StN: „Hier sind keine Idioten tätig“

In der Sitzung des Umwelt- und Technikausschusses am letzten Dienstag hakten einige Stadträte nach der fehlenden Statiknachweisen für das Fundament des „Tiefbahnhofs“ nach. Für die im UTA anwesenden Bahnvertreter handelt es sich jedoch um einen normalen Vorgang.

Die Stuttgarter Nachrichten (hier) berichtete darüber mit den Worten: „Die Ausführungsplanung sei aufwendig, der Prozess, die Statik erst nach dem Baustart zu liefern, sei „völlig normal“ sagte Florian Bitzer. Er ist bei S 21 für Umweltbelange zuständig. Man habe „viele Gegensteuerungsmaßnahmen im Köcher, um auf die geplante Inbetriebnahme im Dezember 2021 hinzusteuern“, so Bitzer. Bei der Planung seien „keine Hasardeure und Idioten“ tätig, echauffierte sich Schütz. Die fehlende Statik sei „kein Pfusch, sondern ein normaler Prozess“.“

Wenn dies ein normaler Prozess sei, dann fragt man sich jedoch, warum die Bahn gegenüber dem im August 2014 zum Baustart von Züblin vorgestellten Bauzeitenplan weit hinterherhinkt. Und es erscheint doch sehr merkwürdig, dass Manfred Leger, Vorstand der DB Projekt-Stuttgart-Ulm GmbH, noch im April 2015 in dem StZ-Interview „Warten Sie ab, wie schnell wir hier noch werden“ erklärte: „In diesem Sommer werden wir das Betonieren der Bodenplatte erleben“. Man fragt sich, war der Vorstand der Projektgesellschaft nicht über die nicht freigegebene Statik informiert oder sollte die Öffentlichkeit, die sich bereits wieder über den schleppenden Baufortschritt am Baufeld 16 wunderte, erst einmal wieder beschwichtigt werden? Von Arbeiten mit „angezogener Handbremse“ war damals die Rede.

Für die Fertigstellung des Tiefbahnhofs einschließlich der bahntechnischen Ausrüstung ohne den Testbetrieb, stehen jetzt nur noch 5 Jahre zur Verfügung. In der Schlichtung waren noch für die Rohbauarbeiten und die eisenbahntechnische Ausrüstung insgesamt 7,5 Jahre veranschlagt:

Für die noch anstehenden Roh- und Ausbauarbeiten stehen bis zur geplanten Inbetriebnahme von Stuttgart 21 im Dezember 2021 nur noch 2/3 der Zeit zur Verfügung. Bereits im August 2014 zum Baustart räumte der verantwortliche Projektleiter von Züblin Zeitengpässe ein. Wir hatten im August 2015 über die Bauverzögerungen gegenüber dem vor einem Jahr vorgestellten Zeitplan berichtet. Wie die Bahn jetzt den Zeitverzug von mehr als 2,5 Jahre noch aufholen will, welche „Gegensteuerungsmaßnahmen im Köcher“ sind, wurde bisher weder der Öffentlichkeit noch den von den Bauarbeiten betroffenen Anwohnern im Kernerviertel und am Kriegsberg kommuniziert. Stattdessen müssen die Anwohner feststellen, dass kein einziger Zeitplan der Bahn für den Bau von Stuttgart 21 bisher eingehalten wurde.

Zumal die Bautaktung der Trogbaufelder auch durch die Geologie (Mineralwasser unter Druck) und das Grundwassermanagement limitiert ist. Denkbare zusätzliche parallele Bauarbeiten, wie z.B. für die Kelche, erfordern zusätzliches Personal. Dass dies  von den Baufirmen mit Nachträgen gegenüber dem ursprünglichen Angebot in Rechnung gestellt werden wird, liegt auf der Hand. Einsparauflagen innerhalb des Projekts werden erst einmal die Folge sein. Von Mehrkosten über den aktuell geplanten 6,8 Milliarden ist noch nicht die Rede.

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