Nicht nur in Wangen, auch entlang der Tunnelstrecken des Bad Cannstatters und des Feuerbacher Tunnels will die Bahn sprengen. Dies kündigte Christoph Lienhard, der Technische Abschnittsleiter für den Cannstatter Tunnel, auf der gestrigen Informationsveranstaltung für den Stutgarter Norden an. Die Vortriebsarbeiten hätten jetzt die Gesteinsschicht des harten, nicht ausgelaugten Gipskeupers erreicht. Hier könnte der Tunnel nur noch mit Meißeln und Sprengungen vorgetrieben werden. Die Sprengarbeiten sollen zwischen 6 bis 22 Uhr durchgeführt werden. Die beiden Stuttgarter Zeitungen (StZ / StN) berichteten in ihrer heutigen Ausgabe darüber.
Die Sprengungen sollen unterhalb der Robert-Mayer-Straße, Mönchhaldenstraße, Birkenwaldstraße und den angrenzenden Seitenstraßen bis hin zur Panoramastraße in einer Überdeckung zwischen 40 und 100 Meter stattfinden. Dies wurde bereits im September angekündigt. Wir hatten darüber berichtet. Laut Bahn wurden auch bereits in den betroffenen Gebieten Flyer verteilt. Doch nach Rückmeldungen von Anwohnern im Netzwerk Killesberg, wie beispielsweise in der Birkenwaldstraße, ist diese Information nicht in ihren Briefkästen gelandet. Daher verlinken wir auf den Flyer der Bahn vom September über die Sprengungen für den Cannstatter Tunnel. Darin war der folgende Ausschnitt abgebildet:
Es ist ein sehr großes Gebiet, unter dem gesprengt werden soll. In der Präsentation wurde darüberhinaus angekündigt, dass entlang des Tunnels Richtung Feuerbach, z.B. unter dem Killesbergpark/Stresemanstraße hartes Gestein angetroffen wurde und mit Sprengungen zu rechnen sei. Man kann nur hoffen, dass die Sprengungen entlang der Strecke nicht wie in Wangen monatelang mit erheblichen Erschütterungen und Lärm verbunden sind. Ob allerdings der schnellere Sprengvortrieb tatsächlich immer weniger belastend als der Meißelvortrieb ist, wie gestern Dr. Peter Schütz, der Rechtsbeistand der Bahn, auf der Veranstaltung erklärte, ist fraglich. Die Belastung hängt beipielsweise von der Härte des Gesteins, der Sprengtechnik und der Überdeckung ab. Wenn es die Anwohner nachts aus dem Schlaf raubt, wie in Wangen sind beide Vortriebsarten extrem belastend. Abschnittsleiter Christoph Lienhard betonte gestern, dass sie die Sprengstärke durch die Auswahl der Sprengparameter steuern können.
Eigentlich dürften die Anwohner auch durch die Spengarbeiten nicht belastet werden. Entsprechende Auflagen sieht auch der Planfeststellungsbeschluss zum PFA 1.5. für den Bau des Cannstatter und Feuerbacher Tunnels vor. So heißt es auf Seite 79:
„Bei „Sprengarbeiten ist eine Einhaltung der Anhaltswerte der DIN 4150 Teil 2 und 3 durch geeignete Wahl der Sprengparameter (insbesondere Lademenge je Zündstoff, Sprengbild etc.) sicherzustellen. Die Sprengparameter sind auf der Grundlage sprengtechnischer Gutachten festzulegen und entsprechend von Beweissicherungsmessungen während der Bauzeit den tatsächlichen Verhältnissen anzupassen.“
Und im Erläuterungsbericht Teil III ist folgendes zu den Erschütterungen durch den Tunnelvortrieb zu lesen:
„Für alle Streckenabschnitte, für die Vortriebsprengungen erforderlich werden, werden Überschreitungen der Anhaltswerte nach DIN 4150 Teil 2 und Teil 3 durch geeignete Wahl der Sprengparameter (Lademenge je Zündstoff, Sprengbild etc.) vermieden. Die Sprengparameter werden auf der Grundlage sprengtechnischer Gutachten festgelegt und auf der Grundlage von Beweissicherungsmessungen während der Bauzeit gegebenenfalls den tatsächlichen Verhältnisses angepaßt. Daher sind erhebliche Belästigungen von Menschen in Gebäuden und Einwirkungen auf bauliche Anlagen durch Sprengungen nicht zu erwarten„.
Bei den Sprengungen möglichst wenig Erschütterungen zu verursachen, ist auch aus geologischen Gründen im Hinblick auf die Anhydritvorkommen entlang der beiden Tunnelstrecken erforderlich. Durch die Erschütterungen der Sprengungen könnten neue Wasserwegsamkeiten zu dem quellfähigen Gestein geschaffen werden. Hier der Schnitt durch den Feuerbacher Tunnel, in dem rot die vermuteten Anhydritvorkommen mit insgesamt ca. 1.300 Meter pro Tunnelröhre eingezeichnet sind:
Wir hatten darüber auch bereits anlässlich der Sprengungen berichtet, die ab Februar 2015 zum Bau des Verzweigungsbauwerks unterhalb des Kernerviertels durchgeführt wurden. Die Sprengungen waren in der Tat kaum an der Oberfläche des Kernerviertels spürbar. In der Anwohnerveranstaltung im April 2015 erläuterte der damalige Abschnittsleiter für den PFA 1.2. auf Nachfrage des Netzwerks Kernerviertel das „softe“ Sprengverfahren in dem geologisch kritischen Gebiet.