Ende November berichteten wir, dass die Bahn noch keinen Bericht ihres Immissionsschutzbeauftragten für Staub und Abgase zur Feinstaubbelastung für das zweite Halbjahr 2014 veröffentlicht hat. Diese Aussage müssen wir korrigieren. Der Messbericht Staub für 2014 ist auf der Webseite über die Immisionen zu finden, allerdings ganz unten versteckt. Falls Sie ihn nicht entdecken, können Sie ihn auch hier abrufen.
Darin kommt der Immissionsschutzbauftragte für Stuttgart 21, Dr-Ing. Achim Lohmeyer, auf Seite 4 seines Berichts zum Ergebnis: „Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass S21-bedingte Baumaßnahmen im Jahr 2014 an der Station Arnulf-Klett-Platz zu keiner Grenzwertüberschreitung und an der Station Neckartor nicht ursächlich zur Grenzwertüberschreitung geführt haben“. Dieses Fazit steht jedoch in krassem Widerspruch zur Landesanstalt LUBW, die Ende Oktober einen erhöhten Anteil typischen Baustellen-Feinstaubs auf den Staubfiltern nachgewiesen hatte. Von 64 Überschreitungen der erlaubten Tagesmittelwerte am Neckartor sind nach Einschätzung der Fachbehörde 14 im Jahr 2014 auf Baustellenschmutz zurückzuführen, auch am Platz vor dem Bahnhof gab es erhöhte Werte.
Nach dem Eingeständnis der Bahn über unzureichende Lärmgutachten hatten die Netzwerke bereits den Rücktritt des Immisssionsschutzbeauftragten für Lärm und Erschütterung, Peter Fritz, gefordert. Jetzt müssen die Netzwerke leider auch noch Zweifel an der nach der Planfeststellung geforderten Unabhängigkeit des Immissionsschutzbeauftragten für Staub erheben. Er wird seiner Aufgabe nicht gerecht, wenn er im Gegensatz zur Fachbehörde die erhöhten Belastungen durch den Baustellenbetrieb nicht ausweist. Wenn es an unterschiedlichen Bewertungen der Messergebnisse liegt, muss dies auch aufgeklärt werden. Schließlich handelt es sich um ein erfahrenes und renommiertes Ingenieurbüro, das schon lange mit dem Projekt vertraut ist. (1997 gab die Stadt Stuttgart bei diesem Büro ein Gutachten zur „Verkehrsbedingten Schadstoffbelastung im Zusammenhang mit der Planung von Stuttgart 21“ (hier) in Auftrag. Wir berichteten darüber.)
Auch stellte der Immissionsschutzbeauftragte für Staub und Abgase auf der letzten Anwohnerveranstaltung für den Stuttgarter Norden keinen Handlungsbedarf für Luftschadstoffmessungen am Zwischenangriff Prag fest. Obwohl er auf Nachfrage einräumen musste, dass die Anwohner bereits jetzt schon bei dem reduzierten Tunnelbaubetrieb durch die Abgase aus der Belüftung des Zwischenangriffs belastet sind. Er sieht jedoch bislang keine Notwendigkeit dies zu verifizieren. Messungen am Zwischenangriff Nord hätten ergeben, dass dort die Grenzwerte eingehalten werden. Dass am Zwischenangriff Prag wegen des Taleinschnitts und der Nähe der Wohngebäude eine ganz andere klimatische Situation als beim Zwischenangriff Nord herrscht, der auf einer ebenen Fläche betrieben wird, blieb unerwähnt.