Ein vom Lärm und den Sprengarbeiten am Zwischenangriff Ulmerstraße in Stuttgart-Wangen betroffener Bürger und 26 Mitanzeigende aus der unmittelbaren Umgebung haben gestern Strafanzeige gegen die DB Projektbau Stuttgart- Ulm bzw. ihrem Projektleiter für den Abschnitt PFA 1.6a, Stefan Breidenstein, und die Firma Porr gestellt wegen:
- Verstoß gegen die Sonntags- und Feiertagsruhe
- Unzumutbare, fortlaufende körperschädigende Lärmbelästigungen, Ruhestörungen
- Gefährlicher Erderschütterungen, besonders bei Nacht.
Bereits auf der letzten Bezirksbeiratssitzung in Untertürkheim waren die Belastungen der Wangener Bürger durch die Sprengarbeiten, die auch Nachts und Sonn- und Feiertags von der Bahn durchgeführt wurden, ein Thema. Bürger klagten, dass die durch die unterirdischen Sprengungen ausgelösten Erschütterungen mehrere hundert Meter (!) weit deutlich zu spüren und zu hören seien. Auf der Internetseite des Kommunikationsbüros finden sich hingegen u.a. folgende Hinweise über die Bauarbeiten in Wangen, die nicht im Entferntesten die eingetretenen Belastungen ankündigten:
- „Am sogenannten Zwischenangriff für die Zuführungstunnel zum Stuttgarter Hauptbahnhof wurden plangemäß Fels- und Gesteinsschichten angetroffen. Diese werden nun durch eine Kombination aus Bohr- und Sprengarbeiten gelöst und dann abtransportiert… Es wird ein erschütterungsarmes Sprengverfahren gewählt. Auch eine Lärmbelastung wird erfahrungsgemäß nur punktuell und nicht übermäßig intensiv auftreten.“
- „Die Sprengungen werden ab 23. Juni 2014 jeweils zwischen 6 Uhr und 22 Uhr (teilweise auch mehrmals hintereinander) ausgeführt.Die Auftragnehmer der Bahn sind bemüht, ihre Technologien und Zeitabläufe so zu koordinieren, dass die Sprengungen weitgehend während der Tagesstunden durchgeführt werden.“
- „Die Auftragnehmer der Bahn werden die Sprengungen mit eigenen Messgeräten an repräsentativen Messstellen überwachen.“
Das Netzwerk Wangen hat Akteneinsicht in die Messunterlagen zu den Sprengungen beantragt. Der Abschnittsleiter Matthias Breidenstein verwies in seiner Antwort vom 24.11.2014 darauf, dass dieser Messbericht fertig gestellt sei und im Laufe der Woche auf der Seite des Kommunikationsbüros (hier) veröffentlicht werde. Es bleibt abzuwarten, ob und welche Messdaten von der Bahn über die Erschütterungen der laufenden Sprengungen ins Internet eingestellt werden. Diese Arbeiten laufen in Wangen seit Juni. Bis heute ist noch kein einziger Messwert über die Erschütterungen, die den Wangener Anwohnern seither zugemutet wurden, auf der Webseite veröffentlicht.
Auf der Webseite findet sich allerdings ein ganz aktueller Messbericht des Immissionsschutzbeauftragten Dr. Fritz vom 18.11.2014 (hier). Darin kommt er auf Seite 5 und 13 auch zum Ergebnis, dass die nächtlichen Sprengungen wegen einer massiven Überschreitung der Richtwerte der AVV-Baulärm nicht zulässig und unbedingt zu vermeiden seien! Am gleichen Abend erklärte der „unabhängige“ Immissionsschutzbeauftragte den besorgten Anwohnern auf der Informationsveranstaltung in Untertürkheim, dass die Sprengungen in Wangen sich im Rahmen der zulässigen Belastungen halten würden.
Update 10.12. 2014: Das Netzwerk Wangen hat dazu noch eine Pressemitteilung (hier) veröffentlicht