Nach mehr als drei Jahren findet am 17.2. 2016 wieder eine Infoveranstaltung für die vom Tunnelbau bei Stuttgart 21 betroffenen Anwohner in Stuttgart-Wangen statt. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr; Veranstaltungsort ist die Turn- und Versammlungshalle der Wilhelmschule Wangen. Eine offizielle Ankündigung der Veranstaltung, zu der die Bürgerbeauftragte Alice Kaiser einlädt, findet sich auf der Webseite der Stadt Stuttgart. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Wangener Bezirksvorsteherin Beate Dietrich statt, die zugleich als Tunnelpatin des nach ihr benannten Obertürkheimer Tunnels („Beate-Tunnel“) fungiert. Den Einladungs-Flyer, der in Wangen verteilt wird, finden Sie hier.
Das Netzwerk Wangen/Untertürkheim hatte sich schon seit längerem sowohl bei der Bürgerbeauftragten Alice Kaiser als auch bei der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm für eine Veranstaltung in Wangen eingesetzt und im Januar eine Liste mit den relevanten Themen Geologie, Immisionen und Unterfahrungsrechte geschickt. Lesen Sie hier.
Es wird auch dringend Zeit, dass in Wangen wieder eine reguläre Bürgerveranstaltung für die betroffenen Anwohner (außerhalb der Bezirksbeiratssitzungen) stattfindet. Im Kernerviertel beispielsweise laden die Bürgerbeauftragte Alice Kaiser und die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle seit Ende 2013 regelmäßig zwei Mal im Jahr zu Bürgerveranstaltungen zu Stuttgart 21 ein.
Denn der Stadtbezirk Wangen ist von den Auswirkungen des Bahnprojekts massiv betroffen. Wir mussten immer wieder über den Tunnelbau in Wangen und die betroffenen Anwohner berichten:
- Aufgrund der geologischen Schwierigkeiten ist der vor drei Jahren vorgestellte Zeitplan für die Vortriebsarbeiten am Zwischenangriff Wangen völlig aus dem Ruder gelaufen.
- Trotz umfangreicher Vorerkundungen hat sich die Einschätzungen der Bahn zur geologischen Situation als nicht zutreffend erwiesen. Wegen des deutlich erhöhten Wasserandrangs war eine Planänderung zur Tieferlegung der Tunnel um 4 Meter erforderlich.
- Da das Gestein deutlich härter als geplant ist, sind zum Bau der Tunnel unter dem Wohngebiet Nähterstraße/Im Degen/Jägerhalde Spreng- und Meißelarbeiten erforderlich, die die Anwohner seit über einem Jahr belasten. Zu Beginn der Sprengarbeiten sahen sich 27 Anwohner genötigt, Strafanzeige wegen den starken Erschütterungs- und Lärmbelästigung zu stellen, die jedoch „im Sande verlief“.
- Eine Kontrolle der Immissionen durch das Eisenbahn-Bundesamt als Aufsichtsbehörde fand nicht statt. Das Netzwerk Wangen/Untertürkheim musste einen Rechtsanwalt einschalten, weil dem EBA Messprotokolle über die Sprengungen nicht vorlagen. Das EBA argumentierte selbst gegenüber dem Bundestagsabgeordneten der Grünen Matthias Gastel, dass es auch nicht wüsste, welche Stelle die Messprotokolle hätte.
- Nach massiven Protesten der Anwohner wegen der starken Erschütterungen und des Baulärms wurde den Wangener Anwohnern von der Bahn über Monate Hotelübernachtungen angeboten.
- Anwohner fordern mittlerweile statt der Hotelgutscheine Entschädigungen, wie es auch der Planfeststellungsbeschluss zum PFA 1.6a vorsieht.
- Eine Ende der Immissionsbelastungen ist noch nicht absehbar, da noch der Bau der zweiten Röhre unter dem Wohngebiet ansteht. Auch wenn sich die Bahn laut der Veranstaltungsankündigung erst einmal auf den Bau der Neckarunterquerung konzentrieren will.
- Wegen der unbefriedigende Abwicklung der Unterfahrungsrechte in Wangen hatte sich MDL Brigitte Lösch als Abgeordnete des Wahlkreises an Projektchef Manfred Leger gewandt.