Der SWR hatte vor einem Jahr in einem TV-Beitrag von Hermann Abmayr „Die Methode Bahn – Preise rauf, Angebote runter„ über die Fehlentwicklung des Bahnkonzerns seit der Bahnreform berichtet. Gestern sendete der SWR eine weitere sehenswerte Reportage zu den Missständen bei der Deutschen Bahn , „Anschluss verpasst – Die Bahn und die Kunden“, die noch ein paar Tage in der Mediathek gerufen werden kann.
Für den Beitrag ist laut Pressemitteilung „Autor Hermann Abmayr mit dem Zug kreuz und quer durch den Südwesten, nach Berlin und Paris gefahren. Er sprach mit Fahrgästen und Experten und traf Bahnchef Rüdiger Grube und Verkehrsminister Alexander Dobrindt.
Auf seiner Reise begegnet Abmayr eine Mutter, die mit dem Kinderwagen kaum in den Zug kommt, weil der Bahnsteig zu niedrig ist. Allein in der Region Stuttgart gibt es dieses Problem an 32 Stationen. Auch bei den Fahrpreisen blicken viele nicht mehr durch: 33 Euro hat eine Kundin für ihre Fahrkarte im Reisezentrum Stuttgart bezahlt. Mitarbeiter von „Pro Bahn“ und „Bahn für alle“ zeigen ihr, wie sie ein Ticket für dieselbe Fahrt im selben Zug für 19 Euro bekommt. „betrifft“ findet außerdem heraus, mit welchen Tricks die Bahn ihre Pünktlichkeits-Statistiken aufbessert. Exklusiv berichtet der Autor über die Weigerung der Bahn, sich bei den Bahnhöfen auf bestimmte Qualitätsstandards festzulegen und über gravierende Sicherheitsverstöße. Mehrfach musste das Eisenbahnbundesamt einschreiten, weil Lebensgefahr bestand. Manche Bahnhöfe lässt der Staatskonzern einfach vergammeln, zum Beispiel in Karthaus bei Trier. Bahnchef Rüdiger Grube sagt im Interview, es dauere noch „32 Jahre, um mit allen Bahnhöfen dorthin zu kommen, wo wir eigentlich sein möchten.“ Grube hat zwar nach Jahren des Abbaus die „größte Offensive in der Geschichte des Fernverkehrs“ angekündigt, doch das exakt getaktete und fast immer pünktliche Schweizer Modell will der Bahnchef nicht übernehmen, obwohl erst jetzt eine kaum beachtete Machbarkeitsstudie die Vorteile für Deutschland bestätigt. Auftraggeber war das Bundesverkehrsministerium.“ Dem SWR liegen Unterlagen des Eisenbahn-Bundesamtes über die Sicherheitsmängel vor. Darüber berichtete mit Hinweis auf die Sendung vor zwei Tagen der Focus (hier)