Keine Grenzwertüberschreitungen durch Baustellenbetrieb ?


Ende November berichteten wir, dass die Bahn noch keinen Bericht ihres Immissionsschutzbeauftragten für Staub und Abgase zur Feinstaubbelastung für das zweite Halbjahr 2014 veröffentlicht hat.  Diese Aussage müssen wir korrigieren. Der Messbericht Staub für 2014 ist auf der Webseite über die Immisionen zu finden, allerdings ganz unten versteckt. Falls Sie ihn nicht entdecken, können Sie ihn auch hier abrufen.

Darin kommt der Immissionsschutzbauftragte für Stuttgart 21, Dr-Ing. Achim Lohmeyer, auf Seite 4 seines Berichts zum Ergebnis: „Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass S21-bedingte Baumaßnahmen im Jahr 2014 an der Station Arnulf-Klett-Platz zu keiner Grenzwertüberschreitung und an der Station Neckartor nicht ursächlich zur Grenzwertüberschreitung geführt haben“. Dieses Fazit steht jedoch in krassem Widerspruch zur Landesanstalt LUBW, die Ende Oktober einen erhöhten Anteil typischen Baustellen-Feinstaubs auf den Staubfiltern nachgewiesen hatte.  Von 64 Überschreitungen der erlaubten Tagesmittelwerte am Neckartor sind nach Einschätzung der Fachbehörde 14 im Jahr 2014 auf Baustellenschmutz zurückzuführen, auch am Platz vor dem Bahnhof gab es erhöhte Werte.

Nach dem Eingeständnis der Bahn über unzureichende Lärmgutachten hatten die Netzwerke bereits den Rücktritt des Immisssionsschutzbeauftragten für Lärm und Erschütterung, Peter Fritz, gefordert. Jetzt müssen die Netzwerke leider auch noch  Zweifel an der nach der Planfeststellung geforderten Unabhängigkeit des Immissionsschutzbeauftragten für Staub erheben. Er wird seiner Aufgabe nicht gerecht, wenn er im Gegensatz zur Fachbehörde die erhöhten Belastungen durch den Baustellenbetrieb nicht ausweist. Wenn es an unterschiedlichen Bewertungen der Messergebnisse liegt, muss dies auch aufgeklärt werden. Schließlich handelt es sich um ein erfahrenes und renommiertes Ingenieurbüro, das schon lange mit dem Projekt vertraut ist. (1997 gab die Stadt Stuttgart bei diesem Büro ein Gutachten zur „Verkehrsbedingten Schadstoffbelastung im Zusammenhang mit der Planung von Stuttgart 21“ (hier) in Auftrag. Wir berichteten darüber.)

Auch stellte der Immissionsschutzbeauftragte für Staub und Abgase auf der letzten Anwohnerveranstaltung für den Stuttgarter Norden keinen Handlungsbedarf für Luftschadstoffmessungen am Zwischenangriff Prag fest. Obwohl er auf Nachfrage einräumen musste, dass die Anwohner bereits jetzt schon bei dem reduzierten Tunnelbaubetrieb durch die Abgase aus der Belüftung des Zwischenangriffs belastet sind. Er sieht jedoch bislang keine Notwendigkeit dies zu verifizieren. Messungen am Zwischenangriff Nord hätten ergeben, dass dort die Grenzwerte eingehalten werden. Dass am Zwischenangriff Prag wegen des Taleinschnitts und der Nähe der Wohngebäude eine ganz andere klimatische Situation als beim Zwischenangriff Nord herrscht, der auf einer ebenen Fläche betrieben wird, blieb unerwähnt.

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StZ: Der Tunnel muss schon wieder saniert werden

Die Stuttgarter Zeitung berichtet heute (hier) über den Leonberger Engelbergtunnel, der 2017 und 2018 erneut wegen den Schäden durch quellenden Anhydrit umfassend saniert werden muss. Der 1999 gebaute Tunnel ist einer der Gegenbeispiele zu der von der Bahn immer wieder vorgebrachten Argumentation, dass mittlerweile durch neue Bautechniken die Risiken durch Anhydrit im Tunnelbau beherrschbar seien. Leider nicht im Netz eingestellt ist der dazugehörige Kommentar der Print-Ausgabe „Sie wussten, was sie tun“ zur Meldung, in dem u.a. Folgendes zu  lesen war:

Unterirdisch. Die Probleme mit dem unsteten Mineral Anhydrit werden gehörig unterschätzt… Niemand kann sagen, dass man nichts von der im Boden schlummernden Gefahr gewusst habe. Aufquellender Anhydrit hat schon während der Bauzeit 30 Zentimeter dicke provisorische Wände wie Eierschalen geknackt.  Und weil man das wusste, versuchte man mit drei Meter dickem Stahlbeton entgegenzuhalten – wie sich zeigt, nicht gerade erfolgreich. Die Planer von Stuttgart 21 sollten durch die Entwicklung in Leonberg gewarnt sein, denn sie haben mit ähnlichem Untergrund zu tun. Die noch nicht immer kalkulierbaren Kräfte der Natur zu unterschätzen, kann ganz schön ins Geld gehen.“

Beim Leonberger Straßentunnel sind während der Sanierungsarbeiten zumindest Umleitungen möglich. Nicht jedoch bei den geplanten 59 Kilometer langem Bahntunneln für Stuttgart 21, bei denen fast 16 Kilometer durch die kritischen Anhydrit- Schichten führen sollen. Mehr zu den Risiken durch Anhydrit finden Sie u.a. bei uns im Beitrag „Bauarbeiten im quellfähigen Anhydrit: „Staufen warnt Stuttgart“ und auf der Webseite der Fernsehturmfreunde, die sich für eine Verlegung des Fildertunnels im Bereich des Stuttgarter Fernsehturms einsetzen.

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Tunnelvortrieb in Wangen: ein erfolgreiches Jahr?

Vorgestern, am 4.Dezember, feierten die Stuttgarter Mineure unter Beisein der Tunnelpatinnen in Wangen wieder den Namenstag ihrer Schutzpatronin Barbara (Pressemitteilung/UT-Zeitung). Eine Tradition, die auf die Gefahren des Berufs unter Tage hinweist, der immer noch ein Knochenjob ist. Trotz fortschrittlicher Baumethoden können Unfälle bei den Vortriebsarbeiten nicht ausgeschlossen werden. So zog sich 2014 bei Arbeiten an der SSB-Tunnelbaustelle der U12 in Stuttgart-Münster ein Mann schwere Verletzungen zu, weil ein Erdrutsch ihn bis zur Hüfte umschlossen hatte (StN / StZ). Von daher ist diese Tradition verständlich.

Hellhörig werden wir jedoch bei einem Zitat der Untertürkheimer Zeitung, in der auch der erfolgreiche Baufortschritt beschworen wird: „Wir haben keine schwerwiegenden Unfälle erleiden müssen, merkte Andreas Rath, der technische Abschnittsleiter der Firma ATCOST 21, dankbar an. Trotz einiger Schwierigkeiten schauten er und nach ihm Bahnmanager Günther Osthoff auf ein „erfolgreiches Jahr 2015″ zurück. Der Vortrieb ist in beiden Tunneln [Fildertunnel und Obertürkheimer Tunnel] zügig voran gekommen. Wir haben nun 5.900 Meter geschafft.“

Unerwähnt bleibt, dass von den 5.900 allein fast 4.000 Meter auf den maschinellen Vortrieb im oberen Fildertunnel entfällt. Kein Wort auch zum schleppenden Baufortschritt beim Bau des 9,5 Kilometer langen Obertürkheimer Tunnels und den Belastungen der Anwohner. Zwei Jahre nach der Tunneltaufe in Wangen sind gerade einmal 1.382 Meter bzw. 12,7 % der Gesamtstrecke vorgetrieben wurde. Die aktuellen Zahlen zu den Tunnelröhren finden Sie in unserem letzten Beitrag zum Tunnelvortriebsstand bei Stuttgart 21.

Kein Wort auch, dass damit die den Anwohnern und dem Bezirksbeirat in Wangen vorgestellten Zeitpläne zum Bau des Obertürkheimer Tunnels völlig aus dem Ruder gelaufen sind. Auf der ersten und bisher einzigen Anwohnerveranstaltung in Wangen im Dezember 2012 war von einem Vortrieb für den Spritzbetonvortrieb Richtung Obertürkheim bis Ende 3.Quartal 2016 und für den Spritzbetonvortrieb Richtung Hauptbahnhof bis Mitte 2015 die Rede:

http://netzwerke-21.de/wordpress/wp-content/uploads/PFA-1.6a-Zeitplan-Wangen-2013.jpg

http://netzwerke-21.de/wordpress/wp-content/uploads/PFA-1.6a-Zeitplan-Wangen-2014-2016.jpg

Und nach dem auf der Wangener Bezirksbeiratssitzung im Juli 2014 von der Projektgesellschaft vorgestelltem Zeitplan sollte der Spritzbetonvortrieb Richtung Obertürkheim Mitte 2016 und der Richtung Hauptbahnhof Ende 2015 realisiert sein:

http://netzwerke-21.de/wordpress/wp-content/uploads/PFA-1.6a-Zeitplan-2014-b.jpg

http://netzwerke-21.de/wordpress/wp-content/uploads/PFA-1.6a-Zeitplan-2015-16-b.jpg

Wir müssen es noch einmal wiederholen: Eigentlich sollten die Tunnelvortriebsarbeiten vom Zwischenangriff Wangen Richtung Hauptbahnhof ohne Ausbau der Innenschale jetzt im Dezember 2015 fertiggestellt sein! Aktuell sind in der Weströhre gerade einmal 23,1 % und in der Oströhre 10,7% vorgetrieben.  Wie die Verantwortlichen der ATCOST 21 und der Bahn auch für den Obertürkheimer Tunnel von einem „erfolgreichem Jahr“ sprechen können, bleibt ein Rätsel. Und für die Wangener Bürger, die seit Monaten unter dem Lärm und den Erschütterungen der Spreng- und Meißelarbeiten leiden und denen auch durch den nachrückenden Vortrieb der Oströhre in 2016 keine Besserung in Aussicht gestellt wurde,  ist dies ein Schlag ins Gesicht.

Auf keine der Ankündigungen der Bahn für den Zwischenangriff Wangen zum Bau des Obertürkheimer Tunnels war Verlass. Weder wurde der Zeitplan auch nur annähernd eingehalten, noch das Versprechen auf ein immissionsarmes Bauverfahren. Beim nächsten Mal, wenn die Veranwortlichen der Bahn und der Baufirma von einem erfolgreichen Jahr sprechen, sollten sie wenigstens vorher einmal in die Bauzeitenpläne schauen, die den Anwohnern und der Öffentlichkeit zuvor als realistisch verkauft wurden.

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1.000-Meter-Marke weiterhin nicht geknackt. Über den aktuellen Vortriebsstand beim Tunnelbau für S 21 zum November 2015

Die Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH hat vorgestern den aktuellen Tunnelvortrieb zum 1.Dezember 2015 auf die Webseite gestellt. Daher möchten wir wieder einen kurzen Zwischenstand über den Baufortschritt beim Tunnelbau für Stuttgart 21 geben. Die Aufstellungen der Netzwerke über die seit Juni 2014 veröffentlichten Tunnelvortriebsstände können Sie hier (bis September 2015 / ab Oktober 2015) abrufen.

Wir müssen uns leider auf diese Zahlen beschränken. Karten, unter welchen Gebäuden/welchem Wohngebiet sich die Tunnelbaustellen aktuell befinden, sind weiterhin nicht im Internet abrufbar. Die Anfang des Jahres angekündigte Umprogrammierung der biss21-Seite war nach Auskunft von Projektchef Manfred Leger aus technischen Gründen anscheinend zu aufwendig. Viel Energie wurde hingegen in die Entwicklung der virtuellen 360-Grad-Einblicke in die Tunnelbaustellen investiert, die als „nette Spielereien“ den vom Tunnelbau betroffenen Anwohnern jedoch nicht viel an Erkenntnisgewinn bringen.

Aktuell sind nach fast zwei Jahren Bauzeit rund 11.151 von 59.090 Metern (ca. 18 %) der Tunnelstrecke für Stuttgart 21 vorangetrieben. In dieser Zahl sind auch rund 927 Meter enthalten, die die Bahn im Oktober 2015 an Stollen, Tunnel in offener Bauweise etc. nachträglich mitaufgenommen hat. Der Baufortschritt in den einzelnen Tunnelstrecken bzw. -röhren fällt sehr unterschiedlich aus. In keinem der bergmännischen Tunnelstrecken wird jedoch die an den Anwohnerveranstaltungen angekündigten 3-4 Meter pro Tag erreicht. Der maximale durchschnittliche Vortrieb in den letzten 3 Monaten liegt bei max. 2,2 Metern am Tag pro Röhre, bei den Röhren eines Tunnels insgesamt nur zwischen 5-6 Meter am Tag.:

Tunnelvortrieb Nov 2015 a

  • Tunnel Obertürkheim: Die Bahn kommt beim Tunnel Obertürkheim, dessen Tunneltaufe vor knapp zwei Jahren gefeiert wurde, weiterhin nur sehr schleppend voran. Erst trafen die Mineure „unerwartet“ zu viel Grundwasser an. Danach sehr hartes Gestein, in dem nur gesprengt oder gemeißelt werden kann.  Die Anwohner in Wangen sind weiterhin massivem nächtlichen Lärm ausgesetzt und müssen seit mehr als 5 Wochen zum Durchschlafen in Hotels ausweichen. Nach dem Zeitplan, den die Bahn in der letzten Sitzung des Umwelt- und Technikausschusses präsentierte, werden die Anwohner noch mehrere Monate erst durch den Bau der Oströhre und anschließend durch die Weströhre dem Lärm ausgesetzt sein. Der durchschnittliche Vortriebsstand der Oströhre liegt derzeit bei 1,75 Meter am Tag. Die Bahn will weiterhin eine Ausnahmegenehmigung erreichen, dass sie auch nachts sprengen darf. Für die Anwohner ist dies jedoch nicht akzeptabel. Auch an anderen Bereichen hinkt der Tunnelbau im PFA 1.6a den kommunizierten Zeitplänen weit hinterher. Die  geplanten Tunnelangriffe Unter- und Obertürkheim sind weiterhin (wie auch der Zwischenangriff Ehmannstraße im PFA 1.5.) wegen laufender Planänderungsverfahren nicht in Betrieb.

Wie auch in den Vormonaten wurde  der von Bahnvorstand Volker Kefer im April vor dem Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages angekündigte monatlicher Tunnelvortrieb von rund 1.000 Meter auch im November 2015 nicht erreicht:

Tunnelvortrieb Nov 2015 b

Da sich beim Baufortschritt gegenüber dem Vormonat nichts wesentliches verändert hat, verweisen wir auf die Prognose in unserem Beitrag zum Oktober-Vortriebsstand. Beiträge zum Baufortschritt von Stuttgart 21 finden Sie hier. Weiterhin ist nicht erkennbar, wie die Bahn das Megaprojekt in dem angekündigten Fertigstellungstermin Ende 2021 in Betrieb nehmen kann. Die vom Tunnelbau betroffenen Anwohner müssen damit rechnen, dass ihnen die S21-Baustellen deutlich länger als kommuniziert „erhalten bleiben“.

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Wer hämmert die Anwohner aus dem Tiefschlaf? Nächtlicher Baulärm ohne Ankündigung im Kernerviertel

Anwohner des Kernerviertels hatten diese Woche wieder zwei schlaflose Nächte.  Die bislang nicht zu spürenden Sprengungen zum Bau des unterirdischen Verzweigungsbauwerks wurden mit einem Flugblatt angekündigt. Doch die sehr lauten Bauarbeiten mit dem Presslufthammer am Gebhard Müller-Platz, die bis morgens um 3 Uhr gingen und bis hoch zur Wera-/Haußmannstraße nicht zu überhören waren, jedoch nicht. Auch auf der Webseite der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH sucht man vergeblich nach einer Ankündigung. Zwar wurde auf der Rathausveranstaltung im Oktober unter zahlreichen Baumaßnahmen auch Nachtarbeiten im Dezember zur Fahrspurverschenkung nebenbei erwähnt. Dennoch sollten bei diesen nächtlichen Hämmern zumindest die Anwohner per Flyer in den Briefkästen und einer Pressemitteilung vorher informiert werden. Von einer Prüfung, ob diese dröhnenden Arbeiten unbedingt zu dieser nachtschlafenden Zeit überhaupt durchgeführt werden müssen, einmal abgesehen.

Frank Schweizer, Sprecher des Netzwerks Kernerviertel, hat bei der Bürgerbeauftragten Alice Kaiser nachgehakt und in der zweiten schlaflosen Nacht kurz nach 2 Uhr dieses Video aufgenommen, das FlügelTV eingestellt hat:

Daher noch einmal der Hinweis: Wenn Sie sich gestört fühlen, dann schreiben Sie die Bauninfo bauen@stuttgart-ulm.de ein E-Mail oder rufen Sie an: 0711 21 321 212. Weitere Infos finden Sie hier.

Update 4.12.2015: Die Stuttgarter Zeitung berichtet in ihrer heutigen Ausgabe darüber. Laut StZ werden die nächtlichen Bauarbeiten bis 11.Dezember andauern und zwischen 21 bis 5 Uhr stattfinden.

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299.Montagsdemo: Hans-Jörg Jäkel zur fehlenden Statik des Tiefbahnhofs und dem schleppenden Baufortschritt

Auf der gestrigen 299. Montagsdemo sprach Dr.-Ing. Hans-Jörg Jäkel, Ingenieure22 und Gruppe Nordlichter, über die fehlende Statik des „Tiefbahnhofs“ und den schleppenden Baufortschritt. Seine Rede können Sie sich von Cam21 als Video (ab Min 5:22)  anschauen oder als Text hier lesen. Ein Auszug aus seiner Rede:

„Dass die Statik für die Bodenplatte des Bahnhofstroges fehlt, das ist nicht erst seit ein paar Wochen ein Problem, sondern schon seit vielen Monaten, aber niemand will es wahr haben. Im August 2014 hieß es bei einem Pressetermin von Dr. Kefer, Herrn Leger und Vertretern der Baufirma Züblin ganz großspurig: „Jetzt geht’s los“. Dabei wurde ganz ausführlich auch der Ablaufplan für das Baufeld 16 mitten im verwüsteten Schlossgarten vorgestellt. Von August 2014 bis Mai 2016 sollte in 22 Monaten ein Bahnhofssegment komplett mit Trog, Bahnsteigen und 2 Kelchen entstehen.

Ende November 2015 sind 16 Monate vorbei – also mehr als 2/3 – aber ein Vergleich von Plan und Realität ist katastrophal. Von 18 Bauschritten sind nur 6 fertiggestellt (1/3). Man beginnt offenbar jetzt gerade mit Schritt 8, dem Bau des Dükers Cannstatter Straße. Das war für Januar vorgesehen, aber nicht für 2016, sondern für 2015. Es waren also 5 Monate geplant und nun hat es eben mal 16 Monate gedauert…

Für die Verlegung der Fluchttreppenhäuser bedarf es aber noch einer Planänderung. Natürlich hat diese Verlegung auch wieder Auswirkungen auf die Statik und sonstige Planungen… Doch das ist bei Weitem nicht die einzige Änderung. Im letzten Lenkungskreis hat die Bahn die gewaltige Zahl von 29 Planänderungen für S21 und von 10 Änderungen für die Neubaustrecke vorgestellt. Allein schon daran ist zu erkennen, dass das Projekt schwimmt…“

Wir hatten bereits mehrfach über den schleppenden Fortschritt beim Bau des „Tiefbahnhofs“ berichtet. Eine Bilddokumentation über den aktuellen Bauzustand von Stuttgart 21 rund um den Hauptbahnhof Ende November 2015 finden Sie im Internet von fotomedium (hier). Daraus ein Bild über das Start- bzw. Referenzbaufeld 16, an dem seit Anfang August 2014 gebaut wird:

S21_27-11-2015_web_270577 | von fotomedium Foto: fotomedium

Nur zur Illustration der Rede von Hans-Jörg Jäkel. Nach der im August 2014 vorgestellten Bauplanung sollte es jetzt so aussehen:

Bauplanung 16

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StZ: Mietminderung wegen Baulärms bleibt strittig

Die Stuttgarter Zeitung berichtet heute (hier) über einen Prozess vor dem Stuttgarter Amtsgericht wegen Mietminderung. Geklagt hat die „Eisenbahn-Siedlungsgesellschaft gegen eine ihrer Mieterinnen, die in einem Hochhaus an der Ecke Friedhofstraße/Nordbahnhofstraße wohnt. Die Rentnerin kürzt seit einigen Monaten die Miete um 59 Euro im Monat, weil sie unter anderem den Lärm der Baumaßen für Stuttgart 21 als Mietminderungsgrund sieht.“ Das Verfahren ist ein Präzendenzfall. Allerdings wird sich  die gerichtliche Auseinandersetzung noch in die Länge ziehen, da wahrscheinlich erst einmal die Lärmbelastung durch den Lkw-Verkehr für Stuttgart 21 geklärt werden muss.

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StZ: Tunnel unterm Fernsehturm riskant?

Die Stuttgarter Zeitung berichtet in ihrer heutigen Ausgabe (hier), dass sich eine Gruppe von Bürgern, darunter auch Prof. Dr. Uwe Dreiss vom Netzwerk Kernerviertel,  in einer Unterschriftenaktion für eine Verlegung der Fildertunneltrasse in Degerloch um ca. 250 Meter einsetzt. Grund dafür ist, dass der Tunnel und auch ein Querstollen direkt unter dem Fernsehturm in 185 Meter Tiefe im quellfähigen Anhydritgestein verläuft. So schreibt die StZ:

„Auch eine nur geringe Anhebung um zehn Zentimeter könne an der Turmspitze zu einer beträchtlichen Neigung führen, sagt Gebhard. Er verweist darauf, dass bei Erdwärmebohrungen (beispielsweise im südbadischen Staufen) Hebungen von mehr als 50 Zentimeter gemessen werden (bei einer Tiefe der Bohrung von rund 100 Metern). Auch in der Fachliteratur werde immer wieder auf die Risiken hingewiesen – und darauf, wie schwer verlässliche Voraussagen seien. „Wir müssen von einem Restrisiko ausgehen“, sagt Gebhard, das aus seiner Sicht leicht zu vermeiden wäre. Man müsste die Trasse nur rund 250 Meter vom Turm wegrücken, was den rund 9,5 Kilometer langen Fildertunnel nur um 70 Meter verlängern würde. Dies hätte zudem den Vorteil, dass weniger Wohnhäuser in Degerloch untertunnelt würden.“

Mehr Informationen zum Tunnelverlauf, den Risiken durch Anhydrit, der Risikoabwägung  und der nur 70 Meter längeren Alternativtrasse finden Sie auf der Webseite www.fernsehturmfreunde.de.  Unterstützen kann man die Kampagne im Internet oder per „roter Karte“. Den ausdruckbaren Flyer mit der roten Karte, der in nächsten Tagen in den Stadtteilen Degerloch, Sillenbuch und Gänsheide verteilt wird, finden Sie hier.

Die Stuttgarter Zeitung hat sich allerdings in ihrem Bericht einen gravierenden Tippfehler erlaubt. Nicht 2 x 2,3 km, sondern 2 x 4,3 km sollen allein beim Fildertunnel im quellfähigen Anhydrit vorgetrieben werden. Dies zeigt auch ein Auszug (1 / 2) aus der Webseite der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH über die Tunnelbauten im Anhydrit. Dabei sind alle Gebäude entlang der Tunneltrasse von Degerloch und der Gänsheide bis runter zur Haußmannstraße betroffen. Dies zeigt deutlich eine Karte, die man auf der Webseite der Fernsehturmfreunde finden kann:

Abenteuer

Tunnel, die bisher durch Anhydrit-Schichten erstellt wurden, sind in Stuttgart nur der Wagenburgtunnel (110 Meter Anhydrit), und der Heslacher-Tunnel (Gesamtlänge 2.300 Meter,  nur ein kurzes Stück Anhydrit) sowie die S-Bahn-Wendeschleife (900 Meter Anhydrit) und der Hasenbergtunnel (1.100 Meter Anhydrit). Diese Größenordnungen sind jedoch nicht mit Stuttgart 21 vergleichbar. Wir hatten bereits über den Tunnelbau von Stuttgart 21 berichtet, bei dem rund 16 Kilometer im Anhydrit verlaufen soll.

Die Bahn weist zwar jegliche Kritik mit dem Hinweis auf die Beherrschbarkeit der Risiken ab. Doch auch die Azer-Risikoliste aus dem Jahr 2011, über die wir berichtet haben, enthält einen deutlichen Hinweis auf das Baurisiko Anhydrit. So heißt es auf Seite 19: „PFA 1.2/1.6 + 1.5: Risiko über das Baugrundrisiko hinaus, daß vereinbarte Maßnahmen nicht ausreichend greifen. Gefahrenpotential da nicht erkennbar ist, wo
Erschwernisse auftreten, auf welcher Länge und die Lage im Querschnitt. Gefahr vor allen Dingen bei Kontakt des Anhydrits mit Wasser.“

Die Tunnelvortriebsmaschine hat mittlerweile ihre erste Schildfahrt vom Fasanenhof bis kurz vor der Gemarkung Degerlochs beendet. Wegen der Übergangszone zum Anhydrit soll der rund 1,15 km lange mittlere Fildertunnel in bergmännischer Weise gebaut werden. Dafür muss erst einmal die Maschine abgebaut zurückgezogen und am Filderportal für die zweite Schildfahrt wieder aufgebaut werden. Über den Ablauf und den bislang von der Bahn kommunizierten Zeitplan finden Sie mehr Informationen in unseren Beiträgen  über die im September 2014 stattgefundene Anwohnerveranstaltung in Degerloch und die Anwohnerveranstaltung für den Stuttgarter Osten vom April 2015.

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StZ: Bahn veröffentlicht S-21-Risikoliste von 2011

Die Stuttgarter Zeitung berichtete gestern (Bericht / Kommentar), dass die Bahn jetzt die Risiko-Liste des damaligen Projektleiters Hany Azer aus dem Jahr 2011 (hier) veröffentlicht hat. Anlass ist eine Klage des Aktionsbündnisses auf Einsicht in diese Liste. Sie fordern einen öffentlichen Zugang in die Unterlagen des áus Steuermitteln finanzierten Großprojekts. Die StZ erwähnt allerdings nicht, dass die Bahn bislang in der gerichtlichen Auseinandersetzung erklärte, dass ihr diese Liste nicht mehr vorläge. Das Verwaltungsgericht Berlin hatte deshalb am 10.Dezember 2015 u.a. den Bahnvorstand Volker Kefer als Zeugen geladen. Der Konzern bzw. die Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH kommt jetzt einer Zeugenvernehmung ihres Vorstandsmitglieds und und einer möglichen Verurteilung auf Einsicht in die Unterlagen zuvor.

Dabei ist die unter Verschluss gehaltene Risikoliste  bereits 2010 durch die Reportage von Arno Luik im Stern und in weiten Teilen 2013 durch die Ingenieure 22 (Abschrift / Bewertung / Video Pressekonferenz) an die Öffentlichkeit gekommen. Die Netzwerke haben im Oktober 2013 über die darin enthaltenen Risiken für den Tunnelbau bei Stuttgart 21, wie z.B. den Anhydrit, Dolinen und Hebungsinjektionen berichtet. Auch kann man der Risikoliste aus dem Jahr 2011 auf S.68 entnehmen, dass für damals der Bahn für die vom Filder- und Obertürkheimer Tunnel betroffenen Grundstücke keine aktuellen Gutachten vorlagen. Das Risiko von höheren Grunderwerbskosten wurde allein für die Abschnitte 1.2. und 1.6a mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 49% und mit einem Risikobetrag von 21,9 Millionen Euro geschätzt. In dem Text findet man auch den Hinweis auf das von der Bahn damals mit der Landsiedlung vereinbarte vereinfachte Bewertungsverfahren: „Gemäß Vereinbarung mit der Landsiedlung sollen Grundstücke zukünftig mit der sog. Bewrtungsstufe 1 (Bewertung auf Basis Bodenrichtwerte) und ggfls nach Stufe 2 (Bewertung im Einzelbewertungsverfahren) durchgeführt werden. Diese sollen Basis für die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern sein.“ Die Netzwerke haben in der Vergangenheit mehrfach darauf hingewiesen, dass nach der Rechtslage auf Basis des Verkehrswerts zu entschädigen sei. Eine Entschädigung auf Basis des durchschnittlichen Bodenrichtwertes kann je nach Lage und Bebaubarkeit des Grundstücks deutlich geringer ausfallen.

Die Liste ist sicherlich in einigen Punkten überholt bzw. die Risiken sind eingetreten, wie beispielsweise die höhere Grundwasserentnahmemenge. Doch der Blick lohnt sich in die ebenfalls neu auf der Webseite der Projektgesellschaft eingestellten Informationen zur Finanzierung von Stuttgart 21, den Kosten sowie dem Chancen- und Risikenmanagement. Zu letzterem findet man auf der Webseite den folgenden Hinweis: „Das Chancen- und Risikomanagement wird von gut 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH wahrgenommen.“ Von daher ist davon auszugehen, dass für Stuttgart 21 mittlerweile eine sehr viel umfassendere und differenziertere Chancen- und Risiken-Liste vorliegt.

Dies sollte auch bei Großprojekten dieser Größenordnung Standard sein. Über die Notwendigkeit einer umfassenden detaillierten Risikoidentifizierung und -bewertung besonders in der Planungsphase von Großprojekten sprach in zahlreichen Interviews Klaus Grewe, der als Projektmanager u.a. erfolgreich die Olympischen Spiele in London gesteuert hatte und derzeit im Cross-Rail-Projekt in London involviert ist: „Macht der kleinen Zahlen“ / Projektmanager: Risiken von Großprojekten transparent machen / Vordenken und Vorplanen kommt vor Bauen / Risiken werden unterschätzt. Die Risiken als auch die Kosten für Olympia waren im Internet für die Öffentlichkeit einsehbar. Dafür sind in London sogar Gesetzte geändert worden.

Von dieser Transparenz ist man beim Bahnprojekt Stuttgart 21 noch weit entfernt. Besonders  für die vom Tunnelbau betroffenen Eigentümer ist eine Offenlegung der Baugrundrisiken im Hinblick auf die Haftungsfrage bei Bauschäden von sehr hohem Interesse und eigentlich auch ein Gebot der Fairness. Doch auch die Kosten von Stuttgart 21 gehen alle Steuerzahler und Bahnfahrer an. Wir haben bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass Klaus Grewe sich nach kurzer Zeit aus dem Beirat von Stuttgart 21 zurückgezogen hatte und in einem StZ-Interview von „politischen Wunschzahlen“ sprach. Die Kostenaufstellungen und Chancen-/Risikenlisten der Deutschen Bahn für Stuttgart 21 sind nicht einmal dem Bundesrechnungshof oder den Bundestagsabgeordneten zugänglich. So bleibt der Öffentlichkeit nur überlassen, den Aussagen des Konzerns, dass sie beim Projekt Stuttgart 21 im Kostenrahmen liegt und die alle Risiken im Griff habe, zum wiederholten Male „Glauben zu schenken“, auch wenn diese Aussagen sich in der Projektgeschichte als sehr schnell überholt erwiesen haben. Sogar Ex-Daimler-Vorstand Edzard Reuter äußerte am 18.11.2015 beim Podiumsgespräch mit Boris Palmer harsche Kritik am Geschäftsgebahren der Bahn bei Stuttgart 21: „… und dann sind plötzlich Zahlen auf den Tisch gekommen, die ganz eindeutig erstunken und erlogen waren … und mithilfe dieses Instrumentariums ist das Projekt dann mit Brecheisen zum Schluß durchgesetzt worden.“

Auf der neuen Webseite der Projektgesellschaft ist jetzt zur Kostenentwicklung und Kostensteuerung von Stuttgart 21 folgendes zu lesen: „Zum Stand Ende 2015 ist zu erwarten, dass für das Projekt Stuttgart 21 Aufträge einschließlich etwaiger Nachträge in einem Volumen von rund 3.100 Mio. Euro vergeben sind. Dies entspricht fast der Hälfte des Gesamtwertumfangs. Zum Jahresende erwartet das Projekt Gesamtausgaben in Höhe von 1.500 Mio. Euro und damit etwa ein Viertel des Gesamtwertumfangs. Stuttgart 21 kann somit nach Überzeugung der Geschäftsführung der DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH mit großer Plausibilität innerhalb des bewilligten Kostenrahmens realisiert werden.“

Wirtschaftsprüfer, so die Zeit in ihrem Beitag „Hohes Risiko“ von 23.Juli 2013,  attestierten Stuttgart 21 jedoch ein hohes Kostenrisiko: „Die Bahn hat mögliche Nachforderungen von Auftragnehmern, wie sie bei Großprojekten üblich sind, in ihrer Kalkulation nicht ausreichend berücksichtigt. Ohne umfassende Maßnahmen rechnen die Prüfer mit einem im Vergleich zum „Gesamtwertumfang erheblichen Nachtragsvolumen“, also mit einer weiteren Kostenexplosion.“ Die Bahn hat in diesem Bereich reagiert. So heißt es jetzt auf der Webseite: „Risiken aus Nachträgen zu managen ist Aufgabe von weiteren rund 30 Vertragsmanagern“.

Update: 30.11.2015: Die Stuttgarter Nachrichten berichtet heute (hier) über die Gründe, warum das Aktionsbündnis  auf Einsicht in die  Azer-Liste geklagt hatte: „Für die Projektgegner ist mit der Azer-Liste ein Detail geklärt, die wesentliche Frage bleibt. Sie lautet, wann Kefer & Co. von der Kostenexplosion wussten und wie lange sie die Mitzahler Land, Stadt und Region unwissend ließen. Der Aufsichtsrat hat Grube verpflichtet, vom Land Milliarden einzuklagen. Grün-Rot sperrt sich. Die Gegner glauben nicht, dass die Milliardenspritze ausreicht. Am 16. Dezember wollen sie in Berlin ein Gutachten zur weiteren Kostenentwicklung präsentieren“.

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OK Lab: Messpaten für 300 Feinstaubmessgeräte gesucht

Stuttgarter Bürger können jetzt etwas gegen die unzureichenden Luftschadstoffmessungen tun. Wir veröffentlichen einen aktuellen Aufruf des OK Lab, der sicherlich auch für Anwohner an den Trog- und Tunnelbaustellen sowie den Baulogistikstraßen für Stuttgart 21 von Interesse ist:

„Das OK Lab Stuttgart sucht Messpaten für ca. 300 Feinstaub-Messgeräte im Raum Stuttgart! Interessierte können sich hier in den Newsletter eintragen: http://luftdaten.info

OK Lab

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BI Neckartor: Feinstaub macht krank – Resümee / Bahn veröffentlicht nur unzureichend Messberichte

Die Bürgerinitiative Neckartor hat auf ihrer Webseite (hier) eine Resümee der Demo vom letzten Samstag eingestellt. Besonders lesenswert ist die Rede der Ärztin Dr. Angelika Linckh über die gesundheitlichen Folgeschäden der hohen Schadstoffbelastung der Stuttgarter Luft. Sie weist auf die Folgen der massiven Baumfällaktionen in der Stuttgarter Innenstadt und die zusätzliche Belastung durch den Stuttgart 21-Baustellenverkehr hin. Ein Auszug aus ihrer Rede:

Die S21-Baustellen rund um den Hauptbahnhof halten mit ihrem Dreck und mit ihren Baumaschinen und Baufahrzeugen die Luftverschmutzung im Stuttgarter Talkessel auf Rekordwerten. Die Landesanstalt LUBW hat Ende Oktober einen erhöhten Anteil typischen Baustellen-Feinstaubs auf den Staubfiltern nachgewiesen. Von 64 Überschreitungen der erlaubten Tagesmittelwerte am Neckartor sind 14 im Jahr 2014 auf S21-Baustellenschmutz zurückzuführen, auch am Platz vor dem Bahnhof gab es erhöhte Werte. Und 2015 wurde nichts besser. Als Ärztin, die sich der Gesundheit ihrer Patientinnen und ihrer Kinder verpflichtet fühlt, fordere ich seit Jahren den Baustopp von S21 und meine, dass das alle tun sollten, denen es ernst ist!“

Dabei sind die Bauarbeiten rund um den Hauptbahnhof erst schleppend angelaufen. Es werden noch deutlich mehr Lkws als jetzt zum Abtransport des Aushubs und der Anlieferung von Baumaterial unterwegs sein. Doch die  Stadt Stuttgart hat nicht einmal ein aktualisiertes Belastungsszenario für den langjährigen Baustellenbetrieb durch Stuttgart 21 erstellt. Die Netzwerke hatten dies in einem Schreiben an den Oberbürgermeister Fritz Kuhn gefordert. Eine Antwort haben die Netzwerke bis heute nicht erhalten.

Verpflichtende Maßnahmen, wie eingeschränkten Individualverkehr, sind nach dem aktuellen Luftreinhalteplan erst ab 2017 geplant. Man kann nur begrüßen, dass jetzt die Deutsche Umwelthilfe angekündigt hat, wegen unzureichender Maßnahmen gegen die seit Jahren zu hohen Luftschadstoffe Klage einzureichen. Die beiden Stuttgarter Zeitungen haben ausführlich darüber berichtet ( StZ 1 / StZ 2 / StZ-Kommentar /StN 1 / StN 2 ).

Für die Stuttgarter Innenstadt existieren drei Feinstaub-Messtellen: eine am Hindenburgbau am Hauptbahnhof, eine am Neckartor und eine am Schwabenzentrum. Die Bahn betreibt während der Bauzeit noch eine Interimsmessstelle an der Störzbachstraße gegenüber der Logistikfläche. So jedenfalls die Aussage des Immissionsschutzbeauftragten für Luft, Dr. Achim Lohmeyer, auf der letzten Infoveranstaltung für die Anwohner im Stuttgarter Norden.

Doch während die Landesanstalt LUBW Ende Oktober 2015  in ihrem Bericht einen erhöhten Anteil typischen Baustellen-Feinstaubs auf den Staubfiltern nachgewiesen hat, sieht der Immissionsschutzbeauftragte der Bahn keine erhöhte Belastung. Auf der Webseite ist auch lediglich der Bericht für das erste Halbjahr 2014 veröffentlicht . Darin heißt es als Resümee:

Mit der statistischen Methode der Korrelation der Messwerte an den Stationen AKP und NT im Vergleich zu BC konnten durch starke Abweichung von der Regressionsgeraden am AKP und am NT jeweils 9 besonders auffällige Tage selektiert werden. Diese Tage wurden zunächst an hand der meteorologischen Situation untersucht. Für diese Tage wurden Informationen zur Art und Umfang der Bautätigkeiten eingeholt. Die Auswertung ergab 2 Tage, an denen die gemessenen erhöhten Konzentrationen aus Bautätigkeiten resultieren könnten. Der Vergleich mit den an den beiden Tagen durchgeführten Bauarbeiten ergab keine bzgl. Staubemissionen auffälligen Arbeiten. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass S21-bedingte Baumaßnahmen im ersten Halbjahr 2014 nicht zu relevant erhöhten Messwerten an den Stationen Arnulf-Klett-Platz und Neckartor geführt haben.“

Ein Bericht des Immissionsschutzbeauftragten der Bahn für das zweite Halbjahr 2014, der die von der Landesanstalt LUBW festgestellten erhöhten Belastungen durch Baustellenfahrzeuge aufzeigt und bewertet, sucht man vergeblich auf der Webseite der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm. Ebenfalls ist bis heute nicht der im Staubmesskonzept vom Oktober 2014 angekündigte Bericht zur Messreihe über den Staubniederschlag im Zeitraum vom Juni 2014 bis Mai 2015 veröffentlicht. Dabei soll an folgenden Messpunkten monatlich der Staubniederschlag überprüft werden:

Staubmesspunkte

Weniger im Fokus ist die Abluft aus den Tunnelbaustellen, die zum Teil in der Nähe von Wohngebäuden geblasen wird. Wir haben bereits in unserem Beitrag über diese Veranstaltung darüber berichtet, dass der Immissionsschutzbeauftragte zwar auf Nachfrage einer Anwohnerin des Wartbergs einräumen musste, dass die Abluft aus den Tunnelbewetterungen schadstoffbelastet sei. Messungen am Zwischenanfriff Prag hält er jedoch mit Hinweis auf die Messdaten am Zwischenangriff Nord/Zentrale Baulogistikfläche trotz der völlig anderen Ortsverhältnisse nicht für erforderlich. Das Netzwerk Killesberg und Umgebung e.V. will hier nachhaken.

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StZ: 18 Hektar bringen nun doch 90.000 Euro

Die Stuttgarter Zeitung (hier) hatte im Februar 2014 über das Angebot der Bahn an den Hohenstädter Landwirt Daniel Buck berichtet. Als Vollerwerbslandwirt muss er nicht nur knapp 1000 Schweine und zwei Dutzend Rinder versorgen und auch noch eine Biogasanlage befüllen. Wegen der Tunnelbaustelle für die Neubaustrecke Stuttgart-Ulm musste er rund 18 Hektar seiner Ackerfläche an die Bahn als Logistikfläche abtreten und nun Futtermittel und Energiepflanzen zukaufen. Die Bahn bot ihm für 18 Hektar Ackerland gerade einmal  3.519 Euro für den Nutzungsausfall, obwohl das Gutachten der Bahn bestätigt hatte, dass eine Existenzgefährdung vorliegt. Ein Betrag, den seine Schweine bereits in einem Monat als Viehfutter vertilgen. Die Medien hatten über das Verhalten der Bahn gegenüber die in Hohenstadt vom Tunnelbau Betroffenen mehrfach berichtet.

Der Landwirt hat sich gerichtlich gegen das unmoralische Angebot der Bahn zur Wehr gesetzt. In einem Vergleich hat er sich jetzt mit der Bahn auf einen Entschädigungsbetrag geeinigt, der 25 mal mehr (!) über dem ursprünglichen Angebot der Bahn liegt. Die Summe entspricht dem Betrag, den das Regierungspräsidium als erforderlich einschätzte. Ein vom Landwirt beauftragtes Gutachten hatte sogar den doppelten Betrag ermittelt. Die Stuttgarter Zeitung (hier) berichteten heute ausführlich darüber. Im Kommentar der StZ (hier) wird auf den Imageschaden, den der Bahnkonzern durch ein solches Verhalten erzielt, hingewiesen.

Ursache für die hohe Diskrepanz zwischen dem ursprünglichen Angebot der Bahn und der jetzt im Vergleich erstrittenen Entschädigungssumme ist, dass im Gutachten der Bahn zahlreiche Entschädigungspositionen fehlten. Obwohl der Bahn-Gutachter dem Bauern eine existenzgefährende Lage attestiert hatte. Allerdings muss der Landwirt Daniel Buck rund die Hälfte seiner Entschädigung für seinen Gutachter, den Rechtsanwalt und 1/3 der Gerichtskosten aufbringen.

In Hohenstadt und Umgebung laufen noch weitere Entschädigungsverfahren. Der Anwalt des Landwirts kommentiert dies laut StZ:“Für den Stuttgarter Rechtsanwalt stellt sich die Sache anders dar: „Die Bahn versucht, die Höhe der Ansprüche zu drücken, die Verfahren in die Länge zu ziehen und die Leute auf Distanz zu halten.“ Aus seiner Sicht habe dieses Vorgehen System, weil es sich rechne, fügt Weiblen hinzu.“

Nicht erwähnt wurde in den StZ-Beiträgen, dass das Hofgrundstück des Landwirts Daniel Buck auch von der Untertunnelung betroffen ist. Sein Grundstück wird in sehr geringer Tiefe von knapp 15 Metern unterfahren. Rund 1,4 Hektar seines Grundstücks sind jetzt diagonal als Schutzstreifen ausgewiesen und dürfen nach Aussage des Eisenbahn-Bundesamtes nicht bebaut werden. Der Landwirt kann damit auch die Stallungen auf seinem Hof, für die Güllegruben bis zu 8 Meter ausgehoben werden müssen, nicht erweitern. Nach seiner Einschätzung ist die Bahn schon allein deswegen nicht gegen das Urteil des Landgerichtes vorgegangen, da die rechtlichen Fragen der eingeschränkten Nutzbarkeit bzw. der Veränderungssperre dann höchstrichterlich hätten entschieden werden müssen.

Die Netzwerke hatten schon mehrfach gefordert, dass die Bahn ihre Tunnel so sicher bauen müsste und damit eine Nutzbarkeit des darüber liegenden Grundstücks für den Eigentümer nicht eingeschränkt ist. Beim Münchner S-Bahn-Bau war dies trotz einer geringen Unterfahrungstiefe der Fall. Wir hatten bereits darüber berichtet, dass die Bahn einem Eigentümer am Killesberg für den geplanten Bau einer Garage in über 70 Meter Überdeckung einen Vertrag vorlegte, den ein vom Netzwerk Killesberg beauftragter Rechtsanwalt als sittenwidrig einschätzte. Trotz der hohen Überdeckung hatte der Konzern gefordert, dass der Eigentümer sämtliche mit seinem Bauvorhaben verbundenen Risiken für den Bau und Betrieb der Tunnel übernehmen soll.

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Bahn sprengt wieder zum Bau des Verzweigungsbauwerks unter dem Kernerviertel

Die Bahn hat jetzt in einer Pressemitteilung (hier) angekündigt, dass für den Bau des Verzweigungsbauwerkes ab 21.November 2015 wieder Lockerungssprengungen erforderlich sind. Die Sprengungen sollen in ca. 60 Meter Tiefe Montag bis Sonntag zwischen 7 Uhr und 20 Uhr durchgeführt werden.

Die letzten Sprengreihe im April/Mai verursachte nach Aussagen von Anwohnern keine nennenswerten Beeinträchtigungen an der Oberfläche des Kernerviertels. Ob dieses Mal die Auswirkungen der Sprengungen wieder kaum spürbar sind, wird sich zeigen. In der Pressemitteilung heißt es dazu: „Die Lockerungssprengung ist im Tunnelbau eine bewährte und übliche Baumethode. Hierbei werden kleine Mengen Sprengstoff in eine Vielzahl von Bohrlöchern eingebracht, um das feste Gestein zu lockern. Die Tiefe der Bohrlöcher beträgt zw. 0,8 – 1,6 Metern und ist abhängig von der Gesteinsart.Die Deutsche Bahn und die Auftragnehmer sind bemüht, die von den Bauarbeiten ausgehenden Störungen so gering wie möglich zu halten. Trotzdem lassen sich Beeinträchtigungen nicht gänzlich ausschließen“

Das Verzweigungsbauwerk liegt  unterhalb der der Jugendherberge in Werastraße.  Wir hatten bereits im April berichtet, dass die Vortriebsarbeiten in einem geologisch kritischen Gebiet stattfinden und zeigen nochmals das Übersichtsschaubild der Bahn:

http://netzwerke-21.de/wordpress/wp-content/uploads/Anhydritzone-PFA-1_2-1_6.jpg

Dort verläuft eine größere Verwerfungszone und in der Nähe des Verzweigungsbauwerks ist nach den Plänen der Bahn mit quellfähigem Anhydrit zu rechnen. Das Netzwerk hatte deswegen auch im April auf der Anwohnerveranstaltung für den Stuttgarter Osten nachgehakt.

Wir berichteten damals über das „bergschonende“ Sprengverfahren, das der Abschnittsleiter Matthias Breidenstein auf der Veranstaltung erläuterte. Danach wird der Sprengstoff in den 80 Bohrlöchern wird nicht gleichzeitig, sondern nacheinander gezündet. Dadurch seien auch an der Oberfläche nur geringe Erschütterungen messbar (aktuell max. 1/10 des Grenzwertes der DIN 4150). Im Anhydrit werden die Bohrlöcher wegen der Quellgefahr zudem trocken gebohrt. Zum Schutz vor Rissbildung wird in der Nähe der Tunnelwände weniger Sprengstoff eingesetzt. Messaufzeichnungen über die Sprengungen werden auch unterhalb der Wohngebiete vorgenommen, die nicht in der Beweissicherung sind. Allerdings seien aufgrund der Überdeckung von mehr als 50 Meter kaum mit Auswirkungen an der Oberfläche zu rechnen.

Eigentlich wollte die Bahn nach dem im April 2015 präsentierten Zeitplan bereits im Oktober 2015 den Bau des Verzweigungsbauwerks fertig gestellt haben. Der Beginn der Hauptröhren Richtung Wangen, den Fildern (bis zur Wendekaverne) und dem Anfahrbereich unterhalb des Kernerviertels sollte anschließend starten:

http://netzwerke-21.de/wordpress/wp-content/uploads/20150311-Zeitplan-PFA-1.2..jpg

Der „optimistische“  Zeitplan der Bahn sah allerdings für die Herstellung des komplexen Verzweigungsbauwerks Süd mit den sich verzweigenden Tunnelröhren nur etwas mehr als ein halbes Jahr vor. Doch die Bauarbeiten sind jedoch weiterhin im Gange. Eine Fotoserie über den Bau der Rettungszufahrt Süd und des Verweigungsbauwerks (Stand August 2015) finden Sie auf der Homepage des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm.

Nur zum Vergleich: für den Bau des Verzweigungsbauwerks Nord unterhalb des Kriegsbergs sind zweieinhalb Jahre (Mitte 2015 bis Ende 2017) geplant. Der SWR berichtete darüber.  Allerdings erfolgt der Vortrieb zum Verzweigungsbauwerk, das 210 Meter im Kriegsberg liegt, von der Baugrube 1 aus. Vorher muss in geringer Tiefe die Gebäudefront der ehemaligen Bundesbahndirektion unterfahren werden.

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Kontext: Hammer unter der Hütte

Von den 59 Kilometern Tunnelbau für Stuttgart 21 werden im Stadtgebiet mehr als 3.500 Grundstücke unterfahren. Und an den Tunnelbaustellen und den Baulogistikstraßen sind zahllose weitere Anwohner durch die jahrelangen Bauarbeiten belastet. Da ist es eigentlich eine banale Erkenntnis, dass durch den Bau sowohl Befürworter als auch Gegner des Projekts betroffen sind. Unabhängig davon, wo man sein Kreuz bei der Volksabstimmung gesetzt hatte. Diese Situation spiegelt sich auch in den Netzwerken wieder, in denen sich Anwohner der Stadtteile Killesberg und Umgebung, Kernerviertel/Gänsheide,  Gablenberg, Wangen und Untertürkheim zusammengeschlossen haben.

Einer der unmittelbar von der Untertunnelung betroffenen Anwohner ist Erich Wolf, der wie schon in den TV-Beiträgen des SWR und des Länderspiegels  kenntnissreich in die Öffentlichkeit geht, um auf die unzumutbaren Verhältnisse in Wangen aufmerkam zu machen. Kontext berichtet in dieser Woche über ihn. Als Architekt entwarf er für die Bahn die Visualisierungen von Stuttgart 21. Jetzt „liegt er mit der Bahn im Clinch. Weil sein Haus wackelt… Hätte Erich Wolf vorher gewusst, wie sich das anfühlt, so Sprengungen und Bohrungen unterm Hintern, wie es ist, wenn man plötzlich selbst über den Tisch gezogen und beschissen wird, wie es ist, nicht gehört zu werden, nur immer gesagt zu bekommen, es sei doch alles genehmigt, dann wäre er nicht für das Projekt gewesen, sagt er“ . Lesen Sie hier.

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Schaeferweltweit: Baueinrichtungsflächen in Feuerbach

Schaeferweltweit hat in einem neuen Beitrag zu den Baueinrichtungsflächen in Feuerbach (hier) drei Videos eingestellt, „die visualisieren, wo die alte Trauerweide steht und wie wenig Platz bzw. Aufwand nötig wäre sie zu erhalten! Dort wird zwar eine Rettungszufahrt geplant aber das würde man ohne weiteres auch neben dem Baum realisieren können. (Siehe auch Erklärung der DB das der Baum nur wegen Baueinrichtungsflächen oder der zu bauenden Rampe weichen müsste) Selbst die Rampe könnte man jederzeit anders gestalten wenn man den wollte. Platz ist wahrlich genug dort.“

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Offene Fragen auf der Informationsveranstaltung für den Norden. Kein Zeitplan, keine Zahlen zu Lärmpegel und Lkw-Verkehr

Ganze drei Stunden dauerte letzten Dienstag die Infoveranstaltung für den Stuttgarter Norden, zu der die Bürgerbeauftragte Alice Kaiser und Sabine Mezger, die Bezirksvorsteherin für Stuttgart Nord, eingeladen hatten.  Es war die erste Veranstaltung nach über zwei Jahren. Auf der Veranstaltung waren erneut weder Ton- noch Bildaufnahmen erlaubt. Die Folien der Vorträge von Christoph Lienhard (Technischer Abschnittsleiter des Cannstatter Tunnels), Prof. Dr. Walter Wittke (Beratender Ingenieur für den Tunnelbau) Wolf-Dieter Tigges (Verantwortlicher für die Baulogistik), und Dr.Florian Bitzer (Abschnittsleiter für Umwelt und Projektpartner) finden Sie hier. Die beiden Stuttgarter Zeitungen (StZ / StN) berichteten über die angekündigten Sprengungen sowie die Umplanung des Tunnelvortriebs an der Ehmannstraße und im Innenstadtteil (hier) über die Veranstaltung.

Für viele Zuschauer hinterließ die Veranstaltung ein zwiespältiges Gefühl. Die insgesamt fast 1,5 Stunden langen Vorträge der Bahnvertreter waren geprägt vom Tenor, dass man  bei Stuttgart 21  alles im Griff habe. Dabei mussten viele Anwohner im Norden bislang die Erfahrung machen, dass dies beim Projekt bislang nicht der Fall war bzw. ist. Die Baustraßen wurden gegenüber der Planung  mit jahrelanger Verspätung in Betrieb genommen und belasteten die Anwohner des Nordbahnhofviertels. Lärmprognosen am Wart- und Kriegsberg erwiesen sich als zu niedrig kalkuliert. Der Tunnelvortrieb am Zwischenangriff Prag kann deswegen bis zum Bau des Schallschutzdaches nicht „auf Volllast“ betrieben werden. Viele Anwohner am Wartberg erhielten von der Bahn erst die Zusage für passivem Schallschutz, dann kurz darauf wieder die Absage und wurden jetzt wieder nach neuen Prognosen in das Programm aufgenommen. Aktive Lärmschutzmaßnahmen, wie die Umstellung der Rückwärtsfahrpipser auf weniger belastende Warnsysteme, erfolgten erst auf Drängen der Anwohner. Die Belastungen der Anwohner entlang der zentralen Baulogistikfläche, wie sie die StZ in ihrer Reportage schilderte, können auch die an der Veranstaltung vorgestellten Maßnahmen der Bahn leider nur bedingt reduzieren.

Dass trotz der drei Stunden und den umfangreichen Vorträgen wichtige Fragen offen geblieben sind, zeigt die Gegenüberstellung des Netzwerks Killesberg und Umgebung e.V.  und Nordlichter (hier) über die Informationen der Bahn zu den eingereichten Fragen. Offen blieben die Fragen zu den/der

  – anstehenden Baumaßnahmen bis Ende 2016:

  • Man müsste meinen, dass diese Information auf einer Anwohnerveranstaltung für ein Großprojekt eine Selbstverständlichkeit ist. Dies war auch auf den letzten Veranstaltungen immer Standard. Auch wenn die meisten Zeitpläne nicht eingehalten wurden. Doch auf der Infoveranstaltung für den Stuttgarter Norden wollten die Bahnvertreter keine Auskunft geben, weder zum Baubeginn am Zwischenangriff Ehmannstraße noch beim Tunnelvortrieb entlang der einzelnen Röhren. Im Gegenteil. Projektchef Manfred Leger reagierte auf die Nachfrage des Netzwerks Killesberg sehr gereizt und mit dem Hiweis, dass  diese Information über den geplanten Baufortschritt  nur den entsprechenden Gremien,  dem Lenkungskreis und dem Aufsichtsrat der Bahn, vorbehalten sei!
  • Das Netzwerk wandte ein, dass die vom Tunnelbau im Stuttgarter Norden betroffenen Eigentümer und Anwohner doch allein schon wegen der zeitnahen Beweissicherung Bescheid wissen müssten, welche Tunnelstrecke nach der derzeitigen Planung bis Ende 2016 vorgetrieben werden soll.
  • Auch die konkrete Frage des Netzwerks Killesberg, wann der Tunnelvortrieb die obere Birkenwaldstraße erreicht habe, konnte der Technische Abschnittsleiter Christoph Lienhard nicht konkret beantworten. Wenn man einen täglichen Vortrieb von 4 Metern erreichen würde, dann wäre die etwa ein Kilometer lange Strecke in 250 Tagen geschafft. Bei einer geringeren Vortriebsleitung wäre dies entsprechend später der Fall.
  • Zwar ist auch den Anwohnern bewusst, dass beim Tunnelbau „vor der Hacke dunkel“ ist. Doch ein grober Zeitplan müsste existieren, um allein schon die Einhaltung zu überprüfen und wie die Bahn im Lenkungskreis betont hatte, „Gegensteuerungsmaßnahmen“ einzuleiten.
  • Möglicherweise liegt die dünnhäutige Reaktion des Projektchefs daran, dass sich abzeichnet, dass der Zeitplan für die Inbetriebnahme bei Stuttgart 21 zum Ende des Jahres 2021 wahrscheinlich nicht gehalten werden kann. Erste Signale dazu hatte Bahnvorstand Volker Kefer letzte Woche im Lenkungskreis ausgesendet. Manfred Leger sprach in seiner Begrüßung zwar von einer „Situation, die wir als Projektgesellschaft als zufrieden bezeichnen können“. Aber im Gegensatz zu den letzten Anwohnerveranstaltungen war nicht mehr von der Inbetriebnahme zum Ende 2021 die Rede.

– Risiken des Baus im Anhydrit

  • Die Frage des Netzwerks Killesberg nach der Bewertung der Risiken aus den geologischen Bedingungen (Lage des Anhydrits und der Auslaugungsfront) wurde nur unzureichend behandelt. Zwar enthält die Präsentation geologische Schnitte des Cannstatter und Feuerbacher Tunnels und die ungefähre Lage des unausgelaugten Gipskeupers. Jedoch keine Aussagen darüber, mit welchen Schutzmaßnahmen ein Wasserzutritt und damit das Quellen des Gesteins verhindert werden soll. Stattdessen war in der Veranstaltung von Herausforderungen die Rede, die man im Griff habe. In einem Nebensatz wurde erwähnt, dass der trockenen Vortrieb im Anhydrit mit vorauseilenden Kunstharzinjektionen zum Abdichten der Wasserwegsamkeiten erfolgt und die Innenschale auf den Quelldruck durch den Anhydrit bemessen sei. Ansonsten keine weiteren Informationen.

 – Informationen über Vortriebsstand

  • Auch an der für die betroffenen Anwohner unzureichenden Informationen über den Vortriebsstand wird sich leider nichts verbessern. Die bereits im Januar 2015 angekündigte grafische Information über den Vortriebsstand auf der biss21-Seite (hier), die den Anwohnern auch eine Lokalisierung des aktuellen Vortriebsstandes ermöglichen würde, wird aus technischen Gründen nicht umgesetzt. Nach Aussage von Manfred Leger sind die Umprogrammierungen dafür zu aufwendig.
  • Den aktuellen Vortriebsstand zum Zeitpunkt der Infoveranstaltung findet man allerdings in der Präsentation der Bahn. Hier ein Auszug. Die grün markierten Strecken sind im PFA 1.5. vorgetrieben:Vortriebstand PFA 1.5.

 – fehlenden Infoveranstaltungen zu den Gestattungsverträgen:

  • Bis heute fordern vom Tunnelbau betroffene Eigentümer die von der Bahn versprochenen kleineren Informationsveranstaltungen zu den Gestattungsverträgen ein. Die Antwort auf die Frage, warum diese nicht statt finden, blieb die Bahn auf der Veranstaltung schuldig. Dabei steht für zahlreiche Wohneigentümer am Killesberg die Unterfahrung „vor der Tür“. Zeit für Informationen und Verhandlungen wird vielen Eigentümern nicht eingeräumt.

 – Baulogistik:

  • Im Unklaren blieben die Anwohner auch über die Belastungen durch den Lkw-Verkehr durch das Nordbahnhofviertel. Der Rechtsanwalt der Bahn, Dr. Peter Schütz, erklärte die Materialanlieferungen über die öffentlichen Straßen bzw. das Wohngebiet für zulässig. Dagegen steht die Einschätzung des Ordungsbürgermeisters Martin Schairer, der in dem er der Beschwerde der Nordlichter unmissverständlich Recht gibt.
  • Dabei wird sich das Problem noch in der Phase deutlich verschärfen, wenn für die Innenverschalung der Tunnel Beton und andere Baumaterialien an den Zwischenangriff Nord angeliefert werden müssen.  Die Bahn informierte auch nicht, dass nach dem schalltechnischen Detailgutachten vom Juli 2015 tagsüber (7 bis 20 Uhr) bis zu 204 Lkws im Nachtzeitraum bis zu 176 Lkws Baumaterial anliefern werden.  Sprich im Tag- und Nachtzeitraum werden durchschnittlich aller 3-4 Minuten Lkws mit Betonlieferungen durch das Nordbahnhofviertel fahren.
  • 2/3 des Abraums aus dem Tunnelvortrieb an der Ehmannstraße soll unterirdisch über den Zwischenangriff Nord abtransportiert werden. Dies ist für die Anwohner sicherlich eine Erleichterung. Allerdings blieb unklar, über welche Transportwege die Baumaterialanlieferung erfolgen soll.

 – Immissionen an den Tunnelportalen

  • Trotz mehrfacher Nachfrage konnte der Gutachter und Immissionsschutzbeauftragte der Bahn für den Lärmschutz, Peter Fritz, keine Auskunft darüber geben, mit welchem Emissionspegel zukünftig am Zwischenangriff Prag zu rechnen sei. Dies würde derzeit noch in einem neuen Gutachten ermittelt. Er musste auch einräumen, dass das im Juli 2015 veröffentlichte schalltechnische Detailgutachten, auf dem der Anspruch auf passivem Schallschutz basiert,  nicht das geplante Bauszenario am Zwischenangriff Prag einer Güterzugverladung mit Förderband enthält. Er gehe jedoch davon aus, dass der Lärmpegel leiser werde. Mehr konnte er dazu nicht sagen. Dr. Bitzer erklärte auch das nichtplanfestgestellte Förderband als Schallschutzmaßnahme. Zum Güterzugtransport, der ebenfalls nicht von der Baugenehmigung abgedeckt ist, kam keine Information.
  • Unklar bleibt auch, wie das Lüftungssystem am Zwischenangriff Prag bzw. den darüber betriebenen Tunnelvortrieben funktioniert und welche Emissionen damit verbunden sind. Die Rede war von einem neuen System und dass zwei der Lüftungskanäle über das 16 Meter hohe Dach hinaus ragen werden. Zusätzlich sieht die Planung drei kreisrunde Öffnungen für die Belüftung unter dem Dach vor.
  • Dass die Anwohner bereits jetzt schon bei dem reduzierten Tunnelbaubetrieb durch die Abgase aus der Belüftung des Zwischenangriffs belastet sind, musste der Immissionsschutzbeauftragte für Staub und Luftschadstoffe, Dr. Achim Lohmeyer, einräumen. Er sah jedoch keine Notwendigkeit dies zu verifizieren. Messungen am Zwischenangriff Nord hätten ergeben, dass dort die Grenzwerte eingehalten werden. Dass am Zwischenangriff Prag wegen des Taleinschnitts und der Nähe der Wohngebäude eine ganz andere klimatische Situation als beim Zwischenangriff Nord herrscht, der auf einer freien Fläche betrieben wird, blieb unerwähnt.
  • Auch zum Umstand, dass nach einem aktuellen schalltechnischen Detailgutachten für die Innenstadt vom Oktober am Kriegsberg höhere Pegel prognostiziert werden und damit mehr passiver Schallschutz erforderlich ist, wurden die Anwohner nur unzureichend informiert. Zwar geht das neue Gutachten zu Recht von einem Worst-case aus, dass an mehreren Baufeldern für den Tiefbahnhoftrog parallel gearbeitet wird. Doch die höheren Lärmpegel am Nordkopf resultieren überwiegend aus dem Umstand, dass erstmals der Lärm für den Tunnelbaubetrieb am Kriegsberg in einem Gutachten berücksichtigt bzw. berechnet wurde. Wir werden noch darüber berichten. Doch auch als Ulrich Hangleiter, Sprecher des Netzwerks Killesberg und Umgebung darauf hinwies, stritten die Bahnvertreter auf dem Podium dies vehement ab.
  • Welcher Lärm durch den Baubetrieb an den Tunnelbaustellen an der Ehmannstraße verbunden sein wird, wurde nicht erwähnt.
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StZ: Anwohner der Baulogistikfläche in Stuttgart-Nord. Aussicht auf eine Baustelle

Die Stuttgarter Zeitung berichtete letzte Woche in ihrer Innenstadtbeilage über eine Anwohnerin an der zentralen Logistikfläche am Nordbahnhof: „Wie es ist, direkt an der Baulogistikfläche für Stuttgart 21 am Nordbahnhof zu wohnen, erzählt eine Nachbarin. Der Lärm setzt ihr mittlerweile so zu, dass sie umziehen möchte“. Skandalös ist auch, dass in ihrer Wohnung trotz des jahrelangen Dauerlärms nicht einmal Schallschutzfenster eingebaut wurden. Jetzt kann man die lesenswerte Reportage online (hier) abrufen.

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Bahn will auch unterhalb des Killes- und Kriegsbergs sprengen

Nicht nur in Wangen, auch entlang der Tunnelstrecken des Bad Cannstatters und des Feuerbacher Tunnels will die Bahn sprengen. Dies kündigte Christoph Lienhard, der Technische Abschnittsleiter für den Cannstatter Tunnel, auf der gestrigen Informationsveranstaltung für den Stutgarter Norden an. Die Vortriebsarbeiten hätten jetzt die Gesteinsschicht des harten, nicht ausgelaugten Gipskeupers erreicht. Hier könnte der Tunnel nur noch mit Meißeln und Sprengungen vorgetrieben werden. Die Sprengarbeiten sollen  zwischen 6 bis 22 Uhr durchgeführt werden. Die beiden Stuttgarter Zeitungen (StZ / StN) berichteten in ihrer heutigen Ausgabe darüber.

Die Sprengungen sollen unterhalb der Robert-Mayer-Straße, Mönchhaldenstraße, Birkenwaldstraße und den angrenzenden Seitenstraßen bis hin zur Panoramastraße in einer Überdeckung zwischen 40 und 100 Meter stattfinden. Dies wurde bereits im September angekündigt. Wir hatten darüber berichtet. Laut Bahn wurden auch bereits in den betroffenen Gebieten Flyer verteilt. Doch nach Rückmeldungen von Anwohnern im Netzwerk Killesberg, wie beispielsweise in der Birkenwaldstraße, ist diese Information nicht in ihren Briefkästen gelandet. Daher verlinken wir auf den Flyer der Bahn vom September über die Sprengungen für den Cannstatter Tunnel. Darin war der folgende Ausschnitt abgebildet:

Sprengungen Nord

Es ist ein sehr großes Gebiet, unter dem gesprengt werden soll. In der Präsentation wurde darüberhinaus angekündigt, dass entlang des Tunnels Richtung Feuerbach, z.B. unter dem Killesbergpark/Stresemanstraße hartes Gestein angetroffen wurde und mit Sprengungen zu rechnen sei. Man kann nur hoffen, dass die Sprengungen entlang der Strecke nicht wie in Wangen monatelang mit erheblichen Erschütterungen und Lärm verbunden sind. Ob allerdings der schnellere Sprengvortrieb tatsächlich immer weniger belastend als der Meißelvortrieb ist, wie gestern Dr. Peter Schütz, der Rechtsbeistand der Bahn, auf der Veranstaltung erklärte, ist fraglich. Die Belastung hängt beipielsweise von der Härte des Gesteins, der Sprengtechnik und der Überdeckung ab. Wenn es die Anwohner nachts aus dem Schlaf raubt, wie in Wangen sind beide Vortriebsarten extrem belastend. Abschnittsleiter Christoph Lienhard betonte gestern, dass sie die Sprengstärke durch die Auswahl der Sprengparameter steuern können.

Eigentlich dürften die Anwohner auch durch die Spengarbeiten nicht belastet werden. Entsprechende Auflagen sieht auch der Planfeststellungsbeschluss zum PFA 1.5. für den Bau des Cannstatter und Feuerbacher Tunnels vor. So heißt es  auf Seite 79:

Bei „Sprengarbeiten ist eine Einhaltung der Anhaltswerte der DIN 4150 Teil 2 und 3 durch geeignete Wahl der Sprengparameter (insbesondere Lademenge je Zündstoff, Sprengbild etc.) sicherzustellen. Die Sprengparameter sind auf der Grundlage sprengtechnischer Gutachten festzulegen und entsprechend von Beweissicherungsmessungen während der Bauzeit den tatsächlichen Verhältnissen anzupassen.“

Und im Erläuterungsbericht Teil III ist folgendes zu den Erschütterungen durch den Tunnelvortrieb zu lesen:

„Für alle Streckenabschnitte, für die Vortriebsprengungen erforderlich werden, werden Überschreitungen der Anhaltswerte nach DIN 4150 Teil 2 und Teil 3 durch geeignete Wahl der Sprengparameter (Lademenge je Zündstoff, Sprengbild etc.) vermieden. Die Sprengparameter werden auf der Grundlage sprengtechnischer Gutachten festgelegt und auf der Grundlage von Beweissicherungsmessungen während der Bauzeit gegebenenfalls den tatsächlichen Verhältnisses angepaßt. Daher sind erhebliche Belästigungen von Menschen in Gebäuden und Einwirkungen auf bauliche Anlagen durch Sprengungen nicht zu erwarten„.

Bei den Sprengungen möglichst wenig Erschütterungen zu verursachen, ist auch aus geologischen Gründen im Hinblick auf die Anhydritvorkommen entlang der beiden Tunnelstrecken erforderlich. Durch die Erschütterungen der Sprengungen könnten neue Wasserwegsamkeiten zu dem quellfähigen Gestein geschaffen werden. Hier der Schnitt durch den Feuerbacher Tunnel, in dem rot die vermuteten Anhydritvorkommen mit insgesamt ca. 1.300 Meter pro Tunnelröhre eingezeichnet sind:

Anhydrit Tunnel Feuerbach

Wir hatten darüber auch bereits anlässlich der Sprengungen berichtet, die ab Februar 2015 zum Bau des Verzweigungsbauwerks unterhalb des Kernerviertels durchgeführt wurden. Die Sprengungen waren in der Tat kaum an der Oberfläche des Kernerviertels spürbar. In der Anwohnerveranstaltung im April 2015 erläuterte der damalige Abschnittsleiter für den PFA 1.2. auf Nachfrage des Netzwerks Kernerviertel das „softe“ Sprengverfahren in dem geologisch kritischen Gebiet.

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StZ: Streit über Wasserkontrolle

Die Stuttgarter Zeitung berichtet in ihrer morgigen Printausgabe (hier), dass die Bahn sich gegen die Auflage des Eisenbahn-Bundesamtes nach einem verlängertem Grundwassermonotoring in einem Widerspruch wehrt. In diesem Monotoring sollte das abgepumpte Grundwasser chemisch nach Schad- und Schwebestoffen untersucht werden, das über die blauen Rohre und die Infiltrationsbrunnen wieder in den Untergrund versickert oder in den Neckar eingeleitet werden soll. Über die Ablehnungsgründe äußert sich die Bahn nicht. Die StZ kommentieren dieses intransparente Verhalten scharf in ihrem Kommentar „Skandalöses Schweigen“.

Die Ingenieure22 hatten nach mehrfachem Austritt von rosthaltigen Wasser die Bahn wegen Verletzung des Verdachts von Umweltstraftaten angezeigt, weil das mit Rost belastete Wasser das Grund- und Mineralwasser verunreinigen könne. Wir haben mehrfach darüber berichtet, zuletzt im Mitte August über den Austritt von rosthaltigem Wasser bei einem Infiltratrionsbrunnen im Kernerviertel. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart sieht jedoch bislang keinen Anfangsverdacht. Die Ingenieure 22, so die StZ, „werfen der Staatsanwaltschaft vor, sich auf die Aussagen Beteiligter zu berufen und keine eigenen Nachforschungen anzustellen“.

Die Bahn begründet das Auftreten von rosthaltigem Wasser mit Leitungsrückständen, wenn die Infiltrationsbrunnen länger nicht in Betrieb waren, dem sogenannten „Standwasser“. Allerdings müsste der Brunnen 206 wegen des Baus des Verzweigungsbauwerkes unterhalb der Jugendherberge auch im August 2016 regelmäßig Wasser infiltriert worden sein. Hier noch einmal eines der Bilder vom Wasseraustritt, der auf der Mauer an der Werastraße deutliche Rostspuren hinterlassen hatte:

Update 9.11.: Der Baubürgermeister der Stadt Stuttgart hat heute in einer Pressemitteilung (hier) reagiert und fordert von der Bahn eine längere Grundwasserüberwachung. Die beiden Stuttgarter Zeitungen (StZ) haben darüber berichtet.

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StZ: Neue Nachtschichten am Feuerbacher Bahnhof

Die Stuttgarter Nachrichten berichtet heute (hier), dass die Bewohner in der Nähe des Bahnhofs Feuerbach weiter mit Lärmbelästigungen durch die S-21-Bauarbeiten rechnen müssen. Der DB-Bauabschnittsleiter Sebastian Glöckner berichtete in der letzten Sitzung des Bezirksbeirats Feuerbach über die geplanten Arbeiten. Auch in den Nachtstunden wird gearbeitet. Derzeit prüft die Bahn, ob dabei auch lärmintensive Rammarbeiten nötig sind.

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StZ: Idee des S-21-Steuerkreises stößt auf Skepsis. Bodenplatte doch nicht genehmigt – EBA liegen Nachweise nicht einmal vor

Die Stuttgarter Zeitung berichtet heute (hier), dass die Idee des Steuerungskreises beim Eisenbahn-Bundesamt als Aufsichts- und Genehmigungsbehörde für Stuttgart 21 auf Skepsis stösst. So schreibt die StZ:

Beim Eba heißt es, dass „Planfeststellungsverfahren im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben geordnet durchzuführen“ seien. Natürlich gebe es auch heute schon „laufend Kontakte zwischen Vorhabenträgerin und Planfeststellungsbehörde“. Die Genehmigungsbehörde lässt aber keinen Zweifel daran, dass der Bauherr „die alleinige Verantwortung für seine Projekte trägt, was vor allem das Termin- und Qualitätsmanagement einschließt.“

Ein deutlicher Hinweis, dass die Bahn vor allem vor dem Hintergrund der Vielzahl von anstehenden Planänderungsverfahren für Stuttgart 21 und die Neubaustrecke für das Zeitmanagement ihres Projektes verantwortlich ist. Wie die Bahn mit ihren Nachweisen hinterherhinkt, zeigt auch das Beispiel der Verlegung Fluchttreppenhäuser, über die bereits mehrfach in den Medien berichtet wurde. Doch nach Recherchen der StN liegen dem EBA noch nicht einmal die Antragsunterlagen vor.

Die Stuttgarter Zeitung hat auch beim Eisenbahn-Bundesamt nachgehakt, wie der Genehmigungsstand des statischen Nachweises für das Referenzbaufeld 16 sei. Ohne diesen Nachweis kann die Bahn nicht die Bodenplatte betonieren. Eine Arbeit, die ursprünglich für Mai 2015 geplant war. Vor zwei Tagen wurde auf dem Lenkungskreis noch eine Folie (hier) präsentiert, nach der die Genehmigung der Statik erfolgt sei: „Statische Nachweise für Bodenplatte sind erfolgt und wurden vom Eba-Prüfingenieur freigegeben“. Als weiterer Bauschritt ist aufgelistet: „Herstellung Bodenplatte folgt„.

Jetzt schreibt die StZ: „Auf Nachfrage erklärt die Bahn nun aber, dass die Planunterlagen ein zweistufiges Prüfverfahren durchlaufen müssen. Die Bewertung durch den Prüfingenieur ist dabei nur der erste Schritt. Gebaut werden darf hingegen erst, wenn im zweiten Schritt der sogenannte Bauvorlageberechtigte der Bahn sein Plazet gegeben hat. „Nach Kenntnis des Eisenbahn-Bundesamtes, hat der zuständige Bauvorlageberechtigte der Bahn noch nicht die nötige Freigabe erteilt für die Betonierung der Bodenplatten im Projekt Stuttgarter Tiefbahnhof. Es sind etwa noch die statischen Nachweise zu erbringen“, erklärt das Eba auf Nachfrage.

Diese Information deckt sich, so die StZ, mit der Auskunft des Ingenieure 22, die beim EBA wegen der Statik Einsicht in die Unterlagen beantragt hatten. Das EBA schrieb ihnen noch am 30.10.2015, dass „bis dato „beim Eisenbahn-Bundesamt noch keine der von Ihnen gewünschten Unterlagen eingereicht“ worden seien. Man muss es leider so drastisch formulieren, die Bahn hat ihre Projektpartner auf dem Lenkungskreis schlicht angelogen. Das ist unredlich. Die auch gegenüber der Öffentlichkeit versprochene Transparenz sieht anders aus.

Nachdem wir auch in unserem letzten Beitrag über die unzureichende Information der Lenkungskreisteilnehmer zum Tunnelvortriebsstand bei Stuttgart 21 berichtet haben, erscheint die Aussagequalität der Unterlagen, die laut Bahnvorstand Volker Kefer auch im Dezember dem Aufsichtsrat der Bahn AG präsentiert werden sollen, immer fraglicher.

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Zum aktuellen Tunnelvortriebsstand bei Stuttgart 21: deutlicher Baufortschritt in allen Bereichen?

Gestern musste der Bahnvorstand Volker Kefer einräumen, dass die Inbetriebnahme von Stuttgart 21 zum Dezember 2021 nur mit erheblichen „erheblichen Gegensteuerungsmaßnahmen“  noch gehalten werden könne. Dennoch wurde den Teilnehmern des Lenkungsausschusses, darunter dem Landesverkehrsminister Winfried Herrmann und dem Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart Fritz Kuhn zum Stand des Tunnelvortriebs in der 80 Seiten umfassenden Sitzungsunterlage  eine Folie mit der Überschrift „Stuttgart 21 – deutlicher Baufortschritt in allen Bereichen“ präsentiert , in der lediglich fünf Zahlen mit den die aktuellen Vortriebsstände der Tunnelstrecken aufgelistet sind, jedoch nicht einmal die Soll-Zahlen oder der prozentualen Stand. Als weitere Information findet man in der rechten unteren Ecke eine kleine schlichte Grafik über die Entwicklung der vorgetriebenen Tunnelkilometer seit Januar 2014:

Deutlicher Baufortschritt Nov 2015

Dass die Teilnehmer des Lenkungskreises mit so einer äußerst knappen Information über Europas größte Tunnel-Baustelle zufrieden gestellt werden sollen, überrascht. Auch wenn es sich offiziell um ein Bauprojekt der Bahn handelt, dessen 2,3 Milliarden Mehrkosten die Projektpartner vor dem vereinbarten Kostendeckel bislang nicht bereit sind zu tragen. Als einzige Information zur Einhaltung des Zeitplans findet sich in den Unterlagen der folgende Überblick, in dem dieser von der Bahn mit einem Ampelsystem nach den Kriterien grün= „positiver Trend“, rot „negativer Trend“ und gelb= „unverändert“  eingeschätzt wird:Lenkungskreisübersicht

Doch wie sieht es mit dem aktuellen Baufortschritt im Tunnelbau bei Stuttgart 21 aus?  Von daher lohnt es wieder einmal einen näheren Blick auf den Vortriebsstand in den einzelnen Tunnelstrecken zu werfen, die wir haben anhand der wöchentlich veröffentlichten Vortriebsstände in zwei Dateien (bis September 2015 / ab Oktober 2015) zusammengestellt haben. Die Zäsur war jetzt notwendig, nachdem die Bahn auf Nachfrage der Stuttgarter Zeitung Mitte Oktober nachgerechnet und noch mehr als 900 Meter Schächte, Stollen, Verbindungsbauwerke und Tunnel in offener Bauweise auf einen Schlag mit in die Statistik aufgenommen hatte. Die StZ (hier) hatte darüber berichtet.

(In der Statistik der Bahn gibt es Ungereimtheiten: Unklar ist, warum die Bahn auf ihrer Webseite für Stuttgart 21 59.090 Tunnelkilometer ausweist und in den Folien, wie z.B. anlässlich des Lenkungskreises, nur von 57 Kilometern die Rede ist. Auch stimmt seit zwei Wochen die Addition der Tunnelvortriebsstände nicht mit der gemeldeten Gesamtsumme überein. Für die neu hinzugekommenen Tunnelteilstrecken fehlen Soll-Zahlen.)

Mit dieser Addition erreichte die Bahn im Oktober auf einen Schlag die eigentlich für Dezember 2015 anvisierte 10 Kilometer-Marke. Doch ist das wirklich als Erfolg zu verbuchen, als den ihn die Bahn verkauft? Der Vortriebstand zum 2.11.2015 zeigt, dass gerade einmal knapp 18% der Gesamtstrecke von 59 Kilometer vorgetrieben wurde und der Stand in den einzelnen Tunnelstrecken bzw. Tunnelröhren sehr weit auseinander klafft:

Tunnelvortrieb 2-112015

Bahnvorstand Volker Kefer hatte noch im April vor dem Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages die Aussage getroffen, dass ein monatlicher Tunnelvortrieb von rund 1.000 Meter monatlich für die Einhaltung der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 zum Ende des Jahres 2021 ausreichend sei. Wir haben bereits darüber berichtet, dass diese Rechnung hinkt und im Juli  2015 in einem längeren Beitrag über den Baufortschritt beim Tunnelbau von Stuttgart 21 veröffentlicht. Akuellere Zahlen finden Sie in den Berichten für August und September 2015. Dennoch lohnt sich wieder ein Blick in die monatlichen Zahlen. Sie zeigen, dass bis auf den Oktober 2015, als über 900 Meter Stollen, Schächte und Verbindungsbauwerke nacherfasst wurden, in keinem Monat die 1.000 Meter-Marke geknackt wurde:

Mehr als 48 Kilometer Tunnel müssen noch vorgetrieben werden, allein mehr als 37 Kilometer in bergmännischer Bauweise. Auf Basis des aktuellen monatlichen Baufortschritts im Jahr 2015 hochgerechnet, würde die Bahn allein für den Vortrieb der dieser Tunnelstrecken ohne die für den Rohbau notwendigen Verschalungsarbeiten noch rund 6,4 Jahre benötigen. Danach ist noch der eisenbahntechnische Innenausbau und der einjährige Testbetrieb erforderlich. Es werden zwar noch weitere Tunnelbaustellen dazu kommen, wie z.B. der ab Januar 2016 geplante Vortrieb unter dem Kernerviertel Richtung Wangen. Dennoch, es ist nach dem derzeitigen Vortriebsstand kaum wahrscheinlich, dass bis spätestens Mitte 2019 der Rohbau aller bergmännischen Strecken bei Stuttgart 21 hergestellt werden kann.

Deutlich besser sieht die Hochrechnung für den maschinellen Vortrieb aus. Danach würde der maschinelle Vortrieb der verbleibenden 11,4 Kilometer nur rund 2,5 Jahre, ohne die eisenbahntechnischen Ausrüstung und der einjährige Testbetrieb, in Anspruch nehmen. Nicht eingerechnet sind jedoch die Zeiten, in denen die die Tunnelvortriebsmaschine wegen des bergmännischen Zwischenstücks zurückgezogen, neu aufgebaut und in der Wendekaverne unter der Gerokstraße gewendet werden muss. Ob die Maschine dann in der zweiten Schildfahrt vom Filderportal durchgängig Richtung Innenstadt durchfahren kann, hängt auch von dem Baufortschritt des 1,1 Kilometer langen bergmännischen Zwischenteils unter ab, der wahrscheinlich erst unter Degerloch gegraben werden kann, wenn die Maschine aus der Oströhre zrückgezogen wurde.

Von daher begleiten wir von den Anwohner-Netzwerken weiterhin das Projekt kritisch und fragen uns, wie die Bahn die Inbetriebnahme von Stuttgart 21 zum Ende des Jahres 2021 erreichen will. „Gegensteuerungsmaßnahmen“ findet man in den Lenkungskreisunterlagen ausgerechnet nur für den Abschnitt des PFA 1.5., dessen Bauwerke am meisten fortgeschritten sind. Wie schon gestern berichtet,  enthält die Präsentation vor dem Gremium beispielsweise keine Informationen zum Baustand und den „Gegensteuerungsmaßnahmen“ im Abschnitt PFA 1.6a/Obertürkheimer Tunnel, bei dem nach zwei Jahre Bauzeit gerade einmal 11 % vorgetrieben wurde.

Ein“deutlicher Baufortschritt in allen Bereichen“ beim Tunnelbau für Stuttgart 21  ist also entgegen der Aussage der Folie aus dem Lenkungskreis nicht erkennbar. Wir bleiben daher weiterhin bei unserer Einschätzung, dass sich die vom Tunnelbau für Stuttgart 21 betroffenen Anwohner in einzelnen Stadtteilen noch auf deutlich mehr Jahre der Belastung einstellen müssen.

Veröffentlicht unter Bauarbeiten, Baufortschritt, Bauinfo / S21-Kommunikation, Degerloch, Fasanenhof, Gablenberg, Kernerviertel, Killesberg, Obertürkheim, Tunnelstrecken, Vortriebsstand, Wangen, Zeitplan | Kommentare deaktiviert für Zum aktuellen Tunnelvortriebsstand bei Stuttgart 21: deutlicher Baufortschritt in allen Bereichen?

Lenkungskreis: Bahn sieht S-21-Start Ende 2021 in Gefahr. Steuerkreis soll Terminplan sichern. Finanzierung der Mehrkosten über 2,3 Milliarden ab 2018 ungeklärt

Heute tagte der Lenkungskreis zwischen der Bahn und den Projektpartnern von Stadt, Land und Region. Die beiden Stuttgarter Zeitungen berichteten ausführlich darüber: StZ:Bahn sieht S-21-Start Ende 2021 in Gefahr / StZ:Weiteres Gremium soll Terminplan sichern / StZ: „Im Kreis herum“ / StN: 2018 endet bei Stuttgart 21 reguläre Finanzierung. Die Überschriften machen schon deutlich, dass die Bahn von ihren bisherigen Durchhalteparolen abkehrt. Projektchef Manfred Leger hatte bislang  zu jeder Gelegenheit – auch auf den Anwohnerveranstaltungen- versichert, eine Inbetriebnahme von Stuttgart 21 sei zum Ende des Jahres 2021 bis auf den Filderabschnitt nicht gefährdet. Jetzt hört sich das etwas anders an. So schreibt die Stuttgarter Zeitung in ihrer morgigen Ausgabe:

Bei der Deutschen Bahn wachsen die Zweifel, ob der Starttermin für das Projekt Stuttgart 21 im Dezember 2021 eingehalten werden kann. „Die Inbetriebnahme zu diesem Zeitpunkt ist das heikelste Thema“, sagte der Bahn-Infrastrukturvorstand Volker Kefer am Mittwoch nach einer Sitzung des Lenkungskreises mit den Projektpartnern Land, Region und Stadt im Stuttgarter Rathaus. Aus heutiger Sicht könnten die Verzögerungen mit „erheblichen Gegensteuerungsmaßnahmen“ zwar noch aufgeholt werden, es bestehe aber „großer Handlungsbedarf“, um die Inbetriebnahme in sechs Jahren zu schaffen. Wenn die Maßnahmen nicht greifen würden, „dann verhagelt es uns den Termin“, sagte Kefer. Fragen, wie hoch er die Chancen für eine Inbetriebnahme beziffere, beantwortete Kefer nicht.“

Die Stuttgarter Nachrichten weisen auf die zahlreichen Planänderungsverfahren hin, die neben den Planfeststellungsverfahren am Filderabschnitt PFA 1.3. und dem Abstellbahnhof PFA 1.6b noch die Situation verschärfen:

Während die Tunnelbauarbeiten auf der Alb für die weitere Strecke von Wendlingen bis Ulm dem Zeitplan stellenweise um bis zu sieben Monate voraus sind, gibt es bei Stuttgart 21 erhebliche Probleme. Sie werden durch immer mehr Umplanungen verschärft. Zurzeit gibt es insgesamt 16 Änderungsverfahren. Weitere 24 werden vorbereitet. Dazu brauche es jetzt eine „intensive Steuerung“, sagte Kefer. Um schneller Genehmigungen zu erlangen, sei mit den Partnern am Mittwoch ein Steuerungskreis vereinbart worden. Kefer hat am Dienstag die Genehmigungsbehörde Eisenbahn-Bundesamt (Eba) um Mitwirkung gebeten. Das Eba soll bis März 2016 die Baufreigabe am Flughafen erteilen. Das scheint unmöglich, denn die DB muss 40 Einwendungen abarbeiten.“

Der angekündigte „Steuerkreis für Planrechtsverfahren“ soll die Probleme mit dem Zeitplan in den Griff bekommen. Frei nach dem Motto: „Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründe ich einen Arbeitskreis“. In dem Gremium sollen neben den Projektpartnern auch Gutachter und das Eisenbahn-Bundesamt als Genehmigungsbehörde sitzen. Die StZ berichtet jedoch, dass das EBA vor 2 Tagen lediglich schriftlich über diesen Steuerkreis informiert wurde, eine Zusage liege noch nicht vor und kommentiert dies mit den Worten:

Fest steht: auch diese Runde kann ein geordnetes Genehmigungsverfahren nicht ersetzen oder gar aushebeln. Dass diese pure Selbstverständlichkeit gleich mehrfach im Rathaus betont wurde, lässt tief blicken… Und dass die Bahn auf Nachfrage einräumen muss, dass die Genehmigungsbehörde Eisenbahn-Bundesamt zwar über die Absicht zur Schaffung eines solchen Steuerkreises immerhin mit zwei Tagen Vorlauf informiert worden sei, deren Zustimmung aber eben nicht vorliegt, ist ein Foulspiel Richtung Behörde.“

Auch die ungeklärte Frage der Finanzierung von 2,3 Milliarden Mehrkosten wird sich nicht mehr auf die allzu lange Bank schieben lassen. Nach Einschätzung der Bahn werden Anfang 2018, so die StN, „die vertraglich fixierten 4,5 Milliarden ausgeschöpft sein. Die Deutsche Bahn muss dann auf Eigenmittel zurückgreifen, um ihr Projekt Stuttgart 21 bis Ende 2021 fertig bauen zu können. Der Bahn-Aufsichtsrat hatte Vorstandschef Rüdiger Grube aufgefordert, das Land auf die weitere Mitfinanzierung zu verklagen.“

Das rund 80-seitige, lesenswerte Informationspapier der Bahn zum Lenkungskreis ist bereits heute im Internet abrufbar (hier). Unter anderem kann man daraus folgende Informationen entnehmen:

  • Südkopf / Kernerviertel: Die Übersicht auf Seite 5 des PDF zeigt, dass neben dem Filderabschnitt 1.3. auch die Bauarbeiten am Südkopf/ Kernerviertel u.a. wegen der Abhängigkeiten von den SSB-Baumaßnahmen im Zeitverzug ist. Es besteht hier laut Unterlage „Optimierungsbedarf“. Jedoch ohne Angabe, wie der Zeitverzug eingeholt werden soll.
  • Bahnhofshalle/ Tiefbahnhof: Die Statik sei jetzt für das Baufeld 16 freigegeben. Die Bodenplatte könne Anfang 2016 betoniert werden. Die Bahn sieht auf Seite 7-9 den Terminplan im PFA 1.1. der Bahnhofshalle für den „Tiefbahnhof“ durch  Gegensteuerungsmaßnahmen, die derzeit geprüft werden, nicht in Gefahr. So soll beispielsweise mit den Baufeldern 13-15/18 früher gestartet werden und zum Teil die Kelche parallel hergestellt werden. Angesichts der bisherigen Erfahrungen mit den Zeitplänen der Bahn, die oft bereits nach kurzer Zeit  im Verzug waren, ist Skepsis angesagt.  Mehrere Seiten später findet man im Abschnitt zur Verlegung der Fluchttreppenhäuser auf Seite 24 den Hinweis: „Eventuell Mehrkosten und Terminverzug“.
  • Tunnelbau PFA 1.5. Killesberg/ Feuerbach/Cannstatt: Die Verzögerung beim Zwischenangriff Ehmannstraße soll durch eine offene Bauweise ausgeglichen werden. Beim Tunnel Feuerbach sollen u.a. eine  optimierte Herstellung Abdichtungsbauwerke, der Einsatz zusätzlicher Schalwagen für Innenschale den Zeitverzug aufholen.
  • PFA 1.6 a/b  Wangen/Ober-/Untertürkheim: Vergeblich sucht man beispielsweise in den Lenkungskreisunterlagen Informationen, wie die Bahn den massiven Zeitverzug im PFA 1.6.a am Tunnel Obertürkheim aufholen will. So sind seit fast 2 Jahren Bauzeit gerade einmal 11% der Tunnelstrecke vorgertrieben worden. Auch der noch nicht einmal planfestgestellte Abstellbahnhof im PFA 1.6b, für den noch ein öffentliches Verfahren durchgeführt werden muss, ist auf Seite 14 lediglich mit dem Hinweis „Antragsunterlagen überarbeiten“ erwähnt.
  • Planungsänderungen: Weitere Termin- und Kostenrisiken könnten mit der umfangreiche Liste der eingereichten und laufenden Planänderungsverfahren für Stuttgart 21  (S.15-18) verbunden sein. Aktuell sind allein 12 Planänderungsverfahren für Stuttgart 21 ohne die Neubaustrecke am laufen. Weitere 14 sind nur für Stuttgart 21 in Vorbereitung. (Wir möchten angesichts dieser Zahlen an unseren gestrigen Vergleich erinnern.)
  • Grunderwerb: In den Lenkungskreisunterlagen sind auf Seite 12 die aktuellen Zahlen genannt. Aktuell sind danach für 1.439 von insgesamt 3.570 Grundstücke die Gestattungsverträge abgeschlossen/ vorzeitige Besitzeinweisung durchgeführt („baufrei“). Weitere 1.175  seien in Verhandlungen („in Bearbeitung“). Es überrascht jedoch dass die Bahn bereits erneut im Lenkungskreis mit einer höheren Zahl von benötigten Flurstücken operiert. Man fragt sich, ob die Bahn den Überblick über ihr Grunderwerbsmanagement hat oder ob die Planänderungen einen deutlichen Mehrbedarf an Flächen nach sich ziehen. So war noch im Oktober 2014 von 3.168 Grundstücken die Rede. Im April 2015 bereits von 3.362 und jetzt im Oktober 2015 erhöht sich jetzt die Gesamtzahl der benötigte Flurstücke im Lenkungskreis erneut um 200  auf 3.570.
  • Immissionsschutz: Die Unterlagen  enthalten auf S.58-68 nicht viel Neues. Die geplanten Schallschutzmaßnahmen für das Kernerviertel und dem Zwischenangriff Prag (einschließlich Förderband) wurden vorgestellt. In Wangen war im Lenkungskreis weiterhin davon die Rede, nachts sprengen zu dürfen. In den Unterlagen findet sich ein Zeitplan zu den Vortriebsarbeiten in Wangen für die West-Röhre:Wangen Überdckung

Ob wegen des harten Gesteins der Lärm tatsächlich mit der steigenden Überdeckung auf ein erträgliches Maß sinkt, bezweifeln die Anwohner. Und ein Ende ist nicht absehbar. Spätestens beim Vortrieb der Ost-Röhre, die laut Unterlage um 11 Wochen (=1/4 Jahr) zeitversetzt erfolgt, sind die gleichen massiven Belastungen, die den Anwohnern seit Monaten den Schlaf raubt, zu erwarten. Für viele Anwohner in Wangen sind angesichts des langen Belastungszeitraums von über einem halben Jahr die angebotenen Hotelübernachtungen keine Lösung mehr.

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StN: Land und Stadt mit Fragen zum Zeitplan

Morgen wird wieder der Lenkungskreis für Stuttgart 21 mit dem Bahnvorstand Volker Kefer und den Projektpartnern Stadt und Land stattfinden. Für 15 Uhr ist eine Pressekonferenz geplant. Die Stuttgarter Nachrichten berichteten heute (hier), das Stadt und Land vor dem Hintergrund der schleppenden Bauarbeiten rund um den „Tiefbahnhof“ mit Fragen zum Zeitplan und der Kostenentwicklung kommen werden.

Die StN stellt dabei fest: „Die Bahn muss ihre Tiefbahnhof-Baustelle im Schlossgarten beschleunigen, sonst ist der Eröffnungstermin Dezember 2021 wohl kaum mehr zu halten. …. Die Arbeiten gehen seit Monaten mit angezogener Handbremse weiter. Bei der letzten Lenkungskreissitzung im April hatte Kefer eingeräumt, dass die Bahn mit den Arbeiten am Herzstück des Projektes ein Jahr im Rückstand sei. Durch Optimierungen wolle sie aber bis Ende 2021 die Bauzeit um zwölf Monate verkürzen und damit den Fertigstellungstermin 2021 einhalten. Inzwischen könnten weitere Optimierungen nötig werden…“.

Wir haben mehrfach über die Zeitverzögerungen für den Bau des „Tiefbahnhofs“ berichtet, zuletzt im Beitrag „StN: Hier sind keine Idioten tätig“Angesichts der Infomation der StN,  dass die erneuten Umplanungen der Fluchttreppenhäuser (StZ / StN) noch nicht einmal dem Eisenbahn-Bundesamt als Genehmigungsbehörde vorliegen, sollte man eigentlich nicht mehr das Bild der „angezogenen Handbremse“ verwenden. Seit der Rodung des mittleren Schlossgartens Anfang Februar 2012 sind die Bauarbeiten am „Tiefbahnhof“ wegen ständiger Planänderungen, komplexer Ausführungsplanungen, fehlender Nachweise und technischer Schwierigkeiten überhaupt noch nicht wie geplant in Gang gekommen. Um beim Auto-Vergleich zu bleiben: man müsste mittlerweile fragen, ob es hier weniger an der angezogenen Handbremse eines ansonsten funktionierenden Wagens liegt. Sondern um einen Prototypen, der von der Forschungsabteilung nach fast 20 Jahren Planung erst einmal mühsam zum Laufen gebracht werden muss.

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StZ: Eltern fürchten Stadtbahnchaos

Was bedeutet der Umbau der Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie und die jahrelangen Streckenstillegungen bzw. Umleitungen im Zuge von Stuttgart 21 für Stuttgarter Schüler? Die Stuttgarter Zeitung (hier) berichtete gestern über den Gesamtelternbeirat, der seit über einem Jahr auf eine Information der SSB über die Streckensperrungen und Umleitungen wartet.

Dabei wird den Schülern während dieser Zeit viel zugemutet. Letztendlich zum Teil längere Fahrzeiten, volle Bahnsteige und noch vollere Züge. Beispielsweise am Neckartor, wenn im morgendlichen Berufsverkehr alle (!) Fahrgäste der Linie 4 aussteigen und sich in den nachfolgenden Zug zwängen müssen. Man musste am Montag  in der Printausgabe der Stuttgarter Zeitung nur auf die andere Seite schauen, um den sehr lesenswerten Leserbrief „Hiobsbotschaften“ eines Herrn Klaus W. aus Möhringen zu entdecken, der treffend dieses Szenario beschreibt:

„Wie kann es sein, dass die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) sich erst jetzt herausgefordert fühlen?  Man wird den Verdacht nicht los, dass die SSB schon einige Zeit wissen, mit welchen Schwierigkeiten zu kämpfen sein wird… Da ist vor Jahren zunächst von einer Unterbrechung der Strecke Staatsgalerie-Charlottenplatz die Rede. Dann werden es vier Wochen und Ende 2013 geht man von neun Monaten aus, und dies sei seriös geplant.  Dann hört man fast zwei Jahre nichts, un jetzt von Herrn Arnold mit der „Riesenherausforderung“ überfallen zu werden, man braucht jetzt 15 Monate.  Da liegt die Vermutung doch sehr nahe, dass wir in stark einem Jahr hören werden, die Aufhebung der Sperrung könne nicht im Mai, sondern erst mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2017 stattfinden. Und welche Dauer ist wohl für die hernach geplante Sperrung der Strecke Staatsgalerie-Hauptbahnhof zu erwarten, die vor zwei Jahren schon mit zwei Jahren beziffert wurde?

Herr Arnold und einige Politiker übersehen gerne, dass die Riesenherausforderung (neudeutsches Wort für „handfeste Probleme“) nicht sie, sondern die Fahrgäste trifft. Ein Beispiel: alle U-4 Fahrgäste aus Untertürkheim werden am Neckartor auf den Bahnsteig entlassen und müssen sich in den nachfolgenden Zug (heute planmäßig U 9) zwängen, der so kurz vor dem Stadtzentrum schon stark besetzt ankommt. Man konnte voraussehen, dass hier nur Langzüge helfen könnten. Die aber sind für absehbare Zeit auf den dort verkehrenden Linien mit Ausnahmen der Sonderlinie U 11 überhaupt nicht einsatzfähig.

Sollte es mit der Planungsfähigkeit der SSB doch nicht so weit her sein? Man darf gespannt sein, was die angekündigte Kampagne beinhalten wird. Aber mit weiteren Hiobsbotschaften muss gerechnet werden“.

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Baulogistik-Lkws auch durch das Nordbahnhofviertel: EBA antwortet nach einem Vierteljahr auf Brief der Nordlichter

Lang ist es her. Ende Juli, mitten im Hochsommer, hatte sich die Stadtteilgruppe Nordlichter wegen der rund um die Uhr durch das Nordbahnhofviertel stattfindenen Lkw-Transporte in Schreiben an das Eisenbahn-Bundesamt und den Ordnungsbürgermeister Martin Schairer gewandt. Die Nordlichter beklagten, dass entgegen der Planfeststellung sowohl die Beton-Anlieferung als auch teilweise der Aushub per Lkw über die Nordbahnhof – Eckart – Otto Umfridstraße transportiert wird.

Der Ordnungsbürgermeister Martin Schairer hatte Ende August reagiert und in einem Schreiben eingeräumt, dass der Lkw-Verkehr zur Anlieferung des Betons nicht über das Nordbahnhofviertel erfolgen darf.  Er räumte auch ein, dass in der Planfeststellung ursprünglich ein Betonwerk auf der zentralen Baulogistikfläche geplant war, das per Schiene mit Material beliefert werden sollte. Wegen fehlender Kapazität entfiel das Betonwerk in einer Planänderung. Daher muss jetzt der Beton für die Tunnelbauwerke per Lkw angeliefert werden.

Jetzt nach einem Vierteljahr hat das Eisenbahn-Bundesamt es für nötig erachtet auf das Schreiben der Nordlichter zu antworten und weist die Vorwürfe zurück. Lesen Sie hier. Das EBA kann bei den Lkw-Fahrten durch das Viertel keine Anhaltspunkte auf Verstoß gegen die Auflagen aus der Planfeststellung erkennen. Schließlich würden die Lkw-Fahrten ganz überwiegend über die Baustraßen abgewickelt. Die Unternehmer, die das Baumaterial anliefern, würden auch nicht den Verpflichtungen aus der Planfeststellung unterliegen. Die Bahn hätte ja Zufahrtempfehlungen (!) online gestellt. Außerdem sei auch nicht das EBA, sondern die Straßenverkehrsbehörde bei Vergehen gegen die Straßenverkehrsordnung (Durchfahrtverbote) zuständig.

Auch hier sieht sich das EBA als Aufsichtsbehörde nicht in der Pflicht. Statt einer Zulieferempfehlung könnten die Transportunternehmer  vertraglich von der Bahn auf bestimmte Routen festgelegt werden. Doch ganz so unverbindlich, wie das EBA es darstellt, ist dies nicht. In einem StZ-Bericht (hier) zum letzten Infoladenstammtisch hieß es: „Alle Bauunternehmer zu überwachen, sei eine „Herkulesaufgabe“, erklärte Peter Schütz [Rechtsanwalt der Bahn]. 16 Fahrern sei im Übrigen schon wegen Fehlverhaltens die Fahrerlaubnis für die Baustelle entzogen worden. „Da mussten die jeweiligen Firmen neue Fahrer stellen.“

Nach Beobachtungen der Nordlichter fahren immer noch die Betonlaster  Tag und Nacht durch die Nordbahnhof – Eckart – Otto Umfridstraße. Außerdem werden die Materialanlieferungen und manchmal auch Aushub über diese Straßen transportiert – interessanterweise aber nur während der Zeit in der am Rosensteinquartier gebaut wird, also 7:00 bis ca. 20:00 Uhr. Die Materialanlieferung für die Baustelle Rosensteinquartier ist jedoch wesentlich geringer als die Transporte auf die C2 Fläche. Das Verkehrsaufkommen durch das Wohnquartier ist zwar bei weitem nicht mehr so hoch, wie vor einem Jahr, als noch die Baulogistikstraßen nicht in Betrieb waren. Dennoch stimmt es nach Einschätzung der Nordlichter einfach nicht wie von der DB und EBA behauptet, dass jetzt alle Transporte über die Baulogstraße gehen würden und nur in Ausnahmefällen über die öffentlichen Straßen.

Eine gute Gelegenheit nachzuhaken bietet sich für die Anwohner des Nordbahnhofviertels auf der Informationsveranstaltung am nächsten Dienstag um 19 Uhr in der Handwerkskammer.

Update: eine interessante Diskussion zum EBA-Brief findet im Drehscheibenforum (hier) statt. Dort kann man Kommentare wie diese lesen:

Zitat: „Allerdings unterliegen die Anlieferer als selbstständige Unternehmen grundsätzlich nicht den Verpflichtungen aus der Planfeststellung“ -> Also der nächste rechtsfreie Raum. Was hat man sich beim EBA denn vorgestellt, als man diese Klauseln in die Planfeststellung geschrieben hat? Dass sich Dr. Kefer persönlich hinter’s Lenkrad setzt? Solch eine Position dürfte rechtlich kaum haltbar sein. Die Planfeststellung ist keine Feststellung für ein bestimmtes Unternehmen, sondern für eine Baustelle. Was immer bei dieser Baustelle anliefert oder sonstwas unternimmt, ist an diese Planfeststellung gebunden.

Zitat: „Grundsätzlich ist die Vorhabenträgerin bemüht,…“ –> Bei einer Bewerbung wäre ein solches Zeugnis vernichtend. „Grundsätzlich bemüht“ ist eine Umschreibung absoluter Unfähigkeit und Inkompetenz.“

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ZDF-Länderspiegel: Ärger um die Stuttgart 21-Baustelle

Nach dem SWR berichtete gestern auch im ZDF der Länderspiegel (hier) über die vom Baulärm durch den Tunnelbau in Wangen und der Baulogistik im Nordbahnhofviertel betroffenen Anwohner. Die Situation in Wangen hat sich weiter verschärft. Die Wangener fordern eine Lösung von der Bahn, da sowohl die Spreng- als auch die Meißelarbeiten sie seit Wochen nicht schlafen lassen. Hotelübernachtungen über mehrere Monate hinweg seien auch nicht zumutbar. Auch die Anwohner an der zentralen Baulogistikfläche im Nordbahnhofviertel sind vom 24-Stundenbetrieb jahrelang extrem betroffen. Zu Wort kommt in der Reportage eine Mieterin, die sich deswegen gezwungen sieht, umzuziehen.

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StZ: Lärmschutzwand fürs Kernerviertel wird sichtbar. Anhörung wegen Planänderung am Schwallbauwerk

Die Stuttgarter Zeitung berichtete vorgestern (hier) über den Bau der 10 Meter hohen Lärmschutzwand entlang der Sängerstraße. Nach Darstellung von Dr.Florian Bitzer, Abschnittsleiter der Projektgesellschaft für Umwelt, vor den Stadträten im Umwelt- und Technikausschuss soll sie sich pegelmindern auswirken. Mehr über die Präsentation der Bahn vor den Stadträten zum Stand des Immissionsschutzes  finden Sie in der Meldung der StZ „Bahn muss Lärmschutz ausweiten“.

Allerdings kamen von Seiten der Bahnvertreter keine näheren Informationen über das zugrundegelegte Bauzenario und die trotz der Schallschutzwände prognostizierten Lärmwerte. Spätestens nach dem noch eingeräumt wurde, dass neben den Schallschutzwänden auch weitere Gebäude im Kernerviertel und am Kriegsberg mit passivem Schallschutz ausgestattet werden müssen, hätte diese Information die Stadträte im UTA zumindest aufhorchen lassen müssen. Seit letzter Woche ist wieder ein überarbeitetes schalltechnisches Detailgutachten für die jahrelangen innerstädtischen Bauarbeiten rund um den Bahnhof erschienen. Wir werden darüber berichten.

Neu ist die Information der StZ, dass die Betroffenen wegen Änderungen am Schwallbauwerk angehört werden sollen. Wahrscheinlich handelt es sich um die 15.Planänderung zum PFA 1.1., zu der das Eisenbahn-Bundesamt im August einen Bescheid über das Unterbleiben einer Umweltverträglichkeitprüfung veröffentlicht hatte. Danach hat die 15.Planänderung „...im Wesentlichen die bauliche Anpassung des Schwall- und Entrauchungsbauwerk Süd zum Gegenstand. Die Decke des Schwall- und Entrauchungsbauwerk Süd wird um ca. 2,7 m angehoben, eine Zwischenebene mit zusätzlichen Treppenabgängen wird eingebaut. Anordnung der Betriebsräume wird geändert und es sind zusätzliche Gründungspfähle erforderlich...“.

Ob diese 15.Planänderung auch die deutlich leistungsfähigeren Lüftungsanlagen enthält, über die die Stuttgarter Nachrichten Anfang Juli 2015 berichtet haben und die immissionsrechtlich geprüft werden müssen, ist noch unklar. In der Präsentation der Bahn anlässlich der Anwohnerveranstaltung im Rathaus Anfang Juni 2014 findet sich der Hinweis auf das damals noch sich in Umplanung befindliche Schwallbauwerk:

Schwallbauwerk 2

Welchen Inhalt die geplante Anhörung hat, ist noch nicht bekannt. Dass weitere Pfähle,  für die Gründung im Baufeld 25 in den Boden getrieben werden müssen, ist sicherlich ein Aspekt. Möglicherweise bedeuted die Anhebung der Decke um 2,7 Meter auch, dass das ohnehin nicht gerade kleine Bauwerk sich in unmittelbarer Nähe der Wohnhäuser an der Sängerstraße in den oberirdischen Ausmaßen erhöht. Die Frage, welche Dauerlärmbelastung für die Anwohner im Kernerviertel vom Betrieb des Schwallbauwerks und der Belüftung des „Tiefbahnhofs“ ausgehen wird, ist weiter im Raum.

Ob das EBA die Anwohner im Kernerviertel in einer öffentlichen Anhörung einbeziehen wird, ist vor dem Zeitverzug der Bauarbeiten am Baufeld 25 mehr als fraglich. Wahrscheinlich wird sich wieder auf den Kreis der Träger öffentlicher Belange, wie z.B. Naturschutzverbände, beschränken. Die Bahn erwartet die Genehmigung der Planänderung des Schwallbauwerks bereits im November 2015.

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Deutschlandfunk „Es droht ein Loch“

Der Deutschlandfunk berichtete in einer Reportage (hier) über die sich in Prüfung befindenden Statiknachweise für den Tiefbahnhof und die Forderung des Architekten Ingenhoven nach einer städtebaulichen Konzeption für den neuen Stadtteil.

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Sprechklausel zu den 2,3 Milliarden Mehrkosten bereits 2013 von der Bahn gezogen?


Bis heute ist nicht geklärt, wie die Mehrkosten von mehr als 2,3 Milliarden Euro finanziert werden sollen, die die Bahn im Dezember 2012 vor dem Aufsichtsrat einräumen musste. Der Konzern geht davon aus, dass sich der Bau des Stuttgarter Tiefbahnhofs und der Ausbau des Bahnknotens Stuttgart aufgrund eigener Planungsfehler um 1,1 auf 5,6 Milliarden Euro verteuert. Hinzu bestehen nach Angaben der Bahn in dem Projekt noch Kostenrisiken von 1,2 Milliarden Euro. Eine Chronologie der Kostenexplosion bei Stuttgart 21 finden Sie auf der Webseite des SWR (hier).

Stadt und Land BW beharren auf dem Kostendeckel von 4,5 Milliarden Euro. Die Sprechklausel, die vertraglich im Falle von Mehrkosten gelten soll, wurde offiziell noch nicht gezogen. Bahn-Chef Rüdiger Grube hatte allerdings 2013 den Gang vor Gericht angekündigt, falls das Land Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart weiterhin weigerten, sich an den Mehrkosten bei Stuttgart 21 von bis zu 2,3 Milliarden Euro zu beteiligen.

Das Aktionsbündnis weist jetzt darauf hin, dass die Sprechklausel doch bereits von der Bahn „gezogen“ wurde und fordert auch im Hinblick auf den Anfang November stattfindenden Lenkungskreis Offenheit . So heißt es in einem Gutachten der von der Stadt Stuttgart im Zuge des Bürgerbegehrens beauftragten Anwaltskanzlei: „Diese so genannte Sprechklausel ist zwar nach Kenntnis der Landeshauptstadt Stuttgart von der Deutschen Bahn durch Vorstandsschreiben vom 18.02.2013 gegenüber dem Land ,gezogen’ worden“. Die Stuttgarter Zeitung berichtete darüber (hier). Doch sowohl das Staatsministerium als auch die Bahn dementieren. Es hätten lediglich auf Arbeitsebene Gespräche zwischen dem Landesverkehrsministerium und der Bahn gegeben, in denen die unterschiedlichen Rechtsstandpunkte ausgetauscht wurden.

Auch wenn „nur“ erste Arbeitsgespräche angelaufen sind. Die Frage der Finanzierung von Mehrkosten in Milliardenhöhe für Deutschlands größtes Bauprojekt wird die Projektpartner auch vor dem Hintergrund der Bauverzögerungen noch beschäftigen. Neben den bekannten 2,3 Milliarden drohen weitere Mehrkosten. Matthias Gastel, Abgeordneter der Grünenfraktion im Bundestag und verkehrspolitischer Sprecher, hatte dazu eine aktuelle Anfrage an die Bundesregierung gestellt und darüber auf seiner Webseite mit dem Titel „Zeit- und Kostenentwicklung bei S 21: Bundesregierung leidet unter Realitätsverlust“ berichtet.

Antwort der Bundesregierung auf seine Anfrage: „Nach Kenntnis der Bundesregierung ist der Inbetriebnahmetermin Dezember 2021 aktuell noch möglich. Die Kostenentwicklung des Projektes befindet sich nach Kenntnis der Bundesregierung im vorgesehenen Rahmen.“ MdB Gastel kommentiert dies mit den Worten: „Mit ihrer Behauptung, die zuletzt verkündeten Zeit- und Kostenpläne könnten eingehalten werden, leidet die Bundesregierung unter Realitätsverlust. Oder sie versucht, das Eingeständnis weiterer Verzögerungen und Kostenexplosionen über die nächste Landtagswahl hinaus zu verzögern. Wir wollen aber jetzt wissen, was Sache ist!“

Auch der Stuttgart Oberbürgermeister Fritz Kuhn forderte in einer Presserklärung vor 10 Tagen die Bahn auf, „die möglichen Verzögerungen und Auswirkungen auf den Bauablauf darzulegen. „Solche Verzögerungen gehen einzig und allein zu Lasten des Bauherrn, und das ist die Bahn“, so Kuhn. Spätestens bei der Sitzung des Lenkungskreises Anfang November erwarte er eine belastbare Darstellung, wie es bei der Baustelle im Hauptbahnhof weiter gehe und welche Folgen die fehlenden Nachweise auf den Zeitplan zur geplanten Fertigstellung von Stuttgart 21 im Jahr 2021 habe. “

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Anwohnerveranstaltung am 10.11.2015 in der Handwerkskammer für den Stuttgarter Norden

Der Stuttgarter Norden ist massiv durch den Tunnelbau und die Baulogistik für Stuttgart 21 betroffen. Der Baubetrieb der Tunnelzwischenangriffe und der zentrale Logistikfläche belasten die Anwohner. Die betrifft in erster Linie die Wohngebiete Nordbahnhof- und IGA-Viertel, Wartberg, Dornbusch und Kriegsberg. Wir haben mehrfach darüber berichtet. Durch den Tunnelbau werden zudem mehr als 800 Grundstücke im Stuttgarter Norden unterfahren. Die Bahn muss von den Eigentümern die Unterfahrungsrechte einholen.

Am 10. November 2015 laden die städtische Bürgerbeauftragte Alice Kaiser und der Bezirksbeirat erstmals alle betroffenen Anwohner des Stuttgarter Nordens in die Handwerkskammer, Heilbronnerstraße 43, ein. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Die Flyer (hier) sollen in den nächsten Tagen verteilt werden.

Die Stadtteilgruppe Nordlichter und das Netzwerk Killesberg und Umgebung e.V. hatten sich lange für eine solche gemeinsame Veranstaltung für den Stuttgarter Norden eingesetzt. Im Vorgespräch mit den Veranstaltern und der DB wurde darauf verständigt, dass es in dieser Veranstaltung neben der Bauplanung bis Ende 2016 hauptsächlich um die Emissionen durch den Bau von Stuttgart 21 gehen soll.  Die beiden Initiativen haben daher im Vorfeld der Veranstaltung der Bürgerbeauftragten einen Themenkatalog zukommen lassen und erwarten auf der Veranstaltung von der Bahn dazu konkrete Antworten. Lesen Sie hier.

Da die offizielle Einladung den Nordlichter nicht pointiert genug ist, haben sie noch einen eigenen Flyer „Leiden Sie auch unter den Lastwagen, dem Lärm, dem Feinstaub und dem Dreck durch den Bau von S 21?“ erstellt (hier) und werden diesen in den nächsten Tagen in der Nachbarschaft verteilen.

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StZ: Wenig Aussicht auf schnelle Lärmminderung

Die Stuttgarter Zeitung berichtet in ihrer gestrigen Ausgabe (hier), dass der von der Bahn eingereichte Antrag auf Sprengungen soweit sich nicht das Eisenbahn-Bundesamt über die Bewertung des Landesamtes für Geologie, Rohstoffe und Bergbau hinwegsetzt, wenig Aussicht auf Erfolg hat. So schreibt die StZ:

Die zuständige Behörde, das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) in Freiburg, scheint indes wenig geneigt, sich der Sichtweise der Bahn anzuschließen. Der Planfeststellungsbeschluss, also die Baugenehmigung, steht nach Auffassung des LGRB „der Sprengung entgegen“. Damit deckt die im Mai 2007 erlassene Genehmigung zum Bau des gut 6000 Meter langen Tunnels nächtliche Sprengungen nicht mit ab…Die Freiburger Tunnelexperten bezweifeln, dass Sprengungen den Wangenern Linderung verschaffen. Sie stützen ihre Einschätzung auf ein von der Bahn beigebrachtes Gutachten. Die Expertise kommt zu dem Schluss, „dass die vom Eisenbahn-Bundesamt mit Planfeststellungsbeschluss festgelegten Anhaltswerte für Erschütterungen zum Schutz von Menschen in Gebäuden bei nächtlichen Sprengungen nicht eingehalten werden können“. Übersetzt: Auch Sprengungen würden die Anwohner der Baustelle über Gebühr belasten.“

Dies zeigt, dass auch nächtliche Spengungen nicht die Lösung für die hohen nächtlichen Immissonsbelastungen in Wangen sein kann. Für die Anwohner sind jedoch auch der Meißelvortrieb und die Hotelunterbringung über die angekündigten fünf Monate Tunnelvortrieb extrem belastend. Der Filmbeitrag des SWR zeigt, dass mittlerweile betroffenen Anwohner in Wangen eine Reduzierung des nächtlichen Lärms fordern, auch wenn dann der Tunnelvortrieb vorrübergehend für die acht Nachtstunden stillgelegt und gesichert werden muss.

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Focus: Baustellen halten Feinstaubwerte in Stuttgarter City hoch

Focus berichtet heute (hier), dass die Baustellen rund um den Hauptbahnhof „die Luftverschmutzung im Stuttgarter Talkessel auf Rekordwerten“ halten. Focus schreibt weiter: „Eine Analyse der Partikel auf den Staubfiltern zeige erhöhte Anteile von Calcium, Magnesium und Aluminium, was typisch für Baustellen-Feinstaub sei. Von den 64 Überschreitungen der erlaubten Tagesmittelwerte am Neckartor im Jahr 2014 seien 14 auf Baustellenschmutz zurückzuführen, hieß es. Auch am Platz vor dem Bahnhof gab es erhöhte Werte.“

Dies ist eine wichtige Information, über die in den Stuttgarter Medien nur am Rande zu lesen ist.  In der Berichterstattung rund um die Feinstaubproblematik, den Aktionsplan und geplanten Fahrverbote wird die zusätzliche Belastung durch den LkwVerkehr zum Bau von Stuttgart 21 nicht erwähnt. Dabei wird die Stuttgarter Innenstadt und besonders die Wohngebiete am Nordbahnhofviertel, Wart- und Kriegsberg sowie dem Kernerviertel viele Jahre durch den zusätzlichen Baustellenverkehr betroffen sein. Die Netzwerke hatten daher sich bereits zu Beginn des Jahres in einem Schreiben an die Stadt Stuttgart gewandt und ein Belastungsszenario durch die zusätzlichen Lkw-Kolonnen gefordert. Bis heute kam keine Reaktion.

Mehr zum Verkehr in Stuttgart, den Belastungen durch Luftschadstoffe und den gesundheitlichen Folgen finden Sie auf der Webseite der Bürgerinitiative Neckartor.

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StN: „Hier sind keine Idioten tätig“

In der Sitzung des Umwelt- und Technikausschusses am letzten Dienstag hakten einige Stadträte nach der fehlenden Statiknachweisen für das Fundament des „Tiefbahnhofs“ nach. Für die im UTA anwesenden Bahnvertreter handelt es sich jedoch um einen normalen Vorgang.

Die Stuttgarter Nachrichten (hier) berichtete darüber mit den Worten: „Die Ausführungsplanung sei aufwendig, der Prozess, die Statik erst nach dem Baustart zu liefern, sei „völlig normal“ sagte Florian Bitzer. Er ist bei S 21 für Umweltbelange zuständig. Man habe „viele Gegensteuerungsmaßnahmen im Köcher, um auf die geplante Inbetriebnahme im Dezember 2021 hinzusteuern“, so Bitzer. Bei der Planung seien „keine Hasardeure und Idioten“ tätig, echauffierte sich Schütz. Die fehlende Statik sei „kein Pfusch, sondern ein normaler Prozess“.“

Wenn dies ein normaler Prozess sei, dann fragt man sich jedoch, warum die Bahn gegenüber dem im August 2014 zum Baustart von Züblin vorgestellten Bauzeitenplan weit hinterherhinkt. Und es erscheint doch sehr merkwürdig, dass Manfred Leger, Vorstand der DB Projekt-Stuttgart-Ulm GmbH, noch im April 2015 in dem StZ-Interview „Warten Sie ab, wie schnell wir hier noch werden“ erklärte: „In diesem Sommer werden wir das Betonieren der Bodenplatte erleben“. Man fragt sich, war der Vorstand der Projektgesellschaft nicht über die nicht freigegebene Statik informiert oder sollte die Öffentlichkeit, die sich bereits wieder über den schleppenden Baufortschritt am Baufeld 16 wunderte, erst einmal wieder beschwichtigt werden? Von Arbeiten mit „angezogener Handbremse“ war damals die Rede.

Für die Fertigstellung des Tiefbahnhofs einschließlich der bahntechnischen Ausrüstung ohne den Testbetrieb, stehen jetzt nur noch 5 Jahre zur Verfügung. In der Schlichtung waren noch für die Rohbauarbeiten und die eisenbahntechnische Ausrüstung insgesamt 7,5 Jahre veranschlagt:

Für die noch anstehenden Roh- und Ausbauarbeiten stehen bis zur geplanten Inbetriebnahme von Stuttgart 21 im Dezember 2021 nur noch 2/3 der Zeit zur Verfügung. Bereits im August 2014 zum Baustart räumte der verantwortliche Projektleiter von Züblin Zeitengpässe ein. Wir hatten im August 2015 über die Bauverzögerungen gegenüber dem vor einem Jahr vorgestellten Zeitplan berichtet. Wie die Bahn jetzt den Zeitverzug von mehr als 2,5 Jahre noch aufholen will, welche „Gegensteuerungsmaßnahmen im Köcher“ sind, wurde bisher weder der Öffentlichkeit noch den von den Bauarbeiten betroffenen Anwohnern im Kernerviertel und am Kriegsberg kommuniziert. Stattdessen müssen die Anwohner feststellen, dass kein einziger Zeitplan der Bahn für den Bau von Stuttgart 21 bisher eingehalten wurde.

Zumal die Bautaktung der Trogbaufelder auch durch die Geologie (Mineralwasser unter Druck) und das Grundwassermanagement limitiert ist. Denkbare zusätzliche parallele Bauarbeiten, wie z.B. für die Kelche, erfordern zusätzliches Personal. Dass dies  von den Baufirmen mit Nachträgen gegenüber dem ursprünglichen Angebot in Rechnung gestellt werden wird, liegt auf der Hand. Einsparauflagen innerhalb des Projekts werden erst einmal die Folge sein. Von Mehrkosten über den aktuell geplanten 6,8 Milliarden ist noch nicht die Rede.

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Veränderungssperren in den Gestattungsverträgen bei S 21: Einschränkungen für Bauvorhaben – Willkür oder Logik?

Im Gegensatz zu den Münchner Verträgen beim U-Bahnbau sehen die von der Bahn angebotenen Gestattungsverträge bei Stuttgart 21 eine Veränderungssperre für die unterfahrenen Grundstücke vor. Ein Eigentümer kann danach nur mit Zustimmung der Bahn bauliche Veränderungen auf seinem Grundstück oder Wohneigentum vornehmen. Die Bahn hat mit dieser Regelung die Sicherheit ihrer Tunnel im Blick.

Dies ist für viele Eigentümer nicht nachvollziehbar, da der Konzern umgekehrt in den Planfeststellungsverfahren immer wieder argumentiert hatte, dass beim Tunnelbau mit einer Überdeckung von mehr 30 Metern die darüberliegenden Gebäude nicht betroffen seien. Ulrich Hangleiter, Sprecher des Netzwerks Killesberg und Umgebung e.V., hat den dortigen Verhandlungstand wegen der Veränderungssperre in einem Beitrag zusammengefasst, der sicherlich auch für andere vom Tunnelbau betroffene Wohngebiete in Stuttgart von Interesse ist:

„Für ca. 800 Grundstücke im Stuttgarter Norden muss die DB Unterfahrungsrechte für S 21 von den Eigentümern erwerben. Dies erfolgt mit Gestattungsverträgen. In den Gestattungsverträgen ist auch geregelt, ob Bauvorhaben der Eigentümer auf ihren Grundstücken infolge der Veränderungssperre ggf. eingeschränkt werden. Der §1 enthält dazu zwei Absätze, die diese Regelung sicherstellen sollen, nämlich die Absätze:

(Abs. 3) Die Eigentümerin verpflichtet sich, auf den oben genannten Grundstücken alle Handlungen zu unterlassen, die den Bau, den Bestand, den Betrieb und die Unterhaltung des Eisenbahntunnels beeinträchtigen oder gefährden können.

(Abs. 8) Bei Bauvorhaben auf den Grundstücken beteiligt die Eigentümerin die DB Netz AG. Die Zustimmung der DB Netz AG darf nur versagt werden, wenn die Sicherheit der Tunnelanlage beeinträchtigt wird.

In der jüngeren Vergangenheit ist es einzelnen Eigentümern gelungen, diese Vorbehalte aus den Verträgen zu streichen. Das ist gut so. Unter den Mitgliedern des Netzwerks Killesberg gibt es aber unterschiedliche Erfahrungen damit, so dass sie bekannt werden sollen.

Entlang einer Straße mit einer Überdeckung von 42 m über dem Tunnel haben die meisten Eigentümer Verträge bekommen, in denen die Vorbehalte (s.o.) geblieben sind. Es gibt dort aber auch zwei Beispiele, wo die künftige Nutzung durch nicht mehr eingeschränkt ist. Die Bahn schrieb dazu an einen der Eigentümer: „Auf Grund der hohen Überdeckung können wir in diesem Fall § 1 Nr. 3 und Nr. 8 im Gestattungsvertrag streichen. Die Eintragungsbewilligung wäre entsprechend anzupassen…“ Auch „weiter oben“, wo die Überdeckung bei 80m liegt, wurde einem Eigentümer mitgeteilt, dass dem künftigen Bau eines neuen Hauses mit zwei Untergeschossen inkl. Tiefgarage nichts im Wege steht. Bei weiteren vergleichbaren Vorhaben von Eigentümern prüft die Bahn noch, wie die Verträge angepasst werden.

Eine ganz andere Erfahrung hat eine Familie gemacht, deren Grundstück mehr als 70 m
Überdeckung über Tunnel hat. Sie hatte bei der Stadt ein Baugesuch für den Bau einer Garage eingereicht. Die DB hat der Familie darauf hin den Entwurf einer Vereinbarung vorgelegt, nach der diese unterschreiben sollte, sämtliche möglicherweise mit ihren Bauvorhaben verbundenen Risiken für den Tunnelbau der DB und auch diejenigen Risiken zu übernehmen, die durch Bau und Betrieb des Tunnels für ihre Vorhaben entstehen könnten.

Eine rechtsgutachterliche Stellungnahme, die das Netzwerk dazu bei Rechtsanwalt Dr. Armin Wirsing in Auftrag gegeben hatte, mündet in das Fazit: „In diesem Vorgehen (der Bahn) liegt offensichtlich der Versuch, die Zwangslage der Eigentümer, die ihre Bauvorhaben realisieren wollen, dazu zu nutzen, nicht nur eine Zustimmung zum Bau des Tunnels in Form einer Besitzüberlassung, sondern auch eine umfassende – und für die Eigentümer nicht überschaubare – Übernahme von Risiken aus dem Bau des Tunnels für Ihre Bauvorhaben zu übernehmen. Damit will die DB Netz AG unter Ausnutzung der Zwangslage der Eigentümer Vorteile erlangen, die offensichtlich in einem auffälligen Missverhältnis zu ihrer eigenen Leistung stehen. Der Vereinbarungsentwurf ist daher gem. § 138 Abs. 2 BGB sittenwidrig.“

Die Bahn selbst hat die „Schallgrenze“ für die Unbedenklichkeit inzwischen bei ca. 40 m
Überdeckung definiert: „in der Regel“ heißt es. Sollten bei den Entscheidungen der Bahn
neben Art und Umfang des individuellen Bauvorhabens sowie der Mächtigkeit der Überdeckung auch Kriterien wie die geologischen Verhältnisse eine Rolle spielen, wäre dies bemerkenswert. Andernfalls aber ist man geneigt, von willkürlichen Entscheidungen zu sprechen.“

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SWR: Baulärm rund um die Uhr. Schlaflos wegen Stuttgart 21

Der SWR sendete heute in „Zur Sache Baden-Württemberg“ einen Beitrag „Baulärm rund um die Uhr. Schlaflos wegen Stuttgart 21“ (hier) über Anwohner in Wangen, die seit Wochen wegen der Erschütterungen durch den Tunnelbau und des dadurch ausgelösten Lärms nicht schlafen können.

So kündigt der SWR seine Reportage an „Erich Wolf und seine Nachbarn klagen über eine unzumutbare Lärmbelastung. Unter ihrer Straße wird gerade eine Tunnelröhre für Stuttgart 21 in Richtung Innenstadt gebaut. Dafür muss gebohrt werden – auch  nachts. Wolf hat in seiner Wohnung bis zu 57 Dezibel gemessen. „Das ist wie ein Presslufthammer im Keller“, klagt er.

Noch 2014 hatte die Bahn den vom Tunnelbau betroffenen Anwohnern schriftlich zugesichert, dass während der Vortriebsarbeiten „eine Beeinträchtigung der Aufenthaltsqualität“ nicht zu erwarten sei. Die Bahn bietet zwar jetzt Hotelübernachtungen an. Die ist aber für nicht jeden – insbesondere Familien mit kleinen Kindern oder Ältere- eine Alternative. Zumal die lauten Arbeiten noch weitere 5 Monate andauern sollen. Die Anwohner in Wangen fordern mittlerweile, dass der nächtliche Baulärm auf ein zulässiges Maß reduziert wird. Doch die Bahn verweist auf den rund um die Uhr laufenden Tunnelbaubetrieb, der nur mit großem Aufwand über Nacht gesichert bzw. still gelegt werden könne.

Außerdem gäbe es – so argumentierte auch der Rechtsanwalts der Bahn im UTA am Dienstag – keinen Grenzwert für den sekundären Luftschall, der durch die Vibrationen der Meißelarbeiten ausgelöst wird.

Dies ist jedoch nicht richtig. Zwar findet sich in den Planfeststellungsbescheiden im Gegensatz zum sekundären Luftschall beim Bahnbetrieb keine einzige Auflage über die beim Spreng- oder Meißelvortrieb, obwohl beim Tunnelbau in niedrigerer Überdeckung eigentlich damit zu rechnen ist. Die Anwohner in Wangen haben jedoch recherchiert, dass für den sekundären Luftschalls die maßgebenden akustischen Regelwerke (insbesondere die TA Lärm sowie bei tieffrequenten Geräuschimmissionen die DIN 45680: 1997-03 in Verbindung mit dem Beiblatt 1 zu dieser Norm) heranzuziehen sind. Die TA Lärm sagt für solche Fälle:

6.2 Immissionsrichtwerte für Immissionsorte innerhalb von Gebäuden

Bei Geräuschübertragungen innerhalb von Gebäuden oder bei Körperschallübertragung betragen die Immissionsrichtwerte für den Beurteilungspegel für betriebsfremde schutz- bedürftige Räume nach DIN 4109, Ausgabe November 1989, unabhängig von der Lage des Gebäudes in einem der in Nummer 6.1 unter Buchstaben a bis f genannten Gebiete
tags 35 dB(A) nachts 25dB(A). Einzelne kurzzeitige Geräuschspitzen dürfen die Immissionsrichtwerte um nicht mehr als 10 dB(A) überschreiten. Weitergehende baurechtliche Anforderungen bleiben unberührt.

6.5 Zuschlag für Tageszeiten mit erhöhter Empfindlichkeit

Für folgende Zeiten ist in Gebieten nach Nummer 6.1 Buchstaben d bis f (all. Wohngebiete, reine Wohngebiete, Kurgebiete) bei der Ermittlung des Beurteilungspegels die erhöhte Störwirkung von Geräuschen durch einen Zuschlag von +6dB zu berücksichtigen: 1.an Werktagen: 06.00 – 07.00 Uhr 20.00 – 22.00 Uhr
2. an Sonn- und Feiertagen: 06.00 – 09.00 Uhr 13.00 – 15.00 Uhr 20.00 – 22.00 Uhr

Messungen des Imissionsschutzbeauftragten  bestätigten, dass die Spitzenwerte in den Wohn- und Schlafzimmern überschritten werden.

Auch der Lärm und die Erschütterungen der seit fast einem Jahr durchgeführten Sprengungen sind für die Anwohner in Wangen belastend. Für den Erschütterungsschutz gilt laut Planfeststellungsbescheid die DIN 4150. Zwar sieht diese für die Messüberwachung einen Beurteilungszeitraum zwischen 6 bis 22 Uhr vor. Doch nach Ziffer 3.7.4 der DIN 4150-2 müssen werktags von 6.00 bis 7.00 und von 19.00 bis 22.00, sonn- und feiertags zwischen 6.00 bis 22.00 als Ruhezeiten berücksichtigt werden. Die Bahn verweist auf die Ausnahmegenehmigung der Landesbergdirektion, nachdem sie in einem Zeitraum zwischen 6 bis 22 Uhr sprengen darf. Trotz mehrfacher Nachfrage des Netzwerks Wangen, wurde das behördliche Genehmigungsschreiben nicht veröffentlicht.

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SSB berichtet im UTA über die erste Phase der Streckensperrung. Über 40.000 Fahrgäste täglich betroffen

Gestern stellte der SSB-Chef Wolfgang Arnold vor dem Ausschuss für Umwelt- und Technik des Gemeinderates den Linienplan „Netz 2016“ vor, der während der ersten Bauphase der SSB-Haltestelle ab 17.Mai 2016 für 15 Monate bis 19.August 2017 gelten soll. Zuletzt waren noch offiziell 9 Monate für die Streckensperrung der ersten Phase kommuniziert. Der Plan „Netz 2016“ sieht Umleitungen über den Hauptbahnhof und zusätzliche Pendellinien vor:

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Die beiden Stuttgarter Zeitungen (StZ / StN ) berichteten ausführlich darüber. Nach Prognosen der SSB sind 43.000 bzw. 10 % der SSB-Fahrgäste täglich davon betroffen. An den SSB-Haltestellen am Hauptbahnhof wird es dann eng; statt 2 fahren 4 Linien von der Staatsgalerie zum Hauptbahnhof.  Dazu schreibt die StN: „Ganz erheblich zunehmen wird bei Netz 2016 die Zahl der Stadtbahn-Umsteiger im Hauptbahnhof. Statt an jedem Werktag 74 660 müssten dann 106 270, das ist eine Zunahme von 42 Prozent, die Bahn wechseln. In der Spitzenstunde sind es 1190 Menschen zusätzlich.

Die SSB stellte im UTA  Fahrszenarien entlang der Tallängsachse vor, die maximal bis zu 4 Minuten Fahrzeitverlängerung mit sich bringen würden. Die Zeitverzögerungen für die Fahrgäste der unterbrochen U4, der Querverbindungen, wie z.B. von Degerloch nach Bad Cannstatt, oder der Umweg von der Staatsgalerie zum Charlottenplatz über den Hauptbahnhof wurden jedoch nicht vorgestellt. Nicht für alle Fahrgäste ist der Fußweg (laut Stadtrat Gangolf Stocker ein“Beitrag zur Volksgesundheit“) zwischen den beiden Haltestellen eine Alternative.

Erstaunlich ist, dass die SSB fest davon ausgeht, dass bis zum August 2017 die erste Bauphase abgeschlossen sei und anschließend mit der zweiten Bauphase begonnen werden kann, bei der die Stammstrecke Richtung Hauptbahnhof gesperrt werden soll. Dabei musste die SSB vor kurzem auf der Anwohnerveranstaltung im Rathaus einräumen, dass sie mit ihren Baumaßnahmen zum Neubau der Haltestelle „Staatsgalerie“ im Verzug sei. Und die SSB muss ihre Tiefbauarbeiten mit den parallel laufenden Bauarbeiten der Bahn für den Trogblock 22 abstimmen. Auch dieser Bauabschnitt zum Bau des „Tiefbahnhofs“ liegt hinter dem ursprünglich angekündigten Zeitplan zurück.Über die zeitlichen Abhängigkeiten der komplexen Bauarbeiten der SSB und der Bahn haben wir bereits berichtet.

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StZ: Einhausung für den Wartberg kommt 2016

Die Stuttgarter Zeitung berichtete am Freitag in der Innenstadtbeilage (hier) wieder ausführlich über den letzten Anwohnerstammtisch des Infoladens, an dem u.a. der Schallschutz am Zwischenangriff Prag, der Lkw-Verkehr und die Lärmbelastung für die Anwohner an der zentralen Logistikfläche im Mittelpunkt standen.

Danach soll das Schallschutzdach über dem Zwischenangriff erst im Frühjahr 2016 kommen. Bis dahin wird der Aushub im Nachtzeitraum nicht abgefahren. Weiterhin geht die Bahn davon aus, dass mit Aufbau des Schallschutzdaches der Aushub aus dem Tunnelvortrieb per Förderband auf Güterzüge verladen wird. Diese Planung ist jedoch weder von der derzeitigen Planfeststellung abgedeckt, noch die daraus entstehende Lärmbelastung durch ein veröffentlichtes schalltechnisches Detailgutachten eingeschätzt. Wir hatten darüber mehrfach berichtet, zuletzt im Beitrag „DB Projekt antwortet auf Schreiben des Netzwerks Killesberg zum Lärmgutachten für den ZA Prag„. Es ist noch völlig unklar, ob der Lärm durch das Förderband sowie die Beladung und das Rangieren der Güterzuge durch das geplante Schallschutzdach tatsächlich weitgehend gedämpft wird.

Völlig neu ist, dass die Lkw-Anlieferung zum Zwischenangriff Prag nicht über die Baulogistikstraßen, sondern über das öffentliche Straßennetz erfolgen soll. Anscheinend -so die Information auf dem Anwohnerstammtisch-  sei die Behelfsbrücke zwischen der Wartbergbaustelle und der C-2-Fläche mit der Abfuhr von Aushub ausgelastet. Ein Gegenverkehr nicht möglich. Für die vom Pragstattel kommenden Lkws wäre es zudem die kürzere Anfahrstrecke. Damit wären die Anwohner der Mia-Seegerstraße am Wartberg massiv auch vom Lkw-Verkehr zur Anlieferung des Baumaterials betroffen. Im Nachtzeitraum 20 bis 7 Uhr würden sogar in der Bauphase für die Innenverschalung bis zu 164 Lkws und damit durchschnittlich aller 4 Minuten am Wohngebiet entlang donnern.  Dabei sieht weder die Planfeststellung noch die schalltechnischen Detailgutachten eine Materialandienung zum Zwischenangriff Prag über das öffentliche Straßennetz vor. Wir hatten auch bereits darüber berichtet, dass die hohe Zahl von 164 Lkws zur Materialanlieferung im Nachtzeitraum erst im letzten schalltechnischen Detailgutachten auftauchte. Davor waren im Nachtzeitraum lediglich 10 Lkws zur Anlieferung vorgesehen.

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Bahn und SSB berichten am 20.10.2015 im Umwelt- und Technikausschuss über Immissionsschutz und Betriebskonzept

Vertreter der Bahn und der SSB werden nächsten Dienstag, 20.10.2015  die Gemeinderäte im Umwelt und Technikausschuss informieren.  Die gemeinsame Sitzung mit dem Verwaltungsausschuss im mittleren Sitzungssaals des Rathauses beginnt um 8 Uhr 30.  Die im Amtsblatt der Stadt Stuttgart veröffentlichte Ankündigung mit den Tagungsordnungspunkten finden Sie hier.

Die Bahn will über den aktuellen Sachstand zum Immissionsschutz bei Stuttgart 21 berichten. Wie bereits vor wenigen Tagen auf der Anwohnerveranstaltung für das Kernerviertel angekündigt, will die Bahn ein neues schalltechnisches Gutachten vorstellen. Nach dem darin zugrundegelegte Bauszenario soll nach Vorinformation der DB Projekt der Lärmpegel trotz der mittlerweile geplanten Schallschutzwände nochmals deutlich höher liegen. Weitere 40 Gebäude im Kernerviertel sollen mit passivem Schallschutz ausgestattet werden. Es wird sicherlich in der Information von Seiten der Bahn auch um den nächtlichen Lärm in Wangen gehen.

Die SSB will über den aktuellen Stand des Betriebskonzeptes zum ersten Bauabschitt der neuen Haltestelle Staatsgalerie informieren. Die voraussichtlich ab Mai 2016 geplanten Steckenunterbrechungen bzw. die Umleitungen sollen statt der zuletzt kommunizierten 9 Monate sich nun über 18 Monate hinziehen.

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StN: Bahn fehlt Statiknachweis für Tiefbahnhof


Die Stuttgarter Nachrichten berichten in ihrer morgigen Ausgabe (hier), dass die Bauarbeiten am Baufeld 16 im Verzug sind, weil der Statiknachweis für den „Tiefbahnhof“ fehlt. Erst wenn dieser vorliegt, kann die Bodenplatte eingezogen und mit dem Bau der Stützkelche begonnen werden. Arbeiten, die nach dem Zeitplan eigentlich im Sommer 2015 laufen sollten. Die erste Stütze soll nun laut den StN erst im Sommer 2016 stehen.

Dies kommt zumindest für uns nicht ganz überraschend. Im Juni hatten wir noch darüber berichtet, dass das  Eisenbahnbundesamt einen geotechnischen Sachverständigen  beauftragt hatte, der die Pläne der Bahn für die Gründung des „Tiefbahnhofes“ und die wechselseitige Beeinflussung von Nachbarbebauung und Baugrube baubegleitend überprüfen soll. Die Konstruktion des „Tiefbahnhofes“ mit seinen Kelchstützen und Lichtaugen sowie der geologisch schwierige Untergrund stellt  – so ist auf der Webseite des beauftragten Sachverständigenbüros zu lesen – hohe Anforderungen an die Gründung dar, da das Kelchdach sehr empfindlich auf Setzungsdifferenzen reagiert“. Für die Gründung des „Tiefbahnhofes“ sowie seiner Anfahrbereiche am Nord- und Südkopf sind über 4.000 Ramm- bzw. Bohrpfähle erforderlich. Er wies in seinem Vortrag im Juni 2015 an der Universität Stuttgart auf eine Reihe von nicht vorliegenden Nachweisen hin, die er zu Beginn seiner Prüfung angetroffenen habe. Unter anderem fehlte der Nachweis für die zusätzlichen Belastungen durch die geplanten Bodenaufschüttungen von bis zu 6 Metern auf dem Dach des „Tiefbahnhofs“.  In seinem Vortrag erwähnte er, dass neben ihm auch noch ein Gutachter für die Statik und ein Bodengutachter vom EBA beauftragt wurde, mit denen er eng zusammenarbeitet. Den aktuell fehlenden statischen Nachweis wird der vom EBA beauftragte Gutachter für die Statik eingefordert haben.

Wir hatten auch im August 2015 berichtet, dass die Tiefbauarbeiten am Referenzbaufeldes 16 kaum vorankommen. Angesichts des fehlenden Statiknachweises für den Tiefbahnhof wird sich auf dem Baufeld 16  auch in den nächsten Monaten bis auf die Kanalbauarbeiten nicht viel tun. Da  erscheint der von der Bahn inszenierte Medienhyp um den Modellkelch in einem anderen Licht. Manfred Leger, Vorstand der Projektgesellschaft, sprach bereits bei der ersten Besichtigung des Achtelsegments von einem „riesen Meilenstein“ für das Projekt.

Letzten Dienstag gaben der Architekt Christoph Ingenhoven und der Sachverständige für den Betonbau nach der zweiten Besichtigung zusammen mit Manfred Leger eine Pressekonferenz, die Sie sich auf Cam21 anschauen können. Die Pressekonferenz ist in zweierlei Hinsicht interessant. Zum einen für Interessierte wegen der technischen Infos zur anspruchsvollen Betonierung der Lichtkelche. So spielt beispielsweise allein die Temperatur  beim Aushärteprozess eine erhebliche Rolle bei der Ausbildung der Farbe. Zum anderen aber auch wegen der Statements der Projektverantwortlichen zum Zeitplan. Sowohl Christoph Ingenhoven als auch Projekt-Chef Manfred Leger gehen weiterhin unbeirrt von einer Inbetriebnahme des Tiefbahnhofs im Dezember 2021 aus. Und dies trotz der bereits eingetretenen Verzögerung von mehr als 2,5 Jahren, der anspruchsvollen Baugewerke, des schwierigen Untergrunds und des -wie jetzt bekannten- fehlenden Statiknachweises für den „Tiefbahnhof“.

Stattdessen setzt der Architekt Christoph Ingenhoven die Stadt Stuttgart wegen der Bebauung des aus seiner Sicht bereits unmittelbar nach Ende 2021 freiwerdenden Gleisvorfeldes unter Druck. Man könne doch nicht Jahre nur in ein „Loch“ hinter dem neuen „Tiefbahnhof“ schauen. Die Stuttgarter Zeitungen berichteten darüber (StZ 1/StZ2 / StN). Dabei ist der von Ingenhoven skizzierte Zeitdruck völlig unrealistisch und missachtet die zeitlichen Abhängigkeiten. Wir hatten ja bereits darüber berichtet, dass eine Bebaubarkeit des freiwerdenden Geländes auch nach Einschätzung des früheren Baubürgermeisters und S21-Befürworters Matthias Hahn erst Jahre nach der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 möglich ist. (Dass die Stuttgarter seit bald 4 Jahren erst auf die Baubrache im gerodeten mittleren Schlossgarten und jetzt in die „Löcher“ der Trogbaufelder seines „Lichtaugen-Bahnhofs“ wegen fehlender Genehmigungen und Umplanungen mit nur schleppenden bis keinen Baufortschritt schauen, stört den Architekten anscheinend nicht.)

Zur Tragfähigkeit der Lichtaugen erklärte der Architekt laut StZ trocken: „Darauf können die VfB-Fans auch die Meisterschaft feiern, aber das kommt ja nicht so bald vor“. Doch vom dem dafür auch noch fehlenden Statiknachweis des „Tiefbahnhofs“ war jedenfalls weder in der Pressekonferenz noch auf der anschließenden Podiumsveranstaltung „Faszination Stuttgart 21 – vom Musterkelch zum Lichtaugen-Bahnhof„, an der auch der Ingenieur und Tragswerksplaner Prof. Werner Sobek teilnahm, nicht die Rede. Im Gegenteil. Mehrfach betonten die für die Statik verantwortlichen Ingenhoven und Sobek die Stabilität des Bauwerks mit den Kelchstützen, die ohne  weiteres auch die tonnenschweren Erdschichten tragen könnten. Die Veranstaltung können Sie in drei Teilen unter Cam21 anschauen (Teil 1 / Teil 2 / Teil 3 ).

Update 17.10.2015: Die Stuttgarter Nachrichten berichten heute (hier) noch ausführlich für den fehlenden Nachweis der Standsicherheit, der aufgrund geänderter Normen erforderlich sei und den der Architekt Ingenhoven und der Tragwerksplaner Prof. Sobek noch liefern müssen: „Die Planung für den Bahnhofstrog sei 2012 weitgehend abgeschlossen gewesen, „mit Nachweisen“, sagt Thomas Hauser, Bauleiter der Züblin AG. Mit der Novellierung einer bahninternen Richtlinie und dem Wechsel von DIN-Normen auf europaweit gültige Vorgaben hätten diese Nachweise im Jahr 2014 vollends ihr Gültigkeit verloren, so Hauser. In die neuen Vorgaben sei zum Beispiel der Erdbebenschutz aufgenommen worden. „Wir als Züblin bauen nur“, weist Hauser jede Verantwortung für mögliche Versäumnisse von sich.“ Die Standsicherheit der Pfähle hingegen hätten Test bestätigt.

Die StN kommentieren dies mit den Worten: „Das ist das Komplizierteste, was man im Bereich Bauen mit Stahlbeton je gemacht hat“, sagte Staringenieur Sobek. Wenn man diese Worte im Ohr hat, ist es ernüchternd, wenige Tage später zu erfahren, dass das Eisenbahn-Bundesamt noch auf den Nachweis der Tragfähigkeit des Tiefbahnhofs wartet, was ja keine unbedeutendes Detail ist, sondern eine Information, mit der das Bauwerk – um im Wort zu bleiben – steht oder fällt. Die Tragweite dieses Versäumnisses lässt sich aus Sicht des Laien schwer beurteilen. Die Bahn betrachtet den fehlenden Nachweis eher als Formalie, die keinen nennenswerten Verzögerungen zur Folge habe. Kritiker des Bahnprojekts dürften eine andere Lesart haben: Die Bahn hat die Statik-Panne verschwiegen, jetzt kann sie einem vieles erzählen . …“.

Wahrscheinlich erfordert allein schon die geplante Verschiebung der Fluchttreppenhäuser an das Ende der Bahnsteige einen neuen statischen Nachweis.

Im Parkschützerforum (Link 1 / Link 2) wird der fehlende Statiknachweis heftig diskutiert. Unter anderem findet sich da der Hinweis, dass Ulrich Ebert von den Ingenieuren22 bereits im Oktober 2012 in einer Montagsdemorede auf die erforderliche neue Genehmigung der Statik im Zuge des Brandschutzkonzeptes hingewiesen habe: „Nach dem Brandschutzgutachten ist auch der Trog nicht genehmigungsfähig, weil zusätzliche Fluchtreppenhäuser usw. erforderlich sind. Das wiederum macht die Statik zunichte. Dass die keine Statik für den Trog haben, hatten wir vorher aus der Sicht des Untergrundes und der Geologie, jetzt also noch mal aus Sicht der Brandschutz-Umplanung. Der komplette Trog muss einschließlich Verteilerebenen völlig umgeplant werden – Für Herrn Kefer offenbar eine Lappalie.“ Seine Rede finden Sie hier.

Auch wird auf ein Interview in der StZ (hier) aus dem Jahr 2010 mit dem renommierten und mittlerweile verstorbene Tragwerksplaner Frei Otto aufmerksam gemacht. Er wies darin auf die kritischen Punkte des von ihm mitentworfenen „Lichtaugen-Bahnhofs“ hin, u.a. auch auf die Geologie und die ihm nicht vorliegende Statikprüfung: „Eine Empfehlung, Stuttgart 21 nun zu stoppen, will der 85-Jährige ausdrücklich nicht geben. „Aber es liegen mittlerweile viele neue Informationen vor, über die Wirkung des Anhydrits, über die Fundamentierung in durchweichtem Baugrund wie dem Stuttgarter Talkessel“, weist er auf die veränderten Voraussetzungen hin… Auf die Frage des 85-jährigen Otto, wer denn nun als Prüfingenieur die heikle Statik verantwortet, hat er keine Antwort von offizieller Seite erhalten. „Ist denn überhaupt einer bestellt?“, fragt er. „

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StN: Abkehr von den Fluchttreppen

Noch letzte Woche hatte  Mario Barth in seiner RTL-Sendung Deutschlands teuerstes Milliarden-Bauprojekt Stuttgart 21 aufs Korn genommen und dabei auch die Absurdität der Fluchttreppenhäuser vorgeführt, die den Platz auf den Bahnsteigen deutlich verengen und die Flüchtenden auf das Dach der Bahnhofshalle -unmittelbar neben den Rauchabzügen- leiten sollen.

Jetzt berichten heute die Stuttgarter Nachrichten (hier), dass  die Fluchttreppenhäuser, die in dem noch vor einem halben Jahr vom Eisenbahn-Bundesamt genehmigten Brandschutzkonzept eine zentrale Rolle spielten, wieder zur Disposition stehen. In der morgigen Ausgabe der Stuttgarter Nachrichten (hier) über die Veranstaltung der IHK, bestätigte Christoph Ingenhoven ein neues Konzept. Die Entrauchungssimulationen hätten gezeigt, dass die Fluchttreppenhäuser auch an das Ende der Bahnsteige verlegt werden können.

Die Wochenzeitschrift Kontext berichtet in ihrem gestrigen Beitrag „Fluchtweg verbaut“, ausführlich über die neue Planung, die wechselseitige Abhängigkeit von Leistungsfähigkeit des Bahnhofs mit dem Brandschutz und weist am Ende daraufhin: „Würden die Treppenhäuser tatsächlich an die Tunnelöffnungen gerückt, bräuchte die Bahn allerdings einen vor allem in Psychologie geschulten Brandexperten. Einen, der erläutert, wie Panik entsteht, wenn es brennt und raucht und die Fluchtwege auf den 420 Meter langen, bekanntlich weit über Gebühr geneigten Bahnsteigen von vielen der Tausenden Reisenden überhaupt nicht oder nicht mehr zu sehen sind.“

Wegen dem damals nicht genehmigten Brandschutzkonzept und der darin vorgesehenen geänderten Gründung für die Fluchttreppenhäuser ruhten die Bauarbeiten am „Tiefbahnhoftrog“über lange Zeit und starteten erst im August 2014. Auch jetzt nach über 1 1/4 Jahren hinken die Bauarbeiten gegenüber dem Zeitplan weit hinterher. Wir hatten bereits im August darüber berichtet. Eigentlich müsste jetzt schon der Kanalbau, die Bodenplatte und die ersten Arbeiten an den Kelchen bereits abgeschlossen sein. Michael Pradel, der neue Abschnittsleiter für den PFA 1.1., hatte letzte Woche auf der Anwohnerveranstaltung im Rathaus eine noch nicht erfolgte Freigabe des Baufeldes 16 und der angrenzenden Baufelder durch das Eisenbahn-Bundesamt als Begründung für die Verzögerung benannt. Diese würde jedoch durch enger vertaktete Bauarbeiten wieder eingeholt werden.

Die Südwestpresse berichtet morgen (hier), dass laut DB Projekt Stuttgart-Ulm Vorstand Manfred Leger die Entscheidung über die Verlegung der Fluchttreppenhäuser beim EBA läge und (erst) in ein „paar Monaten fallen könne“.

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Baulärm in Wangen zu laut. Fünf Familien übernachten im Hotel

Die Stuttgarter Nachrichten berichtete gestern (hier) , dass „ein Lärmgutachter bestätigt hat, dass in den Häusern über der Bahn-Tunnelbaustelle in Wangen in der Nacht nicht gewohnt werden kann. Die Messungen hätten den subjektiven Eindruck der Eigentümer, die unmittelbar über dem Tunnelvertrieb wohnen, bestätigt, sagt ein Sprecher des Projekts Stuttgart 21 zu deren Lärmbeschwerden“.

Die Stuttgarter Zeitung berichtete heute (hier) darüber, dass das Angebot der Bahn, über die Nacht ins Hotel zu ziehen, fünf Familien angenommen haben. Die Bahn hat am Montag Abend Anwohner über die Tunnelbauarbeiten informiert. Sie ist weiterhin mit der Landesbergbaudirektion im Gespräch, um auch im Nachtzeitraum zwischen 22 Uhr und 6 Uhr die Erlaubnis für den Sprengvortrieb zu erhalten.

Über den Zeitplan schreibt die StZ: „Allerdings müssen die Anwohner im Bereich Nähterstraße/Im Degen/Jägerhalde das „sehr belästigende Geräusch“, so Bitzer, noch einige Zeit aushalten, sollte es bei den Meißelarbeiten bleiben: die Tunnelarbeiten an der Weströhre, die momentan den Lärm auslösen, dauern in diesem Bereich noch bis Januar, mit der parallel verlaufenden Weströhre ist man in Wangen wohl erst im Frühjahr 2016 fertig.“

Letzte Woche kamen  die Vortriebsarbeiten in der Weströhre durchschnittlich ca. 1,7 Meter pro Tag, in der Oströhre 0,57 Meter voran. Die aktuellen Vortriebsstände werden jeweils Anfang der Woche auf der Seite des Kommunikationsbüros veröffentlicht. Die Oströhre liegt noch ca. 200 Meter hinter dem Vortriebsstand der Weströhre, deren Vortrieb den Anwohnern schon seit längerem den Schlaf raubt. Wir hatten Ende September darüber berichtet.

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Montag 12.10.2015: Bürgerversammlung Stuttgart-Mitte im Rathaus, u.a. zu Stuttgart 21 und SSB-Umleitungen

Am Montag, 12. Oktober 2015, lädt der Oberbürgermeister der Stadt  Stuttgart bzw. die  Stadtspitze nach sechs Jahren wieder in Stuttgart-Mitte zu einer Bürgerversammlung ein. Die Versammlung beginnt um 19 Uhr und findet im Großen Saal des Rathhauses statt. Im Vorfeld der Veranstaltung konnten online Themen vorgeschlagen und Fragen eingereicht werden. Die Einladung (hier) wurde an alle Haushalte im Stadtbezirk Mitte verteilt.

Es sind wichtige Themen für den Stadtbezirk Mitte auf der Tagungsordnung, u.a. auch die Bauarbeiten für Stuttgart 21 und die SSB-Umleitungen. Damit bietet sich für die betroffenen Anwohner die Gelegenheit bei Oberbürgermeister Fritz Kuhn nachzuhaken, wie er und die Stadtverwaltung sie bei Immissionen und anderen Beeinträchtigungen durch den langjährigen Baubetrieb unterstützen will. Wie bereits berichtet, hatte der Oberbürgermeister Anfang November 2014 auf die Anfrage der Grünenfraktion im Gemeinderat zu den unzureichenden Immissionsgutachten vom 21.März 2014 geantwortet (hier), die Stadt hätte zwar für die Sorgen der betroffenen Anwohner Verständnis. Die Stadt stünde dazu in Kontakt mit der Bahn bzw. dem Eisenbahn-Bundesamt, sei jedoch formal für die Überprüfung der schalltechnischen Detailgutachten und der Überwachung des Baulärms bei Stuttgart 21 nicht zuständig.

Update 13.10.2015: Auf der gestrigen Bürgerversammlung für Stuttgart-Mitte standen in der Fragerunde der Anwohner der Lärm durch nächtliche Autorennfahrten, die Forderung nach Verkehrskontrollen, mehr Grün als Ersatz für die Baumfällungen und die langjährigen SSB-Unterbrechungen im Zuge von Stuttgart 21 im Mittelpunkt. Der Forderung von Frank Schweizer, Sprechers des Netzwerks Kernerviertel, nach Lärmmessungen des städtischen Umweltamtes bei den jahrelangen Bauarbeiten von Stuttgart 21 erteilte der Oberbürgermeister erneut eine Absage. Seine Aufgabe sei es, dass Stuttgart 21 „so glimpflich und so schnell“ wie möglich gebaut werde. Über die Bürgerbeauftragte Alice Kaiser sei er über die Beeinträchtigungen informiert. Er sei jeden Tag im Kontakt mit der Bahn. Nach der Planfeststellung sei allein das Eisenbahn-Bundesamt als Aufsichtsbehörde zuständig für die Überwachung der Immissionen bei Stuttgart 21.

Die Stuttgarter Nachrichten (hier) berichteten über die Bürgerversammlung. Zu den SSB-Umleitungen kann man folgendes lesen: „Kritik erntete der OB und Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) beim Thema Stadtbahnumbau. Wegen des Stuttgart-21-Tiefbahnhofs will die SSB Linien zwischen Staatsgalerie und Charlottenplatz volle 18 Monate unterbrechen. Alle Halte würden bedient, sagte Pätzold auf die Frage, wie Schulkinder die Fahrt zur Turnhalle und zurück bewältigen sollten. „Die Aussage ist nutzlos, die Frage ist, wie man vom Charlottenplatz zur Staatsgalerie kommt“, ärgerte sich eine Mutter. Die Stuttgarter Straßenbahnen würden ihr Konzept am 20. Oktober im Umwelt- und Technikausschuss des Gemeinderates vorstellen, sagte Pätzold. Kuhn stellte klar, „dass es bei so einer gravierenden Baumaßnahme wie Stuttgart 21 erhöhten Stress geben wird, und den kann ich ihnen nicht nehmen“.

Der Bürgermeister erwähnte allerdings nicht, dass im Zuge der Baugenehmigung von Stuttgart 21 nur von einer maximal 14 tägigen Unterbrechung der SSB-Linien zum Neubau der Haltestelle Staatsgalerie die Rede war und damit den „erhöhten Stress“  vollkommen ausblendete. Nach den aktuellen Planungen sind es mittlerweile insgesamt 3,5 Jahre SSB-Streckensperrungen bzw. Umleitungen.

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Weiterer Eingriff in den Rosensteinpark zum Bau der Tunnelzwischenangriffe

Gastbeitrag Wolfgang Rüter: Die Bahn ist wieder einmal dabei in das Landschaftsschutzgebiet, den FFH-Rosensteinpark, einzugreifen. Da wo die Bäume bereits gefällt worden sind wird jetzt gegenüber dem GWM auf dem Abstellbahnhof an der Ehmannstraße Erdreich abgebaggert und weggefahren. Hier und beim Wilhelma-Betriebshof soll demnächst mit je einem Zwischenangriff für die Tunnel nach Bad Cannstatt begonnen werden. (Fotos)

http://www.parkschuetzer.de/assets/statements_neu/000/185/900/original/Eingriff_in_den_FFH-Rosensteinpark_an_der_Ehmanstra_e-P1090317.JPG?1444418031

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Zur Infoveranstaltung für das Kernerviertel am 7.Oktober. Mehr Gebäude sollen passiven Schallschutz erhalten. Bäume werden gefällt. SSB Richtung Charlottenplatz länger unterbrochen.


Die Anwohnerveranstaltung letzten Mittwoch im Rathaus machte wieder deutlich, wie stark die Anwohner des Kernerviertels durch die zahlreichen Großbaustellen von Stuttgart 21 rund um den Hauptbahnhof betroffen sein werden. Auch wenn die meisten der geplanten Bauarbeiten schon bekannt sind bzw. in den Veranstaltung vom Juni 2014 und April 2015 vorgestellt wurden. Vielleicht war die Anwohnerveranstaltung  deshalb weniger besucht als sonst.

Die Veranstaltung eröffneten Alice Kaiser, die städtische Bürgerbeauftragte und Dr.Timo John als stellvertretender Bezirksvorsteher. Dr. John (CDU) zählte die Vielzahl an aktuellen Baustellen im Stadtbezirk Mitte auf und betonte, dass der Bezirksbeirat Mitte fraktionsübergreifend die betroffenen Anwohner unterstützt. Die Präsentationen über die geplanten Baumaßnahmen hielten Michael Pradel, der neue Abschnittsleiter für den Tiefbahnhof, und Winfried Reichle, Infrastrukturleiter der SSB für Stuttgart 21. Die Folien finden Sie hier.

Bauarbeiten Südkopf

Weitere Informationen finden Sie in den Zeitungsmeldungen der StZ, der StN sowie den Pressemitteilungen der Bahn und der SSB. Wolfgang Rüter hat auf der Veranstaltung fotografiert. 

Im Gegensatz zur letzten Veranstaltung im April bemühten sich die Vertreter der Bahn die meisten Fragen, die das Netzwerk Kernerviertel im Vorfeld eingereicht hatte, zu beantworten. Auch wenn einige Antworten zu den anstehenden Beeinträchtigungen und dem Zeitplan -teilweise auch wegen der Vielzahl von Themen- im Unkonkreten blieben. Die Übersicht über die Fragen des Netzwerks und die Antworten der Bahn und der SSB finden Sie hier. 2015 und 2016 sollen folgende Bauarbeiten in unmittelbarer Nähe des Kernerviertels durchgeführt werden:

1. Tunnelbau / Tunnelportal Rettungszufahrt

  • Bevor der Aushub des Tunnelvortriebs Richtung Wangen und Wendekaverne im Laufe des Jahres 2016 startet, wird das Lärmschutzdach über dem Tunnelportal Rettungszufahrt installiert.
  • Ein konkreter Zeitplan für den Vortriebsbeginn wurde nicht genannt. Nach dem zuletzt vorgestellten Zeitplan sollte der Tunnelvortrieb eigentlich im Oktober 2015 starten. Voraussetzung ist die Fertigstellung des Verzweigungsbauwerks Süd unterhalb des Kernerviertels. Derzeit laufen nach Aussage des DB Projekt Vorstands Manfred Leger erst einmal noch Sicherungsmaßnahmen am Verzweigungsbauwerk.
  • Mit dem Tunnelvortrieb soll auch das Förderband mit einem Emissionswert von 76 dB(A) (Linienschallquelle) in Betrieb gehen. Nach Einschätzung der Bahn soll das Förderband keinen nennenswerten („pegelbestimmenden“) Lärm verursachen, auch wenn bis zu 30 cm große Steinbrocken aus dem Sprengvortrieb darin transportiert werden. Dies hätte ein Testbetrieb bestätigt.
  • Zur Vorbereitung der Tunnelvortriebsarbeiten im Anfahrbereich/ Kernerviertel werden 2016 die Schächte für die Hebungsinjektionen gegraben. Zwei davon in der Urbanstraße, die während dieser Bauarbeiten teilgesperrt wird. An den Gebäuden mit geringer Unterfahrungstiefe werden Schlauchwaagensysteme installiert. Die betroffenen Eigentümer im Kernerviertel  werden noch von der Bahn bis spätestens Ende 2015 zu einer Informationsveranstaltung eingeladen.

2. Trogbaufeld 25 (Sängerstraße)

  • Bis November soll der provisorische Zugang zur SSB-Haltestelle Staatsgalerie, an dem seit fast einem Jahr gebaut wurde, fertig sein. Damit  deutlich später als geplant (März 2015). Eine Ursache dafür ist die Bodenplatte, die wegen der der Verankerung der Lärmschutzwand eingezogen werden musste.
  • Bis Ende 2015 soll die 10 Meter hohe Lärmschutzwand entlang der Sängerstraße installiert werden. Anschließend wird die Spindel, der alte Zugang zur SSB-Haltstelle abgerissen. Die Wand soll in den nächsten 3-4 Jahren stehen bleiben und enthält auch ein Rolltor als Zufahrt für die dort vorhandenen Parkplätze.
  •  Nach der auf der Pressekonferenz im August 2014 zum Trogbau vorgestellten Planung der Firma Züblin sollten noch zwischen März 2015 bis Juli 2016  die Hauptbauarbeiten am Baufeld 25 laufen. Jetzt sollen die Tiefbau- und Gründungsarbeiten im nächsten Jahr starten. Die einzelnen Bauphasen der Bauarbeiten im Baufeld 25 für das Jahr 2016 finden Sie hier. Für die Gründung müssen Bohrpfähle und im Bereich einer Doline neben der Polizeistation gesetzt werden. Über die Auswirkungen der Rammarbeiten in diesem Bereich wird derzeit noch ein erschütterungstechnisches Gutachten erstellt. Die Bahn rechnet aufgrund einer Testrammung im Jahr 2013 in diesem Bereich mit keinen nennenswerten Erschütterungen.

3. Trogbaufeld 16 und 22, Nesenbachdüker

  • Auf Nachfrage aus dem Publikum begründete der neue Abschnittsleiter für Tiefbahnhof, Michael Pradel, die Verzögerung am  Baufeld 16 mit noch erforderlichen Freigabeprozessen durch das Eisenbahn-Bundesamt. Das EBA will die Freigabe erst nach Erstellung eines Prüf- und Gegenprüfmodels für die an das Baufeld angrenzenden Trogbaufelder erteilen. Die Bauverzögerung soll jedoch wieder aufgeholt werden. Welche Bauarbeiten parallel laufen sollen bzw. Zeitpläne nannte er jedoch nicht.
  •  Zu den Baumaßnahmen der Bahn (Baufeld 22 und Nesenbachdüker) und der SSB (Neubau Haltestelle) entlang der B14 und Schillerstraße präsentierte Pradel den Bauablauf, ohne allerdings konkrete Zeitangaben zu nennen. Nach der auf der Pressekonferenz im August 2014 zum Trogbau vorgestellten Planung der Firma Züblin sollten bereits im April 2016 der Trogblock 22, auf dem die SSB die neue Haltestelle bauen will,  fertiggestellt sein.
  • Ob die Rammarbeiten in den Trogbaufeld 22 Auswirkungen auf die Gebäude des Kernerviertels haben, erhielten die Anwohner erneut keine Information. Das Netzwerk Kernerviertel hakte daher außerhalb der Veranstaltung nochmals beim Vorstand  der DB Projekt nach. Laut deren Einschätzung werden die Rammarbeiten im Kernerviertel kaum spürbar sein. Mit den noch 2013 vom Gutachter prognostizierten schweren Erschütterungen sei nicht zu rechnen. Ein neues Gutachten sei jedoch nur zu den Rammarbeiten im Baufeld 25 in Arbeit.

4. SSB-Neubau Haltestelle Staatsgalerie

    • Parallel zum Baufeld neben dem Innenministeriums/Planetarium will die SSB vor dem Königin-Katharinen-Stift die Tiefbauarbeiten für den neuen Tunnel Richtung Charlottenplatz starten.
    • Dazu sollen im Oktober Bäume vor dem Königin-Katharinen-Stift und dem Mittelstreifen der Schillerstraße gefällt werden.
    • In Nachtarbeiten wird die Schillerstraße nach Osten verschwenkt. Alle Fahrspuren sollen erhalten bleiben.
    • Die SSB-Haltestelle Staatsgalerie wird duch die Bohrpfahlsetzungen und Abrissarbeiten beeinträchtigt. Wegen Abrissarbeitenwird für 14 Tage der Ausgang Richtung Planetarium gesperrt.
    • 2016 wird der Fußweg von der Haltestelle Richtung Hauptbahnhof auf Dauer gesperrt. Zu Fuß wird der Hauptbahnhof bzw. die Innenstadt vom Kernerviertel aus nur noch über Wullesteg oder den Weg zwischen Schauspielhaus und Königin-Katharinen-Stift möglich sein.
    • Neu war die Ankündigung des SSB-Vertreters, dass die Stammstrecke Staatsgalerie-Charlottenplatz ab Pfingsten 2016 nicht wie angekündigt nur für 9 Monate, sondern jetzt für den Zeitraum von 15 (!) Monaten unterbrochen werden soll. Damit bestätigt sich unsere Einschätzung zu Beginn der SSB-Bauarbeiten, dass Bauverzögerungen absehbar sind.. Ohne die Fertigstellung des Trogbaufeldes 22 durch die Bahn ist der Bau und die Inbetriebnahme der neuen Haltestelle unrealistisch.  Bereits in einem StZ-Bericht Anfang Mai deutete sich an, dass die Sperrung der Stecke länger dauern wird.
    • Mitte 2018 soll die neue Haltestelle Staatsgalerie in Betrieb gehen.
    • Der bisher genannte Zeitraum der anschließende Sperrung der Stammstrecke Staatsgalerie-Hauptbahnhof von 2 Jahren (Mitte 2017- Mitte 2019) ist vorläufig. Es hängt vom Zeitplan der Baufirma ab, die den Zuschlag erhält. Auch ist die SSB vom Baufortschritt der Bahn beim Bau des Nesenbachdükers und des Tiefbahnhofs abhängig. Winfried Reichle kommentierte dies bei seiner Präsentation mit einem Nebensatz, „bis wir halt fertig sind“. Dabei sollte nach der Planfeststellung von Stuttgart 21 die SSB nur einmal in den Ferien 14 Tage unterbrochen werden. Jetzt sind es mittlerweile 3,5 Jahre. Weitere Verzögerungen sind durch den komplexen Baubetrieb sind nicht ausgeschlossen. Über die Abhängigkeiten der Bauarbeiten haben wir in unserem Beitrag „Umwege und komplexe Bauabläufe: zum Baustart des Nesenbachdükers am 8.Juni 2015“ berichtet.

Dies sind nur die Baustellen in unmitelbarer Nähe des Kernerviertels, die 2015/16 geplant sind. Über die zu erwartenden Beeinträchtigungen durch den Baulärm wurde auf der Veranstaltung eine Schallimmisionskarte präsentiert, jedoch ohne diese näher zu erläutern, welche Strassenzüge vom jahrelangem Baulärm betroffen sein werden.

Daneben wurden die Anwohner informiert, dass ein neues schalltechnisches Detailgutachten für die Bauarbeiten rund um den Hauptbahnhof zwischen Kriegsberg und Kernerviertel erstellt worden sei. Das Gutachten soll am 20.Oktober 2015 auf die Homepage des Kommunikationsbüros gestellt werden, nachdem Bahnvertreter  im Umwelt- und Technikausschuss über die weiteren Schutzmaßnahmen für das Kernerviertel berichtet haben.

Trotz der geplanten aktiven Schallschutzmaßnahmen geht das Gutachten von einem lauteren Lärmgeschehen aus, auch wenn sich laut der Pressemitteilung die Lärmschutzwände „insbesondere im Nahbereich der Baustellen deutlich pegelmindernd“ auswirken. In anderen Straßenzügen (keine näheren Infos auf der Veranstaltung) soll es lauter als bisher geplant werden. Weitere 40 Gebäude im Kernerviertel sollen deshalb mit passiven Schallschutz ausgestattet werden. Dennoch ist die Tatsache, dass die Bahn nochmals einen hohen Betrag für weitere Schallschutzmaßnahmen in die Hand nimmt, aus Sicht der Anwohner zu begrüßen. Nach Aussage von Dr. Florian Bitzer, Abschnittleiter für Umwelt, soll damit die maximal laute Lärmbelastung abgedeckt sein, wenn wegen des Zeitverzugs an mehr Baustellen als geplant parallel gearbeitet wird. Damit bestätigt sich auch die Befürchtung des Netzwerks, dass die Anwohner den Zeitverzug mit mehr Baustellen „ausbaden“ müssen. Ob dabei tatsächlich 2,5 Jahre Zeitverzug eingeholt werden kann und damit die Baustellen einen kürzeren Zeitraum belasten, ist Skepsis angesagt. Wir hatten über die Bauverzögerungen am „Tiefbahnhof“ zuletzt im August berichtet. Andererseits kann mit einem reduzierteren Baugeschehen der Lärmpegel unter den Prognosen liegen.

In der Pressemitteilung findet sich zu den Ursachen für die höheren Lärmprognosen noch die Erklärung, dass „im städtischen Umfeld überlagern sich viele Schallquellen, die mitnichten alle dem Bahnprojekt zuzuordnen sind. Messung, Bewertung und letztlich Prognose sind deshalb anspruchsvoll.“  Überraschend, denn bisher wurde die Vorbelastung durch Strassenlärm nicht bei den Prognosen berücksichtigt.

Abzuwarten bleibt, welches Baustellengeschehen dem Gutachten zugrunde gelegt wurde. Wir werden darüber berichten, sobald es veröffentlicht ist. Möglicherweise basiert ein Teil der höheren Pegelwerte auch auf einer konkreten Lärmplanung für die Bauarbeiten der SSB und des Nesenbachdükers auf Basis einer Ausführungsplanung. Diese waren bisher nur mit einem pauschalen Wert aus der Planfeststellung in die Lärmgutachten eingeflossen. Wir hatten zuletzt in unserem Beitrag „Der Charme des innerstädtischen Bauens oder wie die Bahn bei Stuttgart 21 durch unzureichende Lärmgutachten an Grenzen kommt“ berichtet.

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Bahn bietet Anwohnern in Wangen bei nächtlichen Baulärm Hotelübernachtungen an

Die DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH bietet jetzt den vom nächtlichen Tunnelbaulärm in Wangen aktuell betroffenen 70 Anwohnern Hotelübernachtungen an. Die Betroffenen werden in einem Schreiben informiert. Die Bahn will weiterhin von Meißel auf Sprengvortrieb umstellen und ist dazu mit der Landesbergdirektion im Gespräch. Mehr Informationen finden Sie in der Pressemitteilung (hier).

Darin heißt es zur Höhe der vor Ort gemessenen Werte: „Die von der Bahn in dieser Woche angekündigten unabhängigen Messungen in den Haushalten durch den Immissionsschutzbeauftragten für Stuttgart 21 haben den subjektiven Eindruck der Anwohner, die unmittelbar über dem Tunnelvortrieb wohnen, bestätigt. Zwar bleiben die gemessenen Werte (Innenraumpegel von 37 dB(A)) deutlich hinter den von den Anwohnern mitgeteilten Werten zurück. Gleichwohl handelt es sich um eine Belastung, die die Bahn zu freiwilligen Schutzmaßnahmen veranlasst.“ Allerdings hatten wir bereits berichtet, dass nach Aussage des Rechtswanwalts Armin Wirsing es auch bei Innenraumpegel klare Zumutbarkeitsgrenzen gäbe. Diese liegen in Schlafräumen bei 35 Dezibel.

Das Angebot für Hotelübernachtungen ist zu begrüssen. Allerdings ist damit insbesondere für Familien ein organisatorischer Aufwand verbunden.

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Zum aktuellen Baufortschritt beim Tunnelbau für Stuttgart 21. Noch 50 Kilometer müssen vorgetrieben werden

Die Vortriebsarbeiten laufen derzeit unter den Wohngebieten Wangen, Kernerviertel, Killesberg und Degerloch. Weiterhin sind die vom Tunnelbau betroffenen Anwohner auf die reinen Vortriebszahlen angewiesen, die das Kommunikationsbüro jeweils Montags auf die Seite einstellt. Eine grafische Übersicht auf www.biss21.de über die Vortriebsstände unter den Wohngebieten, wurde zwar bereits im Januar angekündigt, ist aber technisch noch nicht realisiert. Nette Spielerei, aber für die Anwohner erst einmal wenig hilfreich, sind die 360 Grad Panoramen der Tunnelbaustellen. Seit gestern kann auf der Webseite des Kommunikationsbüros (hier) in den Zwischenangriff Ulmer Straße in Wangen mit Panoramaaufnahmen „hineingeklickt“ werden.

Aktuell zum 5.Oktober 2015 sind für den Bau von Stuttgart 21 rund 8,8 der rund 59 Kilometer aufgefahren. Die entspricht rund 15 % der geplanten Tunnelstrecke. 50 Kilometer müssen noch gegtaben werden. Eine Übersicht der Netzwerke über die wöchentlich seit Juli 2014 veröffentlichten Tunnelvortriebsstände finden Sie hier. Der Stand des Vortriebsstand und die in den letzten drei Monaten täglich hergestellten Meter weichen in den einzelnen Tunnelröhren deutlich von einander ab:

Die Stuttgarter Nachrichten berichteten gestern (hier) ausführlich über den Bau des Fildertunnels, der in drei Abschnitten mit einem bergmännischen Zwischenstück gebaut wird. Die tägliche Strecke, die die Tunnelbohrmaschine zurück legt, hat sich in den letzten Monaten wegen der „geologischen schwieriger werdenden Bedingungen“ deutlich verlangsamt. Dennoch liegt die Maschine im Zeitplan. Der obere maschinell aufgefahrene rund 4 Kilometer lange Fildertunnel soll laut StN bis Mitte Oktober realisiert sein. Anschließend wird die Maschine in einem sechsmonatigen Zeitraum zerlegt, zurückgezogen und am Fildertunnelportal wieder zum Vortrieb der zweiten Röhre des oberen Fildertunnels aufgebaut. Parallel zum maschinellen Vortrieb soll eine Röhre des rund 1,15 Meter langen mittleren Fildertunnels im Übergangsbereich zum Anhydrit bergmännisch gegraben werden. Wegen des zeitgleichen Baus hat die Bahn eine Planänderung zu Verdoppelung der Baueinrichtungsfläche am Fildertunnelportal beantragt.

Die StN berichtet auch über das Verzweigungsbauwerk, das unterhalb des Kernerviertels auf Höhe der Jugendherberge gebaut wird. Nicht erwähnt ist, dass nach den Planungen der Bahn dieses eigentlich im Oktober 2015 fertiggestellt sein sollte. Auf der gestrigen Anwohnerveranstaltung im Rathaus war jetzt von „im Laufe des Jahres 2016“ die Rede. Erst danach können die Vortriebsarbeiten Richtung Wangen, dem Anfahrbereich des Kernerviertels und Richtung der Wendekaverne starten. Auch in Wangen sind wegen der nur langsam vorankommenden Vortriebsarbeiten die Zeitpläne, die noch im Juli 2014 auf der Bezirksbeiratssitzung vorgestellt wurden, Makulatur. Danach sollten die Vortriebsarbeiten Richtung Hauptbahnhof Ende 2015 und die Richtung Obertürkheim Mitte 2016 realisiert sein.

Zum Schluss noch die Übersicht über den monatlichen bergmännischen und maschinellen Vortrieb, den wir anhand der wöchentlichen Zahlen zusammen gestellt haben. Auch im September wurde die monatliche 1.000 Meter Marke nicht erreicht, die Bahnvorstand Volker Kefer im April 2014 vor dem Verkehrsausschuss des  Bundestages als Hausnummer für die Realisierung des Tunnelbaus für Stuttgart 21 angegeben hatte.

Laut Bahn ist die Inbetriebnahme von Stuttgart 21 ohne den Filderabschnitt zum Dezember 2021 weiterhin nicht gefährdet. Wir haben jedoch bereits mehrfach berichtet, dass aus unserer Sicht die Fertigstellung von Stuttgart 21 zum offiziellen Termin Ende 2021 auch mit den 1.000 Meter monatlich unrealistisch ist (18.09.2015 / 25.7.2015 /08.05.2015). Die bergmännisch aufgefahrenen Tunnelröhren müssen anschließend noch verschalt und der eisenbahntechnisch ausgerüstet und getestet werden.  Daher ist die Formulierung in den Medien, dass alle 8,8 Kilometer -auch die der bergmännischen Strecken- „betoniert“ sprich verschalt seien, etwas irreführend. Nach unserer- wenn auch sehr groben überschlägigen Hochrechnung auf Basis der derzeitigen durchschnitllichen monatlichen Vortriebszahlen – würde die Bahn allein für den Vortrieb der bergmännischen Tunnelstrecken mehr als 7 Jahre für die noch rund 38,8 Kilometer benötigen. Die Anwohner an den Tunnelportalen und den Baulogistikstraßen müssten sich danach auf längere Bauzeiten und Belastungen einstellen.

Dass wir mit unserer Skepsis nicht alleine sind, zeigt die Kolumne der Stuttgarter Nachrichten (hier) über die Facebook-Seite, die bereits zum „Save-the-date“ zur feierlichen Eröffnung von Stuttgart 21 am 9.Dezember 2022 aufruft und bei der sich schon Tausende angemeldet haben. Der Sprecher der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH weist selbstverständlich auf die Fertigstellung im Dezember 2021 hin und die StN kommentieren dies lakoonisch mit den Worten: „Großer Bahnhof! Bis zum 17. Dezember 2022, 9.07 Uhr, werden noch mehr Termine dazukommen. Vielleicht sollten wir zur Vereinfachung einige zusammenwerfen. Save The Megadate! Am besten feiern wir die Eröffnung des Stuttgarter Bahnhofs und des Berliner Flughafens zusammen in der Elbphilharmonie. Aber nicht vor 2030. Vorher wird ja doch nix fertig.“

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Bahn und Polizei reagieren auf nächtlichen Meißel-Lärm in Wangen

Auch heute Nacht wurde wieder in Wangen laut gemeißelt. Ein Anwohner der Nähterstraße berichtete, dass er und seine Familie auch in dieser Nacht nicht mehr schlafen konnten. Sein Messgerät zeigte im Haus 50 dB(A) an. Wie andere Nachbarn  beschwerte er sich wie bei der Bauinfo-Hotline und erneut bei der Polizei. Doch dieses Mal wurde er erstmals nicht abgewimmelt. Eine Streife kam vorbei und nahm den Sachverhalt auf. Er konnte mit einem Video des Schallpegelmessgeräts den Beamten den Lärm demonstrieren. Die Polizisten sind anschließend zur Baustelle gefahren und wollten  den Vorfall an das Umweltamt melden.

Die Bahn hat jetzt auch auf die massiven Beschwerden der Anwohner in Wangen reagiert und wird heute Nacht vor Ort die Immissionsbelastung durch die Arbeiten in den Wohnhäusern der Nähterstraße vor Ort messen. Erlaubt sind max. 35 dBA) in den Schlafzimmern, so Rechtsanwalt Wirsing in den Stuttgarter Nachrichten (hier). Die Stuttgarter Nachrichten berichten (hier), dass die Bahn erwägt, den Anwohnern Hotelübernachtungen zu zahlen, falls sie die Ausnahmegenehmigung zum Sprengvortrieb im Nachtzeitraum zwischen 22 Uhr und 6 Uhr nicht erhalten. Ob die nächtlichen Sprengarbeiten die Anwohner schlafen lassen, ist mehr als fraglich.

Ein weiterer Messbericht vom 21.Juni 2015, der heute auf der Internetseite des Kommunikationsbüros eingestellt wurde attestiert aus Sicht des Lärmschutzes die „Unbedenklichkeit“ der Sprengungen auch im Nachtzeitraum zwischen 20 Uhr und 7 Uhr. Im Gegensatz zur November-Messung wurde der maximale nächtliche Spitzenpegel von 60 dB(A) nicht überschritten. Die Lärmmessung wurde zwar im Wohngebiet am Messpunkt Im Degen/Jägerhalde durchgeführt, jedoch keine begleitende Erschütterungsmessungen. Die Anwohner in Wangen klagten jedoch bereits im Juli über deutlich spürbare bis starke Erschüttterungen bei den Sprengungen, die seit einer Ausnahmegenehmigung des Landesbergdirektion auch im Nachtzeitraum zwischen 20 bis 22 Uhr und 6 bis 7 Uhr durchgeführt werden. Das Schreiben mit der erteilten Ausnahmegenehmigung findet sich nicht auf der Webseite.

Die Bahn rechnet mit weiteren 4 bis 5 Monaten, bis beide Tunnelröhren unterhalb Wangens fertig gestellt sind. Solange werden die Wangener unter dem Lärm und der Erschütterung durch die Vortriebsarbeiten leiden.

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Schlaflos in Wangen oder wenn „nachts der Meißel kreischt“. Bahn will nachts sprengen. Netzwerk Wangen fragt nach

Die Stuttgarter Zeitung hat heute (hier) über die Anwohner in Stuttgart Wangen berichtet, die wegen des Tunnelbaus seit Wochen unter den Meißel- und Sprengarbeiten leiden. Wir hatten bereits letzte Woche darüber berichtet.  Die Situation hat sich in den letzten Nächten nochmals deutlich verschärft. Die Meißelarbeiten  lassen die Anwohner der Nähterstraße und Umgebung seit Tagen nicht mehr schlafen. In dem StZ-Beitrag ist von 45 dB(A) die Rede. Dabei wird leider nicht erwähnt, dass diese 45 dB(A) nicht im Außenbereich, sondern im Schlafzimmer gemessen wurden. Anwohner haben sich daher verzweifelt am Wochenende in E-Mails an die Verantwortlichen der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH gewandt.  Die Bahn will jetzt mit den Betroffenen ausloten, ob statt der Meißelarbeiten auch ausnahmsweise Sprengungen im Nachtzeitraum durchgeführt werden können, so die StZ.

Sicherlich ist es vernünftig, eine Lösung über den die Anwohner am wenigsten belastenden Vortrieb zu suchen. Das Netzwerk Wangen wird sich jedoch noch an den Vorstand der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH und die Bürgerbeauftragte Alice Kaiser wenden, da das Vorgehen der Bahn in Wangen im Hinblick auf die Einhaltung der Planfeststellung und die Zusage der Bahn nach Transparenz zahlreiche Fragen offen lässt:

  1. Warum soll plötzlich entgegen den Auflagen aus der Planfeststellung ein kürzerer Nachtzeitraum für den Lärmschutz gelten? Wann wird das Gutachten der Landesbergdirektion im Internet veröffentlicht?

Nach der Planfeststellung bei Stuttgart 21 gelten für den Lärmschutz ausdrücklich die Regelungen der AVV-Baulärm. Diese sieht einen erhöhten Schutz der Anwohner im Nachtzeitraum zwischen 20 Uhr Abends und 7 Uhr morgens vor. Die Bahn argumentiert jedoch, dass aufgrund eines Gutachtens der Landesbergdirektion nach der DIN 4150 Sprengungen im Zeitraum zwischen 6 Uhr Morgens und 22 Uhr Abends zulässig sei. Dieses Gutachten liegt weder den Anwohnern vor, noch ist es auf der Webseite veröffentlicht.

Es ist auch rechtlich nicht nachvollziehbar, dass ein Schreiben einer Behörde bzw. eine DIN-Norm die rechtlichen Auflagen der AVV-baulärm bzw. der Baugenehmigung zum Lärmschutz, die durch das Eisenbahn-Bundesamt nach einem umfangreichen Planfeststellungsverfahren erteilt wurde, plötzlich aushebeln soll. Die DIN 4150 soll laut Planfeststellungsbescheid lediglich für den Erschütterungsschutz herangezogen werden. Zumal die DIN 4150-2 zwar für die Messüberwachung der Erschütterungen von einem Beurteilungszeitraum zwischen 6 bis 22 Uhr ausgeht.  Aber nach nach Ziffer 3.7.4 deutlich strengere Ruhezeiten berücksichtigt werden müssen, d.h.werktags von 6.00 bis 7.00 und von 19.00 bis 22.00, sonn- und feiertags zwischen 6.00 bis 22.00. Hier ein Auszug aus der DIN 4150-2:

Auszug DIN 4150

Nach den Nebenbestimmungen des Planfeststellungsbeschlusses zum PFA 1.6a (S.38)  ist die Bahn insbesondere verpflichtet, die o.g. Ruhezeiten der DIN 4150 bei ihren Bauarbeiten zu berücksichtigen.

2. Warum wurden bis heute keine Messgutachten im Internet veröffentlicht, die die monatelangen Lärmbelastungen im Wangener Wohngebiet  aufzeigen?

Auf mehrfaches Nachhaken des Netzwerks Wangen hat jetzt die Bahn Gutachten zu Lärm und Erschütterung auf der Webseite des Kommunikationsbüros (unten) eingestellt. Das Messgutachten vom 18.11.2014, nachdem die Sprengungen im Nachtzeitraum zwischen 20 bis 7 Uhr nach der AVV-Baulärm nicht zulässig sind, wurde jedoch von der Webseite genommen. Dafür wurde ein Messgutachten zum Lärm vom Juli 2015 eingestellt, dass nicht von der Bahn, sondern von der Baufirma bzw. der ARGE beauftragt wurde. In diesem wurde lediglich am Zwischenangriff selbst (Messpunkt: Viehwasen 18) über 6 Tage die Lärmwerte gemessen. Der Tunnelvortrieb war zu diesem Zeitpunkt (20.7-26.7.2015) bereits über 200 Meter von der Messstelle entfernt. Dies zeigt ein Ausschnitt aus der Biss-Karte, in dem wir den Vortrieb eingezeichnet haben:

Vortrieb Wangen Juli 2015

Eine Lärmmessung im Wohngebiet, wie noch im Messgutachten vom November (Messpunkt Im Degen/Jägerhalde), wurde nicht durchgeführt. Das neue Messgutachten weist auch jeweils nur einen Messwert pro Stunde auf. Ob es sich um einen Mittel- oder Maximalwert handelt, ist nicht erkennbar. Das November-Messgutachten beschränkte sich auf eine Stunde Messzeitraum und wies minutengenau die gemessen Werte aus. Nur über diese Skalierung war der hohe Immisionsswert einer Sprengung, der den im Nachtzeitraum zulässigen Spitzenpegel überschritt, auch erkennbar. Das von der Bahn veröffentlichte Lärm-Messgutachten Ende Juli ist daher völlig ungeeignet die mehr als 250 Meter entfernte Lärmsituation im Wohngebiet Nähterstraße abzubilden. Dass der nächtliche Spreng-und Meißelvortrieb nach der AVV-Baulärm im Wohngebiet zulässig ist, kann nicht daraus abgeleitet werden.

Unverständlich ist auch, dass nur ein einziges Messgutachten zum Lärm seit Baubeginn im Juni 2014 veröffentlicht wurde. Dabei ist die Bahn bzw. die Baufirma nach dem Messkonzept verpflichtet, aller 4-6 Wochen Messungen durchzuführen.

3. Warum wurde bis heute keine Messgutachten im Internet veröffentlicht, die die monatelangen Erschütterungsbelastungen im Wohngebiet aufzeigen? Warum wurden keine Erschütterungsmessungen im Wohngebiet nach den Vorgaben des Messkonzepts beim höchsten Konfliktpotential durchgeführt?

Auch die erstmals veröffentlichten Messgutachten über die durch den Sprengvortrieb verursachten Erschütterungen wurden nur an den über 200 Metern entfernten Messpunkten im Industriegebiet (Messpunkte Ulmerstraße 241 und 255 und Viehwasen 18) und nicht im Wohngebiet durchgeführt. Die Erschütterungsmessungen beinhalten auch nur den Luftschall, der am Zwischenangriff Ulmerstraße entstand und somit nicht für die spezifische Situation der Gebäude. Die Sprengungen und Meißelarbeiten kommen als Erschütterungen/Körperschall auf die Fundamente der Wohngebäude an und werden erst dort wieder in Luftschall umgewandelt. Diese Werte, die dann auf die Häuser des Wohngebietes eingewirkt haben, sind in keinem der Messgutachten enthalten.

Dabei ist die Bahn bzw. die Baufirma nach dem vom Eisenbahn-Bundesamt genehmigten Messkonzept zum PFA 1.6a verpflichtet, bei Sprengungen jeweils an dem Gebäude zu messen, bei dem das höchste Konfliktpotential besteht.  So heißt es im Messgutachten unter Punkt 4.2.1.1. wie folgt:

„IB-E1 „ZA Ulmer Straße“ – AN Bau. Die Notwendigkeit für die Durchführung von erschütterungstechnischen Beweissicherungsmessungen besteht in diesem Immissionsbereich lediglich dann, wenn zur herstellung des Zwischenangriffs Lockerungssprengungen oder Vortriebssprengungen erforderlich werden. In diesen Fällen sind die Messpositionen so zu wählen, dass die Beweissicherungsmessungen stets an dem Gebäude durchgeführt werden, für das im Einzelfall das höchste Konfliktpotential besteht.

4.Warum werden die Anwohner in Wangen bis heute nicht über den aktuellen Vortriebstand informiert?

Betroffene Anwohner in Wangen klagen, dass sie von der Bahn nicht über den aktuellen Vortriebsstand informiert werden, d.h. unter welchem Gebäude die Vortriebsarbeiten laufen. So beklagte sich ein Hauseigentümer verärgert darüber, dass die Bahn im Sommer kurzfristig zum Ferienbeginn die Besitzeinweisung vor dem Regierungspräsidium mit der Begründung beantragt hatte, dass die Unterfahrung seines Hauses in der Nähterstraße zum 31.08.2015 ansteht. Die Behörde ließ trotz Urlaubsbeginn keine Terminverschiebung zu. Wir hatten darüber berichtet. Die Vortriebsarbeiten haben jedoch bis heute sein Haus nicht erreicht.

5. Warum werden bis heute bei den betroffenen Anwohnern keine Messgeräte aufgestellt, die die konkrete Belastung durch Lärm  in den Gebäuden messen? Wann erfolgt die Installation und wann erhalten die Anwohner regelmäßige schriftliche Informationen auch über die Erschütterungsmessungen?

Nach dem Planfeststellungsbeschluss PFA 1.6a ist die Bahn verpflichtet, die Erschütterungen, die auf die einzelnen Gebäude einwirken regelmäßig zu messen und im Hinblick auf die Einhaltung der DIN 4150 zu überwachen. Anwohner berichten darüber, dass das von der Bahn vor kurzem installierte Messgerät lediglich die Anzahl der Sprengungen und die Werte wireless aufzeichnet. Jedenfalls haben sie von der Bahn bis heute keine schriftlichen Information über die Erschütterungswerte erhalten. Erforderlich sind auch Messgeräte zur Messung des Lärms  in den Innenräumen der Wohngebäude.

6. Wie will die Bahn die Anwohner bei nächtlichen Sprengungen schützen, wenn sich diese ausnahmsweise damit einverstanden erklären? Warum ist der Antrag auf Nachtsprengungen bereits erfolgt, ohne mit den Anwohnern vorher zu kommunizieren?

Auch wenn die Anwohner sich bereit erklären, dass ausnahmsweise im Nachtzeitraum gesprengt werden kann, so müssen die Rahmenbedingungen vorher schriftlich abgeklärt werden. Das heißt, wie viele Sprengungen im Nachtzeitraum jeweils geplant sind, mit welchen Erschütterungen bzw. Lärm zu rechnen ist und wie gemessen wird. Falls die Immissionsbelastung doch dazu führt, dass die Anwohner ebenfalls wieder nicht (ein-)schlafen können, müssen den Anwohnern selbsverständlich von der Bahn Hotelübernachtungen bzw. Entschädigungen für die nächtlichen Lärmbelastungen angeboten werden. Die Bahn hatte sich nach den Erfahrungen mit den Rammarbeiten in Untertürkheim bereit erklärt, den Anwohnern zukünftig bei belastenden Bauarbeiten im Nachtzeitraum eine Hotelunterbringung anzubieten. Auch sieht der Planfeststellungsbescheid zum PFA 1.6a in den Nebenbestimmungen auf Seite 39 ggf. Entschädigungen nach §74 Abs.2 Satz 3 Verwaltungsverfahrensgesetz vor. Die Entscheidungen über die erforderlichen Schutzmaßnahmen sind jedoch nach der Planfeststellung dem Eisenbahn-Bundesamt auf Basis von Detailgutachten vorbehalten, die die Bahn vorlegen muss.

Dies erfordert, dass die Bahn vorher mit den Betroffenen in Wangen kommuniziert. Dies hat noch nicht stattgefunden. Stattdessen können die Wangener in der Untertürkheimer Zeitung (hier) lesen, dass die Ausweitung des nächtlichen Sprengvortriebs bereits beantragt sei. Damit käme die Bahn auch beim Vortrieb schneller voran. Kein Wort darüber, dass die Bahn sich weder in den vergangenen Wochen noch bei den beantragten Nachtsprengungen an die Auflagen der Baugenehmigung hält.

7. Wann findet erstmals seit 2012 wieder eine öffentliche Infoveranstaltung der Bahn in Wangen statt?

Die letzte öffentliche Infoveranstaltung der Bahn  für die Bürger in Wangen fand vor fast drei Jahren Anfang Dezember 2012 statt. Im Kernerviertel hingegen lädt die Bürgerbeauftragte Alice Kaiser und Veronika Kienzle als Bezirksvorsteherin Mitte seit November 2013 zwei Mal im Jahr die Bahn zu einer öffentlichen Infoveranstaltung ein. Eine öffentliche Veranstaltung in Wangen, zu der nicht nur die vom Tunnelbau direkt betroffenen Anwohner eingeladen werden, ist dringend erforderlich. Viele der im Dezember 2012 und auf der Bezirksbeiratssitzung im Juli 2014 vorgestellten Informationen zum Zeitplan, die Zusagen für einen erschütterungsarmen Sprengvortrieb, die Überwachung der Immissionen sind nicht mehr aktuell bzw. wurden nicht eingehalten. Die damals präsentierten Unterlagen finden Sie hier.

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SWR: Anschluss verpasst – Die Bahn und die Kunden

Der SWR hatte vor einem Jahr in einem TV-Beitrag von Hermann Abmayr „Die Methode Bahn – Preise rauf, Angebote runter  über die Fehlentwicklung des Bahnkonzerns seit der Bahnreform berichtet. Gestern sendete der SWR eine weitere sehenswerte Reportage zu den Missständen bei der Deutschen Bahn , „Anschluss verpasst – Die Bahn und die Kunden“, die noch ein paar Tage  in der Mediathek gerufen werden kann.

Bahn Kunde

Für den Beitrag ist laut PressemitteilungAutor Hermann Abmayr mit dem Zug kreuz und quer durch den Südwesten, nach Berlin und Paris gefahren. Er sprach mit Fahrgästen und Experten und traf Bahnchef Rüdiger Grube und Verkehrsminister Alexander Dobrindt.

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