Den Anwohnern am Wartberg war es bereits seit Mitte letzter Woche per Schreiben bekannt. Die Bahn muss ihr Transportkonzept am Zwischenangriff Prag erneut ändern. Das zuletzt geplante Schallschutzdach in der Größe eines Fußballfeldes, das die zu hohen Lärmpegel reduzieren sollte, entfällt. Der erhöhte Lüftungsbedarf unter dem großen Dach würde die Lärmminderung wieder ausgleichen. Jetzt soll der Aushub im Nachtzeitraum zwischen 20 Uhr und 7 Uhr im Tunnel zwischengelagert und nicht mehr abtransporiert werden. Die Stuttgarter Zeitung berichtete (hier) darüber.
Gestern Nachmittag informierte der Vorstand der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH (PSU) in einem Gesprächstermin das Netzwerks Killesberg. Prinzipiell ist das Konzept, das nachts zumindest keinen zusätzlichen Lärm durch die Aushubtransporte und die Beladung vorsieht, für die Anwohner des Wartbergs ein Schritt in die richtige Richtung.
Die PSU habe mit Baufirmen eine Lösung entwickelt, dass im Tunnel zusätzlicher Platz für die Lagerung von Aushub und für das Rangieren der Lkws geschaffen werde. Dafür müsse noch ein weiteres Stück Tunnel unter dem städtischen Wartberggelände gegraben werden. Die Stadt habe dieser Lösung zugestimmt. Nach Aussage der PSU muss wieder ein neues schalltechnisches Detailgutachten in Auftrag gegeben werden, da bei der letzten Untersuchung das schallmindernde Dach den Berechnungen zugrunde gelegt wurde. Vom Tisch sei auch der Einsatz von Förderband und die Verladung und der Transport per Güterzüge.
Zurück auf Los. Nach vielen Umwegen ist jetzt die Lösung wieder im Spiel, die das Eisenbahn-Bundesamt in seinem Planfeststellungsbeschluss PFA 1.5. zum Zwischenangriff Prag der Bahn auf Seite 291 als Nebenauflage erteilt hatte:
Doch von Seiten des Netzwerks Killesberg besteht weiterhin noch Klärungsbedarf bzw. Kritikpunkte:
- Weiterhin ist die Belüftung des Tunnelmunds am Zwischenangriff Prag sehr laut. Anwohner beklagen sich, dass der Lüftungslärm sie nachts beim Schlafen massiv belästigt.
- Die Zusage, dass im Nachtzeitraum keine Lkws unterwegs sind, bezieht sich erst einmal nur auf die Baulogistik für den Abraum. Die letzte schalltechnische Untersuchung vom Juli 2015 sah jedoch erstmals bis zu 159 Lkw-Fahrten für die Betonanlieferung für die Innenverschalung vor, deren Fahrten und Verladung mindestens den gleichen Lärm verursachen werden. Wie diese nächtliche Lärmbelastung für die Anwohner beim Einbau der Innenschale reduziert werden soll, ist noch unklar. Die o.a. Nebenbestimmung des EBAs sieht jedenfalls vor, dass an den Zwischenangriffen im Nachtzeitraum auch keine Anlieferung von Baumaterial erfolgt.
- Die Anwohner kritisieren die Vorgehensweise der Bahn und ihres Gutachters mit ständig widersprüchlichen Aussagen und fordern Verlässlichkeit ein. Alle viertel bis halbe Jahr würde wieder umgeplant, nach dem Motto „rinn in die Kartoffel, raus aus die Kartoffel“. Dies sei das x-te Gutachten, das innerhalb der letzten eineinhalb Jahre den Anwohnern zugemutet wurde.
- Zwischenzeitlich sei Anwohnern am Wartberg der passive Schallschutz erst genehmigt, dann aberkannt, dann wieder genehmigt worden. Jetzt wieder ein erneutes Lärmgutachten, aus dem sich möglicherweise wieder neue Betroffenheiten beim passiven Schallschutz ergeben oder wegfallen. Gemachte Zusagen für Schallschutzfenster sollen jedoch nach Aussage der PSU nicht zurückgezogen werden.
Über das Entrauchungsbauwerk Killesberg, das möglicherweise am ZA Prag errichtet werden soll, soll in einer weiteren Gesprächsrunde diskutiert werden. Einen Überblick über die bisherigen Beiträge zum Wartberg finden Sie hier.