Die Stuttgarter Zeitung berichtet heute (hier), dass der von Bahnvorstand Volker Kefer im November 2015 angekündigte Steuerkreis zur Beschleunigung der Planänderungsverfahren noch nicht getagt hat. Das Eisenbahn-Bundesamt habe als Genehmigungsbehörde bislang reserviert reagiert. Die StZ (hier) kommentiert dies mit den Worten „Besser planen, schneller bauen“, verweist auf die zahlreichen anstehenden von der Bahn einreichten Planänderungen und fordert die Beteilgten an einen Tisch. Dennoch könne ein Steuerkreis kein formales Genehmigungsverfahren ersetzen.
Der Beitrag enthält für die Anwohner des Kernerviertels eine interessante Information über den neuen Zeitplan zum Planänderungsverfahren für das dreigeschossige Schwallbauwerk Süd an der Sängerstraße, über das wir bereits berichtet haben. Zuletzt ging die Bahn davon aus, dass die Genehmigung im November 2015 erteilt wird. Jetzt soll sich der Termin auf März 2016 verschieben. Dabei ist der Baubeginn der Gründungs- und Bauarbeiten am Baufeld 25 von der Genehmigung des Schwallbauwerks abhängig.
Dazu schreibt die StZ: „Damit der Verzug von einem Vierteljahr nicht auf den Terminplan durchschlägt, sucht die PSU nun nach Alternativen im Bauablauf. „So könnten beispielsweise Teile des Bauabschnitts Südkopf noch besser verzahnt mit Abschnitten der Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie gebaut werden“, erklärt der Projektsprecher. Der Abschnitt ist selbst für Stuttgart-21-Verhältnisse ausgesprochen kompliziert. Die Stadtbahnhaltestelle wird in Richtung Schlossgarten verschoben und gleichzeitig angehoben, damit die Gleise von und zum Durchgangsbahnhof darunter hindurch geführt werden können. Gleichzeitig müssen die Schienentrassen die B 14 unterqueren, deren Unterführung unter dem Gebhard-Müller-Platz bei dieser Gelegenheit gleich auch noch verlängert werden soll.“
Angesichts der Bauverzögerungen, die bereits im Südkopf eingetreten sind, sind die weiteren drei Monate fast vernachlässigbar. Die Baumaßnahmen der Bahn für das Baufeld 25 (Sängerstraße) und 22 (neben Planetarium) sowie die SSB-Baumaßnahmen wurden den Anwohnern des Kernerviertels seit November 2013 mehrfach in Rathausveranstaltungen mit jeweils veränderten Zeitplänen angekündigt, am ausführlichsten im Juni 2014. Damals wurde noch von der SSB betont, dass für den Bau der neuen Haltestelle Staatsgalerie (mittlerer Bauabschnitt) erst der Trogbaublock 22 fertig gestellt sein muss. Wir hatten bereits auch auf die absehbaren Verzögerungen der komplexen und zeitlich voneinander abhängigen Baumaßnahmen der SSB und Bahn einschließlich des Nesenbachdükers hingewiesen.
Die SSB hat jetzt nach den länger als geplant in Anspruch genommenen Vorbereitungsarbeiten mit den Hauptbaumaßnahmen entlang der B 14 zwischen Innenministerium und Schillerstraße begonnen. Die Bohrpfahlsetzungen sind auch am Hang oberhalb des Kernerplatzes nicht zu überhören. Doch von den Baustellen der Bahn an den Baufeldern 22 und 25 noch nicht viel zu sehen. Nach dem im August 2014 auf der Pressekonferenz zum Start der Trogbauarbeiten vorgestellten Zeitplan waren folgende Bauzeiten vorgesehen:
- Vorabmaßnahme (Autobrücke): bis Frühjahr 2015 -> fertiggestellt wurde sie erst im Herbst
- Hauptbauzeit: April 2015-April 2016 -> Baumaßnahmen sind noch nicht erkennbar, Start Baumaßnahmen wahrscheinlich auch abhängig von der Entscheidung über die nach aktueller Planung an den Nord- und Südkopf verlegten Fluchttreppenhäuser.
- Vorabmaßnahme ( Treppenzugang SSB): vorraus. September 2014 bis März 2015 -> fertiggestellt wurde der Treppenabgang erst im November 2015
- Hauptbauzeit: März 2015 bis Juli 2016 -> noch keine Hauptbaumaßnahmen gestartet, Genehmigung Schwallbauwerk im März 2016 erwartet.
Erkennbar ist, dass die Bauarbeiten an diesen beiden Trogbaufeldern am Südkopf gegenüber der Planung Mitte 2014 nicht nur um ein Vierteljahr, sondern knapp ein Jahr hinterherhinken. Wie Teile des Bauabschnitts Südkopf laut dem StZ-Beitrag noch besser verzahnt mit Abschnitten der Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie gebaut werden könnten, wurde bislang nicht kommuniziert. Auch die Lenkungskreisunterlage vom November 2015 (hier) wies auf Zeitverzug hin und vermerkte einen „Optimierungsbedarf“. Jedoch ohne Angabe, wie der Zeitverzug eingeholt werden soll:
Aus der Übersicht wird deutlich, dass von den geplanten 6,5 Jahren Bauzeit (ohne Innenausbau) für den Südkopf bereits zu Beginn schon ein Jahr fehlt. Dazu muss man die oben geschilderten Verzögerungen ab Mitte 2014 um ein Jahr noch hinzurechnen und kommt auf dann auf eine stattlichen Bauverzug von rund 2 Jahren. Also fast ein Drittel der veranschlagten Zeit und nicht 3 Monate wie im StZ-Bericht von der Bahn eingeräumt! Man wundert sich, dass eine halbwegs solide und eng getaktete Bauplanung so eine Optimierungsmöglichkeit von rund 1/3 der Bauzeit überhaupt hergeben kann.
Zumal für den Fortgang der Bauarbeiten die Bahn vom Baufortschritt der SSB abhängig ist. Offen ist, wann die Baufelder 23 und 24 gebaut werden können. Dafür ist der Neubau und der Abriss der alten SSB-Haltestelle sowie der B14 (!) erforderlich. Fraglich ist, ob die neue SSB-Haltestelle Staatsgalerie trotz der Zeitverzögerung Mitte 2018 in Betrieb gehen kann.
Die SSB plant dennoch ab Mai 2016 die Sperrung der Stammstrecke Richtung Charlottenplatz für vorerst 15 Monate. Informationen zum neuen Linienplan „Netz 2016“ sind seit dieser Woche bereits auf der Webseite der SSB veröffentlicht.