Nachtzeitraum auch  keine Anlieferung von Baumaterial erfolgt.
  • Die Anwohner kritisieren die Vorgehensweise der Bahn und ihres Gutachters mit ständig widersprüchlichen Aussagen und fordern Verlässlichkeit ein. Alle viertel bis halbe Jahr würde wieder umgeplant, nach dem Motto „rinn in die Kartoffel, raus aus die Kartoffel“. Dies sei das x-te Gutachten, das innerhalb der letzten eineinhalb Jahre den Anwohnern zugemutet wurde.
  • Zwischenzeitlich sei Anwohnern am Wartberg der passive Schallschutz erst genehmigt, dann aberkannt, dann wieder genehmigt worden. Jetzt wieder ein erneutes Lärmgutachten, aus dem sich möglicherweise wieder neue Betroffenheiten beim passiven Schallschutz ergeben oder wegfallen.  Gemachte Zusagen für Schallschutzfenster sollen jedoch nach Aussage der PSU nicht zurückgezogen werden.

Über das Entrauchungsbauwerk Killesberg, das möglicherweise am ZA Prag errichtet werden soll, soll in einer weiteren Gesprächsrunde diskutiert werden. Einen Überblick über die bisherigen Beiträge zum Wartberg  finden Sie hier.

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StZ: Experte ändert seine Meinung nicht. Keine Luftschadstoffmessungen am ZA Prag vorgesehen

Das Netzwerk Killesberg bzw. betroffene  Anwohner des Zwischenangriffs Prag fordern seit über einem Vierteljahr von der Bahn Luftschadstoffmessungen wegen der Staubwolken am Tunnelmund, die insbesondere bei den Sprengungen entweichen.  Zudem breitet sich jedes Mal ein Gestank aus.

Die beiden Stuttgarter Zeitungen berichten heute in ihrem Innenstadtteil (hier), dass der Immissionsschutzbeauftragte der Bahn bei Stuttgart 21 für Staub und Abgase, Dr. Achim Loymeyer, jetzt am Zwischenangriff Prag vor Ort war. Nach seiner Einschätzung seien jedoch Luftschadstoffmessungen, die die Anwohner des Wartbergs einfordern, weiterhin nicht notwendig. Er sehe keinen Untersuchungsbedarf. Es sei lediglich Staub, der durch die Sprengungen aufgewirbelt werde. Bei dem Gestank würde es sich um Ammoniak handeln. „Eine Gefahr für die Umwelt“ bestehe dabei nicht.

Nach Einschätzung des Netzwerks Killesberg und Umgebung e.V. ist diese Reaktion des Immissionsschutzbeauftragten, der sich als unabhängiger Ansprechpartner für die betroffenen Anwohner einsetzten müsste, nicht nachvollziehbar. Eine Messung würde hier den Anwohnern am Wartberg und am Dornbusch endlich Klarheit verschaffen, ob und welchen Schadstoffen sie beim jahrelangen Tunnelvortrieb aus dem Tunnelmund des Zwischenangriffs Prag ausgesetzt sind.

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StN: Rechnungshof will Bundestag über S21 informieren

Die Stuttgarter Nachrichten berichten heute (hier), dass der Bundesrechnungshof seine Bewertung über die damalige Rolle der Staatssekretäre im Aufsichtsrat der Bahn AG bei dem Beschluss über den Weiterbau von Stuttgart 21 trotz der Steigerungs auf 6,5 Milliarden im Juli 2015 abgeschlossen hatte.  Der Rechnungshof verschickte sie im Entwurf sie den zuständigen Bundesministerien, die sich laut dem den StN vorliegenden Schreiben„seitdem in Abstimmung mit der DB AG befanden“.

Der Rechnungshof könne jetzt erst auswerten, weil die Stellungnahmen samt „umfassender Stellungnahme der DG AB“ erst Ende Dezember eingegangen wären. Zwar soll die Prüfungsmitteilung dem Bundestag“ zur politischen Bewertung“ zur Verfügung gestellt werden. Die StN zitiert dazu aus dem Schreiben des Bundesrechnungshofes:  „In welcher Form und mit welchen Inhalten dies geschieht, ist abhängig von der abschließenden Bewertung“, heißt es in dem Schreiben.“

Zum welchem Schluss der Bundesrechnungshof kommt, ist damit noch nicht absehbar. Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 sieht dagegen den Vorwurf der Untreue bei der Entscheidung des Aufsichtsrates der DB AG beim Weiterbau von Stuttgart 21 im Raum. Um diesen Vorwurf – angesichts des vom Bündnis beauftragten Gutachtens zur Wirtschaftlichkeit eines Ausstiegs – ging es bei der heutigen Demorede von Eisenhart von Loeper.

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Neues Entrauchungskonzept beim Tiefbahnhof geplant. Netzwerk Kernerviertel hakt beim EBA wegen Planänderung Schwallbauwerk nach

Der Sachverständige der Bahn wird morgen im Umwelt- und Technikausschuss der Stadt Stuttgart das neue Brandschutzkonzept vorstellen. Bereits heute hat die Projektgesellschaft dazu eine Pressemitteilung zum neuen Entrauchungsmanagement herausgegeben. Dieses neue Konzept sieht vor, dass die die Bahnsteige einengenden Fluchtreppenhäuser des „Tiefbahnhofs“ an die Bahnsteigenden des Nord- und Südkopfes verlegt werden. Über starke Gebläse an den Entrauchungs-/Schwallbauwerken soll der Rauch Richtung der Lichtaugen gepresst werde und dann über die Lamellen der Lichtaugen nach Außen entweichen. Die beiden Stuttgarter Zeitungen (StZ /StN1 / StN2) berichtet darüber in ihrer morgigen Ausgabe.

Dazu läuft noch beim Eisenbahn-Bundesamt die 15.Planänderung zur geänderten Funktion und räumlichen Dimensionierung des Schwallbauwerks Süd, das auf dem Baufeld 25 an der Sängerstraße in unmittelbarer Nähe der Wohngebäude des historischen Kernerviertels erstellt werden soll. Daher tut sich auf der Baustelle des Baufeldes 25 entgegen der Ankündigungen auf den letzten Anwohnerveranstaltungen nicht viel.

Die aktuelle Planung sieht vor, dass dieses Bauwerk nicht mehr zur aktiven Belüftung, sondern ausschließlich zur Entschwallung und Entrauchung des Tiefbahnhofs und der Tunnelbauwerke dienen soll. Entschwallung bedeutet, dass der Luftschwall der einfahrenden Züge über dieses Bauwerk entweichen soll. Für das neuen Brandschutzkonzept sind jetzt statt der zehn Ventilatoren vier Hochleistungs-Axialgebläse vorgesehen, die im Brandfall sowie bei regelmäßigem Test- und Wartungsbetrieb eingesetzt werden sollen. Ein Vollbetrieb ist im Brandfall und mindestens einmal im Jahr bei Wartungsarbeiten erforderlich. Weitere regelmäßige Wartungsarbeiten sollen unter Teillast mit reduzierter Schallleistung erfolgen. Die Fraktionsgemeinschaft im Gemeinderat SÖS-Linke-Plus hat zu den geänderten Plänen am Schwallbauwerk Süd einen Antrag gestellt.

Auch das Netzwerk Kernerviertel hat die Planänderungsunterlagen einschließlich der schalltechnischen Stellungnahme des Gutachterbüros Fritz GmbH ausgewertet und sich jetzt in einem Schreiben an das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) gewandt. Es geht um die unzureichende Abklärung der mit dem geänderten Funktion und Aufbau des Bauwerks verbundenen Lärmbelastungen für das Kernerviertel. Notwendige Nachweise über den zu erwartenden Lärm oder die Wirksamkeit der Lärmminderungsmaßnahmen sind in der schalltechnischen Stellungnahme nicht enthalten. So kritisiert das Netzwerk u.a. folgende Punkte:

  • Die beantragten vier Hochleistungs-Gebläse haben eine Gesamtschallleistung im Vollbetrieb ohne Schalldämpfer von 139 dB(A) und sind daher mit dem Düsentriebwerk eines Flugzeugs vergleichbar. Schalldämpfer sollen die Schallleistung um 25 dB(A) senken. Allerdings enthält die schalltechnische Stellungnahme des Gutachters weder nähere Angaben zu den Schalldämpfern bzw. der baulichen Anordnung noch Berechnungen. Es ist fraglich, ob angesichts der großen Querschnitte des Schwallbauwerks die angenommene Dämpfwirkung erzielt werden kann.
  • Die schalltechnische Stellungnahme enthält keine Berechnungen, sondern nur Annahmen und Abschätzungen, z.B. über die Abnahme des Schallpegels im Bauwerk durch Reflektionen und Umlenkungen. Bei den geplanten großen Querschnitten kommt es zur Durchstrahlung und der Pegel nimmt nicht im angenommenen Maße ab. Es wird also lauter. Auch nicht berücksichtigt wurde das Strömungsrauschen des sicherlich erforderlichen Vogelschutz- oder Wetterschutzgitters.
  • Es wurde auch keine Untersuchung der Vorbelastung durch andere Anlagen in der Umgebung berücksichtigt. Die Immissionsrichtwerte müssen nach der TA-Lärm jedoch unter Berücksichtigung aller Quellen eingehalten werden.
  • Es fehlen auch rechnerische Nachweise über die Dauerlärmbelastung, die mit den  2 x 100 qm großen Öffnungen des räumlich geänderten Schwallbauwerks verbunden sind. Der Lärm des Tiefbahnhofsbetriebes wird jetzt nach Wegfalls der Dauerbelüftung aus den den 2 x 100 qm großen Öffnungen des Schwallbauwerks dringen.

Die Kritikpunkte des Netzwerks Kernerviertel sind auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass zahlreiche Lärmprognosen für Stuttgart 21 des langjährigen Gutachterbüros Fritz GmbH sich als zu niedrig angesetzt erwiesen hatten. Der Vorstand der Projektbau Stuttgart-Ulm GmbH (PSU) musste schließlich am 30. Juni 2015 vor dem Umwelt- und Technikausschuss des Gemeinderates schwere Defizite bei den Lärmprognosen  einräumen.

Dies darf sich nicht wiederholen. Vor allem nicht bei einem Bauwerk, dass dauerhaft nach Fertigstellung von Stuttgart 21 in unmittelbarer Nähe eines Wohngebiets in Betrieb gehen soll und an dem nachträglich Korrekturen nicht mehr bzw. nur mit ganz erheblichem Aufwand machbar sind. Das Schwallbauwerk darf nicht zu einer Verlärmung des dicht besiedelten Stadtviertels führen. Das Netzwerk Kernerviertel erwartet vom EBA als Genehmigungsbehörde, dass die Bahn die erforderlichen Nachweise für die Lärmberechnung und -minderung beim Betrieb des Schwallbauwerks Süd nachreichen muss und das EBA als Aufsichtsbehörde auf die Einhaltung der immissionsrechtlichen Vorgaben der TA-Lärm besteht.

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Tunnelbau unter dem Kernerviertel Richtung Wendekaverne und Wangen gestartet

Wer die von der Projektgesellschaft jeweils am Anfang der Woche veröffentlichten Tunnelvortriebsstände verfolgt, ist es sicherlich aufgefallen: Der eigentliche Tunnelvortrieb vom Verzweigungsbauwerk Süd unter der Jugendherberge/ Kernerviertel ist angelaufen. Und zwar in der Ost-Röhre Richtung Wendekaverne und der Oströhre Richtung Obertürkheim. Die Vortriebsarbeiten werden daher bald die ersten Wohngebäude in der Haussmann-/Gerokstraße erreichen. Eine Zusammenfassung der Netzwerke über die wöchentlich veröffentlichten Vortriebszahlen bei Stuttgart finden Sie hier: ab Oktober 2015/ bis September 2015.

PLan PFA 1.2. 1.6a

Die Vortriebsarbeiten waren auf der Anwohnerveranstaltung für den Stuttgarter Osten im März  2015 ab Oktober angekündigt. Die Bauarbeiten für das technisch anspruchsvolle Verzweigungsbauwerk, dessen Stützpfeiler betoniert werden mussten, haben sich jedoch noch hingezogen.

Die Bauarbeiten finden in einer Tiefe von mehr als 60 Metern unter der Erdoberfläche statt. Allerdings beginnt ab diesem Abschnitt der Übergang zum quellfähigem Anhydrit.  Aus diesem Grund und weil die Tunnelbauer das erstellte Verzweigungsbauwerk nicht gefährden wollen, wird der erste Abschnitt sicherlich ohne Sprengvortrieb aufgefahren.

Wo genau die Vortriebsarbeiten stehen, darüber werden die vom Tunnelbau für Stuttgart 21 betroffenen Anwohner leider immer noch von der Projektgesellschaft im Unklaren gelassen. Vor einem Monat hatte der Vorstand der Projektgesellschaft im Gespräch mit dem Netzwerk Killesberg zugesagt, zukünftig neben den Meterangaben auch die Gebäude auf der Webseite aufzuführen, unter denen die Vortriebsarbeiten aktuell laufen. Jetzt berichtete die Stuttgarter Zeitung (hier) in ihrer letzten Meldung zum Tunnelbau in Wangen, dass die Information nur aller zwei Wochen, jedoch in grafischer Aufbereitung veröffentlicht werden soll:

Von einem vor einem Jahr angekündigten Vorhaben hat sich Alice Kaiser unterdessen verabschieden müssen. Im Stuttgarter Amtsblatt stellte sie im Januar 2015 eine Neuerung im Internetangebot in Aussicht, die es Interessierten ermöglichen sollte, im Netz zu recherchieren, wie weit die Tunnelbaustelle noch von einzelnen Häusern entfernt ist. Bislang veröffentlicht die Bahn lediglich wöchentlich aktualisierte Längenangaben der gegrabenen Tunnel. Doch die sind nach Ansicht vieler Betroffener wenig aussagekräftig. „Die aktuelle tabellarische Darstellung des Vortriebs auf der Internetseite des Bahnprojekts ist nicht allen verständlich und führte zu Nachfragen“, sagt Alice Kaiser. Die von ihr vorgeschlagene Lösung „ist leider recht aufwendig und somit teuer. Die Bahn hat sich gegen diese Möglichkeit entschieden.“ Stattdessen will die Bahn eine im Zwei-Wochen-Rhythmus aktualisierte graphische Darstellung der bereits zurückgelegten Tunnelstrecke ins Netz stellen.“

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StZ: Tunnelbauer sehen Licht. Artenschutz für Bau der Cannstatter Brücke ungeklärt

In einer Röhre des Cannstatter Tunnels , der vom Zwischenangriff Nord Richtung Cannstatt vorgetrieben wird, haben die Tunnelbauer nach rund 740 Meter im oberen Bereich des Tunnels den Tunneldurchschlag erreicht. Die Tunnelbauer sehen Taglicht und die laute Tunnelbelüftung kann am Zwischenangriff Nord etwas reduziert werden. Dies berichtete die Stuttgarter Zeitung (hier) in ihrer Donnerstagsausgabe. Für die durch den Lkw-Verkehr geplagten Anwohner des Nordbahnhofviertels könnte dies möglicherweise auch eine Erleichterung mit sich bringen. Die Bahn hat beim Eisenbahn-Bundesamt eine Planänderung beantragt, dass dieser Tunnelabschnitt für den Lkw-Transport zwischen Bad Cannstatt und dem Zwischenangriff Nord genutzt werden kann.

plan canstatter tunnel

Aktuell genehmigt hat das EBA eine geänderte Bauweise der Neckarbrücke, die im Heilquellenschutzgebiet in Nähe der Mineralbäder Leuze und Berg erstellt werden soll. Gebaut werden kann die Brücke jedoch noch nicht. Die Stuttgarter Zeitung schreibt dazu: „Der Baubeginn für die Brücke zumindest auf der der Innenstadt zugewandten Neckaruferseite ist ohnehin aber noch nicht absehbar. In den Bäumen am Hang unterhalb des Schloss Rosenstein werden streng geschützte Arten vermutet, darunter der Juchtenkäfer. Das Areal genießt durch die „Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie“ der Europäischen Union besonderen Schutzstatus.“

In diesem Zusammenhang möchten wir nochmals auf die sehr informativen Beiträge  von Airjibeer/ Cam 21 über die in Bad Cannstatt für Stuttgart 21 planfestgestellten, aber bis heute nicht realisierten Bauarbeiten ( Teil 1 / Teil 2 / Teil 3) hinweisen. Bereits vor zwei Jahren hatte er auf die artenschutzrechtlichen Probleme beim Bau im Rosensteinpark, einem geschützten Landschaftsschutzgebiet nach EU-Norm (FFH-„Fauna-Flora-Habitat-Gebiet“), aufmerksam gemacht.

Die Bad Cannstatter Stadtteilgruppe gegen Stuttgart 21 hatte 2012 auch eine gute Übersicht der in ihrem Stadtteil eigentlich geplanten Baumaßnahmen auf ihrer Webseite eingestellt.

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Gutachter ermitteln rund 6 Milliarden Euro Einsparung bei Ausstieg aus Stuttgart 21. Linke fordert Veröffentlichung der Stellungnahme des Bundesrechnungshofes zu S21

Die renommierte Verkehrsberatungs GmbH Vieregg-Rösler  hat jetzt im Auftrag des Aktionsbündnisses nach dem Gutachten über die bei Stuttgart 21 zu erwartenden Bauzeiten und Kosten eine weitere Studie erstellt. Das Gutachterbüros ermittelte die Einsparungen, die im Falle eines sofortigen Ausstiegs aus dem Bahnprojekt Stuttgart 21 erzielt werden könnten.

Bei seinen Berechnungen kommt Vieregg-Rösler trotz der Ausstiegskosten von rund 1,5 Milliarden auf einen Einsparungsbetrag von rund 6 Milliarden Euro, wenn man statt den unterirdischen Bahnknoten mit den 59 Kilometer Tunnelstrecken weiterzubauen die bestehende Infrastruktur des Stuttgarter Kopfbahnhofs ertüchtigt. Das Aktionsbündnis fordert, dass die Wirtschaftlichkeit von Stuttgart 21 Thema der nächsten DB- Aufsichtsratssitzung werden muss. Das Aktienrecht untersagt Aufsichtsräten unwirtschaftliche Entscheidungen. Die Pressemitteilung, das Gutachten und die Präsentation finden Sie hier.  Flügel TV hat ein Video der Pressekonferenz eingestellt.

Die Stuttgarter Zeitung (hier), die Stuttgarter Nachrichten (hier), der SWR (hier) berichteten darüber . Peter Sturm, der Co-Geschäftsführer der DB-Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm, nennt in einer Pressemitteilung die Berechnung „einen klassischen Folgefehler“ und widerspricht der Kalkulation des Ausstiegsszenarios. Weiterhin geht die Bahn davon aus, das Projekt „mit 6,5 Milliarden stemmen zu können„.

Parallel dazu kritisiert die Bundestagsabgeordnete der Linken-Fraktion, Sabine Leidig, in einer Pressemitteilung die Verzögerungstatik von Bahn und Bund bei Stuttgart 21. Die Veröffentlichung der seit Dezember 2014 vorliegenden Stellungnahme des Bundesrechnungshofs (BHR) zu den Kostensteigerungen beim Großprojekt Stuttgart 21 würde bewusst hinausgezögert. Die Linken-Fraktion wird in der nächsten Sitzungswoche einen neuen Antrag in den Bundestag einbringen, in dem sie ein weiteres Mal den sofortigen Ausstieg aus Stuttgart 21 fordert und Veröffentlichung der BRH-Stellungnahme verlangt.

Allerdings hatte der Bundestag bereits im Juni 2013 in einer nächtlichen Sitzung in gerade einmal 53 Sekunden bei nur wenigen anwesenden Abgeordneten das noch unter der rot-grünen Bundesregierung installierte Informationsfreiheitsgesetz (IFG) ausgehebelt, das Bürgern und Journalisten Einsicht in die Arbeit der Behörden einräumen sollte. Die Zeit berichtete im März 2014 darüber in „Bundestag versteckt Rechnungshofakten“:

„Der Bundestagsbeschluss vom vergangenen Juni aber, den selbst in der Fachöffentlichkeit kaum jemand mitbekam, ist ein großer Schritt zurück. Eine ganze Behörde wurde per Federstrich weitgehend ausgenommen von den Pflichten des IFG – ausgerechnet eine, die selbst Transparenz beim Staat schaffen soll: der Bundesrechnungshof“.

Update: Das Aktionsbündnis hat ein Pressemitteilung zur Reaktion der Bahn veröffentlicht.

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Bahn kündigt Sprengzeiten in Wangen auf der Webseite an

Die Anwohner in Wangen haben mehrfach gefordert, dass sie im voraus über die immer noch stark spür- und hörbaren Sprengungen informiert werden. Die Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH hat dies jetzt technisch umgesetzt und veröffentlicht seit Anfang Februar auf ihrer Webseite die Sprengzeiten in Wangen unter dem Link: http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/auf-der-baustelle/bauinfo/wangen/  oder als Informationen auch über Smartphone und Twitter App (Push-Mitteilung): @Bauinfo_Wangen oder über https://twitter.com/BauInfo_Wangen

Tweet Bauinfo 2

Auf der Projektwebseite ist dies noch nicht als neue Pressemeldung eingestellt, aber der Flyer wurde bereits in den Briefkästen in Wangen verteilt.

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SÖS-Linke-Plus-Fraktion hakt wegen Fluchtwege Tiefbahnhof und Entrauchungsbauwerke Killesberg und Kernerviertel nach

Am kommenden Dienstag, 16.2.2015, steht im Umwelt- und Technikausschuss des Gemeinderates erneut das Thema Brandschutz auf der Agenda. Der Komplex ist nach Einschätzung der Ingenieure22 völlig unzureichend geplant und gefährdet nicht nur die Fahrgäste im Tiefbahnsteig im Brandfall, sondern z.B. auch die Gesundheit der Anwohner im Kernerviertel durch das Schwallbauwerk SÜD und am Killesberg durch das Entrauchungsbauwerk.

Die SÖS-Linke-Fraktion hat dazu im Vorfeld der UTA-Sitzung in Zusammenarbeit mit Hans Heydemann/Ingenieuren22 drei sehr umfassende Anträge mit Anfragen zu folgenden Themenkomlexen gestellt, die insbesondere für die Anwohner des Kernerviertels und des Killesbergs/Wartbergs von großem Interesse sind:

Antrag Brandschutz Tiefbahnsteighalle S-21: Zusätzliche Flucht- und Rettungswege in der Tiefbahnsteighalle und Verschiebung der Fluchttreppen an die Bahnsteigenden (Auszug):

  • Die DB Projektbau Stutgart-Ulm GmbH muss zur Sicherstellung ausreichender Flucht- und Rettungswege aus der geplanten Tiefbahnsteighalle S-21 zusätzliche Fluchttreppen vorsehen. Hierzu wurden insgesamt acht Fluchttreppenhäuser, zwei auf jedem Bahnsteig, mit Ausstieg überselbsttätig im Brandfall sich öffnende – Falltüren auf den Straßburger Platz oberhalb der Tiefbahnsteighalle, als 6. Planänderung beantragt und im April vergangenen Jahres vom EBA so planfestgestellt.
  • Der künftige Straßburger Platz auf dem Dach der Tiefbahnsteighalle S-21 ist öffentlicher Raum und für jedermann betretbar. Auf dem Platz sind 28 große „Lichtaugen“ vorgesehen, die mit Rauch-Abzugsklappen versehen werden, über die im Brandfall der Rauch aus der Tiefbahnsteighalle austreten soll. Dabei darf es nicht zur Gefährdung von Passanten auf dem Straßburger Platz durch austretenden Rauch kommen. Ebensowenig dürfen die Ausstiegsbereiche der Fluchttreppen verrauchen.
  • Eine wesentliche Forderung der Stuttgarter Brandschutzdirektion an das von der DB
    vorgelegte Brandschutzkonzept von BKP (Brandschutz Klingsch & Partner) vom 8.3.2014 ist der Nachweis der Rauchfreihaltung des Straßburger Platzes.
  • Dieses lediglich 4 ½ Seiten umfassende Gutachten des Prof. Dr.Ing. Klingsch leistet nicht den geforderten Nachweis, dass Gefährdungen durch Rauch „weitestgehend“
    auszuschließen sind.

Antrag Verlegung Entrauchungsbauwerk Killesberg zur Prag: Viel Rauch und wenig Sicherheit?(Auszug):

  • Die Verlagerung des planfestgestellten EBW Killesberg zur Prag ist nicht genehmigt und bedingt ein Planänderungs-Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung wegen neuer und anderer Betroffenheiten.
  • Es besteht der naheliegende Verdacht, dass im Vorgriff darauf, bereits Abweichungen von der Planfeststellung im Kreuzungsbereich der Rettungszufahrt mit den Bahntunneln ausgeführt worden sind. Dies wäre ein Verstoß gegen geltendes Baurecht.
  • Der für das EBW „Prag“ vorgesehene „Lüftungsschacht“ mit der viel zu geringen Höhe von nur 3,00 m, kann so nicht zugelassen werden. Im Ereignisfall treten Rauch und Brandgase mit gesundheits- und umweltschädigenden Wirkungen aus. Die Schachthöhe muss den Anforderungen der 9. bzw. 13. BImSchV sowie der TA-Luft entsprechen und durch einImmissionsgutachten mit Ausbreitungsrechnung festgelegt werden.
  • Nach TA-Luft muss die Mündungshöhe oberhalb des sog. Immissionsniveaus liegen,
    welches der Höhe der Umgebungsbebauung und der Höhe des Baumbestandes entspricht. Für das EBW Prag im Taleinschnitt des Wartberges mit den hohen Bäumen bedeutet dies eine Schachthöhe über Grund von voraussichtlich über 40 m anstatt nur 3,00 m, für das EBW „Heilbronner Straße“ etwa 20 – 25 m anstatt nur 5,00 m!

Antrag Änderung Schwallbauwerk SÜD Kernerviertel: Stadtverschandelung und gravierende Sicherheitsmängel (Auszug):

  • Die ursprünglich in der Planfeststellung vorgesehenen 10 Gebläse zur ständigen Durchlüftung der Tiefbahnsteighalle sollen dafür ersatzlos entfallen…Damit wäre die ausreichende Lufterneuerung in der Tiefbahnsteighalle für die vielen
    Reisenden nicht mehr zu gewährleisten.
  • Das Bauwerk soll oberhalb der Willy-Brand-Straße im Bereich der bisherigen
    Zugangsspindel zur Haltestelle Staatsgalerie errichtet werden. Der oberirdische Bauteil ist als hutzenförmiger Bunker mit 16 m Höhe, in der Größe eines fünfgeschossigen Hauses, vorgesehen.
  •  Die rd. 16 m hohe „Hutze“ öffnet sich nach NW in Richtung Bahnhof und damit gegen die Haupt-Windrichtung, um die Außenluft anzusaugen. Die Ansaugflächen sind mit 2 x 100 m² angegeben… Aus diesen riesigen Ansaugflächen tritt sowohl der in den Zulauftunneln vom Schienenverkehr ständig erzeugte Verkehrslärm, als auch der beim Betrieb der großen Entrauchungsgebläse [im Brandfall und Testbetrieb] entstehende Schall aus und führt zu einer nicht hinnehmbaren Verlärmung des Kernerviertels als Wohngebiet.
  • Eine Ausbreitungsrechnung zum Nachweis der einzuhaltenden Beurteilungspegel an den nächstgelegenen schutzbedürftigen Wohngebäuden ist dem Schallgutachten nicht beigefügt.
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Informationsveranstaltung für die Anwohner in Obertürkheim

Erstmals seit Juni 2014 findet im Obertürkheim wieder eine Veranstaltung für die Anwohner in Obertürkheim über die geplanten Bauarbeiten für Stuttgart 21 statt. Die städtische Bürgerbeauftragte Alice Kaiser lädt in Kooperation mit dem Bezirksvorsteher von Obertürkheim, Peter Beier, am Mittwoch, den 24. Februar 2016, um 19 Uhr zu einer Anwohnerveranstaltung in die Ev. Andreaskirche, Heidelbeerstraße 5 ein. Den Flyer, der in den nächsten Tagen verteilt werden soll, finden Sie hier.

Nach dem  StZ-Bericht wollten sich 2014 neben den Bezirksbeiräten nur wenige Anwohner informieren. Es wäre zu hoffen, dass dieses Mal mehr Anwohner interessiert sind, denn der Stadtbezirk ist von den Bauarbeiten für Stuttgart 21 unmittelbar betroffen:

  •  Die geplante Tunnelstrecke nach Obertürkheim soll nach einem Trogbauwerk in Höhe der Hafenbahnstraße in die bestehenden Gleise einmünden. Dieses Trogbauwerk muss unter weitgehender Beibehaltung des Fern- und S-Bahnverkehrs gebaut werden.
  • Bereits im Sommer 2010 hatten Bahnvertreter und Projektbefürworter vor Belastungen des Stadtbezirks durch zusätzliche Gleise bei Alternativen zu S21 gewarnt. Damals wie heute ist allerdings klar, dass auch für Stuttgart 21 in Obertürkheim zwei zusätzliche Gleise gebaut werden. Die StZ (hier) berichtete 2010 über die wesentlichen Bestandteile der Planungen.
  • Die zwei neuen Gleise rücken dann dicht an Wohnhäuser im Imweg heran. Eine 385 Meter lange Schallschutzwand im Bereich Augsburgerstraße / Imweg ist erforderlich und als passive Schallschutzmaßnahmen ist der Einbau von Schallschutzfenster vorgesehen.
  • Die bestehenden S-Bahn-Gleise müssen für die Dauer der Baumaßnahme verlegt. Die Herstellung von Stützwänden zur Bahndammverbreiterung parallel zur Augsburger Straße ist erforderlich.
  • Der Neckartalradweg („Schillerweg“) zwischen Ober- und Untertürkheim muss wegen der S-Bahn-Verlegung jahrelang gesperrt bzw. verlegt werden. Die kritischen Punkte der geplanten Umleitung (hier) hat ein Ingenieur zusammengestellt, der den Radweg auf dem Weg zur Arbeit nutzt.
  • Für den Ausbau der Baustellen müssen Materialumschlagplätze  eingerichtet werden.
  • Für den Abtransport des Aushubs werden Lkws auf dem Weg zur B 10 auch durch Obertürkheim fahren.
  • Gebäude in der Umgebung der Baustellen müssen zur Beweissicherung aufgenommen werden.

Hier eine Übersicht über die Baustellenbereiche in Obertürkheim:

Plan OT

Von den eigentlichen Baumaßnahmen, dem Trogbauwerk, ist zumindest in der Einladung nicht die Rede. Die Bahn hinkt in Obertürkheim ihren eigenen Zeitplänen, die auf den Anwohnerveranstaltungen im Februar 2013 und  Juni 2014 präsentiert wurden, weit hinterher. Nach dem letzten Zeitplan vom Juni 2014 sollte bereits im 2.Quartal 2015 das Schachtbauwerk erstellt werden und ab 3.Quartal 2015 der Tunnelvortrieb laufen. Doch bis auf die Rodung der Bauflächen haben die eigentlichen Baumaßnahmen in Obertürkheim noch nicht einmal begonnen.

Dies liegt höchstwahrscheinlich an der eingereichten Planänderung zum Trogbauwerk. Ursprünglich sollte das Trogbauwerk in offener Bauweise erstellt werden. Im Juni 2014 kündigte die Bahn an, dass es u.a. zur geringeren Belastung der Anwohner zum Teil in bergmännischer Weise gebaut werden soll. Dafür sei eine Planänderung eingereicht. Doch bis heute liegt die Genehmigung dafür nicht vor. In den Lenkungskreisunterlagen vom November 2015 (hier) ist von einer Planänderung „zum Verzicht eines Einschubauwerks“ die Rede. Danach rechnet die Bahn mit dem Baubeginn des Obertürkheimer Startschachtes im März 2016, mit der Genehmigung der Planänderung jedoch erst im August 2016. Der Inhalt dieser Planänderung und der sich daraus neu ergebende Zeitplan sollte auf der Informationsveranstaltung erläutert werden.

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StZ: Bahn meißelt wieder unter Wangen. Probleme beim Tunnelbau unter dem Neckar wegen erhöhtem Wasserandrang

Nach der zuletzt kommunizierten Umstellung des Bauablaufs wollte sich die Bahn beim Tunnelvortrieb in Wangen zunächst vor allem auf die Röhren in Richtung Neckarquerung konzentrieren. Heute berichtet die Stuttgarter Zeitung  (hier), dass die Bahn doch wieder an der Tunnelröhre unter den Wohngebäuden in Wangen arbeitet.

Damit werden die Anwohner in Wangen erneut durch die Sprengarbeiten am Tag und im Nachtzeitraum durch die Meißelarbeiten massiv belästigt. Die StZ schreibt, dass der Antrag der Bahn auf nächtliche Sprengungen weiterhin zur Prüfung bei der  Landesbergdirektion in Freiburg liegt. Die für die Ausnahmegenehmigung zuständige Behörde hat von der Bahn Messungen und ein Gutachten über die gesundheitlichen  Auswirkungen der nächtlichen Sprengungen eingefordert. Die Unterlagen gingen letzte Woche an die Behörde.

Ursache für die nochmalige Umstellung des Bauablaufs ist laut StZ ein unerwartet hoher Wasserandrang beim Bau der Röhre Richtung Neckarunterquerung, bei der die Baustelle aufwendig abgedichtet werden musste. Damit stösst die Bahn beim Tunnelbau in Wangen erneut auf geologische Probleme, die trotz der umfassenden Erkundungen nicht prognostiziert wurden. Auch zu Beginn des Tunnelbaus Mitte 2013 musste die Bahn einräumen, dass erheblich mehr Wasser als geplant angetroffen wurde. Die Tunnelvortriebsarbeiten ruhten bis zur Genehmigung der darauf beantragten Planänderung zur Tieferlegung der Tunnelgradienten um 4 Meter.

Die Schwierigkeiten mit den unerwartet großen Wassermassen bei den unterirdischen Vortriebsarbeiten treten ausgerechnet in einem Gebiet auf, das die Bahn im Rahmen der Planfeststellungsverfahren gegenüber einer Vielzahl von Einwendungen als geologisch bestens erkundet verkaufte. Bei der im September 2014 vom EBA genehmigten Planänderung zum Grundwassermanagement ging die Bahn noch davon aus, dass gerade in diesem Abschnitt deutlich weniger Grundwasser anzutreffen sei, als ursprünglich in der Planfeststellung angesetzt war. Die im Planänderungsverfahren vorgetragene Kritik des Sachverständigen des BUND an den zugrundeliegenden Wassermodellen wurde von den Behörden nicht berücksichtigt.

Noch letzte Woche hatten wir in unserer Zwischenbilanz zum Baufortschritt bei den S21-Tunneln erwähnt, dass  kritische Ingenieure im PFA 1.6 a beim Bau der doppelstöckigen Neckarunterquerung in mineralwasserführenden Schichten mit erheblichen Schwierigkeiten rechnen. Kritisch sei der Bau des Tunnels für den Mineralwasserzufluss entlang des Neckars. Angesichts der Fehleinschätzungen in Wangen zum Wasserandrang stellt sich erneut die Frage, inwieweit die Bahn beim geplanten Bau der doppelstöckigen Neckarunterquerung neue Erkenntnisse zu den Mineralwasserströmen in ihrem Wassermodell berücksichtigt hat bzw. das Wassermodell aussagekräftige Prognosen für die Bauarbeiten liefert. Auf die Risiken des Tunnelbaus für den Mineralwasserstrom im Neckartal hatten kritische Geologen und Ingenieure bereits seit Planungsbeginn für Stuttgart 21 immer wieder hingewiesen. Der Dipl. Geologe Dr. Martin Schaffer hatte sich sogar nach der Schlichtung 2011 in einem Brief an die Bundeskanzlerin Angela Merkel gewandt.  Mehr dazu finden Sie unter www.geologie21.de.

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StZ: Anwohner am Wartberg sehen Staubwolken aufsteigen

Die beiden Stuttgarter Zeitungen berichten heute (hier) in ihrem Innenstadtteil über die Staubwolken aus der Tunnelbaustelle am Zwischenangriff (ZA) Prag. Über die schlechte Luft  im Umkreis der Tunnelbaustelle klagen Anwohner des Wartbergs und des Dornbuschs schon seit längerem. Bei den Sprengungen steigen zudem weiße, übel riechende Staubwolken auf. Hier ein Foto aus einem Video, das eine Anwohnerin des Wartbergs am 18. Dezember 2015 gedreht hat:

Abluft ZA Prag

Das Netzwerk Killesberg und Umgebung e.V. forderte sowohl auf der Anwohnerveranstaltung Mitte November als auch auf der Nachbesprechung im Mitte Januar mit Vertretern der Bahn Luftschadmessungen am ZA Prag ein. Doch der beauftragte Immissionschutzbeauftragten für Staub und Abgase, Dr. Achim Lohmeyer, hielt diese Messungen mit dem Hinweis auf die Einhaltung der Luftbelastung am Zwischenangriff Nord für nicht erforderlich. Dabei liegt der Zwischenangriff Prag im Gegensatz zum ebenen Zwischenangriff Nord in einem Taleinschnitt mit naher Wohnbebauung.

Ulrich Hangleiter, Vorstand des Netzwerks Killebergs, kritisiert im StZ-Bericht, dass die Anwohner „keinerlei Aussagen der Bahn oder des Gutachters Lohmeyer [bekommen], um welche Art von Stoffen es sich da handelt„. Messungen, so Hangleiter, müssten „doch mit überschaubarem Aufwand machbar sein. Und wenn die Ergebnisse zeigen, dass die aus dem Tunnel austretende Luft schadstofffrei ist, sind doch alle beruhigt.“ 

Die StZ schreibt dazu: „Auf das aktuelle Problem angesprochen, so gibt Jörg Hamann, der Sprecher der Bahnprojektes Stuttgart–Ulm, bekannt, dass sich der Immissionsschutzbeauftragte Achim Lohmeyer selbst vor Ort ein Bild machen werde. Dies solle zu Beginn dieser Woche geschehen.“ Nach fast einem Vierteljahr Beschwerden will sich der Immissionsschutzbeauftragte ein Bild vor Ort machen. Doch von Messungen ist erst einmal nicht die Rede.

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Prüfnotiz über rötlich-braunes, trübes Wasser aufgefunden. Ingenieure22 wenden sich erneut an EBA und Stadt Stuttgart

Manchmal kommt auch der Zufall zu Hilfe. Die Bahn streitet ab, dass das Wasser in den blauen, innen nicht beschichteten Rohren durch Rost belastet ist. Auch wenn die Proben und Fotos, die die Ingenieure22 gemacht hatten, darauf hinweisen. Wir haben darüber mehrfach berichtet. Jetzt hat ein Spaziergänger einen Original-Messbericht vom 16.12.2015 im Rosenstein-Park aufgefunden, den offenbar der Probenehmer dort verloren hatte. Bei zwei der drei Messproben weist der Bericht die Angabe „trüb“ bzw. „rötlich-braun / stark trüb“ aus:

Auszug Pruefbericht GWM 16.12.2015

Daraufhin haben sich drei Vertreter der Ingenieure22, Hans Heydemann, Prof.Dr. Uwe Dreiss und  Wolfgang Kuebart, erneut in einem Schreiben an das EBA (hier) und den Stuttgarter Baubürgermeister Peter Pätzold (hier) gewandt. Das EBA hat auch bis heute nicht auf das letzte Schreiben von Mitte November 2015 reagiert, in dem die Ingenieure den Sofortvollzug der vom EBA im Mai 2015 angeordneten weiteren Überwachung des Infiltrationswassers gefordert haben. Die Bahn wehrt sich gegen diese Auflage und hat Widerspruch eingelegt. Die schriftliche Aussage eines EBA-Mitarbeiters vom 11.11.2015, „am Sofortvollzug der EBA-Anordnung bestehe kein öffentliches Interesse“, ist nach Einschätzung der Ingenieuren22 „nicht nur sachlich unzutreffend, sondern ein Skandal – der Schutz des Mineralwassers liegt sehr wohl im öffentlichen Interesse“.

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Ingenieure 22: Wo, bitte, geht es zur Bodenplatte?

Wolfgang Kuebart von den Ingenieure22 kommentiert in einem lesenswerten Rundbrief, der als Parkschützer-Newsletter veröffentlicht wurde, die wiederholten Ankündigungen der Bahn und die Berichterstattungen über die ersten Betonarbeiten am „Tiefbahnhof“. Mit dem Einverständnis des Autors stellen wir seinen Rundbrief auch auf unserer Seite ein:

Seit Monaten findet eine beispiellose Kampagne um die Bauarbeiten für den Tiefbahnhof statt, die der Bevölkerung zeigen soll, dass die Arbeiten nun aber wirklich vorwärts gehen und dass man jetzt ganz bestimmt nicht mehr umkehren könne. (Herr Brunnhuber in der SWR-Landesschau 4.1.16 zu den Tagen der offenen Baustelle.)

Am 25. August 2015 beging man 5 Jahre Baustelle, doch schon wieder lag der vor einem Jahr neu erstellte Zeitplan für die Arbeiten am Baufeld 16 mehr als ein halbes Jahr im Verzug. Gegenüber früheren Planungen war man sogar 5 Jahre im Rückstand, laut den ersten Zeitplänen aus dem Jahr 2010 hätte der Nesenbachdüker im Baufeld 19/20 schon am 11. Juni 2013 nach fast drei Jahren Bauzeit an den Nutzer übergeben werden sollen, doch man hatte Mitte 2015 nur unwesentliche Vorarbeiten begonnen.

Laut Zeitplan vom August 2014 hätte im August 2015 die Bodenplatte im Baufeld 16 komplett fertig sein sollen, doch noch immer fehlte die Statik und der Nachweis der Erdbebensicherheit. Die Bahn begründete das mit der Änderung von Vorschriften, doch die Vorschriften für Statik und Erdbebensicherheit sind seit mindestens 2005 unverändert. Dagegen haben die Erfahrungen beim Bohren der Pfähle sicher neue Erkenntnisse bezüglich der Bodenbeschaffenheit gebracht, man hat z.B. die Durchmesser der Bohrpfähle erhöht. Und dann werden seit August 2015 neue Standorte für die Fluchttreppenhäuser diskutiert. Das sind Gründe genug, dass die Statik nachgeführt werden muss, aber nicht, weil sich Vorschriften geändert hätten, sondern weil man bei dem Projekt Stuttgart21 auf Sicht baut. Seit Ende Oktober 2015 versuchen die Ingenieure22, Einsicht in die Statikunterlagen zu bekommen. Das Eisenbahnbundesamt erklärt, es habe keine Unterlagen, man werde informieren, wenn es soweit wäre. Derweil lässt die Deutsche Bahn verkünden (Stuttgarter Zeitung 5.11.2016 „Weiterer Kreis soll S-21-Terminplan sichern“ von C. Milankovic): „Die Prüfer des Eisenbahn-Bundesamtes hätten die Statiknachweise für die Bodenplatte mittlerweile freigegeben.“

Doch von Beton für die Bodenplatte im Baufeld 16 weiterhin keine Spur.

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Zum aktuellen Baufortschritt beim Tunnelbau für Stuttgart 21. Zwischenbilanz zum 31.Januar 2016

Wie Ende jeden Monats möchten wir einen Überblick über den Baufortschritt beim Tunnelbau von Stuttgart 21 geben.  Klicken Sie hier auf die Übersichten der Netzwerke seit Oktober 2015/ bis September 2015.

Weiterhin veröffentlicht die Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH (PSU) wöchentlich nur die Vortriebzahlen in Metern. Der Vortriebsstand ist damit für die betroffenen Anwohner  nicht lokalisierbar. Die im Januar letzten Jahres angekündigte Umprogrammierung der BISS21-Seite wurde von der PSU aus Kostengründen nicht umgesetzt. Viel Geld wurde hingegen in die Entwicklung der virtuellen 360-Grad-Einblicke in die Tunnelbaustellen investiert, die als „nette Spielereien“ den vom Tunnelbau betroffenen Anwohnern jedoch nicht viel an Erkenntnisgewinn bringen. Das Netzwerk Killesberg und Umgebung e.V. hat in seinem letzten Gespräch mit dem Vorstand der PSU die Zusage erhalten, dass zukünftig neben den Vortriebszahlen auch die Adresse des Gebäudes angeben wird, unter dem aktuell die Arbeiten laufen.

Nach mehr als zwei Jahren nach Start der Tunnelvortriebsarbeiten sind rund 12,2 (= 20,6%) der insgesamt 59 Tunnelkilometer von Stuttgart 21 aufgefahren. “ Das „Auffahren“ ist allerdings nicht mit einer Fertigstellung gleichzusetzen. Es fehlt noch jegliche eisenbahntechnische Ausrüstung (Fundament, Gleise, Oberleitung, Kommunikation) der bis jetzt aufgeführten Teilstrecken. Beim bergmännischem Vortrieb (ca. 44 km) fehlen gar noch die Innenschalen. Zusätzlich ist vor der Inbetriebnahme ein einjähriger Testbetrieb des unterirdischen Bahnknotens geplant.

Der Baufortschritt in den einzelnen Tunnel liegt zwischen 16,4% beim Obertürkheimer Tunnel bis 49,7% beim Cannstatter Tunnel. In keinem der bergmännischen Tunnelröhren wird jedoch die an den Anwohnerveranstaltungen angekündigten 3-4 Meter pro Tag erreicht. Der maximale durchschnittliche Vortrieb in den letzten 3 Monaten liegt bei max. 2,4 Metern am Tag pro Röhre, bei den Röhren eines Tunnels insgesamt nur zwischen 5,8-7,8 Meter am Tag:

160201 Tunnelvortriebsstand

Von den 12,2 Kilometer sind 8,3 Kilometer bergmännisch aufgefahren. Wie die noch anstehenden 35,5 Kilometer müssen diese noch in einem zweiten, aufwändigen Arbeitsgang innenverschalt werden. Die vom Bahnvorstand Volker Kefer im Verkehrsausschuss des Bundestages angekündigte monatliche 1.000 Meter-Marke  ist lediglich im Oktober 2015 erreicht worden, als Stollen, Schächte, Strecken in offener Bauweise nacherfasst wurden.

160201 Monatsliste

Nach einer groben Hochrechnung auf Basis des durchschnittlichen Tunnelvortriebs des letzten Halbjahrs von ca. 666 Metern monatlich, würde man für die restliche bergmännische Strecke von 35,48 Kilometer noch rund 4,4 Jahre benötigen. Und dies ohne die anschließend erforderliche Innenverschalung zur Fertigstellung des Rohbaus, ohne die eisenbahntechnische Ausrüstung und einem einjährigem Testbetrieb. Dabei enthalten die kommenden Strecken kritische Abschnitte, wie der Bau im quellfähigen Anhydrit oder zweistöckige Tunnel unter dem Neckar, die noch Verzögerungen mit sich bringen können. Nach den Lenkungskreisunterlagen sollen jedoch alle Tunnelstrecken von Stuttgart 21 im Rohbau einschließlich der Innenverschalung bereits spätestens Ende 2018 bzw. 2019 fertiggestellt sein.

Deutlich besser sieht die Hochrechnung für den maschinellen Vortrieb aus. Danach würde der maschinelle Vortrieb der verbleibenden 11,4 Kilometer nur rund 3 Jahre, ohne die eisenbahntechnischen Ausrüstung und der einjährige Testbetrieb, in Anspruch nehmen. Nicht eingerechnet ist die Zeit, in der die Tunnelvortriebsmaschine in der Wendekaverne unter der Gerokstraße gewendet werden muss. Ob die Maschine in den Schildfahrten vom Filderportal durchgängig Richtung Innenstadt und zurück fahren kann, hängt auch von dem Baufortschritt des 1,1 Kilometer langen bergmännischen Zwischenteils ab.

Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass der offizielle Zeitplan zur Inbetriebnahme des unterirdischen Bahnknotens Stuttgart 21 im Dezember 2021 nicht realistisch ist. Auch wenn weitere geplante Tunnelbaustellen im nächsten Jahr noch hinzukommen sollen.

Wir möchten nachfolgend einen kurzen Überblick über den Stand in den einzelnen Tunnelstrecken geben und vorneweg anmerken, dass die Planungen im PFA 1.3.a/b und PFA 1.6b nicht einmal in einem Planfeststellungsverfahren genehmigt und die eigentlichen Tunnelbauarbeiten für den PFA 1.4. (Denkendorfer Tunnel 768 m) nicht begonnen sind:

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Netzwerk Kernerviertel fordert von der Bahn Transparenz über Bauzeitenplanung für den Tiefbahnhof und den Südkopf ein

Anfang Januar war an den „Tagen der Baustelle“ eine  metergroße Schautafel zur Bauzeitplanung für den Südkopf bis Mitte 2023 aufgestellt. Aus dieser war erkennbar, dass  der offizielle Inbetriebnahmetermin von Stuttgart 21 zum Dezember 2021 nicht haltbar ist. Das Aktionsbündnis hat dies in einem Schreiben und einer Presseerklärung aufgegriffen. Der Sprecher der Projektgesellschaft erklärte daraufhin gegenüber den beiden Stuttgarter Zeitungen, dass es sich um ein veraltetes Bauszenario aus einem Workshop handle.

Unabhängig davon, ob man dieser Erklärung folgen mag. Ein aktueller Zeitplan, aus dem hervorgeht, wie die Bahn trotz des Zeitverzugs den geplanten Fertigstellungstermin halten will, wurde bislang nicht veröffentlicht. Das Netzwerk Kernerviertel hat sich jetzt in einem Schreiben (hier) an Georg Brunnhuber, den Vorsitzenden des Vereins Bahnprojekt Stuttgart-Ulm e.V., und Manfred Leger, Chef der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH, gewandt. Das Anwohner-Netzwerk fordert darin Transparenz über die aktuelle Bauzeitenplanung für den Tiefbahnhof und den Südkopf:

Sehr geehrter Herr Brunnhuber,
Sehr geehrter Herr Leger,

an den von Ihnen veranstalteten „Tagen der Baustelle“ wurde Anfang Januar eine Schautafel über den Bauablauf am Südkopf bis Mitte 2023 präsentiert, aus der u.a. eine Verzögerung der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 (BA 23) und längere Unterbrechungszeiten der SSB-Stammstrecke Richtung Hauptbahnhof ersichtlich wurden. Wir hatten darüber auf unserer Webseite berichtet. Das Aktionsbündnis  hatte dies in Schreiben an Sie, Herr Leger, und den Bahnvorstand aufgegriffen.

Wir konnten jetzt der Presse entnehmen, dass die PSU die Schautafel als „veraltet“ einstuft. Der Bauablauf stamme aus einem „Workshop, der sich mit verschiedenen Terminszenarien beschäftigte“. Der Rohbau des Tiefbahnhofs werde „deutlich früher fertig“. Eine Inbetriebnahme 2021 sei nicht gefährdet.

Dass ausgerechnet dieser differenzierte Zeitplan, der den 30.000 Besuchern auf einer großen Schautafel von Mitarbeitern präsentiert wurde, veraltet sei, erscheint uns jedoch überraschend und enttäuschend. Ist dies doch das erste Mal, dass den Anwohnern ein vollständiger Bauablauf am Südkopf mit Zeitangaben offen gelegt wurde. Danach ist das Kernerviertel ein Jahrzehnt von den Bauarbeiten rund um den Tiefbahnhof betroffen. Wir hatten vom Netzwerk Kernerviertel im Vorfeld der Anwohnerveranstaltungen bislang mehrfach vergeblich neben der Jahresvorschau um einen Gesamtüberblick der Bauabläufe von Stuttgart 21 im Bereich des Tiefbahnhofs gebeten.

Herr Brunnhuber, Herr Leger, Sie haben mehrfach in der Öffentlichkeit Transparenz über das Bahnprojekt Stuttgart 21 versprochen. Dies fordern wir jetzt als Anwohner ein.

Zur Transparenz gehört selbstverständlich die Information, mit welchen Bauarbeiten die Anwohner des Kernerviertels rund um den Tiefbahnhof bis zu dessen Fertigstellung einschließlich der Tieferlegung der B 14 belastet werden. Und es sollte selbstverständlich sein, dass aktuelle, detaillierte Bauabläufe mit Zeitangaben auf der Webseite der PSU eingestellt werden. Bei einem vergleichbaren Großprojekt, Crossrail in London, war dies für Anwohner üblich.

Wenn der Bauplan auf der Schautafel tatsächlich veraltet ist, muss doch ein neuer Bauablauf in diesem Detaillierungsgrad mit einem aktualisiertem Zeitplan existieren. Aus diesem muss ersichtlich sein, wie die PSU die termingerechte Inbetriebnahme von Stuttgart 21 trotz des mehrjährigen Bauverzugs Ende 2021 erreichen will. Wir sind als Anwohner, die seit fast vier Jahren den schleppenden Baufortschritt bei Stuttgart 21 quasi täglich vor der Haustüre miterleben müssen, mehr als skeptisch und deshalb um so mehr an Aufklärung interessiert.

Die auf den Anwohnerveranstaltungen und den Pressekonferenzen präsentierten Zeitpläne einzelner Baufelder des Tiefbahnhofs sind längst überholt. Bauarbeiten wurden zuletzt auf den Veranstaltungen meist nur noch ohne Zeitangaben angekündigt. Auch die Gesamtzeitpläne des Lenkungskreises sind für Anwohner nicht aussagekräftig.

Von daher erwarten wir im Zuge Ihres Versprechens von größerer Transparenz eine Veröffentlichung der aktuellen, detaillierten Bauablaufpläne für die geplanten langjährigen Arbeiten am Südkopf und für die einzelnen Bauabschnitte des Tiefbahnhofs im Internet. Eine Kurzübersicht über der Gesamtbauzeiten sollte auch den Anwohnern des Kernerviertels auf der nächsten Rathausveranstaltung gegeben werden.

Wir erlauben uns, eine Kopie dieses Schreiben dem Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart und dem Verkehrsminister des Landes BW zu übermitteln.

Mit freundlichen Grüßen

Netzwerk Kernerviertel

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„Lovely grey“ – Ein filmischer Blick auf Stuttgart


Ein Tip zum Wochenende: Annik Aichers Kurzfilm „Lovely Grey“, den Sie hier anschauen können. Ein filmischer Blick auf das graue und bunte Stuttgart. Tiefbahnhof- und Tunnelbaustellen, Europaviertel, die Stadtteilinitiative „Bunt statt grau“  in Untertürkheim, Urban Gardening „Inselgrün“ und die Künstlerkolonnie Contain`t in Bad Cannstatt, die bis zum 31.Januar aufgelöst werden soll.

Im Film wird auch ein bemerkenswerter Spruch von Jeremias Gotthelf aus seiner Novelle „Die schwarze Spinne“ von 1842 zitiert, dem in Stuttgart sicherlich viele zustimmen können: „Dann ist das Bauen eine wüste Sache. Man weiß wohl wie man anfängt, aber nie wie man aufhört“.

„Bunt statt grau“ schreibt dazu: „Annik Aicher heftet sich Jerimias Gotthelfs Satz »dann ist das Bauen eine wüste Sache« filmisch und textkritisch an die Fersen. In einer irrwitzigen Jagd durchs Stuttgarter Stadtgebiet spürt sie die Verödung der Baukultur auf, die sich spinnennetzartig ausbreitet. Krabbeltiere aus Stahl und grauem Beton wuchern und platzen aus dem Kessel. Grau als Modefarbe. Grau als Lebensgefühl farbsaugender Vampire. Sexy Baggerbiss. Augen zu und shoppen.“

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Nach mehr als drei Jahren wieder eine Anwohnerveranstaltung für Stuttgart-Wangen

Nach mehr als drei Jahren findet am 17.2. 2016 wieder eine Infoveranstaltung für die vom Tunnelbau bei Stuttgart 21 betroffenen Anwohner in Stuttgart-Wangen statt. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr; Veranstaltungsort ist die Turn- und Versammlungshalle der Wilhelmschule Wangen. Eine offizielle Ankündigung der Veranstaltung, zu der die Bürgerbeauftragte Alice Kaiser einlädt, findet sich auf der Webseite der Stadt Stuttgart. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Wangener Bezirksvorsteherin Beate Dietrich statt, die zugleich als Tunnelpatin des nach ihr benannten Obertürkheimer Tunnels („Beate-Tunnel“) fungiert. Den Einladungs-Flyer, der in Wangen verteilt wird, finden Sie hier.

Das Netzwerk Wangen/Untertürkheim hatte sich schon seit längerem sowohl bei der Bürgerbeauftragten Alice Kaiser als auch bei der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm für eine Veranstaltung in Wangen eingesetzt und im Januar eine Liste mit den relevanten Themen Geologie, Immisionen und Unterfahrungsrechte geschickt. Lesen Sie hier.

Es wird auch dringend Zeit, dass in Wangen wieder eine reguläre Bürgerveranstaltung für die betroffenen Anwohner (außerhalb der Bezirksbeiratssitzungen) stattfindet. Im Kernerviertel beispielsweise laden die Bürgerbeauftragte Alice Kaiser und die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle seit Ende 2013 regelmäßig zwei Mal im Jahr zu Bürgerveranstaltungen zu Stuttgart 21 ein.

Denn der Stadtbezirk Wangen ist von den Auswirkungen des Bahnprojekts massiv betroffen. Wir mussten immer wieder über den Tunnelbau in Wangen und die betroffenen Anwohner berichten:

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Kontext: Klimakiller Tiefbahnhof / Pril-Blumen statt Parkbäumen

Die Wochenzeitschrift Kontext hat diese Woche einen lesenswerten Beitrag über den CO2-Verbrauch für den Bau und den Betrieb von Stuttgart 21 mit dem Titel „Klimakiller Tiefbahnhof“ veröffentlicht. Danach „beschleunigt das Baggern, Bohren und Betonieren den globalen Klimawandel: Allein beim Bau von Tiefbahnhof und Tunnelstrecken entweichen rund 1,6 Millionen Tonnen Treibhausgase“.

Betonanlage für den Bau des Tiefbahnhofs -mit grünem Anstrich an den „Tagen der Baustelle“

Dabei wurde der Baustelle an den Besuchertagen eine ökologische Note verpasst. Per Lichtprojektionen tummelten sich Käfer am Bonatzbau und Pril-Blumen sprießten aus den Baulöchern. Weil es so schön war, ist die Projektion bis Ende Januar verlängert. Kontext berichtet darüber im Beitrag „Pril-Blumen statt Parkbäumen“.

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Inbetriebnahme Dezember 2021 laut Bahn nicht in Verzug. Anfang Januar ausgehängter Zeitplan bereits veraltet?

Die Stuttgarter Nachrichten (hier) haben gestern über die Pressemitteilung des Aktionsbündnisses zum Bauverzug bei Stuttgart 21 berichtet. Wir hatten auf unserer Seite als erste auf die abweichende Bauplanung aufmerksam gemacht. Die Bahn dementiert auf Nachfrage den auf dem Schaubildern ausgewiesenen Bauverzug, nachdem die Inbetriebnahme von Stuttgart 21 erst zum Fahrplanwechsel 2022/23 realistisch ist. Der offizielle Start im Dezember 2021, so der Pressesprecher der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH, sei nicht gefährdet.

Die StN schreibt: “ „Das kann schon sein“, kommentiert Winfried Reichle die gezeigten Daten, mit denen die Ingenieure den Bauablauf auf 18 Farbtafeln darstelltenDie Bahn aber wird voraussichtlich schneller sein als auf den Schaubildern. Sie stammten aus einem Workshop, „der sich mit verschiedenen Terminszenarien beschäftigte“, sagt ein Projektsprecher. Damit sollten gegenseitige Abhängigkeiten der Arbeiten transparent gemacht werden, als Grundlage, „um rechtzeitig Gegensteuerungsmaßnahmen ergreifen zu können“. Das Szenario sei veraltet, der Rohbau werde deutlich früher fertig. 2021 sei der Bahnhof , „nach allem, was bisher bekannt ist“, fertig.“

Wie bitte? Da drängen sich doch jedem die folgenden Fragen auf:

  • Der Zeitplan stammt lediglich aus einem Workshop, bei dem der Bauablauf und die gegenseitigen Abhängigkeiten am Südkopf bis 2023 durchgespielt wurden?
  • Und der Zeitplan soll laut Bahn veraltet sein, obwohl Winfried Reichle, Infrastrukturleiter der SSB für Stuttgart 21, diesen nicht dementiert?
  • Und diesen veralteten Zeitplan präsentierte die Bahn mehrere Meter groß an den „Tagen der Baustelle“ vor mehr als 30.000 Besuchern?
  • Und die Bauarbeiten werden voraussichtlich schneller als auf den Schaubildern durchgeführt werden, obwohl  bislang kein einziger veröffentlichter Zeitplan für Stuttgart 21 eingehalten wurde?
  • Und dies, obwohl die Bahn in den letzten Infoveranstaltungen für die Anwohner des Kernerviertels der Frage nach dem Gesamtzeitplan und den Gegensteuerungsmaßnahmen zur Einholung des Zeitverzuges beim Bau des „Tiefbahnhofs“ schuldig blieb? Und bislang kein aktueller, detaillierter Zeitplan für den „Tiefbahnhof“ und den Südkopf veröffentlicht wurde?
  • Und der Zeitverzug, der bereits jetzt schon auf dem Schaubild beim Nesenbachdüker und den beiden Baufeldern 22 und 25 ins Auge sticht, soll zusätzlich noch eingeholt werden?
  • Und die Bauarbeiten des „Tiefbahnhofs“ sind weiterhin im Plan, obwohl die für 2014 angekündigte Betonplatte weiterhin nicht genehmigt ist?
  • Ist dies unter der Transparenz zu verstehen, die der Vorstand der Projektgesellschaft, Manfred Leger, und der Vorsitzende des Vereins, Ex-MdB Georg Brunnhuber, in der Öffentlichkeit auch für die betroffenen Anwohner propagieren? Einen angeblich veralteten Zeitplan aushängen?

Das ist nicht glaubwürdig. Da kann der Pressesprecher der Projektgesellschaft Stutgart-Ulm GmbH sich noch so winden. Es ist nach unserer Einschätzung nur noch eine Frage der Zeit bis die Bahn die verspätete  Fertigstellung bzw. Inbetriebnahme von Stuttgart 21 einräumen muss. Oder die Projektgesellschaft veröffentlicht aktuelle realistische Bauzeitenpläne zum „Tiefbahnhof“ und dem Südkopf, die uns eines besseren belehren lassen.

Wie es um das Großprojekt bestellt ist, zeigt die Pressemitteilung der Projektgesellschaft (hier) über die ersten Betonarbeiten zur Einbringung einer Sauberkeitsschicht auf einer 10 x 20 großen Fläche im Bereich des Medienkanals, über die die Stuttgarter Zeitung (hier) in ihrer heutigen Ausgabe berichtet. Jeder Kübel Beton ist eine Meldung wert, auch wenn die eigentliche Betonplatte nicht freigegeben ist. Nicht nur der Bau des „Tiefbahnhofs“ ist deutlich im Verzug.

Auch der Blick auf die aktuellen Vortriebsstände zum 25.Januar 2016 und der Baufortschritt Tunnelbau, den wir wöchentlich dokumentieren, zeigt dass eine Inbetriebnahme zum Dezember 2021 nicht realistisch ist. Klicken Sie hier auf die Übersichten der Netzwerke seit Oktober 2015/ bis September 2015. Aktuell sind nach mehr als zwei Jahren Bauzeit rund 20%, d.h. 12 der 59 Kilometer vorgetrieben. Von den 12 Kilometer sind 8 Kilometer bergmännisch aufgefahren, die -wie die noch anstehenden 35,5 Kilometer- in einem zweiten, aufwändigen Arbeitsgang noch innenverschalt werden müssen. 2015 wurden bergmännisch rund 6 Kilometer aufgefahren. Lediglich im Oktober 2015, als Stollen, Schächte, Strecken in offener Bauweise nacherfasst wurden, ist die vom Bahnvorstand Volker Kefer angekündigte 1.000 Meter-Marke für den monatlichen bergmännischem und maschinellem Gesamtvortrieb erreicht worden:

Vortriebsstand 25.01.2016

Nach einer groben Hochrechnung auf Basis des durchschnittlichen Tunnelvortriebs im letzten Halbjahr von ca. 666 Metern monatlich, würde man für die restliche bergmännische Strecke von 35,5 Kilometer noch rund 4,5 Jahre benötigen. Und dies ohne die anschließend erforderliche Innenverschalung zur Fertigstellung des Rohbaus, die eisenbahntechnische Ausrüstung und einjährigem Testbetrieb. Dabei enthalten die kommenden Strecken kritische Abschnitte, wie der Bau im quellfähigen Anhydrit oder zweistöckige Tunnel unter dem Neckar, die noch Verzögerungen mit sich bringen können. Nach den Lenkungskreisunterlagen sollen jedoch alle Tunnelstrecken von Stuttgart 21 im Rohbau einschließlich der Innenverschalung bereits spätestens Ende 2018 bzw. 2019 fertiggestellt sein.

Die Bahn hat der steuerzahlenden Öffentlichkeit und den Anwohnern, die von den jahrelangen Bauarbeiten betroffen sind, Transparenz beim Großprojekt Stuttgart 21 versprochen. Das sollte sie auch beim Zeitplan einlösen.

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Einige offene Fragen zu den S21-Baumaßnahmen- Resumée eines Gesprächstermins des Netzwerks Killesberg und Nordlichter mit der Bahn

Am 10. November 2015 fand für die Bürger des Stuttgarter Nordens eine Informationsveranstaltung der Bahn statt, zu der die städtische Bürgerbeauftragte Alice Kaiser eingeladen hatte. Die Veranstaltung war seitens des Netzwerks Killesberg und der „Nordlichter“ mit einem langen Katalog offener Fragen vorbereitet. Diese waren der Bahn (DB Projekt GmbH) mit der Bitte um Antworten zugegangen.

Vieles, was die Bahn seinerzeit präsentiert und vorgetragen hat, blieb allerdings hinter den Erwartungen zurück, was die Gruppen enttäuschte und veranlasste, Antworten auf die offen gebliebenen Fragen aus der Veranstaltung noch einmal schriftlich bei der Bahn einzufordern. Parallel hatte die Bahn angeboten, die Themen in einem kleinen Kreis noch einmal zu diskutieren. Dieser Kreis von 17 Mitgliedern des Netzwerks Killesberg und der Nordlichter traf sich am Mittwoch, 13. Januar, mit drei Vertretern der Bahn im Haus der Bürgerbeauftragten. Behandelt werden sollten folgende Themenblöcke:

  • Themenblock I: Information, Kommunikation, Offenheit
  • Themenblock II: Geologie, Risiken des Tunnelbaus im Anhydrit
  • Themenblock III die Baustellenlogistik
  • Themenblock IV: Lärm und Immissionen mit Schwerpunkt Zwischenangriff (ZA) Prag

Pauschales Fazit: Es gab einige Klärungen und Zusagen seitens der Bahn. Beispielsweise sollen zukünftig auch neben den wöchentlichen Zahlen mit den Vortriebsständen adressgenau der Vortriebsstand lokalisiert werden. Die Bahn will künftig auf ihrer Website sowie – parallel – über ein elektronisches Verteilsystem die Sprengungen ankündigen.

Viele Fragen blieben aber offen, über manche ausweichende Antwort blieb Unzufriedenheit zurück. Aus Zeitgründen konnten auch viele drängende Fragen, insbesondere zum Immissionsschutz am ZA Prag nicht mehr beantwortet werden. Lesen Sie hier das gemeinsame Resumée der Teilnehmer des Netzwerk Killesberg und der Stadtteilgruppe Nordlichter.

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Memorandum von Prof. Dr. Uwe Dreiss zu Enteignung und Entschädigung bei Stuttgart 21

Mehr als 3.500 Grundstückseigentümer sind von den 59 Tunnelkilometer für Stuttgart 21 im Stadtgebiet betroffen. Für die meisten ist die Enteignung und Entschädigung bei den Unterfahrrechten für Stuttgart 21 völlig unbefriedigend. Vertreter der  Netzwerke waren dazu mehrfach mit dem Vorstand der Projektgesellschaft im Gespräch. Auch Brigitte Lösch, Landtagsvizepräsidentin und Abgeordnete, hatte sich in einem Schreiben (hier) wegen den betroffenen Eigentümern ihres Wahlkreises an Projektchef Manfred Leger gewandt. Unter anderem hatte MdL Brigitte Lösch nachgehakt, warum die Entschädigung der Eigentümer für die Unterfahrung der Grundstücke nicht entsprechend § 9 Abs. 1 Landesenteignungsgesetzes BW nach dem Verkehrswert, sondern nur nach dem niedrigeren Bodenrichtwert bemessen werde. Über die Pressemitteilung von MdL Brigitte Lösch zum ausführlichen Antwortschreiben von Projektchef Manfred Leger (hier),  hatten wir ebenfalls berichtet.

Prof. Dr. Uwe Dreiss, Netzwerk Kernerviertel, hat sich jetzt in einem Memorandum mit den darin aufgeführten Argumenten der Projektgesellschaft zur Enteignung und Entschädigung bei den Unterfahrrechten für Stuttgart 21 und der Neubaustrecke Stuttgart-Ulm auseinander gesetzt. Lesen Sie hier. Dieses Memorandum ist allerdings keine Rechtsberatung; es dient nur zur allgemeinen Information. Prof. Dr. Uwe Dreiss kommt in seiner juristischen Stellungnahme, die auch an den Vorstand der Projektgesellschaft ging, zu folgenden rechtlichen Bewertungen:

  • Boden-/Verkehrswertes eines Grundstücks: Bei den Entschädigungen für Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Stuttgart-Ulm geht die Bahn nur vom Bodenwert eines Grundstücks aus. Das darauf gebaute Gebäude wird nicht berücksichtigt. Dies steht im Widerspruch zum Landesenteignungsgesetz Baden-Württemberg, das ausdrücklich vom Verkehrswert eines Grundstücks spricht. Der im Antwortschreiben von Manfred Leger zitierte juristische Kommentar interpretiert die Urteile des Bundesgerichtshofs (BGH) und des Landgerichtes (LG) Bielefeld nur unzureichend. Denn auch sie berücksichtigen grundsätzlich einen Verkehrswert einschließlich dem vorhandenen Gebäude. Als praktische Konsequenz ergibt sich daraus, dass vom Verkehrswert für Grundstück und Gebäude auszugehen ist. Allerdings muss es für eine Wertminderung des Gebäudeanteils „hinreichende Schätzungsgrundlagen„, wie beispielsweise zu erwartende dauerhafte Mieteinbußen durch Lärm und Erschütterung des Bahnbetriebs, geben.
  • Entschädigung nach den DIA-Gutachten: Die beiden DIA-Gutachten, auf deren Grundlage die Bahn in der Praxis  die Entschädigungen festsetzt, berücksichtigen nicht die Vorgaben dess Landesenteignungsgesetz BW.  Das gilt auch für die in diesen Gutachten mehrfach verwendeten Abstaffelungen nach dem Bodenwert, dem Bodenrichtwert und den Tiefenlagen der Tunnel. Diese Abstaffelungen ergeben sich weder aus dem Landesenteignungsgesetz noch aus den in den DIA-Gutachten zitierten Entscheidungen des BGH und des LG Bielefeld.  Es bestehen daher erhebliche Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit der in dieser Gutachten angegebenen Verfahren zur Berechnung der Entschädigung von Bahnunterfahrungsdienstbarkeiten. Es fehlt an einer gesetzlichen Grundlage, die Art und Ausmaß der Entschädigung regelt.
  • Vorzeitige Besitzeinweisung: Die vorzeitige Besitzeinweisung nach § 21 des Allgemeinen Eisenbahngesetztes verstößt gegen Art. 14 Abs. 3 Satz 2 Grundgesetz, da sie eine Enteignung zum Gegenstand hat, für die es an einer Regelung von Art und Ausmaß der Entschädigung durch Gesetz fehlt.
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Aktionsbündnis fordert von der Bahn Transparenz über Fertigstellung und Kosten bei Stuttgart 21 ein

Wir hatten Anfang Januar darüber berichtet, dass die Bahn auf den „Tagen der Baustelle“ einen Bauzeitenplan für den Südkopf ausgehängt hatte, nach dem eine Inbetriebnahme von Stuttgart 21 frühestens 2022/23 realistisch ist. Das Aktionsbündnis hat dies aufgegriffen und Brief an die Bahnvorstände Rüdiger Grube und Volker Kefer sowie an Manfred Leger, Vorstand der Projektgesellschaft Stuttgart, Ulm geschrieben. Das Aktionsbündnis fordert Transparenz über den Bauzeitenplan sowie Kosten des Großprojekts ein. Dieses Schreiben ging als Kopie an den Oberbürgermeister Fritz Kuhn und den Verkehrsminister Winfried Herrmann. Das Aktionsbündnis hat auch heute dazu folgende Pressemitteilung veröffentlicht:

„Fertigstellungstermin S21: Die Deutsche Bahn AG mogelt weiter

Ausweislich ihrer eigenen Pläne, geht die Bahn längst davon aus, dass Stuttgart 21 niemals 2021 fertiggestellt wird. Genau dies behauptet sie aber fortgesetzt öffentlich und den Projektpartnern gegenüber. Man müsse sich fragen, wie lange ein bundeseigener Großkonzern folgenlos die Wahrheit derart manipulieren dürfe, so Eisenhart von Loeper, Sprecher des Aktionsbündnisses.

Aufmerksame Anwohner des Netzwerks Kernerviertel hatten anlässlich der „Tage der offenen Baustelle“ im ausgehängten Bauzeitplan für den Südkopf den Widerspruch zu den öffentlichen Verlautbarungen einer Inbetriebnahme im Dezember 2021 entdeckt und ihn auf der Webseite der Netzwerke 21 dargestellt.

Damit nähert sich die bahninterne Planung dem, was das Gutachten des Münchner Verkehrsplanungsbüro Vieregg und Rössler ermittelt hatte – dass nämlich mit einer möglichen Fertigstellung eher 2024 zu rechnen ist.

Das Aktionsbündnis hat sich in einem Schreiben an die Bahnvorstände Dr. Grube und Dr. Kefer gewandt und sie aufgefordert, „die krassen Widersprüche des behaupteten Termins der Fertigstellung von S 21 realitätsnah zu bereinigen“. Ähnlich lautende Schreiben gingen an Manfred Leger, Geschäftsführer der DB Projektbau, an OB Fritz Kuhn und den zuständigen Landesverkehrsminister Winfried Hermann.

Schon bei der Kostenentwicklung des Projekts und dessen behaupteter Leistungsfähigkeit, konnte der Bahn mehrfach Falschinformation und Irreführung wider besseres internes Wissen nachgewiesen werden. Dass die Bahn offensichtlich jetzt auch in der Frage des Fertigstellungstermins diese Politik fortsetzt, sei höchst unverantwortlich, so von Loeper. Die Projektbeteiligten, vor allem in Stadt und Land, die versprochen hatten, Stuttgart 21 kritisch zu begleiten, forderte er auf, sich von der Bahn nicht weiter auf der Nase herumtanzen zu lassen und den längst überfälligen Offenbarungseid in der Kostenfrage (neuerliche Kostenexplosion), in der Frage der Leistungsfähigkeit und jetzt auch bezüglich des Fertigstellungstermins ultimativ einzufordern.“

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Baugrube 16: noch kein Beton – weiterer Bauverzug bei S 21

Ende Dezember  kündigte die Stuttgarter Zeitung (hier) auf ihrer Titelseite den Start der Betonierarbeiten beim Baufeld 16 an.  Doch bis heute ist nichts davon zu sehen. Hans Heydemann von Ingenieuren 22 hat dazu folgenden Leserbrief an die StZ geschickt, der auf einen weiteren Bauverzug wegen der noch nicht einmal fertiggestellten Arbeiten für den Fernheiz- und Medienkanal hinweist:

Die STZ hatte am 29.12.15 unter der Überschrift: „Exklusiv Stuttgart 21: Ab Januar wird am Bahnhof betoniert“ berichtet: „Am 11. Januar beginnt die Bahn mit dem Betonieren eines ersten Abschnitts an der Bodenplatte für den Durchgangsbahnhof von Stuttgart21.“ Dies hatte ein Projektsprecher auf Nachfrage der STZ angegeben.
Inzwischen ist dieser Zeitpunkt um zwei Wochen verstrichen, ohne daß auch nur ein Gramm Beton für den Aufbau der Bodenplatte eingebracht worden wäre. Das Kommunikationsbüro schiebt das auf den Kälte-Einbruch der letzten Woche. Doch in der Woche vom 11.- 15.1. war das Wetter mild genug, um betonieren zu können, wie an anderen Baustellen im Stadtgebiet zu sehen war.

Das Wetter ist auch nur eine faule Ausrede der DB – tatsächlich läßt der unzureichende Bauzustand ein Betonieren der Bodenplatte noch gar nicht zu! Insbesondere fehlt immer noch der parallel zum Cannstatter Düker verlaufende Fernheiz- und Medienkanal, mit dessen Aushub erst kürzlich begonnen worden ist. Erst wenn dieser fertig gebaut und auch die Fernheizleitungen darin verlegt sein werden, kann die Bodenplatte für die Tiefbahnsteig-Halle darüber betoniert werden. Dies wird frühestens Anfang April möglich sein. Unverständlich, wie die S-21-Bauleitung der DB angesichts dieses Sachstandes der Öffentlichkeit gegenüber den 11.Januar als Beginn für die Betonierarbeiten hat angeben können – die DB hat sich damit beim S-21-Bauvorhaben einmal mehr als unglaubwürdig erwiesen!

An den „Tagen der Offenen Baustelle“ v. 4. – 6.1.2016 war u.a. eine Schautafel der DB zu sehen, die den verwickelten Bauablauf der ineinander verschachtelten Bauwerke des S-21-Südkopfes mit dem Nesenbach-Düker und der Verlegung der Haltestelle „Staatsgalerie“ in Halbjahresschritten zeigte; der letzte Bauschritt ist darauf mit „Juli 2023“ angegeben. Wie aber können dann schon 2021 Züge durch den S-21-Tiefbahnhof fahren, wenn dieser erst 2023 fertig werden soll? Die Bahn ist dazu eine Erklärung schuldig.

Zur Erinnerung: Ursprünglich sollten die ersten Züge ja schon 2010 durch den Tiefbahnhof fahren – der Kopfbahnhof sei dann am Ende, so hieß es damals. Und finanziert worden wäre das Ganze allein durch die Erlöse beim Verkauf der Gleisflächen, ohne öffentlicher Gelder! Warum wird die Öffentlichkeit von der Politik so belogen?

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StN: EBA will Planänderungsverfahren für Hebungsinjektionen im Kernerviertel durchführen

Wir haben bereits darüber berichtet, dass die Bahn die Hebungsinjektionen im Kernerviertel zur Absicherung der meist historischen Gebäude auf mehr als das doppelte Gebiet ausweiten will. Dazu wurden die betroffenen Eigentümer in zwei Veranstaltungen informiert und in einem Schreiben von der Bahn aufgefordert, bis Mitte Januar ihre Einverständnis dazu zu geben.

Rückmeldungen der im Netzwerk Kernerviertel organisierten Eigentümer bei einem gemeinsamen Termin mit einem Rechtsanwalt zeigten, dass diese sich von der Bahn überrumpelt fühlen. Sie wollen ihr Einverständnis dazu nicht geben und erwarten  ein ordentliches Planänderungsverfahren mit Vorlage von geotechnischen Fachgutachten und Anhörung durch das Eisenbahn-Bundesamt.

Von der Bahn fühlen sie sich über die Notwendigkeit dieser Maßnahme, den Risiken des Tunnelbaus im weichen Gestein bzw. der Hebungsinjektionen nicht aufgeklärt. Dass die Bahn die Ausweitung der kostspieligen Hebungsinjektionen nur wegen neuer technischer Möglichkeiten durchführt, wird als wenig glaubhaft eingeschätzt. Auch wurden sie über den vom Sachverständigen der Bahn für den Tunnelbau prognostizierten Umfang der zu erwartenden Setzungen von 4-5 cm nicht informiert. Statt dessen war von erforderlichen Hebungen im Millimeterbereich die Rede.

Die Stuttgarter Nachrichten berichtet heute (hier) über einen der Eigentümer am Schützenplatz. Von den elf Eigentümern dieses Wohnhauses aus der Gründerzeit werden die Meisten ihre Einverständnis nicht erteilen. Die StN schreibt:

„Noch im Herbst 2015 habe die Bahn Bedenken zu der Bebauung oberhalb der Urbanstraße zerstreut, sagt Hans-Peter Hafner. „Es sei alles klar“, habe der die Bahn beratende Ingenieur Walter Wittke die Anwohner beruhigt. Wittkes Büro hatte zuletzt im März 2013 in einer umfassenden Stellungnahme zu einer Erhöhung der Grundwasserentnahme am Hauptbahnhof festgestellt, dass oberhalb der Urbanstraße „Gebäude mit dem vorgesehenen Vortriebskonzept ohne Hebungsinjektionen schadlos unterfahren werden können“.“

Laut StN sei das Eisenbahn-Bundesamt  nicht bereit, die Ausweitung dieser Hebungsinjektionen ohne ein förmliches Verfahren zu behandeln. Der Pressesprecher der Projektgesellschaft bestätigt, dass die Erweiterung des Hebungsfeldes „nicht im Zusammenhang mit neuen geologischen Erkenntnissen“ stehe, sondern auf eine technische Weiterentwicklung zurückzuführen sei. Nicht nur die betroffenen Eigentümer, sondern auch die StN stellen daraufhin die Frage, warum diese jetzt ohne eine Änderung der geologischen Einschätzung erforderlich sind: „Gibt die Aktiengesellschaft zusätzliches Geld aus, nur weil es neue technische Möglichkeiten gibt?“

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SÖS-LINKE-Plus haken wegen des Baulärms in Wangen nach

Die Fraktionsgemeinschaft SÖS-LINKE-Plus hakt jetzt in einer Anfrage an die Stadt wegen des Baulärms in Wangen nach. Lesen Sie hier. Sie fordert Maßnahmen der Stadt zum Schutz der Anwohner, kontinuierliche Lärmmessungen und eine juristische Prüfung der rechtlichen Argumentation der Bahn.

Wir haben mehrfach über die untragbare Situation der Anwohner in Wangen berichtet, die seit Monaten durch den Lärm und die Erschütterungen der Spreng-und Meißelarbeiten unter ihren Häusern massiv beeinträchtigt sind. Gutscheine für Hotelübernachtungen sind insbesondere Familien und ältere Anwohner über Wochen hinweg keine Lösung.  Zumal der Planfeststellungsbescheid Entschädigungen vorsieht und die Bahn noch mindestens ein weiteres halbes Jahr für den Bau der zweiten Röhre unter Wangen arbeiten wird. Die Bahn will erreichen, dass auch Nachts gesprengt werden kann. Nach einem Beitrag der Stuttgarter Zeitung (hier) kurz vor Weihnachten ist keine Lösung in Sicht. Für die Anwohner ist auch dies nicht mehr tragbar. Sie wollen einfach eine ungestörte Nachtruhe.

Update 24.01.2016: Die Stuttgarter Zeitung berichtete gestern (hier) über den Antrag der Fraktionsgemeinschaft SÖS-LINKE-Plus. Für die Anwohner neu ist, dass die Bahn laut StZ jetzt den Vortrieb der zweiten Röhre Richtung Hauptbahnhof, für die wieder laute Meißel- und Sprengarbeiten erforderlich sind, zurückgestellt hat. Die Bahn wil sich vorerst auf die Vortriebsarbeiten der Tunnel Richtung Hauptbahnhof konzentrieren.

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Was ist mit dem Baustellenbetrieb beim Feinstaubalarm?

Gestern wurde in Stuttgart deutschlandweit der erste Feinstaubalarm ausgerufen und kaum einer ist dem Aufruf gefolgt, auf das Auto freiwillig zu verzichten.  Dies war Wasser auf den Mühlen der  Umweltverbände und der Bürgerinitiative Neckartor, die das Konzept des Luftreinhalteplans („Luftreinhaltung light“) im Vorfeld scharf kritisiert hatten. Die Umweltverbände AGVL aus Leonberg, der VCD Kreisverband Stuttgart, das Klima- und Umweltbündnis KUS und die BI Neckartor hatten einen öffentlichen Brief an Verkehrsminister Winfried Hermann und Oberbürgermeister Fritz Kuhn verfasst.

Die beiden Stuttgarter Zeitungen berichteten ausführlich über diesen ersten Tag, an dem dann tatsächlich die Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide massiv überschritten wurden. Auf der Webseite der BI Neckartor  findet sich eine umfangreiche Sammlung der Meldungen. Doch es wurde in der Stuttgarter Presse mit keinem Wort erwähnt, dass die Innenstadtluft nicht nur durch den Autoverkehr belastet wird, sondern auch noch durch den Baustellenbetrieb von Stuttgart 21 und den zahlreichen Baustellen im Zentrum. Ein getwittertes Foto vom Kriegsberg zeigt den Baubetrieb auf der nördlichen „Tiefbahnhof“-Baustelle morgens kurz nach neun Uhr:

Feinstaubalarm und Baufahrzeuge

Dabei verursachen laut Umweltbundesamt Baustellen in Innenstädten durch mobile Maschinen und Geräte erhebliche Schadstoffemissionen.  Deren Emissionen gesundheitsschädlicher Feinstaubpartikel liegen heute etwa so hoch wie die des gesamten Straßenverkehrs. Bei Stickoxiden ist es etwa ein Viertel. Mehr dazu finden Sie auf der Seite der BI Neckartor.  Die Netzwerke hatten sich vor einem Jahr nach dem „Blauen Brief aus Brüssel“ in einem Schreiben an den Oberbürgermeister Fritz Kuhn gewandt und ein Luftbelastungsszenario für den Baustellenbetrieb von Stuttgart 21 gefordert.

Nach einer Analyse der Landesanstalt LUBW sind im Jahr 2014 allein 14 der 64 Überschreitungstage in Stuttgart auf den Baustellenbetrieb zurückzuführen. Ein Messergebnis, das sich erstaunlicherweise nicht in den Messgutachten der Bahn für Stuttgart 21 wiederfindet. Für 2015 sind keine Analysen veröffentlicht. Dennoch liegt es auf der Hand, dass auch hier der Baustellenbetrieb zur Zunahme der Belastungstage beigetragen hat. Die  2 Tage, die Ferpress auf Nachfrage als Antwort von der Stadt Stuttgart erhalten hat, erscheinen da vergleichsweise niedrig.

Wenn die Stadt Stuttgart die Einhaltung der EU-Richtlinien zum Gesundheitsschutz ihrer Bürger wirklich ernst nimmt, dürfte man ab der Einführung von verpflichtenden Fahrverboten auch vor einer vorübergehenden Stilllegung der Baustellenbetriebe im Stuttgarter Kessel nicht zurückschrecken. Alles andere wäre vor allem im Kernerviertel rund um das Neckartor, Deutschlands „dreckigster“ Kreuzung in direkter Nähe zu Europas größter Baustelle, nur halbherzig und wenig erfolgsversprechend.

Ein wichtiger Hinweis: Das OK Lab sucht noch Paten und Spenden für die Feinstaubmessgeräte.

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Zur Infoveranstaltung der Ingenieure 22 über den Stand bei Stuttgart 21

Gestern fand im Bürgerhaus Möhringen die Infoveranstaltung  „S 21 Stuttgart in Schieflage“  statt. Dipl.Ing. Klaus Gebhard und Dipl. Ing. Hans Heydemann berichteten Baufortschritt von Stuttgart 21 und über die Ursachen der Verzögerungen. Wer die Veranstaltung verpasst hat, kann sie auf Video bei schaeferweltweit portioniert nach Themen anschauen.  Nach dem Flyer waren die Punkte in folgende Themenblöcke  eingeteilt. Wir stellen auszugsweise nur ein paar seiner Folien ein:

  • Probleme mit dem Untergrund: Anhydrit/ Sand / Schlamm / Dolinen

Hans 1

  • Probleme mit dem Wasser: Rost / aufsteigendes Grundwasser / Gefährdung des Mineralwassers
  • Probleme aus Platzgründen: Verkehrsführung (z.B. Haltestelle Staatsgalerie, viele Umleitungen)

Hans 3

  • Probleme mit dem Tunnelverlauf: durch Anhydrit auch unter dem Fernsehturm und mehrfache Unterquerung des Neckars
  • Probleme wegen fehlender Sicherheit: Brandschutz / Rettungswege / Barrieresicherheit
  • Probleme wegen Bauverzögerung: durch Planungsfehler / fehlende Genehmigungen

Hans 4

  • Probleme wegen Finanzierung

Leider reichte die Zeit nicht, um alle  Themen zu behandeln. Die beiden letzten Themenblöcke fielen daher leider unter den Tisch. Die umfangreiche Präsentation von Hans Heydemann finden Sie hier.

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Tunnelbau im Kernerviertel: weitere Häuser sollen mit Hebungsinjektionen angehoben werden

Die Wohnhäuser im unteren Kernerviertel sollen nur in einer geringen Tiefe und im äußerst weichen Gestein des ausgelaugten Gipskeupers vom Fildertunnel unterfahren werden. Zwischen Tunnelfirst und Keller sind oft nur wenige Meter. Daher sieht der Planfeststellungsbeschluss zum PFA 1.2./Fildertunnel vor, dass dem Anfahrbereich nächst gelegene Gebäude (Sängerstraße 6-8, Urbanstr. 47-51) mit Hebungsinjektionen zum Schutz vor Senkungsschäden zunächst um ein paar Zentimeter angehoben werden mussen. Ansonsten würden sich die Häuser nach Berechnungen bei der Unterfahrung zu stark setzten. Einen Hinweis auf die zu erwartende Größenordnung gibt die geotechnische Stellungnahme auf Seitte 114ff, die von der Bahn 2013 im Zuge der Planänderung Grundwassermanagement nachgereicht wurde. Danach  würden sich die Wohnhäuser im Anfahrbereich bis zur Urbanstraße ohne die Hebungsinjektionen um eine „vortriebsbedingte Gesamtsenkung“ um 5-7 cm setzen.

Für die Hebungsinjektionen müssen drei Schächte (Polizeiparkplatz, Sängerstr. 6  und Urbanstraße 47) mit einem Durchmesser von rund 6 Meter ausgegraben werden, über die dann per Bohrungen Beton in den Untergrund verpresst werden soll. Erste Informationen über die Hebungsinjektionen wurden von der Bahn im Oktober 2013 auf der Rathaus-Veranstaltung präsentiert (hier). Informationsrunden im engen Kreis für die direkt betroffenen Eigentümer über die baulichen und rechtlichen Fragen zu den technisch aufwändigen Hebungsinjektionen waren angekündigt.

Im Dezember 2015 erhielt jedoch ein viel größerer Kreis von Eigentümer im Kernerviertel von der Bahn eine Einladung zu den beiden geschlossenen Informationsveranstaltungen über die Hebungsinjektionen als eigentlich nach der Planfeststellung vorgesehen ist. Grund dafür ist, dass die Bahn jetzt die Hebungsinjektionen auf ein mehr als doppelt so großes Gebiet bis hoch zum Schützenplatz ausweiten will. Auch die Stützmauern der Eigentümer der darüberliegenden Kernerstraße sind von den Hebungsinjektionen betroffen. Das Gebiet, das jetzt die Bahn mit Hebungsinjektionen durch eine Betonierung/Verfestigung des Untergrunds absichern will, findet sich in der Präsentation, die auf der Webseite der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH eingestellt ist. Die Hebungsinjektionen links der Urbanstraße sind planfestgestellt. Für die zusätzlichen Hebhungsinjektionen bis zum Schützenplatz will die Bahn jetzt eine Planänderung beim Eisenbahn-Bundesamt einreichen. Die Eigentümer wurden aufgefordert bis Mitte Januar 2016 ihre schriftliche Zustimmung dazu zu erteilen:

Hebungsinjektionen

Dass jetzt bei einer Vielzahl weiterer Wohngebäude im Kernerviertel aufwändige Hebungsinjektionen zum Schutz erforderlich sind, kommt überraschend. Die Bahn hatte seit dem Projektstart für Stuttgart 21 die geologische Vorerkundung und die Sicherheit ihrer geplanten Schutzmaßnahmen beim Tunnelbau betont. Warum jetzt doch die Hebungsinjektionen auch für eine Vielzahl von weiteren, höherliegenden Gebäuden erforderlich ist, wurde in den Veranstaltungen nicht erläutert noch Unterlagen über den Planänderungsantrag dazu bereit gestellt.

Eigentümer des Kernerviertels, die im Rahmen der Planfeststellung gegen die unzureichenden Sicherungsmaßnahmen beim Tunnelbau geklagt hatten, fanden vor dem Verwaltungsgerichtshof BW und dem Bundesverwaltungsgericht kein Gehör. Der Gutachter der Bahn vor Gericht, Prof. Dr. Wittke, befand die Schutzmaßnahmen seiner eigenen Planung für ausreichend. So kann man im Urteil des 5.Senats des Verwaltungsgerichtshofes vom 08.02.2007 folgende Einschätzung des Gerichts lesen: „Durch die vorgesehene, im Einzelnen in der tunnelbautechnischen Stellungnahme des Gutachters Prof. Dr.-Ing. W. „Zur Unterfahrung der Gebäude … Straße … und … Straße … sowie der Stützmauer mit dem Fildertunnel“ vom Januar 2006 erläuterte Bauweise würden vortriebsbedingte Senkungen minimiert…. An den untersuchten Gebäuden seien allenfalls Putzrisse zu befürchten. Die Baukonstruktion selbst werde in ihrer Tragfähigkeit nicht beeinträchtigt.“

Die Einschätzung, dass in dem Anfahrbereich nach der Urbanstraße trotz des weichen Untergrunds und prognostizierten 4-5 cm Absenkung keine Hebungsinjektionen erforderlich sind, findet man noch 2013 in der geotechnischen Stellungnahme der Bahn zum Planänderungsverfahren Grundwassermanagement, die ebenfalls das Büro WBI, Wittke beratende Ingenieure, mitverantwortet hat. Auf Seite 116 heißt es:

Auszug geotechnische Stellungnahme S 116 Anfahrbereich

Wie wenig belastbar diese vor Gericht und im Planänderungsverfahren abgebene Einschätzung des Sachverständigen der Bahn für den Tunnelbau bei Stuttgart 21 war, zeigt jetzt die Ausweitung der erforderlichen Hebungsinjektionen im Kernerviertel, die der Bahn viel Geld und Zeit kosten wird. Möglicherweise spielt auch die Hinzuziehung des vom EBA berufenen geotechnischen Sachverständigen, über den wir bereits berichtet haben, eine Rolle. Die Bahn betonte in den Informationsveranstaltungen die erprobte Sicherheit dieses Hebungsverfahrens. Dabei sind die Hebungsinjektionen keine Sicherheit für die Anwohner, dass alles beim Tunnelbau problemlos laufen wird:

  • Das Landesamt für Geologie wies  in seiner Stellungnahme vom 31.07.2013 hin, dass erstmals in Stuttgart Gebäude in diesen geologischen Schichten angehoben. So schrieb das LGRB:„…Hebungsinjektionen sind ein vielfach angewandtes und ausgereiftes Verfahren zur Setzungskompensation. Der Erfolg der Injektionsmaßnahmen an der U15-Trasse kann für den betrachteten Bereich nicht zum direkten Vergleich herangezogen werden. Dazu sind die geologischen und morphologischen Verhältnisse zu unterschiedlich. An der Urban-/Sängerstraße sollen Hebungsinjektionen im Hangbereich auch in quartären Schichten durchgeführt werden. Dem LGRB sind für derartige Verhältnisse noch keine Vergleichsfälle im Stadtgebiet bekannt…“.
  • Die Hany-Azer-Risikoliste aus dem Jahr 2011 sieht ein 49%iges Risiko vor, dass bei den Hebungsinjektionen Schäden an den Gebäuden eintreten. So heißt es in der Liste, die mittlerweile auch auf der Webseite der Projektgesellschaft zu finden ist: „Risiko Nr.78 – PFA 1.2/1.6: Schäden Gebäude Sängerstrasse: Bei Störungen im Bereich der Hebungsinjektionen (dienen zur Sicherung der Gebäude) kann der Anfahrbereich eventuell nicht wie geplant ausgeführt werden. Dann müssen Alternativen überlegt werden.“
  • Nicht geklärt sind die Auswirkungen der Hebungsinjektionen, beispielsweise auf die Rohrleitungen, die Änderung der Wasserläufigkeit im Gestein oder die Übertragung von höheren Schall- und Erschütterungsimmisionen des Bahnbetriebs durch die Betonierung / Verfestigung des Untergrunds.

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Deutschlandfunk: Vor der Landtagswahl Baden-Württembergs. Drunter und drüber bei Stuttgart 21

Der Deutschlandfunk berichtet im Länderreport über Stuttgart 21 vor der Landtagswahl (hier), u.a. auch über die durch die Bauarbeiten betroffenen Anwohner in Wangen. Die Sendung wird mit den folgenden Sätzen angekündigt:

„Im Stuttgarter Norden und einigen Stadtteilen können Anwohner manchmal nachts nicht mehr schlafen. Schuld sind die Bauarbeiten an Stuttgart 21. Aber auch die Kosten sind immer noch ein endloser Diskussionspunkt. Eine Reportage über das stetige Drunter und Drüber bei einem der umstrittensten Bauprojekte Deutschlands.

Laut Bahn kann der unterirdische Tiefbahnhof immer noch 2021 in Betrieb gehen. Kritik kommt von den Planern des unterirdischen Bahnhofs. Es fehle der Stadt an Visionen, wie das frei werdende Gelände über dem unterirdischen Bahnhof gestaltet werden könnte. Ein paar Wochen vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg geht der Streit um das Bahnprojekt in eine nächste Runde. Sehr zurückhaltend sind dabei die Grünen im Land, die sich ursprünglich gegen das Bahnprojekt ausgesprochen hatten und seit fünf Jahren doch mitmachen müssen.“

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SWR: Schwerstarbeit unter Stuttgart. Sprengen und graben: Im S21-Tunnel

Die SWR-Landesschau berichtete heute in einem TV-Bericht (hier) über die Schwerstarbeit der Tunnelbauer unter Tage. Gefilmt wurde im Cannstatter Tunnel bei den Vortriebsarbeiten unterhalb der Heilbronnerstraße im porösen dunkelroten Mergel, bei dem bereits nach einem Meter eine Spritzbetonschicht zur Stabilsierung des Gesteins aufgetragen werden muss. Der Vortrieb der anderen Tunnelröhre des Cannstatter Tunnel hat das Gäubahnviadukt erreicht. Hier müssen zur Abstützung des Bauwerks zusätzlich Rohrschirme gesetzt werden.

SWR

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StZ: Speisewagen aufs Abstellgleis

Die Stuttgarter Zeitung berichtete gestern (hier) über eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion zu den Folgen der IC-Entgleisungen im Hauptbahnhof im Jahr 2012. Erstmals wird eingeräumt, dass der Umbau des Gleisvorfeldes im Zuge der Bauarbeiten von Stuttgart 21 dazu beitgetragen habe. Die verlegten engen Radien der Gleise seien deutschlandweit einmalig und die Auswirkungen  gravierender als eingeräumt. So sei der Fahrbetrieb im Stuttgarter Hauptbahnhof auf den betreffenden Gleisen eingeschränkt und die Deutsche Bahn habe als Konsequenz seit Ende 2014 alle längeren Speisewagen aus dem deutschlandweiten Fernverkehr genommen.

Die StZ schreibt: Für den Grünen-Abgeordneten Matthias Gastel steht fest, dass eine „bundesweit einmalige gefährliche Gleissituation geschaffen wurde, um Platz für die S-21-Baustelle zu gewinnen“. Um Gefährdungen von Fahrgästen abzuwenden, müssten seit drei Jahren massive betriebliche Einschränkungen hingenommen werden, die sich weit über den Stuttgarter Hauptbahnhof hinaus auswirkten. „Die Regierung kaschiert die tatsächlichen Unfallursachen, um weitere Negativbotschaften von S 21 abzuwenden, und die Fahrgäste baden aus, was die DB fahrlässig angerichtet hat“, sagt Gastel.“

Die StZ kommentiert (hier) die  Salamitaktik der Bahn und des Eisenbahn-Bundesamtes nur scheibchenweise zu informieren und schreibt: „Das kommt spät. Über Jahre hinweg haben Bund und Bahn versucht, sich an diesem offensichtlichen Zusammenhang vorbeizumogeln. Das – damals mehr als heute – heftig umstrittene und von Negativschlagzeilen begleitete Projekt Stuttgart 21 sollte offenbar nicht weiter belastet werden… Das Bund und Bahn zum Aus der rollenden Verpflegungsstationen unterschiedliche Angaben machen, passt ins Bild der Hinhalte- und Salamitaktik, die auch in diesem Fall falsch und unverständlich ist, weil nur Transparenz Vertrauen schaffen würde. Doch wer darauf hofft, wird regelmäßig enttäuscht.“

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Zeitplan auf den „Tage der Baustellen“ weist Bauverzögerungen für Stuttgart 21 und SSB aus. Inbetriebnahme von S 21 ist erst 2022/23 realistisch


Anfang November musste die Bahn im Lenkungskreis einräumen, dass für den Südkopf/Kernerviertel (Baufeld 19-25, Nesenbachdüker, neue SSB-Haltestelle Staatsgalerie)Optimierungsbedarf zur „Stabilisierung der Inbetriebnahme 12/2021“ bestehe. Verzögerungen könnten mit erheblichen Gegensteuerungsmaßnahmen zwar noch aufgeholt werden. Es bestehe großer Handlungsbedarf, um die Inbetriebnahme in sechs Jahren zu schaffen. Konkrete Maßnahmen wurden jedoch nicht genannt. Die Einschätzung des Gutachterbüros Vieregg-Rösler GmbH, dass Stuttgart 21 vor allem wegen der komplexen Bauarbeiten am „Tiefbahnhof“ frühestens Ende 2024 in Betrieb gehen kann und damit auch deutlich teuerer wird, wies die Bahn klar zurück.

Doch wegen des schleppenden Baufortschritts an den Trogbaufeldern des „Tiefbahnhofs“ müssen Achtel-Muster-Kelchstützen oder die Betonierung einer 10 cm hohen Sauberkeitsschicht im Startbaufeld 16 ab Januar 2016, über die die Stuttgarter Zeitung Ende Dezember sogar auf der Titelseite (hier) berichtete,  vorerst als Meilensteine herhalten. Über den Bauverzug am Startbaufeld 16 als Teil der Bahnhofshalle hatten wir zuletzt Anfang Dezember berichtet.

In den Berichterstattungen zu den „Tagen der Baustellen“ war davon die Rede, dass in fünf Jahren, also 2020, Züge im neuen „Tiefbahnhof“ fahren werden. Doch wer auf der Baustelle aufmerksam unterwegs war, konnte am Planetarium eine Schautafel entdecken, auf der erstmals der geplante Bauablauf aller geplanten Baumaßnahmen am Südkopf/Kernerviertel in den einzelnen Bauphasen mit Zeitangaben (!) dokumentiert ist. Und zwar einschließlich der nachfolgenden Bauarbeiten zur  Tieferlegung der B14 im Zeitraum Juli 2021 bis Juli 2023 für die Neugestaltung des Südausgangs des „Tiefbahnhofs“. Auf der Parkschützerseite (hier) wurde ein Foto der Schautafel eingestellt:

Die einzelnen Bauschritte finden Sie hier. Der Bauablauf der eng verzahnten Bauarbeiten der Bahn und der SSB am Südkopf ist äußerst komplex. Darüber hatten wir im Mai 2015 beim Baustart des Nesenbachdükers berichtet. Auf Nachfrage bei der Veranstaltung, warum der Zeitplan bis 2023 ginge, kam die Antwort, dass dies durch die Umgestaltung der B 14 bedingt sei. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass die für Ende 2021 geplante Inbetriebnahme von Stuttgart 21 nach diesem der Zeitplan wegen Verzögerungen beim Bau des Südkopfes nicht haltbar ist. Auch die U-Bahn-Linien werden länger als bislang angekündigt unterbrochen bzw. umgeleitet:

  1. Fertigstellung des Tiefbahnhofs:

Nach diesem Bauzeitenplan kann der Rohbau des letzten Trogbaublocks, des Baufeldes 23, für den „Tiefbahnhof“ erst im Januar 2021 fertig gestellt werden:

Fertigstellung BA 23

Um die Inbetriebnahme von Stuttgart 21 zu gewährleisten, muss der Rohbau des „Tiefbahnhofs“ jedoch knapp 2 Jahre früher, d.h. spätestens bis Ende 2019 fertig gestellt sein. Anschließend ist bis Ende 2020 ein Jahr für die eisenbahntechnische Ausrüstung und  bis Ende 2021 ein weiteres Jahr für den Testbetrieb erforderlich.  Dieser Zeitplan findet sich auch in den Lenkungskreisunterlagen der Bahn vom November 2015, nach denen weiterhin von einer Inbetriebnahme von Stuttgart 21 Ende 2021 ausgegangen wird:

Bauverzug Südkopf

Daher ergeben sich Zeitverzögerungen für die Inbetriebnahme von Stuttgart 21 von mindestens einem Jahr Testbetrieb plus die Zeit, die noch für die eisenbahntechnische Ausrüstung des Baufeldes 23/Südkopfes erforderlich ist.  Nach dem auf den „Tage der Baustelle“ vorgestellten Bauzeitenplan der Bahn für den Südkopf wäre daher eine Inbetriebnahme von Stuttgart 21 incl. einem Jahr Testbetrieb frühestens erst 2022/23 möglich. Denn bereits zum aktuellen Zeitpunkt (Januar 2016) ist der Zeitplan im Hintertreffen. Weder sind bei dem Baufeld 22 die Pfähle gesetzt, noch die Bauarbeiten am Baufeld 25 gestartet, noch das Oberhaupt des Nesenbachdükers in diesem abgebildeten Baustadium hergestellt. Anfang Dezember hatten wir in einem Beitrag über die wegen erforderlichen Planänderungen bereits eingetretenen Bauverzögerungen am Südkopf in den Baufeldern 22 und 25 berichtet. Der Bauabschnitt des PFA 1.1. / Südkopf ist nach dem neuen Zeitplan auf dem „kritischen Pfad“, d.h. der Fertigstellungstermin von Stuttgart 21 im Dezember 2021 nicht mehr haltbar. Dies hatte die Bahn jedoch vor zwei Monaten in der Lenkungskreisunterlage nicht ausgewiesen:

http://digitales-magazin.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/2015/20151104-Lenkungskreis/files/pages/large/5.jpg

2. Bauverzögerungen bei der SSB

Die SSB will ab diesem Mai für 15 Monate den veränderten Linienplan „Netz 2016“ in Betrieb nehmen. Die Stammstrecke Staatsgalerie- Charlottenplatz soll während dieser Zeit wegen der Baumaßnahmen für die neue Tunnelführung gesperrt und die U-Bahnen unterbrochen bzw. über den Hauptbahnhof umgeleitet werden. Anschließend ist – so die derzeitigen Planungen der SSB- die Inbetriebnahme des „Netzes 2017“ mit der Sperrung der Stammstrecke Richtung Hauptbahnhof und Umleitung über den Charlottenplatz vorgesehen. Die SSB nannte einen Zeitraum von 2 Jahren, in dem die neuen U-Bahn-Tunnel zusammen mit dem Nesenbachdüker von Mitte 2017 bis Mitte 2019 realisiert werden sollen. Auf der letzten Infoveranstaltung für die Anwohner des Kernerviertels im letzten Oktober hieß es jedoch von Seiten der SSB der bisher genannte Zeitraum der Sperrung der Stammstrecke Staatsgalerie-Hauptbahnhof von 2 Jahren sei vorläufig. Es hinge zum einen vom Zeitplan der Baufirma ab, die den Zuschlag erhält. Zum anderen sei die SSB vom Baufortschritt der Bahn beim Bau des Nesenbachdükers und des Tiefbahnhofs abhängig. Infrastrukturleiter der SSB für Stuttgart 21, Winfried Reichle, kommentierte dies bei seiner Präsentation mit einem Nebensatz, „bis wir fertig sind“.

Dass dieser Kommentar nicht unbegründet ist, zeigt der Zeitplan. Dieser sieht die Fertigstellung der beiden neuen U-Bahntunnel bzw. ein Lückenschluss des Gleises 34 Richtung Hauptbahnhof erst im Januar 2020 vor:

Fertigstellung BA 21 + SSB

Das hätte zur Konsequenz, dass die Sperrung Richtung Hauptbahnhof nach dieser Planung nicht nur zwei, sondern eine weiteres halbes Jahr andauern würde. Auch hier wieder unter dem Vorbehalt, dass sich nicht weitere Bauverzögerungen am Südkopf auf die SSB-Bauten auswirken.

3. Bauverzögerungen bei der Tieferlegung der B 14

Im Oktober 2013 stellten Vertreter der Bahn, der SSB und des Tiefbauamtes der Stadt im Umwelt- und Technikausschuss einen Zeitplan für die Bauarbeiten am Südkopf vor. Danach sollten die Bauarbeiten zur Tieferlegung der B14 zur Verkehrsberuhigung des Südausgangs des Tiefbahnhofs Mitte 2017 nach Fertigstellung der neuen SSB-Haltestelle Staatsgalerie starten. Die Stuttgarter Zeitung (hier) berichtete darüber. Nach dem neuen Bauzeitplan würden diese Bauarbeiten zur Tieferlegung der B 14 frühestens im Januar 2019 beginnen und bis Mitte 2023 gehen.

Fazit: Die Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH und der Vorsitzende des Vereins, der Ex-MdB Georg Brunnhuber, hatten Transparenz versprochen. Dieses Versprechen wurde auf der Veranstaltung „Tage der Baustelle“ für die Bauarbeiten des Südkopfes, die fast ein Jahrzehnt die Anwohner des Kernerviertels belasten werden, zumindest auf einer Schautafel eingelöst. Diese Transparenz kommt  erst einmal überraschend. Der auf den „Baustellen-Tage“ präsentierte Zeitplan widerspricht dem von der Bahn heftig gegen Kritiker verteidigten Inbetriebnahmetermin von Stuttgart 21 im Dezember 2021. Soweit der Bauablauf am Südkopf nicht doch noch „optimiert“ und der bereits gegenüber dem Zeitplan zusätzlich eingetretene Bauverzug eingeholt werden kann, ist die Inbetriebnahme nach einem Jahr Testbetrieb frühestens 2022/23 realistisch.

Nach der versprochenen Transparenz müsste die verzögerte Inbetriebnahme von Stuttgart 21 eigentlich längst den Projektpartnern, der Öffentlichkeit und damit auch den betroffenen Anwohnern kommuniziert sein.  Doch Projektchef Manfred Leger nutzte jede Gelegenheit, auch auf den Anwohnerveranstaltungen in 2015, um gebetsmühlenhaft zu betonen, dass man bei Stuttgart 21 voll im Zeitplan läge. Und sowohl beim Lenkungskreis vor zwei Monaten als auch auf den „Tagen der Baustelle“ war von zu erwartenden Verzögerungen bei der Inbetriebnahme von Stuttgar 21 keine Rede. Allerdings müsste die Stadt Stuttgart über diesen neuen Zeitplan allein schon wegen der geplanten und mit dem Tiefbauamt abzustimmenden Eingriffe in den Straßenraum der B 14 und der Schillerstraße bereits informiert sein.

Die Argumentationslinie der Bahn für die Bauverzögerungen am Südkopf ist schon jetzt erkennbar. Bereits in der Lenkungskreisunterlage wird in erster Linie die SSB dafür verantwortlich gemacht. In dem o.a. Papier heißt es: „Optimierierungsbedarf Südkopf v.a. [vor allem] in Folge Schnittstelle/Abhängigkeit zu Baumaßnahme SSB Staatsgalerie“. Den „schwarzen Peter“ bzw. diesen Ball müsste die SSB, deren Vorstand sich von Beginn an für Stuttgart 21 eingesetzt hat,  der Bahn jedoch wieder zurückspielen. Denn die jahrelangen Bauverzögerungen am „Tiefbahnhof“ und dessen Anfahrbereiche durch die Planänderungen am Nesenbachdüker, Grundwassermanagement, Brandschutz und Entrauchungskonzept sowie die damit verbundene neue statische Genehmigung der Bodenplatte hat die Bahn selbst zu verantworten. Bis heute hat die Bahn die Gründungsarbeiten am Trogblock 22 nicht einmal begonnen, auf dem die SSB ab Mitte 2018 die neue Haltestelle betreiben will. Auch die völlig unrealistische Planung im Rahmen der Planfeststellung, nachdem die SSB nur 14 Tage unterbrochen werden muss, kam von der Bahn. Und nach dem jetztigen Zeitplan sind es bereits 4 Jahre, in dem das Stuttgarter U-Bahn-Netz mit Streckensperrungen und -unterbrechungen zusätzlich belastet wird. Eine solide Planung sieht anders aus.

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Von Baustellen-Events und unzureichenden Anwohnerinformationen bei Stuttgart 21

Trotz des schleppenden Baufortschritts rund um den geplanten „Tiefbahnhof“ fanden diese Woche die ersten „Tage der Baustelle“ statt, in der sich Besucher über den Stand der Bauarbeiten an den Baugruben und am Verzweigungsbauwerk unterhalb des Kriegsbergs informieren konnten (StZ / SWR / Eisenbahn-TV / Video S 21 BauTV / Video Volker Teichert / Audioführung durch das Grundwassermanagment beim S21 Baustellenrundgang / Fotos Fotomedium / Fotos Wolfgang Rüter / Fotos Stopsignal). Das ganze war als Baustellen-Event organisiert und von einem virtualisierten Rundgang per Datenbrille durch den fertig gestellten Ingenhoven-Entwurf  (Kontext) sowie einer Lightshow (schaeferweltweit) begleitet. Letztere sicherlich eine Idee, die der neue Abschnittsleiter in abgespecktem Format von seinem letzten Projekt, dem Hochhauskomplex „De Rotterdam“ exportierte. Die Bahn spricht in einer Pressemitteilung von rund 30.000 Besuchern. Eine Zahl, die allerdings viele Besucher zu hoch gegriffen halten. Eine Wiederholung dieser Baustellen-Tage in 2017 ist laut Bahn angedacht.

Doch angesichts der Gelder im knapp fünftstelligen Bereich, die die Bahn in diese Veranstaltungen und die 3-D-Brillen steckt, ist es um die Information für die von den 59 Kilometer Tunnelbau bei Stuttgart 21 betroffenen Anwohner weiterhin nicht gut bestellt. Bis heute müssen sie sich als einzige Informationsquelle mit den wöchentlichen Vortriebszahlen begnügen, die nichts darüber aussagen, wo sich der Tunnelvortrieb gerade befindet. Eine wöchentlich ergänzende grafische Darstellung, unter welchen Gebäuden aktuell gearbeitet wird bzw welche Abschnitte bereits vorgetrieben sind, ist nach Aussage der Projektgesellschaft aus Kostengründen (!) angeblich nicht realisierbar.  Die im Januar 2015 angekündigte Softwareänderung der Webseite biss-21.de sei zu aufwändig. Die Netzwerke werden daher in den anstehenden Gesprächen mit der Bürgerbeauftragten Alice Kaiser und der Bahn erneut eine Lösung dazu einfordern. Und sei es nur als einfache Grafik in Form eines Stadtplans als PDF, in dem der Vortriebsstand wöchentlich markiert wird.

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www.netzwerke-21.de macht Winterpause

Wir machen über die Weihnachtsferien bis voraussichtlich zum 10.Januar Winterpause, wünschen erholsame Feiertage, einen guten Rutsch und ein gutes, hoffentlich mit wenig Baulärm und anderen Belastungen verbundenes Neues Jahr 2016.

Falls Sie im Archiv etwas stöbern möchten, empfehlen wir Ihnen eine Suche nach den rechts  abgebildeten Kategorien, wie beispielsweise Unterfahrung, GestattungsverträgeLärm, Erschütterung, Baufortschritt, Vortriebsstand ,  Zeitplan, Tiefbahnhof  oder nach den einzelnen, von den Bauarbeiten durch Stuttgart 21 betroffenen Stadtteilen.

Lotte

Anselm Magnus Hirschhäuser: Bauarbeiten vor dem Projektraum Lotte  (Wohngebäude Willy-Brandt-Str. 18 / Kernerviertel / unmittelbar neben den langjährigen Stuttgart- 21-Bauarbeiten für den „Tiefbahnhof“ und immer noch ohne Schallschutzfenster)

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Ingenieure 22: kein genehmigungsfähiger Brandschutz bei Stuttgart 21. Entrauchungsbauwerk am „ZA Prag“ nicht funktionsfähig und ohne Immisionsgutachten

Die Stuttgarter Zeitung (hier) und Kontext (hier) berichten diese Woche über die Kritik der Ingenieure 22 am Brandschutz- und Entrauchungskonzept für den „Tiefbahnhof“ und den Tunneln. Der Brandschutz ist weiterhin eine Achillesferse bei diesem Projekt. Die Stadt sieht laut OB Fortschritte, aber die Ingenieure halten das Konzept für nicht genehmigungsfähig.

Kontext schreibt dazu: “ Stuttgart 21 ist auf gutem Weg, den Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg BER als chaotischste Skandalbaustelle Deutschlands abzulösen, sagen die projektkritischen „Ingenieure 22“. Grund für die Befürchtung: Beim schwäbischen Tunnelbahnhof gehe es beim Brandschutz weiter drunter und drüber….Im September 2012 bescheinigte die Schweizer Gruner AG der Bahn „kein gesamthaftes, funktions- und genehmigungsfähiges Konzept“ zu haben, um Reisende sicher aus der Bahnhofshalle zu evakuieren. Ein Anfang 2013 vorgelegter weiterer Entwurf scheiterte am Veto der Stuttgarter Feuerwehr. Erst im vergangenen März gab das EBA dem Brandschutzkonzept endlich grünes Licht, freilich mit der Auflage, zahlreiche ungelöste Fragen im weiteren Planungsablauf zu klären. Das HBI Haerter-Gutachten soll nun den „Nachweis für die Erreichung der festgelegten Schutzziele“ erbringen. In der Lenkungskreissitzung vom 20. April 2015 gab sich die Bahn optimistisch, bis zum September ein positives Feedback vom EBA zu bekommen. Doch daraus wurde nichts.

Die „Ingenieure 22“ glauben den Grund für den erneuten Zeitverzug zu kennen. „Die Ausarbeitung der Schweizer Gutachter ist in wesentlichen Teilen unzureichend und mangelhaft, teilweise grob fehlerhaft und technisch so nicht umsetzbar. Der Nachweis einer sicheren Entrauchung der Tiefbahnsteighalle S-21 sowie der Zulauftunnel ist damit nicht erbracht“, sagt Heydemann.“

Dipl. Ing. Hans Heydemann, der in seiner aktiven Berufszeit Lüftungs- und Entrauchungsanlagen für Industrie- und Verwaltungsgebäude plante, hatte Mitte Oktober beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA)  das aktuelle 165-seitige aktuelle Gutachten zum Brandschutz eingesehen und ausgewertet. Die Ergebnisse hatte er auf der 299. Montagsdemo erstmals vorgestellt. Seine Rede finden Sie hier. Den Schriftverkehr mit dem EBA und das Gutachten der Ingenieure 22 finden Sie auf deren Webseite.

Besonders interessant für die Anwohner des Wartbergs und des Dornsbuschs ist seine Einschätzung zum Entrauchungsbauwerk, das die Bahn entgegen der Planfeststellung an den Zwischenangriff Prags verlagern will. Seine Kritik, dass diese Stelle lüftungstechnisch ungeeignet ist, deckt sich mit den Schreiben des Netzwerks Killesberg an die Stadt und die Bahn; zuletzt in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister Fritz Kuhn. So heißt es u.a. in Hans Heydemanns Rede zum Entrauchungsbauwerk am ZA Prag:

Zur Entrauchung des Feuerbacher Tunnels ist ein EBW am Augustinum auf dem Killesberg planfestgestellt. Die Stadt will es da nicht haben, weil dort die besser Betuchten leben, und fordert eine Verlagerung zur Prag an den Wartberg. Das ist lüftungstechnisch aber sehr ungünstig, weil die meiste Luft durch das nahe Feuerbacher Tunnelportal entweichen wird. Außerdem ist das nicht genehmigt und bedingt ein Planänderungs-Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung wegen neuer und anderer Betroffenheiten! Weil Rettungszufahrt und Tunnel in diesem Bereich bereits gebaut sind, wird diese Planänderung aufwendige Abänderungen erfordern. Womöglich wurden
im Vorgriff von der Planfeststellung abweichende Baumaßnahmen zur Luftführung mit den Bahntunneln bereits ausgeführt; dies wäre ein glatter Verstoß gegen geltendes Baurecht! Das Entrauchungsbauwerk „Prag“ ist hier als unterirdisches Bauwerk dargestellt, obwohl es oberirdisch oberhalb der Rettungszufahrt liegen muß. Die vorliegende Planung ist unzureichend und mangelhaft und technisch so nicht umsetzbar.

Desweiteren weist Heydemann auf eine viel zu niedrig ausgelegte Schachthöhe der Entrauchungsbauwerke hin, die nach BImSchG und TA-Luft erheblich höher sein muss:

„Die Austrittshöhe von Rauchgasen muß oberhalb der Nachbar-Bebauung und des Baumbestandes liegen und ist durch ein Immissionsgutachten festzulegen. Ein solches Immissionsgutachten hatte die Stadt bereits im Juli 2012 gefordert, liegt aber bis heute nicht vor. Für das EBW Prag im Taleinschnitt des Wartberges mit dem hohen  Baumbestand ist mit einer Schachthöhe von etwa 40 m zu rechnen; HBI hat eine Schachthöhe von nur 3 m angegeben. Für das EBW Heilbronner Str. hat HBI 5 m
angegeben; es werden wohl mindestens 20 m sein müssen. All das bedingt Änderungen an den bereits im Bau befindlichen Entrauchungsbauwerken!“

Das Netzwerk Killesberg und Umgebung e.V. wird hier nachhaken.

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Gutachter rechnen mit knapp 10 Milliarden Euro für Stuttgart 21 und Inbetriebnahme nicht vor 2024

Das Aktionsbündnis hat bei dem renommierten Beratungsunternehmen für Infrastrukturprojekte Vieregg-Rössler GmbH eine neue Kostenschätzung  in Auftrag gegeben und heute in Berlin dem Pressesprecher der Deutschen Bahn AG überreicht. Nach  Hochrechnungen anhand von vergleichbaren Projekten bzw. Baugewerken gehen die Gutachter davon aus, dass Stuttgart 21 frühestens 2024 fertig gestellt wird und die Kosten von den aktuell angesetzten 6,5 Milliarden auf 9,8 Milliarden steigen werden.

Als Hauptkostentreiber sehen sie weniger die 59 Kilometer Tunnelbauten als die schwierige Geologie und die anspruchsvolle Architektur des „Tiefbahnhofs“ mit den baulich sehr anspruchsvollen Lichtaugen und die Zeitverzögerungen durch den schleppenden Baufortschritt. Aber auch die erforderlichen Schallschutzmaßnahmen tragen u.a. zur Verteuerung des Projektes mit bei. Die Stuttgarter Zeitungen (StZ 1 / StZ 2 / StN) und der SWR berichten heute ausführlich über das Gutachten. So schreibt die StZ:

Als ausgeprägter Preistreiber entpuppt sich in der Arbeit dabei der eigentliche Durchgangsbahnhof im Stuttgarter Talkessel. Setzte Vieregg in seiner Studie von 2008 für den Bau der Station noch 757 Millionen Euro an, schlägt die Bahnsteighalle nun mit 1,6 Milliarden Euro zu Buche. Den Preissprung, der mehr als eine Verdopplung der Kosten darstellt, führt Vieregg auf die komplexe geologische und hydrologische Situation vor Ort, auf den hinter dem Zeitplan herhinkenden Baufortschritt und die Anforderungen, die sich aus dem Brandschutz ergeben, zurück. Allein die Kosten für das Bahnhofsdach, die in der Prognose von 2008 noch mit 1200 Euro je Quadratmeter angesetzt waren, beziffert das neue Papier nun auf 4800 Euro pro Quadratmeter. Nach Viereggs Ansicht liege das auch an der Architektur. „Die Kelchstützen, die das Dach tragen und zum Teil auch bilden, sind unkalkulierbar“. Die Stützen würden als das schwierigste gelten, was je in Beton gegossen wurde, sagte Vieregg.“

Das lesenswerte Gutachten, die Präsentation, die Kurzfassung und die Pressemeldungen finden Sie hier. Die Videos der Pressekonferenz, auf der die Kostenrechnung vorgestellt wurden, können Sie hier abrufen. Für die Recherche über den aktuellen Baustand haben die Gutachter nach eigenen Angaben auch unsere Seite www.netzwerke-21.de ausgewertet. Wir hatten wiederholt auf die bereits eingetretenen Bauverzögerungen beim Bau des „Tiefbahnhofs“ und der Tunnel hingewiesen und dass die Anwohner von den Stuttgart 21-Bauarbeiten höchstwahrscheinlich länger als von Bahn-Seite eingeräumt belastet werden. Die Berichte finden Sie über die Kategorien Baufortschritt, Zeitplan und Vortriebsstand.

Bereits 2008 hatten die Gutachter die später eingetretene Kostenexplosion auf über 6,5 Milliarden prognostiziert. Die Bahn kalkulierte damals noch mit 2,8 Milliarden Euro. Die Pressemitteilung des Aktionsbündnisses weist auf den unglaubwürdigen Umgang der Deutschen Bahn AG bei den Kosten(risiken) von Stuttgart 21 in der Vergangenheit hin:

„Der unabhängige Sachverständige Dr. Martin Vieregg ist sehr renommiert, so dass sein Gutachten über die zu erwartende Kostenexplosion bei Stuttgart 21 auch aufgrund seines 2008 erstellten Gutachtens zur Wahrheitsfindung entscheidend beitragen dürfte. Anders lag es bisher schon beim Bauträger Deutsche Bahn AG. Sie hat gehäuft unglaubwürdige, später als selbst verschuldet eingestandene Tricksereien begangen. So hat der Bahn- Vorstand die Einhaltung der Kostenobergrenze immer wieder beschworen, in Wahrheit aber damit jahrelang in Milliardenhöhe getäuscht. Das geschah vor Jahresende 2009 mit manipulativen sogenannten „Einsparpotentialen“. Damit hat die Bahn 2010 den Baubeginn erschlichen, die 121 Risiken des damaligen Projektleiters Azer verschwiegen und die Volksabstimmung zu S 21 vom November 2011 massiv verfälscht. …“

Die folgende Folie aus der heutigen Präsentation von Dr. Martin Vieregg verdeutlich die Mehrkosten gegenüber seiner Kostenkalkulation von 2008:

Mehrkosten S 21

Als teilweise nicht eingepreiste Kostenrisiken schätzen die Berater ein:

Risiken S 21

Peter Sturm, Vorstand der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm und für das Risiko- und Vertragsmanagement zuständig, weist die Zahlen „als nicht haltbare Spekulation“ zurück. Dabei unterscheiden sich die Pressemitteilungen der Bahn aus dem Jahr 2008 und die Aktuelle kaum in ihrem Duktus:

[presseservice.pressrelations.de]: Zitat: „(Stuttgart, 18. Juli 2008) Die Deutsche Bahn AG und das Land Baden-Württemberg weisen Aussagen des Ingenieur-Büros Vieregg-Rössler zu angeblichen Kostensteigerungen beim Projekt Stuttgart 21 als rein spekulativ zurück. Tatsache ist vielmehr: Das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm ist eines der am besten und umfassendsten geplanten Projekte der Deutschen Bahn AG. Daher ist davon auszugehen, dass der derzeit vorgesehene Kostenrahmen eingehalten wird.“

[www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de]: Zitat: (Stuttgart, 14. Dezember 2015) Die DB Projekt Stuttgart–UlmGmbH weist eine von Projektkritikern behauptete drohende Kostensteigerung bei Stuttgart 21 als nicht haltbare Spekulation zurück. Aufgrund des bereits weit fortgeschrittenen Stands der Vergaben für das Projekt betont die Bahn die Plausibilität ihrereigenen Kostenkalkulation und ist davon überzeugt […] „Ein solches Szenario ist fernab der Realität“ […].“

Das neue Gutachten von Vieregg-Rössler wird jedoch auch von politischer Seite ernst genommen. Verkehrsminister Winfried Hermann will eine fachliche Überprüfung der Zahlen in Auftrag geben und die Bahn zur Stellungnahme auffordern.

Weitere Presseberichte über das Gutachten der Vieregg-Rösler GmbH: Kontext: Schweineteuer / FAZ: Bruddeln am Bauzaun / Deutschlandfunk

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Die Bahn im Bezirksbeirat in Wangen. Anwohner fordern Entschädigung statt Hotelgutscheine

Gestern Abend waren Bahnvertreter im Bezirksbeirat in Wangen. Die Untertürkheimer Zeitung (hier) berichtetet darüber. Die Präsentation der Bahn finden Sie hier. Die erste Folie zeigt, wo die Vortriebsarbeiten am Obertürkheimer Tunnel in Wangen derzeit stehen:

Vortrieb Wangen Dez 2015

Deutlich erkennbar ist, dass der der Bau der Oströhre im Wanger Wohngebiet gut zweihundert Meter „hinterher hinkt“.

Vortrieb Wangen Dez 2015 b

Erkennbar ist, welchen Wohngebäuden bis zum 22. Dezember bzw. vom 2. bis 15. Januar 2016 Hotelübernachtungen angeboten werden. Die Bahnvertreter machte von daher den Anwohnern wenig Hoffung, dass sich die extremen Belastungen durch die Spreng- und Meißelarbeiten bessern wird und präsentierten folgende Folie zum Immissionsschutz in Wangen:

Immissionen Wangen

Für viele Anwohner sind die seit Monaten andauernde Belastung durch Lärm und Erschütterung nicht mehr tragbar. Seit 3,5 Monaten sind die Betroffenen schon mit der Problematik konfrontiert und laut der Aussage der DB gestern, geht das noch ein „gutes halbes Jahr“ so weiter.

Es handelt sich hier um einen deutlichen Eingriff in die Lebensqualität der Betroffenen und nicht um eine kurze Störung. Hotelübernachtungen sind über viele Wochen hinweg vor allem für Familien und Ältere keine Lösung.  Sie argumentieren, dass vom Gesetzgeber die sogenannte Nachtruhe auf den Zeitraum von 22 bis 6 Uhr festgelegt wurde. Während dieser Zeitspanne sind grundsätzlich alle lärmverursachenden Tätigkeiten oder Belästigungen, die die Nachtruhe stören könnten, verboten.

Für einige Wangener Bürger, die sich über die Rechtslage informiert haben, ist es sehr bedauerlich, dass die Aussagen der Bahn zum Immissionsschutz gestern im Bezirksbeirat unkommentiert bleiben mussten. Denn es wurde den Bezirksbeiräten eine einseitige und teílweise sogar sachlich falsche Darstellung gegeben. Den Betroffenen ist daran gelegen, eine faire und vor allem angemessene Lösung zu erhalten. Viele Anwohner fordern mittlerweile eine Entschädigung anstatt der Hotelgutscheine und berufen sich dabei auf den Planfeststellungsbeschluss. Daher möchten wir kurz die Rechtslage skizzieren:

  • Bauen 24h/7 Tage

Zwar stimmt es dass der Planfeststellungsbeschluss 1.6a (PFB) den kontinuierlichen Baubetrieb genehmigt hat, aber natürlich nur innerhalb der gesetzlich zulässigen Grenzwerte.

  • Sprengen von 6-22h:

Sprengungen bewirken Erschütterungen, primären Luftschall und teilw. sekundären Luftschall. Die Einschränkung erfolgt über die Grenzwerte hierzu. Allerdings unterliegen die Grenzwerte unterschiedlichen Regelungen. D.h. die Erschütterungen richten sich nach der DIN 4150, der primäre Luftschall nach der AVV Baulärm und der sekundäre Luftschall ist in der DIN 4150 nicht verbindlich geregelt, kann aber nach anderen passenden Vorschriften durchaus beurteilt werden. Da die Häufigkeit der Sprengungen entspr. DIN 4150 nicht als „selten auftretende Erschütterungen“, d.h. weniger als 15 Stück pro Woche, einzuordnen sind, gelten auch strengere Grenzwerte und es dürfte aufgrund der Schall-Emissionen gar nicht so häufig gesprengt werden. Da aber die auftretenden Lärmwerte des sekundären Luftschalls nicht gemessen werden, kann ja auch nicht eingeschränkt werden.

  • Immissionen / Sekundärer Luftschall  durch den Baubetrieb:

Hier wurde fälschlicherweise auf Basis der fehlerhaften zugrunde liegenden Erschütterungs- und Lärmgutachten (erstellt durch das Ingenieurbüro Fritz GmbH) angenommen, dass es keine Immissionen gibt. Der PFB sagt hierzu auf S. 236: „(4) Die schalltechnische Untersuchung (Anlage 16.2 der Antragsunterlagen) beruht auf plausiblen Ansätzen und zeigt nachvollziehbar, in welchen Bereichen es zu Immissionskonflikten kommen wird. In den Tunnelbereichen – auch bei nur geringer Überdeckung – sind keine Auswirkungen durch Baustellenlärm zu befürchten, da die Baumaßnahmen in bergmännischer Bauweise, d.h. unterirdisch erfolgen.“

Daher finden sich in dem PFB auch keine entsprechenden Hinweise zum sekundären Luftschall bzw. welche Höchstpegel dabei beachtet werden sollten. Da der auftretende sekundäre Luftschall mit der AVV-Baulärm nicht beurteilt werden kann, müssen andere zuständige Richtlinien herangezogen werden. Hierfür gibt es die TA-Lärm, die DIN 4109 oder die VDI 2058. Letztere sieht folgende Mittelungswerte in Wohnräumen vor: tags: 35 dB(A) / nachts: 25 dB(A). Maximalpegel können 10 db(A) höher liegen. Die Messungen des Büro Fritz haben Werte innerhalb eines Wohnhauses an der Nähterstraße von 37 db(A) im Schlafzimmer (1.OG) und Werte bis zu 55 db(A) im Wohnraum (EG) ergeben.

Jede der Richtlinien und Vorschriften beurteilt in Wohn- oder Aufenthaltsräumen, nicht ausschließlich in Schlafräumen.  Die WHO sieht in ihren „Guideline values“ den Grenzwert nachts bei 30 db (A). Darüber gibt es Auswirkungen auf Schlafdauer, Schlafintensität und Schlafarchitektur, die eine Beeinträchtigung des vegetativen Sytems zur Folge haben. Der Arbeitskreis Lärmwirkungsfragen beim Umweltbundesamt sieht folgende Ziele für einen angemessenen Schallschutz innerhalb von Wohnungen: nachts unter 25 bis 30 dB(A) / tags unter 30 bis 35 dB(A). Natürlich hätten nächtliche Sprengungen also auch weiterhin zur Folge, dass die gesetzlich zugesicherte Nachtruhe nachhaltig gestört wird.

  • Entschädigung in Form von Hotelgutscheinen

Die Bahnvertreter erklärten auf der Bezirksbeiratssitzung , es wäre nicht möglich die Betroffenen in Geldform zu entschädigen. Dabei sieht auch der Planfeststellungsbeschluss zum PFA 1.6a auf S. 240 Entschädigungen bis zu 100% der Miete bei Nichtnutzbarkeit vor:

„Andere Regelungen gelten für den – eher unwahrscheinlichen – Fall, dass auch durch passive Schutzmaßnahmen ein ausreichender Schutz der Innen(wohn)bereiche nicht möglich sein sollte bzw. dass ein Anspruch auf passive Schutzvorkehrungen wegen der kurzen Dauer der Immissionen nicht besteht. Hierfür kann eine Entschädigung in einer Höhe bis zu 100% der Mietkosten vorgesehen werden, da bei einer entsprechenden Belastung von einer vorübergehenden Nichtnutzbarkeit der Wohnung ausgegangen werden muss.Soweit Belastungen sowohl durch Baulärm, als auch durch baubedingte Erschütterungen auftreten, ist eine Entschädigung für beide Belastungen vorzusehen, da dann auch eine zweifache Betroffenheit besteht. Für andere als Wohnnutzungen konnten entsprechende Kriterien nicht allgemein festgesetzt werden, da hier die Beeinträchtigung von der jeweils ausgeübten Nutzung abhängt und individuell beurteilt werden muss. Die für Wohnräume dargestellten Grundsätze sind aber – soweit sinnvoll – entsprechend anzuwenden.“

Und auf S. 39 des Planfeststellungsbeschlusses ist zu lesen: „Sind (weiter gehende) Schutzmaßnahmen technisch nicht möglich oder mit verhältnismäßigem Aufwand nicht realisierbar, ist den Betroffenen für die Beeinträchtigung von Wohnräumen von der Vorhabenträgerin eine angemessene Entschädigung in Geld zu zahlen.“ 

Das Wort Hotel oder Hotelgutschein taucht auf keiner der 355 Seiten des PFB auf!

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StN: Gutachten sieht S21 bei mehr als 8,5 Milliarden Euro. Projektpartner greifen tief in Risikotopf

Die Stuttgarter  Nachrichten berichten heute (hier), dass die Kosten für das Bahnprojekt Stuttgart 21 nach einer neuen Berechnung des Münchener Beratungsbüros Vieregg Rössler mehr als 8,5 Milliarden Euro erreichen werden. Damit müsste die Bahn 4 Milliarden über den vertraglich mit Land, Stadt und Region abgeschlossenen Vertrag von 4,5 Milliarden Euro hinaus finanzieren. Das Gutachten ist noch nicht veröffentlicht und soll übermorgen in Berlin anlässlich der Aufsichtsratssitzung der Bahn AG übergeben werden.

Das Beratungsbüro Vieregg Rössler – so die StN – hatte bereits „im Juli 2008 in einer Studie im Auftrag von Grünen und Bund für Umwelt und Naturschutz Baukosten von rund 6,9 Milliarden Euro genannt. Das Büro kam der Summe, die der Bahn-Vorstand 2012 gegenüber dem Aufsichtsrat einräumen musste, damit sehr nahe. Das Beratungsbüro orientiert sich bei seinen Berechnungen laut Vieregg immer an schon fertig gestellten Projekten.

Die Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH gab zeitgleich eine Pressemitteilung (hier) heraus, in der sie die Plausibilität ihrer Kalkulation für Stuttgart 21 betont: „Bis zum Jahresende 2015 seien für Stuttgart 21 insgesamt bereits nahezu 70 Prozent des für Bauaufträge vorgesehenen Volumens vergeben… Für die noch ausstehenden Vergaben erklärt die Bahn, ihre Kalkulation jeweils mit einer verlässlichen Abschätzung der anzunehmenden Preissteigerungen zu untermauern: Zu erwartende Nachträge werden laut DB detailliert je Bauvertrag abgeschätzt und hierfür Puffer in der Kalkulation gebildet.“

Selbst wenn die Vergabevolumen erst einmal im Rahmen bleiben. Nachträge sind ein Kostentreiber bei Großprojekten. Die Zeit berichtete darüber im Juli 2014 in „Hier ruhen unsere Milliarden“ und die Welt in Warum Großprojekte schief gehen . Auch für Stuttgart 21 attestierte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC ein hohes Risiko wegen unzureichender Puffer für Nachträge. Die Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH hat darauf mit 30 „Anti-Nachtragsmanagern“ reagiert. Darüber haben wir im Beitrag „StZ: Bahn veröffentlicht S-21-Risikoliste von 2011“ berichtet.  Parlamentarische Anfragen zu den Kostenberechnungen der Bahn und den Kritikpunkten der Wirtschaftsprüfer PWC haben 2013 die Grünen-Fraktion (hier) und 2014 die Linken-Fraktion (hier) des Bundestages gestellt.

Update 15.12.2015: Gestern noch hatte die Bahn dementiert, dass mit weiteren Kostensteigerungen bei Stuttgart 21 zu rechnen sei. Heute berichten die Stuttgarter Nachrichten (hier), dass sechs Jahre vor der von der Bahn avisierten Inbetriebnahme  die ersten 400 Millionen aus dem mit 1,45 Milliarden Euro gefüllten Risikotopf von den Projektpartnern finanziert werden müssen. Inzwischen seien, so die StN, diverse Risiken eingetreten. Wenn man die Risikoliste des damaligen Projektchefs Hany Azer durchliest, kommen einem in der Tat einige Risiken, wie beispielsweise ungeklärter Brandschutz, erhöhter Grundwasserandrang, vergessene unterirdische Leitungen oder die Verschiebung des Eröffnungstermins um ein Jahr, mehr als bekannt vor. Realistisch ist, dass die von der Bahn verursachten Zeitverzögerungen von den Firmen in Rechnung gestellt werden. Dabei sind jedoch zum November 2015 nur 19% der Tunnelstrecken für Stuttgart 21 vorgetrieben und nicht einmal eines der fünfundzwanzig Baufelder für den „Tiefbahnhof“ fertig gestellt, geschweige denn die Bodenplatte gegossen. Bei den Tunneln stehen die kritischen Vortrieb im Anhydrit noch an und die von der Bahn finanzierten SSB-Bauarbeiten am Südkopf sind auch erst richtig angelaufen. Dass für die restliche Bauzeit der Risikopuffer ausreichend gefüllt sein soll, erscheint nicht realistisch.

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EBA lehnt Steuerkreis ab. Der „Aktionsplan Großprojekte“ und die aktuellen Planänderungsverfahren bei Stuttgart 21

Die Stuttgarter Zeitung berichtete vorgestern (hier), dass das Eisenbahn-Bundesamt der Idee eines Gremiums zur Beschleunigung des Genehmigungsverfahrens von Stuttgart 21 eine Absage erteilte. Nach Einschätzung des EBAs können rechtsstaatliche Planfeststellungsverfahren „nicht diskutiert“ werden. Darüber hinaus gibt das EBA einen deutlichen Hinweis, woran es bei der Bahn hakt. Der „schwarze Peter“ liegt nicht bei der Behörde. So schreibt die StZ: „Schließlich könne die Bahn die Verfahrensdauer beeinflussen, etwa dadurch, dass sie „beispielswei­se  die Antragsunterlagen gut vorbereitet“. Das EBA verweist auch auf Musterunterlagen, die im Netz zu finden sind.

Man kann sagen, die Idee des Steuerkreises war aus der Not geboren. Auf der letzten Lenkungskreissitzung musste Bahnvorstand Volker Kefer einräumen, dass für Stuttgart 21 einschließlich der Neubaustrecke neben den beiden Planfeststellungsverfahren, derzeit 12 Planänderungsverfahren am Laufen und 24 (!) in Vorbereitung sind. Die meisten Verfahren betreffen Stuttgart 21 (PFA 1.1.-1.6). Und das bei einem Projekt, das der damalige Bahnvorstand Hartmut Medorn 2010 als „das bestgeplante und am besten berechnete Projekt der Deutschen Bahn AG.“ verkaufte.

Dabei  sind bis heute zwei der Planfeststellungsabschnitte bei Stuttgart 21, der Filderabschnitt (1.3a und 1.3b) und der  Abstellbahnhof (1.6b.), noch nicht einmal planfestgestellt. Ein Vorgehen, das nach dem diese Woche vom Bundeskabinett verabschiedeten „Aktionsplan Großprojekte“ gar nicht mehr möglich wäre. In diesem Aktionsplan heißt es unter Punkt 2.: „Es sollte gewährleistet sein, dass mit dem Bau erst dann begonnen wird, wenn für das genehmigte Bauvorhaben die Ausführungsplanung mit detaillierten Angaben zu Kosten, Risiken und zum Zeitplan sowie eine integrierte Bauablaufplanung vorliegen…. Auf der Grundlage von Teilbaugenehmigungen sollte mit dem Bau nur dann begonnen werden, wenn es sich um vollständig abtrennbare Teilprojekte bzw. Gewerke handelt.“  Fritz Möbius kommt daher in seinem Blog „Der Stuttgart 21-Irrtum“ zum Schluss, dass „gemäß dem Aktionsplan Großprojekte der Bundesregierung Stuttgart 21 nicht gebaut werden darf„.

Die hohe Anzahl der abgeschlossenen, laufenden und noch sich in Vorbereitung befindlichen Planänderungsverfahren bei Stuttgart 21 weist auch auf Mängel in der Planungsqualität der Unterlagen aus der Baugenehmigung hin. Denn diese betreffen nicht nur kleinere Umplanungen, sondern zentrale Punkte wie beispielsweise die Entrauchung und Tunnelsicherheit. Dabei ist die Verlagerung der Fluchttreppenhäuser an die Bahnsteigenden und die laut StZ dadurch erforderlichen baulichen Veränderungen am Nord- / Südkopf und die erneute statische Überprüfung der 900 Meter langen Bodenplatte für den Tiefbahnhof noch nicht einmal aufgeführt. Nach den bisherigen Erfahrungen kann man davon ausgehen, dass die Vielzahl an Planänderungen sich auch auf den Baufortschritt bei Stuttgart 21 in den betroffenen Abschnitten niederschlagen wird. Um zu verdeutlichen, welchen Umfang nur die laufenden und sich in Vorbereitung befindlichen Verfahren haben, zeigen wir Auszüge aus der Lenkungskreisunterlage vom November 2015 (hier):

Planaenderung 1

Planaenderung 2

Planaenderung 3

Planaenderung 4

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Pressesprecher der Bahn dementiert im SWR quellfähige Anhydritschicht unter dem Fernsehturm

Wer den SWR-Beitrag über die Fernsehturmfreunde in der Sendung „Zur Sache Baden-Württemberg“ verpasst hat, der findet ihn hier in der Mediathek.  Sie setzen sich dafür ein, dass der Fildertunnel wegen des nicht auszuschließenden Risikos durch quellendes Anhydritgestein im Bereich des Fernsehturms um 250 Meter verlegt werden soll. Und wie reagiert die Bahn auf diese Forderung?

Jörg Hamann, Pressesprecher der Projektbau Stuttgart-Ulm GmbH, dementiert schlichtweg, dass dort überhaupt Anhydrit vorhanden ist. So heißt es ab Minute 2:05: „Die Frage stellt sich hier gar nicht, weil wir dort unter dem Fernsehturm im ausgelaugten, trockenen Gipskeuper bauen. Und der Abstand zwischen dem Tunnel und den wasserführenden Schichten so groß ist, dass es ausgeschlossen ist, dass dort Wasser eindringen kann.“

Hier wird leider die Fernsehöffentlichkeit von der Bahn eindeutig über die Risiken des Tunnelbaus an der Nase herumgeführt. Alle geologischen Schnitte der Bahn über die Fildertunneltrasse weisen ab Degerloch bis runter zur Haußmannstraße für jede der beiden Tunnelröhren eine 4,3 Kilometer lange Anhydritschicht im unausgelaugten Gipskeuper auf. Deutlich zu erkennen ist auch die blau gestrichelte Wassergrenze auf der Filderebene:

http://netzwerke-21.de/wordpress/wp-content/uploads/Prof-Wittke-Schnitt-Fildertunnel.jpg

Alle Gebäude entlang der Fildertrasse zwischen Degerloch und der Uhlandshöhe liegen unter diesem stark quellfähigem Gestein. Diese geologischen Schnitte dürften auch dem Pressesprecher der Projektgesellschaft bekannt sein. Ansonsten empfehlen wir ihm dringend vor dem nächsten Interview einen Blick in die Homepage seiner Projektgesellschaft zu werfen. Dort findet sich zum Fildertunnel die folgende Grafik der DB AG, die die hellgrau-schraffierte Schicht unterhalb des Fernsehturms als „unausgelaugter Gipskeuper, anhydritführend, quellfähig“ ausweist:

Fildertunnel b

Update 11.12.2015: Die Fernsehturmfreunde kritisieren diese eklatante Falschaussage des Pressesprechers heuten in einer Presseerklärung. Lesen Sie hier.

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StZ: S-21-Steuerkreis noch keine runde Sache / Weitere Bauverzögerungen am Südkopf absehbar

Die Stuttgarter Zeitung berichtet heute (hier), dass der von Bahnvorstand Volker Kefer im November 2015 angekündigte Steuerkreis zur Beschleunigung der Planänderungsverfahren noch nicht getagt hat. Das Eisenbahn-Bundesamt habe als Genehmigungsbehörde bislang reserviert reagiert. Die StZ (hier) kommentiert dies mit den Worten „Besser planen, schneller bauen“, verweist auf die zahlreichen anstehenden von der Bahn einreichten Planänderungen und fordert die Beteilgten an einen Tisch. Dennoch könne ein Steuerkreis kein formales Genehmigungsverfahren ersetzen.

Der Beitrag enthält für die Anwohner des Kernerviertels eine interessante Information über den neuen Zeitplan zum Planänderungsverfahren für das dreigeschossige Schwallbauwerk Süd an der Sängerstraße, über das wir bereits berichtet haben. Zuletzt ging die Bahn davon aus, dass die Genehmigung im November 2015 erteilt wird. Jetzt soll sich der Termin auf März 2016 verschieben. Dabei ist der Baubeginn der Gründungs- und Bauarbeiten am Baufeld 25 von der Genehmigung des Schwallbauwerks abhängig.

Dazu schreibt die StZ: „Damit der Verzug von einem Vierteljahr nicht auf den Terminplan durchschlägt, sucht die PSU nun nach Alternativen im Bauablauf. „So könnten beispielsweise Teile des Bauabschnitts Südkopf noch besser verzahnt mit Abschnitten der Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie gebaut werden“, erklärt der Projektsprecher. Der Abschnitt ist selbst für Stuttgart-21-Verhältnisse ausgesprochen kompliziert. Die Stadtbahnhaltestelle wird in Richtung Schlossgarten verschoben und gleichzeitig angehoben, damit die Gleise von und zum Durchgangsbahnhof darunter hindurch geführt werden können. Gleichzeitig müssen die Schienentrassen die B 14 unterqueren, deren Unterführung unter dem Gebhard-Müller-Platz bei dieser Gelegenheit gleich auch noch verlängert werden soll.“

Angesichts der Bauverzögerungen, die bereits im Südkopf eingetreten sind, sind die weiteren drei Monate fast vernachlässigbar.  Die Baumaßnahmen der Bahn für das Baufeld 25 (Sängerstraße) und 22 (neben Planetarium) sowie die SSB-Baumaßnahmen wurden den Anwohnern des Kernerviertels seit November 2013 mehrfach in Rathausveranstaltungen mit jeweils veränderten Zeitplänen angekündigt, am ausführlichsten im Juni 2014. Damals wurde noch von der SSB betont, dass für den Bau der neuen Haltestelle Staatsgalerie (mittlerer Bauabschnitt) erst der Trogbaublock 22 fertig gestellt sein muss. Wir hatten bereits auch auf die absehbaren Verzögerungen der komplexen und zeitlich voneinander abhängigen Baumaßnahmen der SSB und Bahn einschließlich des Nesenbachdükers hingewiesen.

Die SSB hat jetzt nach den länger als geplant in Anspruch genommenen  Vorbereitungsarbeiten mit den Hauptbaumaßnahmen entlang der B 14 zwischen Innenministerium und Schillerstraße begonnen. Die Bohrpfahlsetzungen sind auch am Hang oberhalb des Kernerplatzes nicht zu überhören. Doch von den Baustellen der Bahn an den Baufeldern 22 und 25 noch nicht viel zu sehen. Nach dem im August 2014 auf der Pressekonferenz zum Start der Trogbauarbeiten vorgestellten Zeitplan waren folgende Bauzeiten vorgesehen:

Baufeld 22:

  • Vorabmaßnahme (Autobrücke): bis Frühjahr 2015 -> fertiggestellt wurde sie erst im Herbst
  • Hauptbauzeit: April 2015-April 2016 -> Baumaßnahmen sind noch nicht erkennbar, Start Baumaßnahmen  wahrscheinlich auch abhängig von der Entscheidung über die nach aktueller Planung an den Nord- und Südkopf verlegten Fluchttreppenhäuser.

Baufeld 25:

  • Vorabmaßnahme ( Treppenzugang SSB): vorraus. September 2014 bis März 2015  -> fertiggestellt wurde der Treppenabgang erst im November 2015
  • Hauptbauzeit: März 2015 bis Juli 2016 -> noch keine Hauptbaumaßnahmen gestartet, Genehmigung Schwallbauwerk im März 2016 erwartet.

Erkennbar ist, dass die Bauarbeiten an diesen beiden Trogbaufeldern am Südkopf gegenüber der Planung Mitte 2014 nicht nur um ein Vierteljahr, sondern knapp ein Jahr hinterherhinken. Wie Teile des Bauabschnitts Südkopf laut dem StZ-Beitrag noch besser verzahnt mit Abschnitten der Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie gebaut werden könnten, wurde bislang nicht kommuniziert. Auch die Lenkungskreisunterlage vom November 2015 (hier) wies auf Zeitverzug hin und vermerkte einen „Optimierungsbedarf“. Jedoch ohne Angabe, wie der Zeitverzug eingeholt werden soll:

Bauverzug Südkopf

Aus der Übersicht wird deutlich, dass von den geplanten 6,5 Jahren Bauzeit (ohne Innenausbau) für den Südkopf bereits zu Beginn schon ein Jahr fehlt. Dazu muss man die oben geschilderten Verzögerungen ab Mitte 2014 um ein Jahr noch hinzurechnen und kommt auf dann auf eine stattlichen Bauverzug von rund 2 Jahren. Also fast ein Drittel der veranschlagten Zeit und nicht 3 Monate wie im StZ-Bericht von der Bahn eingeräumt! Man wundert sich, dass eine halbwegs solide und eng getaktete Bauplanung so eine Optimierungsmöglichkeit von rund 1/3 der Bauzeit überhaupt hergeben kann.

Zumal für den Fortgang der Bauarbeiten die Bahn vom Baufortschritt der SSB abhängig ist. Offen ist, wann die Baufelder 23 und 24 gebaut werden können. Dafür ist der Neubau und der Abriss der alten SSB-Haltestelle sowie der B14 (!) erforderlich. Fraglich ist, ob die neue SSB-Haltestelle Staatsgalerie trotz der Zeitverzögerung Mitte 2018 in Betrieb gehen kann.

Die SSB plant dennoch ab Mai 2016 die Sperrung der Stammstrecke Richtung Charlottenplatz für vorerst 15 Monate. Informationen zum neuen Linienplan „Netz 2016“ sind seit dieser Woche bereits auf der Webseite der SSB veröffentlicht.

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Zur Sache BW: Wird der Fernsehturm zum Schiefen Turm?

Programmhinweis: Morgen, Donnerstag, um 20.15 wird der SWR in der TV-Sendung „Zur Sache Baden-Württemberg“ über die Fernsehturmfreunde berichten. Sie setzen sich dafür ein, dass der Fildertunnel wegen des nicht auszuschließenden Risikos für den Fernsehturm durch quellendes Anhydrit um 250 Meter verlegt werden soll.

Den Fernsehbeitrag kündigt der SWR wie folgt an:  Der Stuttgarter Fernsehturm wird im Februar 60 Jahre alt. 60 Jahre lang stand er wie eine Eins. Jetzt befürchten Bürger, dass Stuttgart 21 den Turm in Schieflage bringen könnte. Bekommt der Schiefe Turm von Pisa einen schwäbischen Kollegen? Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 befürchten, dass der Fildertunnel, der direkt unter dem Stuttgarter Wahrzeichen verlaufen soll, den Turm aus der Fassung bringen könnte. Denn unter dem Fernsehturm gibt es eine Gipskeuper-Schicht, die beim Eindringen von Wasser aufquillt und den Turm anheben könnte. Jörg Hamann, der Sprecher des Bahnprojekts, beteuert: „Die Stuttgarter können beruhigt sein. Die Gipskeuper-Schicht ist 200 Meter unter dem Turm. Da besteht keine Gefahr für das Fundament.“ Seine Fans würden es dem Fernsehturm krumm nehmen, wenn er schief werden würde.“

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Brigitte Lösch, MdL: „Viele Fragen der Grundstückseigentümer zur Entschädigung und Haftung bleiben weiterhin offen“

Brigitte Lösch, Landtagsabgeordnete der Grünen und Landtagsvizepräsidentin, ist eine der PolitikerInnen, die immer wieder im Interesse der von Stuttgart 21 betroffenen Anwohner und Eigentümer nachhakt. So zuletzt in einem Schreiben an den Projektchef Manfred Leger anlässlich der Wangener Eigentümer, die sich in Vertragsverhandlungen mit der Bahn unfair behandelt sahen. Manfred Leger, Vorstand der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH, hat ihr in einem Brief ausführlich geantwortet. Lesen Sie hier.

Doch viele Fragen der Grundstückseigentümer zur Entschädigung und der Haftung sind offen geblieben.  Daher hat sie jetzt die folgende Pressemitteilung herausgegeben, die wir auf unserer Seite ebenfalls veröffentlichen:

Mehr als 3.000 Grundstücke sind durch Errichtung von ca. 58 km Tunnelbauwerke im Rahmen des Großprojekts Stuttgart 21 betroffen. Hierzu braucht die DG Netz AG für die Unterfahrung der Grundstücke die Erlaubnis der Grundstückseigentümer. Auch in Stuttgart-Wangen, wo ein Anfahrtsbereich eines Tunnels liegt, wurden im Sommer diesen Jahres Enteignungsverfahren für entsprechende Grundstücke betrieben und den Eigentümern entsprechende Besitzeinweisungen zugestellt.

„Diese Besitzeinweisungen lassen aber einige sehr wichtige Fragen bezüglich Enteignung, Entschädigung und der Haftung offen“, erklärt Brigitte Lösch, Landtagsabgeordnete für den Neckarwahlkreis und hat einen entsprechenden Brief an die DB Projekt Stuttgart-Ulm GbmH geschrieben.

Nun liegt die Antwort vor. „Leider sind die Antworten der Deutschen Bahn alles andere als befriedigend und auch der Umgang mit den Eigentümern bzgl. Auskünften und Informationen lässt wieder einmal zu wünschen übrig“, so Brigitte Lösch. Vor allem beim Thema Entschädigung ist die Bahn widersprüchlich.

„Die Bahn setzt zur Ermittlung der Entschädigungshöhe den Bodenwert eines Grundstücks an. Das Landesenteignungsgesetz und auch das RP Stuttgart verweisen aber hierbei auf den Verkehrswert des Grundstücks. Da fragt man sich doch, wer nun Recht hat?“ sagt Brigitte Lösch.

Auch der Verweis der Bahn, dass die Entschädigungshöhe nach dem Bodenwert mit dem des Verkehrswerts vergleichbar ist, stimmt so nicht: unter Umständen liegt der Bodenrichtwert deutlich unter dem Verkehrswert des Grundstück, ergänzt die Abgeordnete. Für sie ist klar, dass die Eigentümer nicht die Entschädigungen erhalten sollen, die ihnen eigentlich zustehen.

„Und beim Thema Haftungsanspruch der Eigentümer geht es weiter. Die DB AG übernimmt eine Haftung nach der halben Beweislastumkehr während der Vortriebsphase der Bauarbeiten“, so Brigitte Lösch. Für Schäden am Gebäude, die erst nach Wochen oder Monaten auftreten, gelten die gesetzlichen Bestimmungen – d.h. die Eigentümer müssen beweisen, dass die Schäden durch die Baumaßnahmen entstanden sind. Gerade im Rahmen des Großprojekts S21 müssten hier besser auf die Betroffenen eingegangen werden und deutlich längere und ggf. sogar unbefristete Haftungsansprüche gelten, fordert Brigitte Lösch.

„Aber auch in Sachen Kommunikationspolitik hat die DB AG wohl nichts dazu gelernt“, meint die Politikerin Lösch. Die Eigentümer in Wangen wurden – nicht wie die Bahn schreibt – zu einem klärenden Gespräch eingeladen, wo über die individuelle Eigenschaften des Geländes verhandelt werden sollte. Stattdessen – so berichten die Eigentümer – ist eine beauftragte Firma an sie mit der Forderung herangetreten, sie sollen die Besitzeinweisungen unterschreiben oder es geht gleich vor das Regierungspräsidium.

„Über 3.000 Eigentümer sind von den S21 Bauarbeiten betroffen und müssen in diesem Rahmen zum Teil erhebliche Opfer bringen. Da wäre es sehr wünschenswert, wenn die Deutsche Bahn AG angemessen mit ihnen umgeht und ihnen gute und faire Angebote bzgl. Entschädigung und Haftung unterbreitet,“ so die Abgeordnete abschließend.

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