Bahn sprengt wieder zum Bau des Verzweigungsbauwerks unter dem Kernerviertel

Die Bahn hat jetzt in einer Pressemitteilung (hier) angekündigt, dass für den Bau des Verzweigungsbauwerkes ab 21.November 2015 wieder Lockerungssprengungen erforderlich sind. Die Sprengungen sollen in ca. 60 Meter Tiefe Montag bis Sonntag zwischen 7 Uhr und 20 Uhr durchgeführt werden.

Die letzten Sprengreihe im April/Mai verursachte nach Aussagen von Anwohnern keine nennenswerten Beeinträchtigungen an der Oberfläche des Kernerviertels. Ob dieses Mal die Auswirkungen der Sprengungen wieder kaum spürbar sind, wird sich zeigen. In der Pressemitteilung heißt es dazu: „Die Lockerungssprengung ist im Tunnelbau eine bewährte und übliche Baumethode. Hierbei werden kleine Mengen Sprengstoff in eine Vielzahl von Bohrlöchern eingebracht, um das feste Gestein zu lockern. Die Tiefe der Bohrlöcher beträgt zw. 0,8 – 1,6 Metern und ist abhängig von der Gesteinsart.Die Deutsche Bahn und die Auftragnehmer sind bemüht, die von den Bauarbeiten ausgehenden Störungen so gering wie möglich zu halten. Trotzdem lassen sich Beeinträchtigungen nicht gänzlich ausschließen“

Das Verzweigungsbauwerk liegt  unterhalb der der Jugendherberge in Werastraße.  Wir hatten bereits im April berichtet, dass die Vortriebsarbeiten in einem geologisch kritischen Gebiet stattfinden und zeigen nochmals das Übersichtsschaubild der Bahn:

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Dort verläuft eine größere Verwerfungszone und in der Nähe des Verzweigungsbauwerks ist nach den Plänen der Bahn mit quellfähigem Anhydrit zu rechnen. Das Netzwerk hatte deswegen auch im April auf der Anwohnerveranstaltung für den Stuttgarter Osten nachgehakt.

Wir berichteten damals über das „bergschonende“ Sprengverfahren, das der Abschnittsleiter Matthias Breidenstein auf der Veranstaltung erläuterte. Danach wird der Sprengstoff in den 80 Bohrlöchern wird nicht gleichzeitig, sondern nacheinander gezündet. Dadurch seien auch an der Oberfläche nur geringe Erschütterungen messbar (aktuell max. 1/10 des Grenzwertes der DIN 4150). Im Anhydrit werden die Bohrlöcher wegen der Quellgefahr zudem trocken gebohrt. Zum Schutz vor Rissbildung wird in der Nähe der Tunnelwände weniger Sprengstoff eingesetzt. Messaufzeichnungen über die Sprengungen werden auch unterhalb der Wohngebiete vorgenommen, die nicht in der Beweissicherung sind. Allerdings seien aufgrund der Überdeckung von mehr als 50 Meter kaum mit Auswirkungen an der Oberfläche zu rechnen.

Eigentlich wollte die Bahn nach dem im April 2015 präsentierten Zeitplan bereits im Oktober 2015 den Bau des Verzweigungsbauwerks fertig gestellt haben. Der Beginn der Hauptröhren Richtung Wangen, den Fildern (bis zur Wendekaverne) und dem Anfahrbereich unterhalb des Kernerviertels sollte anschließend starten:

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Der „optimistische“  Zeitplan der Bahn sah allerdings für die Herstellung des komplexen Verzweigungsbauwerks Süd mit den sich verzweigenden Tunnelröhren nur etwas mehr als ein halbes Jahr vor. Doch die Bauarbeiten sind jedoch weiterhin im Gange. Eine Fotoserie über den Bau der Rettungszufahrt Süd und des Verweigungsbauwerks (Stand August 2015) finden Sie auf der Homepage des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm.

Nur zum Vergleich: für den Bau des Verzweigungsbauwerks Nord unterhalb des Kriegsbergs sind zweieinhalb Jahre (Mitte 2015 bis Ende 2017) geplant. Der SWR berichtete darüber.  Allerdings erfolgt der Vortrieb zum Verzweigungsbauwerk, das 210 Meter im Kriegsberg liegt, von der Baugrube 1 aus. Vorher muss in geringer Tiefe die Gebäudefront der ehemaligen Bundesbahndirektion unterfahren werden.

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