Die Stuttgarter Nachrichten berichten heute (hier), dass die Bahn die Baustelle am Fildertunnel nahezu verdoppeln will. Der BUND ist strikt dagegen. Für den BUND ist, so die StN, „der weitere Eingriff in die Landschaft und Landwirtschaft nicht mehr hinnehmbar. Die Bahn schiebe immer wieder Planänderungen nach. Bereits 2012 sei ihr die Bauweise für den Tunnel bekannt gewesen. Die ursprünglichen hochwertigen Bodenfunktionen werden laut BUND durch Bodenumlagerung und Verdichtung zerstört und seien auch nicht wieder herstellbar, wenn die Flächen später renaturiert werden.“
Grund ist der Platzbedarf für den zeitgleichen Vortrieb der beiden Filderröhren. Während die Tunnelvortriebsmaschine im nächsten Jahr den oberen Abschnitt der Weströhre auffährt, soll zeitgleich bergmännisch der mittlere Abschnitt im Übergang zum Anhydrit bergmännisch gegraben werden. Dieses Vorgehen stellte die Bahn bereits bei der letzten Anwohnerveranstaltung für Degerloch vor einem Jahr vor, über die wir berichtet haben. Wenn auch in entgegengesetzter Vortriebsrichtung für den bergmännischen Teil und ohne auf die Logistik für diesen bergmännischen Zwischenabschnitt einzugehen.
Jetzt stellt sich heraus, dass die Bahn die benötigte Logistikflächen für den Bau des zeitgleichen bergmännischen Teils nicht mit in der Planänderung zum maschinellen Vortrieb berücksichtigt hat. Dabei erfolgte die Genehmigung der 2.Planänderung zum PFA 1.2. für die neue Bauweise vor nicht allzu langer Zeit, im Februar 2013. Auf Twitter findet man Kommentare „zum bestgeplanten“ Projekt Stuttgart 21, wie beispielsweise:
Dennoch muss berücksichtigt werden, dass der in der Planfeststellung genehmigte bergmännische Tunnelvortrieb mit dem Zwischenangriff Sigmaringer Straße den Stadtteil Degerloch sehr viel mehr von der Unterfahrung sowie den Betriebsflächen und Lkw-Kolonnen der Baulogistik belastet hätte. Allerdings hält sich die Bahn für den Fall einer Haverie der Tunnelbohrmaschine die Option der Nutzung des Zwischenangriffs offen. Auf der Anwohnerveranstaltung im September 2014 betonten die Bahnvertreter, dass sich die Bahn weiterhin die Möglichkeit des planfestgestellten Zwischenangriff unterhalb der Degerlocher Gemarkung vorbehält. Gedacht sei dies jedoch nur als „Rückfallebene“. Trotz zahlreicher Nachfragen gaben die Bahnvertreter keine Auskunft, in welchen Fällen dies denkbar wäre. Es gäbe keine vertiefte Planung. Sie räumten lediglich ein, dass im Falle der erforderlichen Nutzung des Zwischenangriffs sich der Zeitplan der Vortriebsarbeiten für den Fildertunnel stark verzögern würde.
Dabei zeigt auch diese Planänderung, dass die Bahn immer wieder kritische Punkte nicht in der eigentlichen Planfeststellung abklärt, sondern in einer Planänderung zur möglichst zügigen Genehmigung durch das EBA nachschiebt. Zuletzt hatten wir darüber berichtet, dass wegen fehlender Kapazitäten der Beton für den Baubetrieb an der zentralen Logistikfläche Nord statt per Güterzug mit Lkws angeliefert werden muss. Genehmigt wurde dies in einer 13.Planänderung zum PFA 1.1. Aktuell läuft beispielsweise noch das Genehmigungsverfahren für die 16. (!) Planänderung in diesem Abschnitt zum Entrauchungskonzept des Tiefbahnhofs.
Dass die Bahn auch bei einer eingereichten Planänderungen, nämlich die Autobahnabfahrt an der A 8, wieder aus wirtschaftlichen Gründen den Rückzug erwägt, darüber berichtete die Stuttgarter Nachrichten (hier) vor zwei Tagen.