Anfang August hatte sich das Netzwerk Killesberg und Umgebung e.V. wegen zahlreicher Unklarheiten und Unstimmigkeiten bei der neuen schalltechnischen Untersuchung für den Zwischenangriff Prag in einem Schreiben an den Vorstand der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH gewandt. Unter anderem plant jetzt die Bahn mit einem Baustellenszenario, das vierfach so laut wie bisher kalkuliert. Daher ist jetzt auch eine Überdachung des Zwischenangriffs vorgesehen. Auch ist die Anzahl der Lkws entlang der Baulogistikstraßen gegenüber den letzten Untersuchungen insbesondere im Nachtzeitraum inflationär angestiegen und steht in keinem Verhältnis zu den der Lärmprognose zugrunde gelegten kurzen Verladezeiten. Wir haben darüber berichtet.
Letzte Woche hat die DB Projekt in einem Schreiben (hier) geantwortet. Zur besseren Übersicht hat das Netzwerk einen Zusammenschau der Fragen und der Antworten der DB Projekt in den einzelnen Punkten erstellt. Lesen Sie hier. Dazu hat das Netzwerk folgende Stellungnahme zum Antwortschreiben formuliert:
Die Antworten der Bahn auf unsere Fragen sind größtenteils ausweichend oder unvollständig. Es scheint, die Bahn verfolge auch hier eine Verschleierungstaktik. Im Einzelnen stellen wir fest:
- Die Bahn plant offensichtlich ein ganz anderes Baustellenszenario. Der passive Schallschutz, welcher derzeit den Betroffenen angedient wird, basiert damit wieder nicht auf realistischen Zahlen.
- Die DB Projekt eröffnete nur wenige Tage nach dem Schreiben des Netzwerks den Anwohnern des Wartbergs und des Dornbuschs, dass jetzt der Einsatz eines Förderbandes mit Bahnverladung geplant sei. Die Güterzugverladung kann schlimmere Lärmbelastungen (nächtliches Quietschen etc.) mit sich bringen. Fatal – und für die Bahn kritisch – ist, dass der Abtransport per Förderband und die direkte Bahnverladung am ZA Prag nicht von der Planfeststellung abgedeckt sind.
- Es gibt keine verbindliche Angabe, welche Größe, genaue Lage und welche seitlichen Abschlüsse das Schallschutzdach haben soll, das laut Bahn mit in die Berechnung eingeflossen ist. Als Einhausung gilt es wohl nicht. Es ist dringend erforderlich, dass das nächste Gutachten genaue Angaben und eine Zeichnung enthält und dass ein Maßnahmenblatt zum Lärmschutzdach erstellt wird.
- Die hohe Steigerung der Lkw-Zahlen im Nachtzeitraum soll laut DB beim Einbau der Innenschale anfallen. Das würde bedeuten, dass auch in dieser Phase nachts gearbeitet werden soll. Beim Vortrieb in bergmännischer Bauweise ist dies einsichtig und notwendig, nicht aber beim der Innenschale. Es muss ja nicht sein, dass rund um die Uhr betoniert wird. Dies lässt sich mit geeigneter Arbeitsorganisation vermeiden. Oder wurden diese Transporte in allen bisherigen Berechnungen gar vergessen? Oder muss die Bahn jetzt wegen Ihres zeitlichen Verzugs den Betrieb umstellen? Wenn dies zulasten der Anwohner geht, ist das fatal und ärgerlich. Die Bahn sollte die Bauabläufe so gestalten, dass die Anwohner möglichst wenig Belästigungen ausgesetzt sind.
- Die Prognosewerte für die Störzbachstr.13 und die Nordbahnhofstr. 161 überschreiten den zulässigen nächtlichen Spitzenpegel der AVV-Baulärm von +20 db(A). Ist er einmal in der Nacht erreicht, ist ein Baubetrieb rechtlich nicht mehr zulässig. Der Verzicht auf aktive Schallschutzmaßnahmen bzw. eine Reduzierung des nächtlichen Lärmgeschehens ist hier nicht hinnehmbar.
- Die Bahn „privatisiert“ zurzeit nicht nur am Wartberg die Lärmwerte und erklärt selbst Schallausbreitungskarten, die noch bei der Planfeststellung Standard waren, zu geschützten Personendaten. Dies ist gesetzeswidrig und ein lächerlicher Vorwand, um den betroffenen Bürgern jede Einspruchsmöglichkeit bei Grenzüberschreitungen zu nehmen. Mit dieser Strategie verhindert die Bahn Transparenz in die Berechnungen.
- Nach Zustimmung der Eigentümer werden wir die Detailberechnungen für die genannten Immissionspunkte bzw. Gebäude bekommen. Ansonsten verlangen wir doch nicht alle Einzelberechnungen, sondern Schallausbreitungskarten, wie sie schon bei der Planfeststellung zur Verfügung standen.