Erneut keine Transparenz im Expertenstreit wegen Baurisiko im Anhydrit. Bahn veröffentlicht nur Argumente ihres Tunnelbausachverständigen

Vorgestern fand die von den Projektpartnern der Bahn  beantragte Sondersitzung des Lenkungskreises über die Baurisiken im Anhydrit statt. Wie in den Medien zu lesen war, konnte die Bahn und ihr Sachverständiger die Projektpartner und die Gegengutachter nicht überzeugen. Die Stuttgarter Zeitung (hier) schreibt:

„Während Walter Wittke, der Tunnelbausachverständige der PSU, darauf abhob, dass es jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit dem schwierigen Untergrund gebe und die Gefahren beherrschbar seien, bleiben die Schweizer Experten, die ein Gutachten im Auftrag des Bahn-Aufsichtsrats erstellt hatten, auf dem Standpunkt, dass es keine Methode gebe, die absolute Sicherheit biete. Sie schätzen die Eintrittswahrscheinlichkeit auf zwischen 0,5 und 13 Prozent ein. Für den Verkehrsminister steht deshalb fest: „Wir müssen weiter kritisch drauf blicken. Wenn der Feuerbacher Tunnel auf Zeit gesperrt werden muss, ist der Bahnhof nicht funktionsfähig“. 

Weiterhin ist das vom Aufsichtsrat der DB AG in Auftrag gegebene KMPG-Gutachten mit der sehr kritischen Einschätzung des renommierten Ingenieurbüros Ernst Basler + Partner über die Baurisiken des Tunnelbaus im quellfähigen Anhydrit und die damit nach ihrer Einschätzung verbundenen Bauverzögerungen bei Stuttgart 21 nicht veröffentlicht.

Gestern hat die DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH (PSU) die Unterlagen zur Sondersitzung des Lenkungskreises auf ihrer Webseite (hier) eingestellt. Auch in dieser Unterlage finden sich nur die Argumente der Projektgesellschaft und die ausführliche Präsentation des Tunnelbausachverständigen Prof. Dr. Walter Wittke (WBI). Vergeblich sucht man die kritischen Einwände des Ingenieurbüros Ernst Basler + Partner. Zu vermuten ist, dass deren Präsentation wie auch das KPMG-Gutachten unter Verschluss ist. So schafft die Bahn kein Vertrauen.

In der Präsentation der PSU und WBI ist ausführlich von den Sicherungsmethoden die Rede, die einen Wassereintritt in den Tunnel verhindern. Doch die Prüfer von Basler Ernst + Partner hatten bei ihrem Besuch eines Tunnel Wasserzutritt festgestellt. So schrieb die SZ in ihrem Artikel „Bahnprojekt Stuttgart 24“ : „So stellten die Prüfer bei einer Besichtigung des Tunnels Bad Cannstatt Feuchtigkeit fest. Dabei habe die Projektgesellschaft der Bahn zuvor behauptet, die Tunnel seien in der Bauphase „absolut trocken“.

Die Bahn betont in den Folien die Überwachung der Tunnelvortriebsarbeiten durch die beauftragten Experten. Die Skepsis der betroffenen Eigentümer wird nicht verringert, wenn beispielsweise im Vorfeld und während des Sprengvortriebs eventuelle Hangbewegungen an einem ausgewiesenen Rutschhang wie dem Kriegsberg wegen verschmutzter Trivec-Messtellen nicht richtig aufzeichnet wurden. Oder von Gutachtern Wassereintritt in einem eigentlich trockenen Tunnel festgestellt wurde.

WBI hat auf die Frage der Projektpartner nach dem Risiko für Schäden an darüber liegenden Gebäuden (Drittschäden) beim Bauen im Anhydrit Folgendes geantwortet:

20170202 Auszug Lenkungskreis Drittschäden

Und zur Haftung bei Drittschäden findet man in der Präsentation folgende Folie:

20170202 Auszug Lenkungskreis Haftung

Die praktische Abwicklung von Gebäudeschäden wie im Falle der Neubaustrecke und in Untertürkheim sowie am Kriegsberg zeigt jedoch, dass die Gutachter der Versicherung die Verursachung der Schäden durch den Tunnelbau erst einmal ablehnen. Damit würden die geschädigten Eigentümer auf den Kosten sitzenbleiben, wenn nicht ihr Widerspruch gegen das Gutachten zu einer Neueinschätzung der Verursachung führt. Erst recht gestaltet sich der Nachweis für die Schadensursache schwierig, wenn Jahre nach dem Vortrieb Schäden wegen Anhydritquellungen und Hebungen an der Erdoberfläche auftreten.

Medienberichte zur Sondersitzung des Lenkungskreises:

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Berichte zur Sondersitzung des Lenkungskreises über die Baurisiken im Anhydrit

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Berichte über die Risse am Kriegsberg

  • StZN: Bewegungen im Kriegsberg durch Tunnelbau: Die Bahn hat am Killesberg vier so genannte Trivec-Messstellen eingerichtet. Zwei, am Züblin-Weinberg und am Chinesischen Garten, liegen unterhalb beschädigter Häuser. Daten aus den Messstellen könnten nicht genannt werden, weil diese zuletzt „unplausible Ergebnisse“ geliefert hätten, schrieb ein Ingenieur der Projektgesellschaft für Stuttgart 21 dem Rechtsanwalt Armin Wirsing, der das Netzwerk Killesberg vertritt. Am Dienstag erhielt Wirsing neue Messdaten, aber keine alten. Also ist kein Vergleich möglich. „Die Bahn sagt, dass der Tunnelbau nicht ursächlich für die Schäden sei“, so Wirsing, „weil die Baustelle zu weit von den Häusern weg seien“. Wenn die Eigentümer die Ursache mangels Daten nicht nachweisen könnten, „bleiben sie im schlimmsten Fall auf dem Schaden sitzen“, so der Anwalt. Man ringe um Aufklärung.“
  • StN: Experten streiten über Tunnelrisiken: „Bei bereits aufgetretenen Schäden an Häusern am Kriegsberg (Feuerbacher/Cannstatter Tunnel) durch Untergrundbewegungen nehme er an, „dass sie auf uns zurückzuführen sind“, sagte Leger. Wenn die Nachweise erbracht seien, werde die Bahn den Schaden übernehmen. Geländehebungen habe es dort nicht gegeben. Den Einfluss von Anhydrit schließt die Bahn aus.“
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Pressemitteilung: Der Kriegsberg rutscht

Pressemitteilung Netzwerk Killesberg und Umgebung e.V.: Am Kriegsberg oberhalb des Hauptbahnhofs wurden seit November teilweise gravierende Risse an Wohngebäuden und Garagen festgestellt. Die Bahn, vertreten durch die DB Projekt Stuttgart‐Ulm GmbH – PSU, sieht bislang keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Tunnelvortrieb für Stuttgart 21 bzw. den Sprengungen / Setzungen und diesen Bauschäden. Sicher ist, dass es sich hier um einen Hang mit „fossilen Rutschmassen“ handelt. Aussagen über tatsächliche Bewegungen im Hang kann die Bahn nicht liefern, weil die dafür angelegten Trivec‐Messstationen verdreckt sind.

Seit November 2016 wurden am Südost-Hang des Kriegsbergs – zwischen der Straße Am
Kriegsbergturm und der Panoramastraße – an einzelnen Gebäuden nennenswerte Bauschäden in Form von bis zu 12 mm breiten Rissen festgestellt. Hier als Beispiel ein Foto aus einer Garage am Kriegsberg-Hang:

20170131 Riss Wilhelm_Hertz-Straße

Anfang Dezember hat RA Dr. Armin Wirsing im Auftrag des Netzwerks Killesberg die PSU mit der Sache konfrontiert. Uli Hangleiter, Sprecher des Netzwerks Killesberg und Umgebung, ist sich sicher, dass nur der Tunnelvortrieb für Stuttgart 21 und speziell die Sprengungen der zurückliegenden Monate dafür verantwortlich sind. Sabine Heer und andere Eigentümer der betroffenen Grundstücke haben schon frühzeitig Schadensmeldungen an die PSU eingereicht.

Die HDI- Versicherung (Schadensversicherer der Bahn) äußert sich in einem Fall dahingehend, dass keine ausreichenden und räumlich zuordnungsfähigen Unterlagen für die Schadensbearbeitung vorgelegt wurden. Ein Gespräch am 14.12.16, zu dem die PSU eingeladen hatte, trug wenig zur Klärung bei. Für die Bahn ist es offensichtlich undenkbar, dass Setzungen und Risse dort auftreten, wo Vortrieb und Sprengungen noch mehr als    30 m von den Gebäuden entfernt waren. Immerhin hat die Bahn für einige Gebäude Zwischenbeweissicherungen angeordnet. Der Bahn ist bekannt, dass im vorderen Teil des
Kriegsbergs ein Rutschhang (fossile Rutschmassen) ansteht. Hangbewegungen, die von Sprengerschütterungen ausgelöst werden, sind also nicht abwegig, sondern naheliegend.

Trivec‐Messungen, die im Kriegsberghang durchgeführt werden und dreidimensionale Daten (Verschiebungsvektoren) liefern, müssten dies belegen. Nicht ohne Grund hat die Bahn die Sonden dort platziert. Und schon 2013 hat das Netzwerk die Bereitstellung dieser Daten im Zuge der Erörterungen zur Planänderung Grundwassermanagement gefordert. Die Stuttgarter Nachrichten (hier) hatten damals darüber berichtet.

Das Netzwerk Killesberg hat mit (verlängerter) Fristsetzung bis zum 18.01.2017 von der Bahn gefordert, dass ihm die Ergebnisse aller Trivec‐Messungen im Bereich Kriegsberg seit Beginn der Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt werden. Am 18.01. kam nun von der Bahn die Nachricht, dass „aufgrund von Verschlüssen der Messstellen die letzten Messungen unplausible Ergebnisse geliefert haben“ und dass die Bahn versuchen wird, die Messstellen zu reinigen und dann neuerliche Messungen durchzuführen.

Es ist unglaublich, ja skandalös, dass dem Netzwerk zeitnah keine Ergebnisse vorgelegt werden können. Da werden mit großem Aufwand Messeinrichtungen für Langzeitbeobachtungen angelegt, auf die der Bahn‐Berater Prof. Wittke seinerzeit
großen Wert gelegt hat – und dann werden diese nicht gewartet. Ob sie gänzlich für die Katz sind, wird sich zeigen. Wir fragen uns: Was hat Herr Wittke als Kontrolleur, was hat das Eisenbahn‐Bundesamt als oberste Aufsichtbehörde, was haben die Bahningenieure mit den Messungen gemacht, die regelmäßig von einer Fremdfirma für die Bahn erhoben werden? Alle haben nach dem Prinzip „Augen zu und durch“ gehandelt und die
wichtige Verfolgung der Messdaten verschlampt.

Wenn wir in Berichten von anderen Bauabschnitten von Stuttgart 21 und der Neubaustrecke lesen, dass Eigentümer auf ihren Schäden möglicherweise endgültig sitzen bleiben sollen, sind wir aufs Höchste alarmiert“, sagt Uli Hangleiter. „Zumindest Fahrlässigkeit ist der Bahn vorzuwerfen, wenn sie Datenquellen und Belege derart schändlich verwirft.“

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StZ: Stuttgart 21. Beim Bauen ausgebremst

StZ: Beim Bauen ausgebremst: Am Termin für die Inbetriebnahme von Stuttgart 21 im Jahr 2021 halten die Bahnoberen eisern fest. Bei seinem letzten Auftritt in Stuttgart erklärte der zurückgetretene Bahnchef Rüdiger Grube, ein Abweichen von diesem Ziel nähme „das Momentum aus dem Projekt“. Will heißen: Erklärte der Konzern öffentlich, die Durchgangsstation werde später fertig, würden es die Bauunternehmen womöglich langsamer angehen lassen. Doch auch ohne dieses Eingeständnis hinkt der Zeitplan bereits zwei Jahre hinter den Vorgaben her. Ein Jahr glaubt die Bahn durch geänderte Bauabläufe wieder einholen zu können. Dabei gibt es Abschnitte im Projekt, wo sie nicht bauen darf.“

Die StZ berichtet dabei über die wegen des Artenschutzes derzeit nicht realisierbare Unterquerung des Rosensteinparks, den noch nicht genehmigten Abstellbahnhof in Untertürkheim und das vom Verwaltungsgerichtshof einstweilig erlassene Fällverbot entlang des Filderabschnitts am Flughafen.

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EZ: Betonarbeiten statt Ballstafetten

Esslinger Zeitung: Betonarbeiten statt Ballstafetten: „Keine Fußballspieler, sondern Bauarbeiter, Bagger und Bohrer verteilen sich seit Januar übers Spielfeld der SG Untertürkheim. Eine spezielle Zementmischung wird in den Boden gespritzt, die die Hohlräume über der künftigen Stuttgart-21-Tunnelröhre verfüllen soll. Erste Versuche waren laut Bahnprojektsprecher erfolgreich. Die SGU-Sportplätze sollen bis Juni wieder bespielbar sein. Zeitgleich wird die zweite Röhre vorangetrieben. Ein Gericht lehnte den Antrag auf Sprengverbot nach 22 Uhr ab.“

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StZ: S-21-Partner wollen Risiken klären

StZ : S-21-Partner wollen Risiken klären:  „Außer der Reihe trifft sich am Mittwoch der Lenkungskreis zu einer Sondersitzung. Das Spitzengremium des Bahnprojekts fordert Aufklärung über die Schwierigkeiten unter Tage, S-21-Kritikern wollen eine öffentliche Debatte […]  Die Beratungsgesellschaft KPMG, die das Gutachten für den Aufsichtsrat zusammen mit dem Büro Ernst Basler und Partner erstellt hat, warnt nicht nur vor Risiken in der Bauphase, sondern auch beim Betrieb der Tunnel. Die Experten sehen Gefahren für den Fall, dass das Gestein erst nach Inbetriebnahme des neuen Bahnknotens zu arbeiten beginnt.“

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Bahnchef Rüdiger Grube im Januar 2010 vor dem Baustart über die Kosten von Stuttgart 21

Bahnchef Rüdiger Grube ist zurückgetreten und am 2.Februar vor sieben Jahren begannen mit der Prellbockversetzung offiziell die Bauarbeiten von Stuttgart 21. Wir möchten dies zum Anlass nehmen, doch noch einen Blick zurück zu werfen, mit welchen Aussagen und Versprechungen der Bahnchef damals zu den Kosten des Großprojektes Stuttgart 21 gestartet ist. Auch wenn der Vertrag über Stuttgart 21 2009 vier Wochen vor seinem Amtsantritt abgeschlossen wurde.

Der VCD hatte im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung  der DB AG Anfang Dezember 2016 einen offenen Brief (hier) an Bahnchef Rüdiger Grube geschrieben und ihn an seine Verantwortung für Stuttgart 21 als ein eigenwirtschaftliches Projekt der Bahn erinnert.

Der VCD schreibt u.a.: „Es war Ihre eigene Entscheidung – auch wenn Sie möglicherweise auf politischem Druck basierte – das Projekt in Kenntnis dies es Sachverhaltes zu beginnen und die Risiken für die DB AG zu tragen, indem Sie die Kosten bewusst kleingerechnet haben. Doch es ist gerade Aufgabe eines DB-Vorstands, den politischen, nicht finanzierten Forderungen zu widerstehen.  Da Sie selbst die Wirtschaftlichkeitsgrenze für die DB AG bei 4,8 Milliarden Euro gezogen hatten, war es – angesichts der bekannten Kostenentwicklungen bei anderen Großprojekten der DB AG – grob fahrlässig, bei diesem Projekt, dem Sie nach eigenen Angaben kritisch gegenüber standen , ohne einen größeren Sicherheitspuffer den Bau zu beschließen.

[…] Auch in den folgenden Jahren, bei Stresstest, Schlichtung und Volksabstimmung, haben Sie jeweils die Projekt-Probleme kleingeredet und die Kosten verharmlost. Damit haben Sie sich die Zustimmung der Mehrheit der Einwohner Baden-Württembergs „erschlichen“, denn „plötzlich“, ein Jahr nach der Volksabstimmung, waren die Kosten um 2 Milliarden Euro explodiert. Der Aufsichtsrat genehmigte Ihnen – in Kenntnis der fehlenden Bereitschaft der Projektpartner, sich an den Mehrkosten zu beteiligen – trotzdem diese Mehrkosten. Dass aufgrund dieser Vorgeschichte ein Gericht Ihrer Klage auf Beteiligung der Projektpartner an den Kosten stattgeben wird, erscheint sehr ungewiss…“.

Sehr deutlich werden die Versprechungen des Bahnchefs zur Einhaltung des Kostenrahmens auf einer Veranstaltung in Stuttgart vor fast genau sieben Jahren. Nur vier Tage vor der dem offiziellen Baustart von Stuttgart 21 mit der Prellbockanhebung, bei der er gegenüber einem Frontal21-Reporter (hier) den Bericht und die Kostenschätzung des Bundesrechnungshofs nicht kennen wollte.

In dieser aufgezeichneten Veranstaltung hatte Bahnchef Rüdiger Grube ausführlich über seine Verantwortung bei der Neukalkulation des Projektes nach seinem Amtsantritt, die erfolgreiche Suche nach Einsparpotentialen („Wir bauen keine Bunker“), das Ziehen der Sprechklausel gegenüber den Projektpartnern, dem ausreichenden Puffer und die Einhaltung des Kostenrahmens bei Stuttgart 21 gesprochen. Auch auf die damaligen Kostenschätzungen des Bundesrechnungshofs über 5,3 Milliarden und des Gutachterbüros Vieregg-Rössler mit 6,8 Milliarden Euro wurde er auf der Veranstaltung vom StN-Journalisten und heutigten Pressesprecher der Projektgesellschaft angesprochen. Wir möchten daher auf zwei der elf Youtube-Videos von Josh von Staudach verlinken, in denen es hauptsächlich um die Kosten von Stuttgart 21 ging. (Leider gibt es keine Aufnahme ohne die eingeblendeten Kommentare des Filmemachers) :

 Kosten ab Minute 2:28:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://youtu.be/gNwbkRFzQWQ

Kosten bis Minute 3:00:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://youtu.be/lVIZcJa-Mnc
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Aktionbündnis fordert öffentliche Debatte über Gefahren des Anhydrit beim Tunnelbau von Stuttgart 21

Falls der Rücktritt des Bahnchefs Rüdiger Grube den Zeitplan nicht durcheinander wirft, ist für Mittwoch die Sondersitzung des Lenkungskreises zu den im KPMG-Gutachten dargestellten Risiken des Tunnelbaus im Anhydrit geplant. Nach dem Rücktritt fordert das Aktionsbündnis jetzt in einer Pressemeldung einen „Start für einen Neubeginn“ und eine „öffentliche Debatte über Gefahren des Anhydrit“. Wegen der Relevanz für den Tunnelbau  zitieren wir die Pressemeldung in vollständigem Wortlaut:

„Den heutigen Rücktritt von Bahnchef Rüdiger Grube sieht das Aktionsbündnis als Chance, im Bahnkonzern mit milliardenschweren Altlasten des Projekts „Stuttgart 21“ aufzuräumen. Anlässlich der Sondersitzung des Lenkungskreises am Mittwoch dieser Woche fordert das Bündnis die Bahn und ihre Projektpartner auf, die „hohen Risiken für die Betriebstauglichkeit“ des Bahnprojekts aufgrund des um 60 Prozent quellfähigen Anhydritgesteins in mindestens 15 Kilometern Stuttgart-21-Tunneln nicht weiter zu verharmlosen oder gar ganz zu ignorieren.

Das wäre „die Methode Trump“ auf Kosten der Wahrheit, so Bündnissprecher Eisenhart von Loeper. Statt unerwünschte Fakten aus einem vom Aufsichtsrat selbst in Auftrag gegebenen Gutachten unter Strafandrohung zunächst geheim zu halten, müsse die Bahn vielmehr transparent klären, ob wegen quellenden Anhydrits immer wieder stillgelegte Stuttgart-21-Strecken zu befürchten seien.

Über die Aussprache im Lenkungskreis mit den Gutachtern aus Zürich hinaus müsse jetzt eine intensive öffentliche Debatte stattfinden. So habe Professor Dieter Kirschke, Ingenieur für Felsmechanik und Tunnelbau, wissenschaftlich nachgewiesen, dass Quellprozesse im Anhydrit selbst dann zu erwarten seien, wenn sie während der Bauarbeiten noch nicht zu beobachten waren.

Noch unterbewertet seien zudem die Gefahren des Anhydrit im Fildertunnel mit seiner großvolumigen Wendekaverne im kritischen Bereich zwischen Gips- und Anhydritspiegel: Dessen Trasse verlaufe nach Auskunft von Geologen vom Innenstadt-Portal zum Flughafen neben oder über dem Wagenburg-Tunnel mit seinen Anhydrit-Rekordhebungsraten von mehr als einem Meter.“

Mehr dazu unter:

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Pressemeldungen zur DB-Aufsichtsratssitzung und dem Rücktritt des Bahnchefs Rüdiger Grube

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StZN: Ausbau Bahnhof in Stuttgart-Vaihingen Bahnhalt wird aufgewertet

StZN: Ausbau Bahnhof in Stuttgart-Vaihingen Bahnhalt wird aufgewertet“: Bahn, Land und Stadt stellen ihre Pläne für den Ausbau des bisherigen Haltepunkts für die S-Bahn in Stuttgart vor. Künftig sollen hier auch Fern- und Regionalzüge der Gäubahn halten.“

StZN: 2020 sollen Regionalzüge in Vaihingen halten: „Die Deutsche Bahn, das Verkehrsministerium und die Stadt haben die Bürger über die Pläne zum Ausbau des Bahnhofs Stuttgart-Vaihingen informiert. Die Bauarbeiten für den Regionalbahnhalt sollen 2019 beginnen.“

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SWR: Gleisabschnitt zwischen Feuerbach und Zuffenhausen. Schon vor S21 an der Belastungsgrenze

SWR:Ein kleiner aber entscheidender Gleisabschnitt für den Schienenverkehr Baden-Württembergs ist an der Belastungsgrenze. Die Bundesregierung will aber trotzdem keinen Ausbau des Streckenabschnitts.“

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Statt S21-Tunnelröhren: Untertürkheim wird zum Golfer-Paradies

Pressemitteilung Infobündnis Zukunft Schiene – obere Neckarvororte:Für Golfspieler ist Untertürkheim der neueste place to be: Wo (irgendwann einmal) die Tunnel von Stuttgart 21 unterm Lindenschulviertel hindurchführen, dehnt sich zur Zeit ein exklusives, leider gar nicht grünes Green: pitchen, chippen und einputten in rustikaler Atmosphäre – anspruchsvolle Sandbunker inclusive. Das ist der neue 21-Loch-Golfplatz. Zeigt der Masterplan schon erste Wirkung?

UT 21 Golfplatz

Spaß beiseite: Wo bisher die Sportgemeinschaft Untertürkheim (SGU) kickte und Tennis spielte, werden derzeit Löcher gebohrt. Durch die Löcher wird Füllmasse in den Untergrund gepresst, um ihn zu stabilisieren. Der Grund: Noch vor hundert Jahren floss an dieser Stelle der Neckar. Nach seiner Verlegung ist das alte Flussbett aufgeschüttet worden. Dieses aufgeschüttete Gelände birgt beim Tunnelbau allerdings unkalkulierbare Risiken. Deshalb versucht die Bahn jetzt, den lockeren Untergrund zu verfestigen.
Die Initiative Zukunft Schiene – Obere Neckarvororte hatte eine nachhaltigere Idee: den exklusiven 21-Loch-Golfplatz. Und damit man ihn auch findet, haben Aktivisten von Robin Wood ein Banner zwischen Bäume gespannt: „Jetzt Golf spielen – exklusiv auf unserem 21-Loch-Platz“.“

Mehr dazu unter:

StZ: Stuttgart 21 bremst Fußballer aus / Extrem hoher Wasserandrang beim Tunnelbau in Untertürkheim

UZ: Vortrieb in Untertürkheim wegen Hohlräumen gestoppt – Vereinsgelände wird für Bohrungen Monate lang gesperrt

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Ausstellung über historische Ansichten aus dem Kernerviertel und Umgebung im Casa Schützenplatz

Für viele Stuttgarter ist das Kernerviertel in erster Linie das Innenstadtquartier an der  Stadtautobahn B 14 mit der Feinstaubhochburg Neckartor und in unmittelbarer Nähe der S21-Bauarbeiten. Doch im Kernerviertel rund um den Schützenplatz mit den schönen Gründerzeithäusern tut sich was. Darüber berichtete die Stuttgarter Zeitung diese Woche in „Den Parkplatz zum Platz machen“ und letzte Woche in der Innenstadtbeilage in „Ausstellung zeigt das historische Kernerviertel“.  Unter anderem zeigt die Anwohnerinitiative im Casa Schützenplatz, Kernerstraße 45, bis zum 19.Februar 2017 in einer „Reise in die Vergangenheit“ historische Ansichtskarten und Fotos aus dem Kernerviertel und Umgebung, von der heutigen Haußmannstraße bis hinunter zum oberen und mittleren Schloßgarten. Darunter auch Ansichten von der ehemaligen Kulturmeile Neckarstraße zwischen Charlottenplatz und Neckartor, von denen einige Gebäude kaum mehr bekannt sind.

Ganz bleibt der Tunnelbau auch bei der Ausstellung nicht außen vor. Die StZ schreibt: „Denn dass das Kernerviertel mit den Folgen des Tunnelbaus zu kämpfen hat, ist keine ganz neue Erfahrung. Die Hobby-Ausstellungsmacherin zeigt das Bild eines Hauses auf dem Zwickel zwischen Urban- und Schützenstraße. Das Gebäude gibt es heute nicht mehr. Es musste dem Bau des Wagenburgtunnels weichen. Den Mineuren war der Untergrund nicht geheuer. Sie begannen die Röhre nicht am heutigen Portal, sondern trieben eine Schneise ins Kernerviertel, mauerten den Tunnel und schütteten die Grube wieder zu“. 

Urban- Schuetzenstrasse

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Berichterstattung zum Dauerzustand Feinstaubalarm und der Strafanzeige gegen OB Kuhn

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Informationsbündnis Zukunft Schiene und Grünen-Fraktion im Gemeinderat haken wegen nächtlichen Sprengungen in Untertürkheim nach

Die Vortriebsarbeiten der Oströhre dess Obertürkheimer Tunnels stehen kurz vor dem Lindenschulviertel. Nach einer Sondergenehmigung  der Landesbergdirektion darf die Bahn beim Bau des Obertürkheimer Tunnels ab 9.Januar 2017 für 30 Tage auch im Nachtzeitraum zwischen 22-24 Uhr sprengen und dafür im Gegenzug keine nächtlichen Meißelarbeiten durchführen. Dabei finden die nächtlichen Sprengungen in sehr geringer Unterfahrungstiefe von teilweise nur 10 Metern zwischen Tunnelfirst und Keller statt. Die durch die Planfeststellung auferlegten Anhaltswerte der DIN 4150 Teil 2 können für Erschütterungen nicht eingehalten werden können. Laut Umweltminister Franz Untersteller ist in keinem Bundesland ein vergleichbarer Fall bekannt ist. Beim Albabstiegstunnel an der Neubaustrecke wird die Nachtruhe für die betroffenen AnwohnerInnen von 22 Uhr bis 6 Uhr selbstverständlich eingehalten.Wir hatten darüber Ende November berichtet.

Und als ob dies nicht genug ist, will die Bahn während der nächtlichen Sprengungen bis 8. Februar auch nicht die Kosten für Hotelübernachtungen übernehmen. Die beiden Stuttgarter Zeitungen (hier) berichteten Anfang Januar darüber. Jetzt haben sowohl das Bündnis Zukunft Schiene -oberer Neckarvororte- als auch die Grünen-Fraktion im Gemeinderat deswegen nachgehakt.

Das Informationsbündnis Zukunft Schiene fragt beim Ordnungsbürgermeister Dr. Martin Schairer an, warum 2012 der Antrag auf eine einmalige nächtliche Lärmsimulation untersagt wurde, während die Nachtruhe der Anwohner in Untertürkheim beim Tunnelbau ohne Schutzmaßnahmen gestört werden darf. Ein Auszug aus dem Schreiben  vom 9.Januar (hier):

„Die Mitglieder des „Infobündnisses Zukunft Schiene“ fragen sich, warum hier
mit zweierlei Maß gemessen wird: Die einmalige, ausnahmsweise Störung der Nachtruhe am 09. September 2012 war den AnwohnerInnen nicht zuzumuten, und zwar „unabhängig von der Uhrzeit“, d.h. auch vor 24 Uhr, weshalb sie untersagt wurde. Die allnächtliche Störung der Nachtruhe durch Sprengungen, die außer der Lärmbelastung zusätzlich noch mit Erschütterungen verbunden sind, soll dagegen wochenlang Nacht für Nacht erlaubt sein. Selbst am Wochenende soll nur die eingeschränkte Nachtruhe von 6 Stunden eingehalten werden! Die Betroffenen sollen nicht einmal mehr die Möglichkeit bekommen, vorübergehend ein Ersatzquartier auf Kosten des Vorhabenträgers zu beziehen!“

Die Grünen-Fraktion im Gemeinderat greift dies auf und fordert in ihrem gestrigen Antrag (hier) „den Minimalschutz der Bewohner*innen des Lindenschulviertels (innerhalb des Radius von mindestens 150 Meter gemessen von der Ortsbrust des Tunnels) zu gewährleisten, indem analog zu den Bohrungen der Achse 62 wiederum Hotelübernachtungen, Bezug von Ausweichquartieren etc. für den Zeitraum der massiven Beeinträchtigung der Lebensqualität angeboten werden.“ Die Verwaltung soll die Bahn auch bei der Suche nach geeignetem Ausweichwohnraum unterstützen. Die Fraktion stellt in ihrem Antrag an die Stadt darüberhinaus folgende Fragen:

„1. Warum wurde in Ulm beim Bau des Albabstiegtunnels auf alle nächtlichen lärmintensiven Arbeiten zum Schutz der Bevölkerung verzichtet?
2. Warum ist dies im Lindenschulviertel trotz vergleichbarer Überdeckung nicht möglich?
3. Warum ist die allnächtliche Störung der Nachtruhe durch Sprengungen wochenlang
Nacht für Nacht erlaubt, während dem Informationsbündnis Zukunft Schiene eine einmalige Lärmsimulation nicht gestattet wurde?
4. Warum werden den betroffenen Bürger*innen von der Bahn, so wie im PFA 1.6a be-
schrieben, keine Entschädigungszahlungen für die massiven Beeinträchtigungen ange-
boten?“

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StZN: Appell an Bahn-Aufseher

Stuttgarter Zeitungen:Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 fordert vom Aufsichtsrat den Ausstieg aus dem Vorhaben. Dem Kontrollgremium gehört nun auch der ehemalige Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl an.“

Pressemitteilung Aktionsbündnis: Aktionsbündnis hält Klage der Bahn gegen Projektpartner für aussichtslos.

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GEA: Rüdiger Grube im Interview. »Stuttgart wird stolz auf Bahnhof sein«

GEA/ Reutlinger Generalanzeiger: „Bahnchef Rüdiger Grube glaubt, dass der Streit über das Bahnprojekt Stuttgart 21 bald vergessen sein wird, sobald der Bahnhof eröffnet ist. Im Gespräch mit dem GEA sagt Grube auch, dass der frühere Kanzleramtsminister Ronald Pofalla, der jetzt Mitglied des Bahnvorstands ist, von April an den Lenkungsausschuss für Stuttgart 21 leiten wird.“

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StZ: Neubaustrecke Wendlingen-Ulm. Anwohner wehrt sich vergeblich gegen Tunnelbau

Letzte Woche haben die Richter vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim die Klage eines vom Tunnelbau der Neubaustrecke Stuttgart-Ulm betroffenen Eigentümers gegen seine sofortige Besitzeinweisung abgewiesen. Parallel dazu zogen  zwei Eigentümer an der Stuttgarter Frühlingshalde ihre Klage vor dem Verwaltungsgerichtshof wegen der zusätzlichen Anspruchnahme ihres Grundstücks mit Stahlankern zurück. Die Stuttgarter Zeitung (hier) berichtete darüber. Die Entscheidung ist auf der Webseite des VGH noch nicht eingestellt. Soweit dies erfolgt, werden wir darauf verlinken.

Die StZ schreibt zu den Klagegründen des Eigentümers, dessen Haus im Ulmer Ortteil Lehr unterfahren wird: „Der Anwalt des Klägers, der Stuttgarter Fachanwalt für Bau- und Architekturrecht, Klaus W. Lebsanft, argumentierte vor Gericht, die Entscheidung des Regierungspräsidiums sei schon deshalb hinfällig, weil die Bahn von vornherein keine Neigung habe erkennen lassen, die in der Baugenehmigung auferlegten Schutzmaßnahmen zu erfüllen. So habe sein Mandant, der nicht nach Mannheim gekommen war, während der Bauphase ins Hotel übersiedeln müssen, da die Belastungen, die der Tunnelbau verursachte, sein Haus unbewohnbar gemacht hätten….Zudem zog der Kläger die Eilbedürftigkeit der Entscheidung in Zweifel, die nach dem Allgemeinen Eisenbahngesetz Voraussetzung dafür ist. Das RP habe die Entscheidung im Januar vorigen Jahres erlassen, tatsächlich hätten die Bauarbeiter das Grundstück aber erst im späten Frühjahr erreicht, um es zu unterfahren. 

Interessant ist die Information der StZ, dass für den Bau von Stuttgart 21 und der Neubaustrecke insgesamt 6.500 Inanspruchnahmen von Grundstücken erforderlich sind. Über 4.700 würde die Bahndavon verfügen. Soweit zwei Röhren unter einem Grundstück verlaufen, fließt diese „als zwei separate Inanspruchnahmen in die Statistik ein“.

Die StZ erwähnt auch die Kritik der Netzwerke und Eigentümer, dass die Bahn zu kurzfristig auf die Betroffenen zugehe „und damit die teils komplizierten Verhandlungen über einen Gestattungsvertrag unter unnötigem zeitlichem Druck zu führen“.

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SWR berichtet über geschädigte Hausbesitzer an der Neubaustrecke und Kritik an der Haftungsregelung im Gestattungsvertrag

Die Südwestpresse hat darüber berichtet. Jetzt sendet gestern der SWR in der Landesschau einen Beitrag (hier ab Min. 15:25) über die geschädigten Eigentümer eines Hauses, das von der Neubaustrecke nur in 9 Metern unterfahren wurde. Nach den Erschütterungen durch die Sprengungen traten 2014 zahlreiche Schäden am Haus auf. Der Gutachter der Bahn-Versicherung sieht jedoch keinen kausalen Zusammenhang mit den Tunnelvortriebsarbeiten.

Der Sprecher der Projektgesellschaft räumt jetzt im Interview zumindest ein, dass das Gutachten nach dem Widerspruch der Eigentümer überprüft wird: „Nachdem die Hauseigentümer der Sichtweise des unabhängigen Gutachters widersprochen haben, sehen wir uns als Deutsche Bahn veranlasst, diesen Fall nochmals zu prüfen. Uns mit dem Gutachter zusammen zu setzen und zu betrachten, ob die dort gezogenen Schlussfolgerungen richtig sind.“

Im SWR-Beitrag kommt auch der Eigentümer und Jurist Prof. Dr.-Ing. Uwe Dreiss (Netzwerk Kernerviertel) zu Wort. Er kritisiert die Haftungsregelung, insbesondere den Passus im Gestattungsvertrag, nachdem die Bahn bei Schäden aus der Haftung sei, soweit „die verkehrsübliche Sorgfalt eingehalten wurde“.

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StZN: Gericht stoppt S-21-Arbeiten auf den Fildern

Die Schutzgemeinschaft Fildern hatte im Dezember gegen den Planfeststellungsbeschluss zum abgetrennten Filderabschnitt 1.3a geklagt und in einem Eilantrag gefordert, die sofortige Vollziehbarkeit der Baugenehmigung auszusetzen.

Heute berichten die beiden Stuttgarter Zeitungen (hier), dass der Verwaltungsgerichtshof Mannheim (VGH) der Bahn untersagt hat, „...im Stuttgart-21-Abschnitt rund um den Flughafen Bäume zu fällen und Sträucher zurückzuschneiden. Diese Rodungen wären aber notwendig gewesen, um mit den Arbeiten für die Neubaustrecke längs der Autobahn und für die Anbindung des Manfred-Rommel-Flughafens an die Gleisstrecken von Stuttgart 21 zu beginnen. Grundsätzlich sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz Rückschnitte und Fällungen nur in der Zeit zwischen dem 1. Oktober und dem 1. März zulässig. Somit droht in dem Abschnitt ein weiterer Zeitverzug von einem halben Jahr.“

Eine Entscheidung des VGH über die Klage oder den Sofortvollzug ist damit nicht verbunden. Steffen Siegel, Sprecher der Schutzgemeinschaft Fildern, informierte auf der letzten Montagsdemo (Video ab Min. 15:00 ) darüber, dass das Verfahren möglicherweise in erster und letzter Instanz beim Bundesverwaltungsgericht entschieden werden soll. Der Verwaltungsgerichtshof Mannheim hat „Bedenken gegen seine eigene Zuständigkeit geltend gemacht“.  Steffens Siegels Kommentar dazu: “ Man beachte, ein Gericht hat Wochen nach Beginn des Verfahrens Bedenken gegen sich selbst… Ich als juristischer Laie weiß nicht, ob mir das Mannheimer oder das Leipziger Gericht lieber wäre. Ich weiß nur, mein Lieblingsgericht sind Linsen mit Spätzle.“

Update: Die Stuttgarter Zeitung berichtet (hier), dass der Baustopp erst einmal „verhaltene Freunde auf den Fildern auslöst.“

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StZ: Haltestellenbau hinter Zeitplan

Vorgestern berichtete die Stuttgarter Zeitung (hier), dass sich die komplexen Arbeiten für den Bau der neuen Haltstelle Staatsgalerie verzögern. Die Stammstrecke Richtung Charlottenplatz („Netz 2016“) wird noch bis Dezember 2017 gesperrt sein. Geplant war, dass nach einem Jahr ab August 2017 der neue Ast Richtung Charlottenplatz wieder aufgenommen und im Gegenzug mit dem „Netz 2017“ die U-Bahnstrecke Richtung Hauptbahnhof für mindestens zwei Jahre gesperrt wird.

Die StZ beschreibt den Bauablauf: „Die Unterquerung der Stadtbahngleise für den Tiefbahnhof gilt als einer der komplexesten Bereich von Stuttgart 21. Die Bauabläufe für den achtgleiseigen Bahntunnel und die darüberliegende dreigleisige Stadtbahnhaltestelle müssen exakt aufeinander abgestimmt werden. Zudem gilt der Bau eines neuen Nesenbachkanals zwischen dem Königin-Katharina-Stift und dem Planetarium als Voraussetzung dafür, die Stadtbahnstrecken wie erforderlich verlegen zu können. Dass parallel zur Baustelle auch noch die mehrspurige B14 verläuft, deren Unterquerung des Gebhard-Müller-Platzes bei der Gelegenheit auch gleich noch in nord-östlicher Richtung verlängert werden soll, komplettiert die Schwierigkeiten vor Ort.

Auch wenn der Bauablauf sicherlich hochkomplex ist.  Der Bau der neuen Haltstelle „Staatsgalerie“ und die damit verbundenen Stammstreckensperrungen verzögern sich  immer mehr. Ursprünglich sollten die Hauptbauarbeiten der SSB in 48 Monaten zwischen 2012 bis 2016 mit einer 14-tägigen Sperrung erfolgen. So jedenfalls die Auskunft, die noch 2010 auf Anfrage gegeben wurde. Anfang 2014 erklärten SSB-Vertreter im Bezirksbeirat Mitte, dass Anfang 2017 die neue Haltestelle „Staatsgalerie“ in Betrieb gehen und die Stammstrecke Richtung Hauptbahnhof gesperrt werden soll.

Doch der eigentliche Bau der neuen SSB-Haltestelle „Staatsgalerie“ kann erst starten, wenn der darunterliegende Trogblock 22 für den neuen „Tiefbahnhof“ fertig gestellt ist. Nach dem im August 2014 zum Baustart des „Tiefbahnhofs“ vorgestellten Zeitplan war von einer Fertigstellung im April 2016 die Rede. Auf den „Tagen der offenen Baustelle“ konnte man Anfang Januar den Baufortschritt des Baufeldes 22 besichtigen. In Wolfgang Rüters Fotoreportage zeigt ein Bild den aktuellen Bauzustand; aktuell laufen die Arbeiten an der Bodenplatte und der Bewehrung:

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Von daher wird dieser für die SSB-Bauarbeiten neuralgische Abschnitt vermutlich mindestens ein Jahr später fertiggestellt als 2014 angekündigt.

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SWP berichtet über Schaden von 200.000 Euro bei Wohngebäude an der Neubaustrecke. Gutachter sieht keinen Zusammenhang zum Tunnelbau

Anfang Februar kommen die Bahn  und ihre Projektpartner zu einer Sondersitzung wegen der Risiken des Tunnelbaus im Anhydrit zusammen. Dies melden die beiden Stuttgarter Zeitungen (hier). Das vom Bahn-Aufsichtsrat beauftragte KPMG-Gutachten hatte auf die von der Bauherrin Bahn unterschätzten Risiken beim Tunnelbau im Anhydrit hingewiesen. Im Falle von quellenden Anydritgestein wäre nicht nur die Betriebstauglichkeit des unterirdischen  Bahnknotens gefährdet. Die Gutachter schließen nicht aus, dass auch darüber liegende Gebäude beschädigt werden könnten. Wir hatten über die Risikoeinschätzung berichtet. Die Bahn verweist hingegen auf die langjährige Erfahrung und Forschungsarbeit ihres Tunnelbausachverständigen Prof. Dr. Walter Wittke (WBI). Dabei werden gerade beim Bau der beiden Tunnel unter dem Killesberg neue, in dieser Kombination noch nicht erprobte Sicherungstechniken eingesetzt. Quellprozesse können auch Jahre später einsetzten.

Doch Schäden an den Gebäuden sind beim Tunnelbau auch ohne Anhydrit-Vorkommen nicht ausgeschlossen. Die Netzwerke hatten daher eine Beweislastumkehr zugunsten der Eigentümer gefordert. Nicht der Eigentümer, sondern die Bahn solle nachweisen, dass  eingetretene Schäden nicht durch den Tunnelvortrieb verursacht wurden. Den von der Projektgesellschaft mit Haus + Grund ausgehandelten Muster-Gestattungsvertrag hatten die Netzwerke auch mit Blick auf die Schadensregulierung, die nach dem eigentlichen Tunnelvortrieb auftreten, als nicht ausreichend kritisiert. Vertreter der Projektgesellschaft hatten in den Informationsveranstaltungen eine unbürokratische Haftung bei Schäden zumindest während der Zeit des Tunnelvortriebs zugesagt.

Dass die Schadensregulierung in der Praxis nicht so „unbürokratisch“ wie versprochen abläuft, erfahren mittlerweile einige Eigentümer bei Stuttgart 21. Für die Schadensregulierung ist die von der Projektgesellschaft beauftragte Versicherung zuständig. Dass deren Gutachter erst einmal die Verursachung durch den Tunnelbau abstreitet, muss beispielsweise eine Eigentümerin in Untertürkheim erleben. Nach dem Wassereinbruch beim Tunnelbau des Obertürkheimer Tunnels Ende August drang auch fünf Tage später Wasser in ihrem 200 Meter vom Tunnelvortrieb entfernten Keller ein. Die bei diesem relativ überschaubaren Schaden angefallenen Reperaturkosten von rund 30.000 Euro wurden bis heute nicht von der Versicherung erstattet, da der Gutachter keinen Zusammenhang zum S21-Tunnelbau erkennen kann. Der Keller war jedoch nach Aussage der Eigentümerin vorher trocken.

Über einen besonders krassen Fall berichtete diese Woche die Südwestpresse (hier) von Eigentümern an der Neubaustrecke, deren Wohnhaus 2014 in nur neun Meter vom Tunnelbau unterfahren wurde. Das Gebäude war daher starken Erschütterungen ausgesetzt. Die Eigentümer hatten vorher ihre Haus beweissichern lassen. Jetzt beklagen  sie laut der SWP-Meldung Risse in den Wänden, verzogene Fenster und teils gesprungene Scheiben, herabgefallene Fliesen im Hausflur, die Senkung des Gebäudes, ein zerbrochenes Abwasserrohr und ein aus dem Gleichgewicht geratenen Dachstuhl.  Doch der Gutachter der Bahn-Versicherung sieht keinen Zusammenhang zum Tunnelbau.

Die SWP schreibt: „Laut Gutachten ist aber jeder einzelne Schaden entweder auf üblichen Verschleiß, auf Unterhaltsmängel wie bei den Fenstern, auf Frost wie beim Abwasserrohr, auf Wind und Wetter wie beim Dachstuhl sowie vor allem auf falsches Baumaterial und falsche Bauweise zurückzuführen. Die Schäden seien zudem weitestgehend schon vorhanden gewesen, schreibt der Bausachverständige. Und: Die gemessenen Schwinggeschwindigkeiten durch die Bohrungen seien zu gering, um Schäden zu verursachen. Ganser zieht an seiner Zigarette. Ein Ingenieur habe den Schaden inoffiziell auf 200.000 Euro geschätzt, sagt er. „Klar, alles kommt nicht vom Tunnelbau. Aber das meiste ist in 2014 entstanden. Schon komisch.“

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StZ: OB Kuhn fordert Tempo von der Bahn / Tage der offenen Baustelle informierten nicht über Zeitpläne und Gegensteuerungsmaßnahmen

Laut den beiden Stuttgarter Zeitungen (hier) hat der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn die Bahn „zu einer pünktlichen Fertigstellung des umstrittenen Bauprojektes Stuttgart 21 aufgefordert“.

In der gestrigen Meldung wird Kuhn indirekt zitiert: „Es sei ein Skandal, dass der Bund nicht interveniere und Geschwindigkeit anmahne. Immerhin sei das Eisenbahnbundesamt als Genehmigungsbehörde für das Projekt dem Bund unterstellt, der immer wieder die nationale und europäische Bedeutung des Projektes hervorhebe […] Die Bahn habe sich im Finanzierungsvertrag verpflichtet, den Tiefbahnhof samt Anbindung zur Neubaustrecke nach Ulm 2021 fertigzustellen, erläuterte Kuhn. Es mache einen signifikanten Unterschied für die Lebensqualität der feinstaubgeplagten Stuttgarter, ob das Vorhaben in vier oder in zehn Jahren fertig werde.“

Seine Forderung ist sicherlich nicht nur der Sorge um die Lebensqualität der Stuttgarter und die Freimachung des Bahngeländes für die internationale Bauausstellung, sondern auch der Klage der Bahn auf Mitfinanzierung von Mehrkosten bei einer späteren Fertigstellung geschuldet. Dass der OB eine Fertigstellung erst in 10 Jahren für nicht ausgeschlossen hält, macht allerdings sehr hellhörig.

Bislang räumte die Bahn  im Juni 2016 ein, dass die Bauarbeiten für den „Tiefbahnhof“  zwei Jahre im Rückstand sind. Gegensteuerungsmaßnahmen, parallele Bauarbeiten in mehreren Baufeldern und die Ausweitung der Bauzeiten in den Nachtzeitraum, wurden damals angekündigt. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG bemängelte jedoch in ihrem Prüfbericht vom 27.9.2016 auf Seite 28 und 131: „Den von der PSU ausgewiesenen Gegensteuerungsbedarf in der Höhe von € 524 Mio. konnten wir inhaltlich nicht überprüfen, da uns hierzu keine Maßnahmen vorliegen.“ Mehr zu den einschränkenden Prüfvermerken finden Sie in der aktuellen Rede von Hans Heydemann, Ingenieure 22.  Auch der Aufsichtsrat der DB AG fordert vom Bahnvorstand für die nächste Aufsichtsratssitzung laut den Stuttgarter Nachrichten vom 14.12.2016 „eine detaillierte Aufstellung der seit Juli versprochenen „Gegensteuerungsmaßnahmen“.

Den Stuttgarter Bürger und betroffenen Anwohnern geht es nicht anders. An den am Wochenende stattgefundenen „Tagen der offenen Baustelle“ suchte man vergeblich nach Zeitplänen für die Fertigstellung des „Tiefbahnhofs“ und der SSB-Arbeiten. Im letzten Jahr war noch im Januar 2016 eine große Schautafel mit den Bauschritten am Südkopf der Bauarbeiten für den Tiefbahnhof, den Nesenbachdüker und die SSB  bis 2023 aufgestellt. Auf Nachhaken des Aktionsbündnisses und des Netzwerks Kernerviertel  dementierte damals die Bahn diesen Zeitplan als veraltetes Ergebnis eines Workshops. Jetzt wurden diese Bauschritte in der exakten Reihenfolge wieder ausgehängt, allerdings ohne Zeitangaben. Man findet sie in der Fotodokumentation der Schautafeln von Wolfgang Rüter unter Bild 82-100.

Für die Fertigstellung des „Tiefbahnhofs“ waren dieses Jahr zwei sehr komplexe Schautafeln aufgestellt. Zum einen „Wie der Durchgangsbahnhof gebaut wird“ in 40 Bauschritten (Bild 23-67) und an anderer Stelle die Tafel Weitere 30 Bauschritte, dann ist der Bahnhof fertig“. Keine einzige Jahreszahl lässt sich auf den beiden Tafeln finden. Zur mangelnden Information trug bei, dass der aktuelle Baustand nicht zeitlich zugeordnet wurde. Der derzeit laufende gleichzeitige Bau der Bodenplatte in den Baufeldern 16, 17 und 22 lässt sich aus diesem Bauschrittsplan nicht herauslesen.

Auch die Nachfrage nach den bereits in der Presse angekündigten Nachtbauarbeiten wurde nur nach mehrfachen Nachhaken ausweichend beantwortet. Ja, es hätte im Baufeld 16 ein einwöchiger Testbaubetrieb im Nachtzeitraum stattgefunden, bei dem keine Immissionsbelastung für die Umgebung gemessen wurden. Mehr wisse man noch nicht…

Die Zurückhaltung mag daran liegen, dass die Entscheidung über die parallelen Bauarbeiten in mehreren Baufeldern und die Ausweitung der Bauzeiten in den Nachtzeitraum noch zur Prüfung beim Eisenbahn-Bundesamt liegt. Darüber berichteten die Stuttgarter Nachrichten am 14.12.2016. Darin wird auch Baubürgermeister Peter Pätzold zitiert, nachdem es noch „Detailuntersuchungen“ bräuchte. Unter anderem muss laut StN die Grundwassersimulation für das zeitgleiche Öffnen mehrerer Baugruben aktualisiert werden. Der BUND fordert wegen den Auswirkungen auf Natur und Gebäude ein offizielles Planänderungsverfahren.

Die StN zitiert dazu den BUND: „Rechne man die Zeit für Gutachten und Prüfung zusammen, könne die Bahn laut BUND- Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer erst 2020 mit einer Genehmigung rechnen. „Die Bahn lügt sich beim Zeitplan weiter in die Tasche. Sie sollte dazu stehen, dass es länger dauert und mehr kostet. Eine noch stärkere Gefährdung des Grund- und Mineralwassers wie bisher, darf es nicht geben. Gefährdet sind auch die Baumbestände im Schlossgarten“, lautet Pfeifers Fazit.“

Sprich, die auf den „Tagen der offenen Baustelle“ vorgestellten 70 Bauschritte für die Fertigstellung des Tiefbahnhofs und der Bauablauf am Südkopf könnten sich, soweit das EBA dies genehmigt, noch gravierend ändern. Unklar ist, wann und ob. Doch diese Information wurde an den Tagen der offenen Baustelle weder auf den Schautafeln noch im Gespräch kommuniziert.

Auch nicht kommuniziert wurde, dass die Kelchstützen des „Tiefbahnhofs“ mangels Freigabe durch das EBA noch gar nicht gebaut werden können. So heißt es in einer Meldung der Stuttgarter Nachrichten vom 19.12.2016: „So sollte bereits Ende 2015 die erste Stütze im Schlossgarten für das Hallendach des Bahnhofs stehen. Sie werde „sehr bald wachsen“, sagte Manfred Leger, man brauche Ausnahmegenehmigungen, die sehr schwierig einzuholen seien.“

Fazit: auf an den letzten „Tagen der offenen Baustelle“ gab es zwar mehr als im letzten Jahr zu sehen. Es wurden jedoch die Schwierigkeiten, mit denen die Bahn beim Bau des „Tiefbahnhofs“ zu kämpfen hat, ausgeblendet. Im letzten Jahr wurde für den Südkopf ein angeblich überholtes Schaubild über den Bauablauf aufgestellt. Dieses Jahr wurden den Besuchern Zeitpläne für das Großprojekt erst gar nicht mehr präsentiert. Und über die Presse angekündigten Nachtbauarbeiten keine Information.

Dafür hatten die Besucher mit Kindern u.a. die Gelegenheit einen Bagger zu fahren. Und Europas größte Baustelle wurde in der Werbung durch den S21-Verein auf ein putziges, pastellfarbenes „Bob-der-Baumeister-Format“ gestutzt:

https://www.s21erleben.de/wp-content/uploads/2016/04/OffeneBaustelle-1-1440x632.jpg

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Berichte, Pressemeldungen und Sonstiges in der Winterpause

Nach unserer Winterpause möchten wir einen kurzen Überblick über die in den letzten drei Wochen erschienenen Presseberichte und sonstigen interessanten Beiträge zu Stuttgart 21 und anderen Themen geben:

Bahn will in Untertürkheim künftig im Nachtzeitraum sprengen statt meißeln und auch keine Hotelkosten für die betroffenen Anwohner übernehmen:

Anfrage von MdB Matthias Gastl im Bundestag zu den Erfahrungen mit Tunnelbautechniken im Anhydrit:

Kritik des Ev. Landesbischofs und des Aktionsbündnisses an der Sonn- und Feiertagsarbeit auf den Baustellen für Stuttgart 21:

Rede von Dipl.-Ing. Hans Heydemann, Ingenieure 22 auf der 352.Montagsdemo: ‚Was wirklich im KPMG-Prüfbericht steht‘

Berufsalltag der Mineure bei Stuttgart 21 und die Arbeit des Diakon:

Zuschusskürzungen für den Stuttgart 21-Verein und das virtuelle Modell von Stuttgart 21:

„Tage der offenen Baustelle“:

Verkehrliche Situation in Stuttgart / Geschichte der württ. Eisenbahn / Betrieb von Bahnhöfen 

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Winterpause bei www.netzwerke-21.de bis Anfang Januar

 

Lotte

 

Anselm Magnus Hirschhäuser: „Bauarbeiten vor dem Projektraum Lotte“  (Wohngebäude Willy-Brandt-Str. 18 / Kernerviertel / unmittelbar neben den langjährigen Stuttgart- 21-Bauarbeiten für den „Tiefbahnhof“ und immer noch ohne Schallschutzfenster).

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Berichterstattungen zum ersten Tunneldurchschlag, der geplanten Sondersitzung des Lenkungskreises und dem Klagemarathon

Zum ersten Tunneldurchschlag bei Stuttgart 21:

Sondersitzung des Lenkungskreises zum Anhydrit-Risiko:

StZN: Sondersitzung findet wohl im Januar statt

Land plant gegen Stadt, Region und Flughafen wegen möglicher Übernahme der Mehrkosten für Stuttgart 21 zu klagen:

Update 08.01.2017: Bahn klagt gegen die Projektpartner

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Risikoanalyse identifiziert noch höhere Risiken für Bau und Betrieb der S 21-Tunnel als KPMG

Letzten Montag sprach auch der Geologe Dr. Jakob Sierig auf der Pressekonferenz des Aktionsbündnisses. In seinen Reden auf den Montagsdemos und 2010 in der Schlichtung hatte er wiederholt auf die Risiken des Tunnelbaus im Anhydrit hingewiesen. Leider wurde über die aktuelle „Risikoanalyse der mit Bau und Betrieb der Zufahrtstunnels verbundenen Risiken für S21″, die Dr. Sierig auf der Pressekonferenz vorstellte, nicht in den Medien berichtet. Daher möchten wir auf dieses Kurzgutachten hinweisen. Erstellt wurde die Risikoanalyse von Prof. Dr. Dipl.-Ing. Hans Albrecht Schmid, Fachbereich Informatik an der Fachhochschule Konstanz, basierend auf den Schlichtungsvortrag und in Zusammenarbeit mit Dr. Jakob Sierig. Lesen Sie hier.

Die Ergebnisse dieser Risikoanalyse sollte auch die S21-Projektpartner von Stadt, Land und Region hellhörig machen, die laut StZ (hier) wegen der Ergebnisse der Schweizer Prüfer Ernst Basler + Partner  im KPMG-Gutachten kurzfristig eine Sondersitzung des Lenkungskreises beantragt haben. Im KPMG-Gutachten wurden die Anyhdrit-Risiken für die einzelnen Tunnel betrachtet. Wir haben mehrfach darüber berichtet, zuletzt im Beitrag über den aktuellen Tunnelvortrieb für Stuttgart 21 Anfang Dezember 2016. KMPG und Ernst Basler + Partner stellten „ein großes Risiko für die Betriebstauglichkeit“ der vier S21-Tunnel im Anhydrit fest.

Die Gutachter von KPMG identifizierten innerhalb der S21-Tunnels kritische Strecken im Anhydrit, insbesondere in der Übergangszone und wenn der Anhydritspiegel den Tunnelquerschnitt schneidet. Auch im KPMG-Gutachten wurde als zusätzliche Referenz die Schadenshäufigkeit bei vergleichbaren Tunneln hinzugezogen. So heißt es im Gutachten: „Sieben der genannten Tunnel befinden sich geologisch in einer mit den S21-Tunneln vergleichbaren Situation (Anhydritspiegel im Bereich des Tunnels); bei fünf davon traten Hebungen auf, bei vieren auch relevante Schäden. Auch ohne weiterführende Analyse der jeweils relevanten Gesamtlängen der kritischen Bereich in diesen Tunnels ist dies nach unserer Auffassung ein klares Indiz für das Vorhandensein von Hebungsrisiken bei einem Tunnel, welcher den Anhydritspiegel anschneidet.“

Die Risikoanalyse von Prof. Schmid und Dr. Jakob Sierig betrachtet das Risiko unabhängig von der Gesamtzahl der kritischen Tunnelmeter pro Tunnel und ermittelt damit noch deutlich höhere Eintrittswahrscheinlichkeiten von Bauproblemen und Bauschäden von Stuttgart 21-Tunnels als die KPMG-Gutachter. Grundlage der Risikoanalyse von Schmid/Sierig sind die Bauprobleme und Betriebsschäden, die im Süddeutschen und Schweizer Raum bei seit 1970 gebauten Tunneln aufgetreten sind. Dabei wird auch der in den fünfziger Jahren fertiggestellte Wagenburgtunnel miteinbezogen. Laut der Risikoanalyse sind bei 5 von 8, d.h. bei 62,5% der Tunnels im Anhydrit, „Bauprobleme aufgetreten, welche Zusatzmaßnahmen wie z.B. dickere Querschnitte, Erstellung von Ankern, Einbau von Knautschzonen o.ä. erforderlich machten und woraus erhebliche Zusatzkosten und zeitliche Verzögerungen resultierten.“ In der Risikoanalyse wird auch das Risiko für Bauprobleme und Bauschäden für den gesamten unterirdische Bahnknoten von Stuttgart 21 mit den vier zweiröhrigen Zufahrtstunneln untersucht. Denn so wird im Papier argumentiert, Stuttgart 21 ist „ist ganz oder teilweise funktionsunfähig, wenn mindestens einer seiner Zufahrtstunnels funktionsunfähig ist“. Die Risikoanalyse kommt zu Ergebnissen, die wir wegen der Deutlichkeit zitieren möchten:

  • Das Risiko, dass Bauprobleme in einem einzigen Zufahrtstunnel (Bau kann nicht wie geplant durchgeführt werden. Daraus resultieren Zusatzkosten und zeitliche Verzögerungen.) auftreten, beträgt 62,5%.
  • Das Risiko, dass Betriebsschäden in einem einzigen Zufahrtstunnel (Schäden, welche eine Reparatur oder Sanierung des Tunnels bedingen. Mit Vollsperrung oder Teilsperrung für längere Zeit verbunden.) in einem Zeitraum von 24 Jahren auftreten, beträgt 50%.
  • Das Risiko für S21 bzgl. des Auftretens von Bauproblemen in mindestens einem der Zufahrtstunnels (Bau kann nicht wie geplant durchgeführt werden. Daraus resultierende Zusatzkosten und zeitliche Verzögerung.) beträgt 98%.
  • Das Risiko für S21 bzgl. Betriebsschäden bei den Zufahrtstunnels (Schäden, welche eine Reparatur oder Sanierung des Tunnels bedingen. Mit Vollsperrung oder Teilsperrung für längere Zeit verbunden.) innerhalb von 24 Jahren beträgt 94%.
  • Das bedeutet dass bei den S21 Zufahrtstunnels mit einer 98% Wahrscheinlichkeit Bauprobleme auftreten, die erhebliche Zusatzkosten und zeitliche Verzögerungen beim Bau zur Folge haben, und dass mit einer 94% Wahrscheinlichkeit in einem Zeitraum von 24 Jahren Betriebsschäden auftreten, welche eine Reparatur oder Sanierung mindestens eines Tunnels bedingen und mit einer Vollsperrung oder Teilsperrung für längere Zeit und erheblichen Zusatzkosten verbunden sind.“

Innerhalb der Risikoanalyse wurde auch wegen der geringen statistischen Anzahl von Vergleichstunnel eine Intervallrechnung (Konfidenzanalyse) gemacht. Damit sollte die Frage behandelt werden, ob das Bauschadenrisiko in Wirklichkeit nicht viel kleiner ist und nur zufällig 5 Bauprobleme bei den 8 Stichproben dabei waren. Die Ergebnisse dieser statistischen Absicherung des Bauproblem- und Betriebsschadenrisikos lauten wie folgt:

  • „Das Risiko für S21 bzgl. Bauproblemen ist mit einer 90%-en Sicherheit größer als 76%.
  • Das Risiko für S21 bzgl. Betriebsschäden ist mit einer 90%-en Sicherheit größer als 72%“.

Die Autoren folgern daraus: „Es scheint schon mehr oder weniger grobfahrlässig, bei einem praktisch sicheren Risiko von über 76% für Bauprobleme und bzw. von über 72% für Betriebsschäden in den Zufahrtstunnels das Projekt S21 durchführen zu wollen.
Besonders, da es mit K21 eine Alternative gibt, welche die problematischen Zufahrtstunnels nicht benötigt.“

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SWR: Anhydrit- Überbleibsel der schwäbischen Subtropen

Der SWR geht in dem lesenswerten Beitrag der Wissenschaftsredaktion  „Anhydrit- Überbleibsel der schwäbischen Subtropen“ der Entstehungsgeschichte des Mineral Anhydrit im Südwesten nach: „Tunnelbauer treffen in Baden-Württemberg – etwa unterm Engelberg oder im Gebiet der Stuttgart-21-Tunnel – immer wieder auf das Mineral Anhydrit. Woher es kommt und was es gefährlich macht – eine Erläuterung.“

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StZN: Bahn will auch nachts bauen

Gestern hat der Aufsichtsrat der DB AG u.a. auch zu Stuttgart 21 getagt. Die beiden Stuttgarter Zeitungen (Meldung 1/ Meldung 2) berichten über die Verlängerung des Vertrages von Bahnchef Rüdiger Grube bis 2020, die Neuordnung des Vorstandes, das Verschieben der Sparpläne im Güterverkehr. In welchem Umfang über das KPMG-Gutachten und den Bericht des Bundesrechnungshofs behandelt wurde, geht aus den Zeitungsmeldungen nicht hervor.

Eine Meldung ist jedoch besonders für die Anwohner des Kernerviertels und des Kriegsbergs alarmierend. Laut den Stuttgarter Zeitungen will die Bahn auch nachts an der Baustelle für den Tiefbahnhof bauen und zwar zwischen 4 bis 24 Uhr! Damit soll ein Teil der zwei Jahre Bauverzögerung aufgeholt werden. Dafür sind Ausnahmegenehmigungen des Eisenbahn-Bundesamtes erforderlich. Das Netzwerk Kernerviertel hakt wegen der geplanten Maßnahmen und der Auswirkungen für das nahgelegene Wohngebiet beim Eisenbahn-Bundesamt und der Stadt Stuttgart nach.

Die StZN schreibt: „Neben der Nachtarbeit sind parallele Arbeiten in mehr Baugruben vorgesehen. Um zu beschleunigen soll der Verkehr um die Baustelle vor allem am Nordkopf verbessert werden. Die Rede ist von einer weiteren Bau- oder „Notstraße“. Die Beschleunigung der Arbeiten ist nur mit zusätzlichen Genehmigungen möglich. Der Planfeststellungsbeschluss des Eisenbahn-Bundesamtes (Eba) vom 28. Januar 2005 für den Hauptbahnhof setzt dem Unternehmen bisher enge Grenzen. So hat die Bahn zugesagt, dass in der City „in der Regel im Nachtzeitraum (20 bis 7 Uhr) auf den Baustraßen keine Logistikaktivitäten stattfinden werden“. An der Bahnhofsbaustelle können nachts damit in der Regel weder Erde ab- noch Beton und Stahl zugefahren werden. (…) Der für den Umweltschutz zuständige Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) sagte, die Überlegungen der Bahn seien der Stadt bekannt, es brauche aber Detailuntersuchungen. Die Stadt unterstütze die Beschleunigung. „Uns liegt viel an einem schnellen Bauablauf, da dadurch die Belastung der Bürger verkürzt werden kann.“

Bereits die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG monierte in ihrem Gutachten, dass von Seiten der Bahn außer der Ausweitung der täglichen Bauzeiten keine Gegensteuerungsmaßnahmen vorgelegt wurden. Auch dem Aufsichtsrat wurden die seit Juni angekündigte Liste der Gegensteuerungsmaßnahmen nicht präsentiert. Laut STZN will der jetzt „die vom Vorstand versprochenen Einsparoptionen aufgelistet haben„. Mit diesen sollten die im Juni eingeräumten Risiken von rund 524 Millionen Euro  teilweise aufgefangen werden.

Update: Auch der SWR (hier) berichtet über die geplanten Nachtarbeiten. In der meldung dementiert der Sprecher der Projektgesellschaft alle kritischen Punkte:

  • Aber von „Bauarbeiten rund um die Uhr“ könne keine Rede sein“. (Er erwähnt jedoch nicht, dass laut dem KPMG-Gutachten ein 2-Schichtbetrieb von 4-14 Uhr und 14-24 Uhr geplant ist.)
  • „Man werde sich an die Immissionsschutzrichtlinien halten, damit werde es auch „keine relevanten Beeinträchtigungen“ etwa durch Lärm oder Dreck für die Anwohner geben, so Hamann weiter“. 
  • Der parallele Bau von mehreren Baufeldern erfordere entgegen der Einschätzung des BUND keine weitere Planänderung und „Selbstverständlich wird „nichts, aber auch absolut gar nichts passieren“, was die Mineralquellen gefährden könnte.“
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Netzwerke 21 wenden sich in einem Schreiben an den Vorsitzenden des Aufsichtsrats der DB AG

Morgen tagt der Aufsichtsrat der DB AG. Neben den geplanten massiven Einschnitten im Güterverkehr und Werksschließungen steht u.a. Stuttgart 21 und das von der Bahn beauftragte Gutachten von KPMG und Ernst Basler + Partner auf der Tagungsordnung. Die beiden Stuttgarter Zeitungen (hier) berichten heute darüber. Die Gutachter haben deutlich auf die Langzeitrisiken für den Tunnelbau und Betrieb des Bahnknotens im quellfähigen Anhydrit hingewiesen. Beim Bau der Tunnel im Anhydrit wird laut den Gutachtern ein „im Ingenieurbau unüblich hohes Risiko für die Betriebstauglichkeit“ eingegangen wird. Der Bahnbetrieb wäre bei grösseren Schäden „nicht mehr gewährleistet“ und Schäden an darüberliegenden Gebäuden damit verbunden. Nicht nur Ministerpräsident Kretschmann ist nach einer aktuellen Meldung der StZN (hier) beunruhigt.

Letzte Woche haben die Netzwerke 21 der vom Tunnelbau betroffenen Anwohner in einer Pressemitteilung Garantien von Bund und Bahn für alle Schäden gefordert, die an den Gebäuden aus dem Tunnelbau resultieren.  Rudi Röder vom Netzwerk Killesberg und Umgebung hat diese Forderung auf der Pressekonferenz des Aktionsbündnis bekräftigt.

Mit dieser Forderung  haben sich die Netzwerke 21 Ende letzter Woche in einem Schreiben an den Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Bahn, Prof. Dr. Dr. Utz-Hellmuth Felcht, gewandt. Lesen Sie hier:

Sehr geehrter Herr Professor Felcht,

endlich hat ein offizielles Gutachten, nämlich das von Ihnen beauftragte Gutachten der KPMG, die Risiken des Anhydrit für die Tunnel von Stuttgart 21 benannt. Endlich kann jeder nachlesen, was die Netzwerke der vom S21-Tunnelbau betroffenen Anwohner und Eigentümer seit Jahren behaupten: Das Bauen im Anhydrit ist mit großem Risiko verbunden. Es gibt kein bautechnisches Verfahren, welches die Risiken ganz ausschließen kann. Im Jahr 2013 haben die Netzwerke bei einem Geologen, der mit den Stuttgarter Verhältnissen aufs beste vertraut ist, eine gutachterliche Stellungnahme in Auftrag gegeben, der den Vortrieb durch das tückische, quellfähige Gestein als extrem problematisch bezeichnete. Und wir haben der DB Netze, vertreten durch die PSU, mehrfach vorgehalten, dass sie mit den Risiken fahrlässig umgehe. Doch jegliche Kritik wurde von der Bahn mit Hinweis auf die langjährigen Forschungsarbeiten und Erfahrungen ihres Sachverständigen für den Tunnelbau, Prof. Dr.-Ing. Walter Wittke (WBI), und die Beherrschbarkeit der Risiken abgetan. Noch im Januar wurde ein Mitglied der Netzwerke als „Verschwörungstheoretiker“ geschmäht, als es gegenüber Vertretern der PSU auf die unterschätzten Risiken hinwies.

Dabei musste die PSU wenige Monate später einräumen, dass die noch 2010 in der Schlichtung von Professor Wittke dargestellten doppelt abgesicherten Schutzmaßnahmen („Gürtel und Hosenträger“) für den Bau der Tunnel unter dem Killesberg gegen den Quellprozess nicht ausreichend sind und ein 144 Millionen teures Verfahren mit Kunstharzinjektionen erforderlich ist. Diese wirken jedoch nur in unmittelbarer Umgebung der Tunnelröhren, von denen die Injektionen ausgehen. Während die Gebirgslockerungen und Rissbildungen durch die teils heftigen Sprengungen Wasserwege eröffnen, aus Sicht der Netzwerke unkalkulierbar sind.

Nun ist mit dem KPMG-Gutachten die Wahrheit also auf dem Tisch. Die PSU bagatellisiert aber weiter, sagt, dass die Tunnel schon X Kilometer vorgetrieben sind, und „alles ging gut“. Zu genau aber wissen wir hier im Südwesten, in dem auch Staufen und der Engelbergtunnel liegen, dass es vor allem die Spätfolgen sind, die Tunneln resp. Gebäuden mit Hebungen und Zerstörungen zu schaffen machen. Und für einen Autobahntunnel sind Schäden durch quellenden Gipskeuper noch vergleichsweise harmlos.

In dem von Ihnen beauftragten KPMG-Gutachten wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass mit den Quellprozessen auch Gebäudeschäden verbunden sein können. Über den Tunneln liegen die Grundstücke und Häuser von Hunderten von Stuttgarter Bürgern. Es sind unsere Häuser, die von den gravierenden Risiken betroffen sind und mit denen die Bahn offensichtlich spielt. Wenn hier Schäden auftreten, wird Eigentum und Vermögen vernichtet, das weder der Bahn noch dem Bund oder einer anderen öffentlichen Hand gehört. Auf die Versicherungen der Bahn werden wir, die wir schon Erfahrungen mit den Schadensabwicklungen bei Setzungen und Rissen an Häusern haben, uns nicht verlassen. Nicht zuletzt, weil die Quellungsprozesse noch nach Jahrzehnten Schadensfälle generieren können, rechnen wir hier nicht mit Kompensation. Vielmehr fordern wir, die Netzwerke 21, für unsere Mitglieder sowie für deren Häuser und Grundstücke Garantien der Bundesrepublik Deutschland als Mutter der Bahn, dass jeder Schaden an Gebäuden, der aus dem Tunnelbau resultiert, vollumfänglich übernommen wird.

Wir bitten Sie, die anstehende Sitzung des Aufsichtsrats dazu zu nutzen, sich ein realistisches Bild von den dramatischen Risiken dieser geologischen Zeitbombe für die Bahn sowie für deren Glaubwürdigkeit und Zukunftsfähigkeit zu machen.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Uwe Dreiss                         Ulrich Hangleiter               Frank Schweizer

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Berichterstattung und Pressemeldungen im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung der DB AG und zur 350. Montagsdemo

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Wo und wieviel Anhydrit wurde durchfahren? Wie hoch ist laut der KPMG das Risiko für Hebungen? Zum aktuellen Tunnelvortrieb für Stuttgart 21 Anfang Dezember 2016

Die Informationspolitik der Bahn auf die kritischen Berichterstattung zum unterschätzten Anhydrit-Risiko ist hanebüchen. Die Kritik der von der Bahn selbst beauftragten Prüfer wird weiter mit Hinweis auf die langjährige Forschungsarbeit und Erfahrung ihres Sachverständigen Prof. Dr-Ing. Walter Wittke (WBI) abgetan. Dabei kennt Prof. Wittke nach eigenen Angaben nicht einmal das Gutachten der KPMG und Ernst Basler + Partner. Auch nicht der Umstand, dass die vom Sachverständigen empfohlenen Absicherungsmaßnahmen beim Tunnelbau unter dem Killesberg zum Schutz gegen eindringendes Wasser seit der Schlichtung 2010 komplett umgeplant wurden, ist für die Bahn ein Anlass an der Beherrschbarkeit der Risiken bei fast 16 Kilometer Tunnelbau im tückischen, stark quellfähigen Gestein zu zweifeln. Auch dass die KPMG-Prüfer bei ihrem Beuch im Cannstatter Tunnel eindringendes Wasser festgestellt haben, ficht die Bahn nicht an.

Hinzu kommt noch, dass ständig neue Zahlen über die Tunnelstrecken, die bereits für Stuttgart 21 im Anhydrit vorgetrieben wurden, von der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH (PSU) an die Öffentlichkeit gegeben werden. Erst hieß es in der Presseerklärung vom 2.12.2016: „Im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 sind bereits über die Hälfte der relevanten Anhydritlinsen erfolgreich durchfahren worden.“ Im ZDF-Beitrag „Stuttgart 21 und die Kosten„erklärte Projektleiter Christoph Lienhardt, dass bereits „61% der Strecken hergestellt“ sind. In der letzten Pressemitteilung vom 8.12.heißt es: „Von den bisher bereits aufgefahrenen rund 23 Kilometern befinden sich 3,7 Kilometer im Anhydrit.“ Damit sind nicht 61% sondern 23% der insgesamt 15,8 Kilometer in anhydritführenden Tunnelstrecken vorgetrieben. Zur Verwirrung trug sicherlich unbeabsichtigt bei, dass die beiden Stuttgarter Zeitungen in ihrer Ausgabe am Freitag Folgendes schrieben: „Bisher hat die Bahn allerdings erst 21 Prozent (1150 Meter) der im Anhydrit liegenden Abschnitte des Feuerbacher Tunnels gebohrt, nach Bad Cannstatt sind es acht, nach Obertürkheim 17, beim Fildertunnel wurde der Anhydrit noch gar nicht erreicht. „

Dabei wurden auf der Pressekonferenz der PSU am 8.12. die Zahlen des zu erwartenden Anhydrit und die Ist-Zahlen der bereits im Anhydrit vorgetriebenen Meter pro Tunnel in einem Schaubild präsentiert. Zu sehen ist dies im Flügel TV-Video ab Minute 3;20. Diese von der PSU veröffentlichten Zahlen ergeben folgendes Bild:

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Wir möchten den Schwerpunkt unseres Monatsberichts über den aktuellen Baufortschritt beim Tunnelbau für Stuttgart 21 ausnahmsweise auf den Anhydrit legen. Alle weiteren Informationen zum Tunnelbau finden Sie in unseren letzten Beiträgen vom August, September und Oktober 2016.  Hier noch die Übersicht der Netzwerke über den Vortriebsstand der einzelnen Tunnel zum 05.Dezember 2016 sowie die detaillierten Wochen- und Monatszahlen in unseren Übersichten ab Oktober 2015 / bis September 2015:

20161205-ueberssicht

Von den für Stuttgart 21 geplanten 59 Tunnelkilometern sind fast 40% aufgefahren. Rund 60% der Strecke einschließlich der Innenverschalung bei 44 bergmännischen Tunnelkilometern müssen noch realisiert werden. Der Bau von 12,2 Tunnelkilometern, d.h. des Nord- und Südkopfs am „Tiefbahnhof“, der Tunnel am Flughafen und des S-Bahn-Tunnels Los 4 Süd, sind noch nicht einmal angelaufen. Dass die Inbetriebnahme Ende Dezember 2021 bei einem Zeitverzug von mehr als zwei Jahren nicht mehr realistisch ist, räumt mittlerweile auch Bahnchef Rüdiger Grube ein.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG schließt wegen des Anhydrit-Risikos eine weitere verzögerte Inbetriebnahme zwischen Dezember 2022 und Dezember 2024 nicht aus. Sie beziffern in ihrem Gutachten die Risiken durch Anhydrit-Quellungen bzw. Hebungen bis zur Inbetriebnahme von Stuttgart 21. Gefährdet sind zum einen die Übergangsbereiche vom ausgelaugten zum anhydritführenden unausgelaugten Gipskeuper. Zum anderen, wenn der Anhydritspiegel im unteren Tunnelquerschnitt liegt.

So rechnen die KPMG bzw. Ernst Basler + Partner mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 20 bis 50%, dass bei den Tunneln unter dem Killesberg während der ein bis zweijährigen Standzeit Schäden an der Spritzbetonschicht entstehen. Mit einer 50-70% Eintrittswahrscheinlichkeit nach Einbau der Innenschale und 10-20% nach Einbau der bahntechnischen Ausstattung beziffern sie für alle Tunnel das Risiko, dass sich besonders kritische Tunnelabschnitte zwischen 1,5 bis 10 cm heben. Bis zu 10 cm können beim Einbau der bahntechnischen Ausstattung bzw. Korrektursystemen noch ausgeglichen werden.

Doch die Prüfer schließen nicht aus, dass es entlang der kritischen Tunnelabschnitte zu Hebungen über 10 cm kommt, die eine Betriebsuntauglichkeit der Tunnel nach sich ziehen. Damit können auch Hebungen an der Geländeoberfläche und Schäden an den darüber liegenden Gebäuden verbunden sein. Die Eintrittswahrscheinlichkeit haben die Prüfer allerdings nur den kurzen Zeitraum bis zur Inbetriebnahme von Stuttgart 21 und nicht für den auf 100 Jahre geplanten Bahnbetrieb ermittelt. Mit einem längeren Betrachtungszeitraum, z.B den ersten 10 oder 20 Jahren des Betriebs, würden die im KPMG-Gutachten genannten Prozentzahlen nach deutlich höher liegen.

Wir möchten daher in unserem Monatsbericht zum Vortriebsstand anhand der geologischen Schnitte einen groben Überblick geben, wie viel Anhydrit in den einzelnen Tunneln durchfahren wurde und mit welchen Eintrittswahrscheinlichkeit die Prüfer bei Hebungen über 10 cm für Schäden an den Tunneln und Gebäuden rechnen. Die geologischen Schnitte geben jedoch nur das anhand von Erkundungsbohrungen erwartete Anhydritvorkommen wieder. Das tatsächliche Anhydritvorkommen beim Tunnelbau kann erst mit aufwendigen chemischen Untersuchungen verifziert werden.

1. Fildertunnel / PFA 1.2. (Innenstadt, d.h. Rettungszufahrt Süd / Kernerviertel / Gänsheide incl. Uhlandshöhe, Degerloch, Möhringen Fasanenhof):

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Interviews mit Bahnchef Rüdiger Grube und Werner Sauerborn vom Aktionsbündnis

Nächste Woche tagt am 14.Dezember der Aufsichtsrat der DB AG. Unter anderem steht das KPMG-Gutachten zu Stuttgart 21 auf der Tagesordnung. Im Vorfeld der Sitzung und nach den für die Bahn kritischen Berichterstattungen über das aus Sicht der Prüfer unterschätzte Anhydrit-Risiko findet sich heute in der Stuttgarter Zeitung ein ganzseitiges Interview mit Bahnchef Rüdiger Grube dem Titel „Wir machen hier nicht Jugend forscht“. 

Darin bekennt er sich klar zu Stuttgart 21 und zweifelt die Zahlen des Bundesrechnungshofs an. Auch die Risikoeinschätzung des von der Bahn beauftragten KPMG-Gutachtens teilt er nicht. Deutlich wird, dass die Bahn weiterhin Risiken unter 50% nicht mit in die Kostenkalkulation berücksichtigt. So führt Rüdiger Grube aus: „Bei der Bewertung der Risiken haben KPMG und Ernst Basler eine andere, die Schweizer Methode, angewendet. Risiken haben eine Eintrittswahrscheinlichkeit. Liegt die bei größer 50 Prozent, sagen wir: Das tritt ein. Bei allem unter 50 Prozent sagen wir: Das verhindern wir.“

Dies deutet daraufhin, dass der designierte Infrastrukturvorstand Roland Pofalla, über den die StZ heute kritisch berichtet (Bericht / Kommentar), die bisherige Risikobewertung von Stuttgart 21 nicht revidieren wird. Die Frankfurter Rundschau schrieb noch im Juni nach dem Rückzug Volker Kefers:„Eins ist doch klar“, sagt ein Bahn-Insider, „jeder Nachfolger wird die Risiken neu bewerten, von denen Kefer noch der Meinung war, er könne sie managen, um nicht gleich mit einem bleischweren Rucksack an den Start zu gehen. Allein durch einen personellen Wechsel wird Stuttgart 21 jetzt definitiv teurer und später fertig.“ 

In der Sitzung des Aufsichtsrates sollen nach Aussage von Rüdiger Grube auch die Gegensteuerungsmaßnahmen bei Stuttgart 21 behandelt werden. Klar ist, dass beim Bau des „Tiefbahnhof“ nur ein der mehr als zwei Jahre Bauverzögerung eingeholt werden kann. Von einer Fertigstellung Ende 2022 ist die Rede. Nur um den Druck auf die Baufirmen und Genehmigungsbehörden aufrecht zu erhalten, wird offiziell weiterhin an 2021 festgehalten.

Dies und die weiterhin unterschätzten Bau- und Kostenrisiken  kritisiert Werner Sauerborn vom Aktionsbündnis in einem Interview mit der Jungen Welt (hier): „Aufgrund der unterschätzten Risiken ist der Termin für die Fertigstellung zu optimistisch: Zunächst war von 2019 die Rede, dann von 2021. Das täuscht die Bahn AG der Öffentlichkeit immer noch vor, obgleich intern längst Ende 2024 anvisiert ist, wie auch das Gutachten nahelegt. Jeder, der dafür Verantwortung trägt, müsste mittlerweile überzeugt sein: Das Projekt muss gestoppt werden.“

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ZDF: Stuttgart 21 und die Kosten

Das ZDF-Mittagsmagazin (hier) berichtete heute ausführlich über das KPMG-Gutachten zu den unterschätzten Baurisiken durch Anhydrit und die dadurch steigenden Kosten für Stuttgart 21. Zu Wort kommt neben dem Tunnelbausachverständigen Prof. Walter Wittke, dem Projektleiter Christoph Lienhardt auch der kritische Geologe Dr. Ralf Laternser.

Das ZDF schreibt: „Es ist und bleibt ein Aufreger: Das umstrittene Großprojekt Stuttgart 21 wird vermutlich noch teurer als geplant, denn der Untergrund in Stuttgart ist problematischer als gedacht.“

Völlig falsch liegt jedoch der S21-Projektleiter Christoph Lienhardt mit der beschwichtigtenden Aussage, dass bereits 61% der Strecken hergegestellt wären. Möglicherweise nur für den PFA 1.5. unter dem Killesberg, jedoch nicht für Stuttgart 21. Wir werden noch darüber berichten.

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Bahn reagiert auf Kritik wegen unterschätztem Anhydrit-Risiko. Doch was ist davon zu halten?

Die Bahn  bzw. die DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH (PSU) hat auf die Berichterstattung zum unterschätzten Tunnelbaurisiko durch Anhydrit reagiert und zu einem Pressegespräch mit ihrem Sachverständigen für den Tunnelbau, Prof. Dr-Ing. Walter Wittke (WBI) geladen. Dem Pressegespräch ging eine Pressemitteilung (hier) voraus, in der trotz des Risikos die Sicherheit des Bauverfahrens dank der jahrelangen Forschungsarbeit  und praktischen Erfahrung ihres renommierten Sachverständigen betont wird. Unter seiner Beteiligung sei die sichere Durchfahrung von insgesamt 3,6 Kilometer Anhydrit entlang der S-Bahn-Wendeschleife, des Hasenbergtunnels und des Heslacher Tunnels  realisiert worden.

So heißt es in der Pressemitteilung: „Der weltweit renommierte Tunnelbauexperte Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. Walter Wittke, der die Projektgesellschaft berät, betont: „Wir tun bei Planung und Bau der Tunnel im quellfähigen Gebirge alles dafür, um Schäden an Gebäuden und eine Beeinträchtigung des späteren Bahnbetriebs zu vermeiden.“ […] Für Stuttgart 21 sind hingegen bereits über die Hälfte der relevanten Anhydritlinsen erfolgreich durchfahren worden, ohne dass es zu nennenswerten Quellerscheinungen gekommen ist: Die quellbedingten Verschiebungen liegen zwischen null und wenigen Millimetern. […] Für Stuttgart 21 sind insgesamt rund 59 Kilometer Tunnel vorzutreiben oder auszuheben. Davon liegen 15,8 Kilometer im anhydritführenden Gipskeuper. Von den bisher bereits aufgefahrenen rund 23 Kilometern befinden sich 3,7 Kilometer im Anhydrit. Durch trockenes Arbeiten, vorauseilende Injektionen von Polyurethan in wasserführende Schichten, den Bau von Abdichtungsbauwerken und nachlaufende Injektionen gelingt es, Wasserzutritte in den Anhydrit zu vermeiden bzw. auf ein Minimum zu reduzieren. Auch die Form des Tunnelquerschnitts hat einen entscheidenden Einfluss auf die Wasserzufuhr. So verhindert das neu eingesetzte U-Profil, dass sich in den Zwickeln unterhalb der Innenschale des Tunnels Wasser ansammeln kann. „Dieses neue Bauverfahren hat sich bestens bewährt“, sagt der für die Tunnel Bad Cannstatt und Feuerbach zuständige Projektleiter Christoph Lienhart, „die besondere Geometrie ermöglicht einen schonenden Umgang mit dem Gebirge, um so Quellvorgänge zu vermeiden.“ 

Der SWR (hier) und die beiden Stuttgarter Zeitungen (hier) berichteten darüber. Die StZN schreibt: „Bisher hat die Bahn allerdings erst 21 Prozent (1150 Meter) der im Anhydrit liegenden Abschnitte des Feuerbacher Tunnels gebohrt, nach Bad Cannstatt sind es acht, nach Obertürkheim 17, beim Fildertunnel wurde der Anhydrit noch gar nicht erreicht. Die gefürchteten Hebungen habe man an der Tunnelsohle bisher mit maximal fünf Millimeter registriert. Bis zu zehn Zentimeter könnten später durch das Einstellen der Gleise ausgeglichen werden.“  Auf der Parkschützerseite finden sich Links zu Aufnahmen des Pressegesprächs.

Unfassbar ist, dass der Tunnelbausachverständige der Bahn das KPMG-Gutachten nicht kennt. So schreibt die StZN: „Das Papier, das die Projektpartner in Aufruhr versetzt, kenne er nicht. Er wolle sich nicht dazu äußern. Man könne „nicht in einen wissenschaftlichen Diskurs einsteigen“, sagt Hamann. Basler & Partner kritisieren, dass die Bahn sich auf einen Gutachter allein verlasse. „Sie müssen sich keine so großen Sorgen machen, wie die Kollegen das tun“, beruhigt Wittke. Sein Büro habe Jahre Forschungs- und Entwicklungsarbeit hinter sich. Stuttgart sei, da man schon an S-Bahn-Tunneln im Anhydrit mitgewirkt habe, bekanntes Terrain. „

Eine sichere Durchfahrung des quellfähigen Anhydrits beim Tunnelbau liegt im Interesse aller – selbstverständlich auch dem der betroffenen Anwohner und Eigentümer. Man mag sich jedoch an Goethes „Faust“ erinnert fühlen: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube,“. Die Bahn argumentiert weiterhin wie bisher, obwohl ihre eigenen Gutachter der KPMG /  Ernst Basler + Partner ähnlich wie der von den Netzwerken beauftragte Geologe Dr. Hermann Behmel zu einer ganz anderen Risikobewertung gelangt sind:

  • Seit Planungsbeginn von Stuttgart 21 stützt die Bahn sich zur Beurteilung der „höchst komplexen Anhydrit-Problematik“ auf einen einzigen Experten. Auch jetzt nachdem die Bahn öffentlich unter Druck gerät, wird kein weiterer renommierter Geotechniker hinzugezogen bzw. präsentiert, der die absolute Sicherheit der gewählten Baumethoden von 15,8 Kilometern Tunnelbau im quellfähigen Gestein bestätigt.
  • Bei den angewandten neuen Bauverfahren handelt es sich um Prototypen, die in dieser Kombination noch nicht den Praxistest bestanden haben. Das Bauverfahren für den Cannstatter und Feuerbacher Tunnel wurde gegenüber dem das noch 2010 in der Schlichtung präsentierten komplett neu konzipiert. Statt Tunnelquerschnitten mit kreisrunden Profil und Knautschzonen nach dem Ausweichprinzip werden jetzt  u-förmige Tunnelquerschnitte nach dem Widerstandsprinzip gebaut. Zusätzlich wird Kunstharz rund um den Tunnel zur Abdichtung der Wasserwege injektiert.
  • Weder die in der Schlichtung vorgestellten Sicherungsmaßnahmen der Abdichtungsbauwerke („Gürtel und Hosenträger“) noch das zusätzliche Verfahren der Kunststoffinjektionen decken nach Einschätzung der KPMG-Gutachter das Risiko Anhydrit ab, bei dem es „keine bautechnische Lösung gibt, welche eine risiko- bzw. unterhaltsfreie Nutzungsdauer von Jahrzehnte, erst recht nicht bis zur üblicherweise geforderten Nutzungsdauer von 100 Jahren, zuverlässig sicher stellen kann.“
  • Auch das in der Pressemitteilung erwähnte neue Bauverfahren mit dem U-Profil beim Cannstatter und Feuerbacher Tunnel wird kritisch gesehen. So heißt es in dem dem Aktionsbündnis, dem SWR und der StZ vorliegenden KPMG-Gutachten u.a.: „Der Nutzen der zusätzlich ausgebrochenen und mit Spritzbeton verfüllten Ecken in der Sohle des U-Profils zur Minimierung der seitlichen Kluftbildung ist aus unserer Sicht fragwürdig. Ausbruchsbedingt treten Sprödbrüche auf, wodurch die Gebirgsdurchlässigkeit erhöht und ein Quellvorgang ausgelöst werden kann. Bei einem U-Profil sind diese Sprödbrüche bei weitem ausgeprägter als bei einem Kreisprofil.“
  • Die Bahn plant den Cannstatter und den Feuerbacher Tunnel ein bis zwei Jahre nach dem Vortrieb mit der Spritzbetonausbruchsicherung stehen zu lassen, bevor das Innengewölbe betoniert wird. Laut den Gutachtern besteht während dieser Sicherheitsmaßnahme ein Risiko, dass Quelldrücke allein auf die Ausbruchsicherung wirken und dann zusätzlich diese Schäden vor der Innenverschalung des Tunnels behoben werden müssen. Die Eintrittswahrscheinlichkeit schätzen sie auf 20- 50%.
  • Trotz der von der Bahn gewählten Sicherungsmethoden muss nach Einschätzung der Gutachter „dennoch damit gerechnet werden, dass es zu Wasserzutritten kommen kann. Die Erfahrung zeigt, dass „Tunnelbau ohne Wasser“ nicht möglich ist. Insofernhalten wir es nicht für realistisch, dass das Quellen des Anhydrits mit absoluter Sicherheit vermieden werden kann.“
  • Die Gutachter verweisen auch auf ein Begehung des Cannstatter Tunnels, bei „sowohl in der Sohle direkt bei der Ortsbrust wie auch bei den Ulmen in einer Entfernung  von ca. 500 m von der Orstbrust wurden im Vortrieb 3 a [Cannstatter Tunnel] Wasserzutritte festgestellt“. Auch ein Mitglied des Netzwerks Killeberg bemerkte bei einer Ortsbegehung im Feuerbacher Tunnel im Bereich der Übergangszone eine Vielzahl von feuchte Flecken.
  • Der Sachverständige für den Tunnelbau der Bahn, Professor Wittke, verweist seit Jahren auf seine zugegebenermaßen positiven Erfahrungen beim Bau der Wendeschleife und dem Hasenbergtunnel. Doch sind diese Tunnel mit den geplanten Tunnel für Stuttgart 21 vergleichbar? Der vom Netzwerk Killesberg und Umgebung beauftragte Geologe Dr. Hermann Behmel schrieb 2013 in seiner Präsentation anlässlich der Planänderung zum Grundwassermanagment: „Im Vergleich zum Hasenbergtunnel werden die stärker bebauten Gebiete Kriegsberg, Killesberg, Wartberg, Feuerbach, Kernerviertel und Stuttgart Ost mit einer größeren Anzahl von Tunnelröhren unterfahren. Eine größere Zahl tektonischer Störungen, Anhydrit- und Auslaugungsfronten werden in viel kürzeren Abständen viel häufiger gequert. Der schmale Bergsporn des Hasenbergs hat einen hohen Oberflächenabfluss der Niederschläge, geringe Versickerungsraten und geringe Wasserzutritte durch die Störungen. Die größeren Flächen Killesberg und Gablenberg haben höhere Versickerungsraten mit einer größeren Wahrscheinlichkeit des Wasserzutritts in den Anhydrit. Schäden an Rohrleitungen und Gebäuden sind auch außerhalb den Beweissicherungsgrenzen nicht auszuschließen. Die Beweissicherungsgrenzen sind daher nach der geologischen Struktur parzellenscharf auszuweisen“.
  • In der Pressemitteilung wird auch auf die sichere Durchfahrung des Heslacher Tunnels abgehoben. Nicht erwähnt wurde, dass sich nach Information des am Bau beteiligten Geologen Dr. Dieter Nagel vier Jahre nach Baubeginn  die Geländeoberfläche im unteren Teil der alten Weinsteige in ca. 70 Metern Überdeckung um 2-3 cm gehoben hat. Schäden an den Gebäuden waren damit verbunden. Es gab also entgegen der Pressemitteilung der PSU Hebungen beim Bau des Heslacher Tunnels.
  • Auch die KPMG-Gutachter ziehen als zusätzliche Referenz für die Eintrittswahrscheinlichkeit die Erfahrungen mit anderen im Anhydrit gebauten Tunneln heran. Als besonders kritisch sehen sie die Tunnel, in denen der Tunnelquerschnitt den Anhydritspiegel anschneidet. Dies ist insbesondere unter dem Killesberg beim Bau des Cannstatter und Feuerbacher Tunnels der Fall. So heißt es im KPMG-Gutachten: „Als zusätzliche Referenz für die Eintrittswahrscheinlichkeit
    beziehen wir uns auf die Stellungnahme von Prof. Dr.-Ing. W. Wittke zum Gesprächsprotokoll EBP, in welcher diverse gebaute Tunnel im Anhydrit aufgeführt sind (vgl. Abbildung 10). Sieben der genannten Tunnel befinden sich in einer geologisch mit S21 vergleichbaren Situation (Anhydritspiegel im Bereich des Tunnels); bei fünf davon traten Hebungen auf, bei vieren auch relevante Schäden. Auch ohne weiterführende Analyse der jeweils relevanten Gesamtlängen der kritischen Bereiche in diesen Tunnels ist dies nach unserer Auffassung ein klares Indiz für das Vorhandensein von Hebungs-Risiken bei einem Tunnel, welcher den Anhydritspiegel anschneidet.“
  • Allerdings schätzen die Gutachter die Eintrittswahrscheinlichkeit für das Worstcase-Szenario, dass sich die Innenschale eines S21-Tunnels mehr als 10 cm hebt und die Inbetriebnahme wegen Tunnelsanierung verschoben werden muss, je nach Röhre zwischen 0,5 bis 13,5% ein. Bei der Eintrittswahrscheinlichkeit für Schäden an den Gebäuden an der Geländoberfläche rechnen sie mit 50% des o.g. Risikos, sprich zwischen 0,25% und 7,75%. Diese Berechnung gilt jedoch nur bis zum Inbetriebnahmetermin. Eine weitergehende Risikoabschätzung haben sie in ihrem Gutachten nicht vorgenommen.
  • Nur am Killesberg sind die Gebäude, die unmittelbar über dem Tunnel im Anhydrit liegen, in einer Beweissicherungszone. Diese sind in der biss-Karte zu ersehen. Keine Beweissicherungen sind an der Uhlandshöhe, der Gänsheide, Gablenberg, der Wangener Höhe und Degerloch erfolgt bzw. vorgesehen. Angesichts des Risikos hatte der von den Netzwerken beauftragte Geologe Dr. Behmel vergeblich eine Ausweitung der Beweissicherungsgrenzen nach der geologischen Struktur gefordert.
  • Doch auch eine Beweissicherung kann die Eigentümer nicht vor einem Rechtsstreit mit der Versicherung der Bahn schützen, wenn die Quellbewegungen bzw. Hebungen erst nach Jahren einsetzen. Die Netzwerke fordern daher Garantien von der Bahn und dem Bund, dass alle mit dem Tunnelbau verbundenen Schäden vollumfänglich übernommen werden.
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Berichterstattung über Verwaltungsausschuss des Gemeinderats zu Stuttgart 21. Bahn wollte aus Kostengründen S 21 nicht

  • StZN: Kuhn: „Ich halte an Stuttgart 21 fest“:Die Stadt bereitete sich auf einen langwierigen Rechtsstreit mit der Bahn vor. Außerdem drohen ihr zwei Klagen, weil der Gemeinderat Bürgerbegehren erneut abgewiesen hat. […] Der Gemeinderat wird es in seiner Sitzung an diesem Donnerstag ablehnen, die Verjährung für die von der Bahn vorgebrachte Forderung von 1,45 Milliarden Euro aufzuschieben.  […] Die Bahn will bis Jahresende Klage einreichen. Für die Stadt geht es um 292 Millionen Euro. Allerdings nur vorerst. Der Staatskonzern hat auf 180 Seiten begründet, warum er zur Not unbegrenzt Geld von der Stadt haben will. Der Verteilungsschlüssel von 65 Prozent, die die Partner, und 35 Prozent, die die Bahn zu bringen hätten, solle „auch für diese weiteren Mehrkosten gelten“. […] Die DB schreibt, dass sie den Durchgangsbahnhof „unter anderem aus Kostengründen“ früh abgelehnt und „ein anderes Konzept, bei dem der Kopfbahnhof stehen geblieben wäre“ favorisiert habe. Grundlage für S 21 sei gewesen, dass „für die DB keine unkalkulierbaren Risiken entstehen“.
  • StZ: S-21-Gegner warten auf OB-Antworten:  „Die Initiatoren zweier Bürgerbegehren gegen Stuttgart 21 sehen vor der Diskussion im Verwaltungsausschuss am Mittwoch noch offene Fragen. Sie werfen OB Fritz Kuhn eine Missachtung der Bürger vor.“
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Schutzgemeinschaft Fildern sammelt Spenden wegen Klage / StZN: Filderanschluss sei eine „Primitivlösung“

Steffen Siegel, Sprecher der Schutzgemeinschaft Fildern, hatte auf der letzten Montagsdemo (hier) darüber gesprochen. Zur Finanzierung der Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss 1.3 a.ruft die Schutzgemeinschaft zu Spenden auf (Info). Die wichtigsten Klagebegründungen im Schnelldurchlauf von Dr. Tobias Lieber finden Sie auf der Webseite der Bürgerinitiative.

Gestern berichteten die beiden Stuttgarter Zeitungen (hier) über die Klage der Schutzgemeinschaft Fildern. Der Schriftsatz zitiert auch eine interne Einschätzung des Bundes-Verkehrsministeriums zum Anschluss der Gäubahn an den Flughafen.

Die StN schreibt: „Der Anwalt Tobias Lieber sieht Verfahrensmängel bei der Aufteilung des Flughafenanschlusses. Er kritisiert eine unterlassene Abwägung zwischen S 21 und dem Ausbau des Kopfbahnhofes und verweist auf die ungeklärte Finanzierung. Der Anschluss der Gäubahn an den Flughafen sei offenbar politisch motiviert, so Lieber. „Ich habe noch nie ein so vernichtendes Urteil der Fachebene über eine Planung gelesen“, sagte Lieber am Dienstag bei der Pressekonferenz der Schutzgemeinschaft zum Gäubahn-Anschluss. […] Aktuell sei die Einschätzung von Ramsauers Fachleuten. Sie schrieben: „Die DB AG lässt grundlegende technische Rahmenvorschriften unberücksichtigt.“ Die Bahn plane eine „Primitivlösung“ durch „einfallsloses Unterschreiten von den im Eisenbahnwesen notwendigen und bewährten Mindeststandards“. In dem internen Vermerk heißt es weiter: „Der Eindruck drängt sich auf, dass die vorgelegte Lösungsvariante eher von der Motivation dominiert ist, die Kosten für das Gesamtprojekt schön zu rechnen, als ein bautechnisch akzeptables und realisierungsfähiges Plankonzept zu entwickeln“.

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Kontext: Puste- und Hefekuchen

Kontext: Puste- und Hefekuchen: „Da hat einer die Backen ganz schön aufgeblasen. Der „weltweit renommierte Tunnelbauexperte Professor Walter Wittke“ (PR-Text der Bahn) versprach während der S-21-Schlichtung viel. Nicht nur Schwierigkeiten wollte er aufzeigen, sondern auch Lösungen. Fünf Jahre später kann nur noch die Heilige Barbara helfen. Ein Kommentar.“

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Pressemitteilungen des Aktionsbündnisses und MdB Matthias Gastl zum KPMG-Gutachten der Bahn

Pressemitteilung Aktionsbündnis vom 3.12.2016:Die Deutsche Bahn AG hatte das von ihrem Aufsichtsrat beauftragte Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und des Ingenieurbüros Ernst Basler+Partner als Bestätigung ihrer Termin- und Kostenkalkulation gefeiert. Der Bundesrechnungshof wurde mit Verweis auf KPMG/Basler abgekanzelt, es bleibe bei 6,5 Milliarden Euro und in etwa bei den angekündigten Fertigstellungsterminen. Nachdem das Gutachten nun bekannt geworden ist, wird verständlich, warum es mit hohem Aufwand geheim gehalten werden sollte.

Den Gutachtern wurde nur der Termin- und Kostenbericht (T&K) der Deutschen Bahn AG übermittelt. So könne man „nicht beurteilen, ob der Bericht sämtliche relevanten Kosten für das Vorhaben Stuttgart 21 beinhaltet. Interviews bzw. Gespräche mit Personen außerhalb der Sphäre der PSU (Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm) sollten ebenfalls nicht geführt werden“. „Deshalb war die Nachvollziehbarkeit des Berichts nur eingeschränkt und mit erheblichem Aufwand möglich“, so die Gutachter (siehe hierzu die Stellungnahme von Professor Böttger).

Trotz dieser Einschränkungen listen die Gutachter reihenweise Wenns und Abers, unterschätzte Risiken und überschätzte Kostensenkungsversprechen auf. Eine Quantifizierung all dieser Risiken würde die Kostenprognose sehr schnell in den Bereich der 8 bis 10 Milliarden Euro und darüber hinaus katapultieren, die sowohl der Bundesrechnungshof als auch das Büro Dr. Vieregg ermittelt hatten. Die Geheimhaltung des Gutachtens und die selektive Herausstellung der 6,3 bis 6,7 Milliarden muss, so Bündnissprecher von Loeper, „als erneuter Versuch der DB gewertet werden, Politik und Öffentlichkeit über die Kostenentwicklung von Stuttgart 21 zu täuschen“.

Einen Schwerpunkt der Begutachtung stellt das von der Bahn nicht kommunizierte völlig unterschätzte Risiko des Tunnelbaus durch 14 Kilometer Anhydrit dar. In ganz Deutschland und der Schweiz wurden in den letzten Jahren nur 12 Kilometer Verkehrswege durch Gipskeuper gebaut und dies mit oft später hohen Sanierungskosten (siehe die Stellungnahme des Geologen Dr. Laternser). Für das Projekt „Stuttgart 21“ halten die bahneigenen Gutachter deshalb Bauverzögerungen bis zu 36 Monaten für möglich und sehen „ein im Ingenieurbau unüblich hohes Risiko für die Betriebstauglichkeit“ von Stuttgart 21. Was eine infrage stehende Betriebstauglichkeit des Stuttgarter Bahnknotens für die Metropolregion und die Bürger der Stadt bedeutet, sollte zum Thema für die Verantwortlichen in Stadt und Land werden, so von Loeper.

Das Aktionsbündnis hat in einer umfangreichen Stellungnahme die zwanzig Bahn-Aufsichtsräte aufgefordert, in der Sitzung am 14. Dezember in Berlin die neue Lage nicht weiter zu leugnen. Der Kostenrahmen bewege sich unübersehbar auf 10 Milliarden Euro zu. Über die Hälfte dieser Summe ist im Streit und würde am Ende den Bundes-, Landes oder städtischen Haushalt belasten – allen Dementis der Beteiligten zum Trotz. Dass dieses Projekt, wenn überhaupt, erst zum Jahreswechsel 2024/25 fertig werden könnte, bestätigen selbst die Bahngutachter. Zudem wäre es durch nichts zu rechtfertigen, wenn sich der Bahn-Aufsichtsrat über die gutachterlich bestätigten hohen Risiken der Betriebstauglichkeit durch Anhydrit hinwegsetzen würde…“

Weitere Informationen unter der Webseite von Kopfbahnhof 21.

Pressemitteilung MdB Matthias Gastl: „Die Deutsche Bahn wollte von KPMG keine ehrliche Analyse, sondern ein Gefälligkeitsgutachten. Der Aufsichtsrat hat den Prüfauftrag so stark eingeschränkt, dass die Ergebnisse die bisherigen Aussagen der Bahn nur in Teilbereichen erschüttern konnten. KPMG war weder befugt, über die von der DB bereitgestellten Dokumente hinausgehende Daten anzufordern noch notwendige Gespräche mit externen Experten zu führen. Dass die Ergebnisse zu den Gesamtkosten und zum Inbetriebnahmezeitpunkt eine entsprechend beschränkte Aussagekraft haben gibt KPMG auch zu. Trotz der Einschränkungen ist das Gutachten ein Rüffel für die Deutsche Bahn. Es legt offen, dass die Bahn Risiken vertuscht, das Anhydritproblem stark unterschätzt und beim Reporting nicht auf dem aktuellen Stand ist. Zudem wird deutlich, dass der Zeithorizont für die Inbetriebnahme nicht zu halten ist und bei den Gesamtkosten nicht abschätzbare Risiken für Kostensteigerungen bestehen. Wer ein Risikomanagement wie die Deutsche Bahn betreibt braucht sich nicht zu wundern, wenn fortwährend die Kosten entgleiten und Vertrauen zerstört wird.“

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Pressemitteilung: Risiko Anhydrit – S21-Anwohnernetzwerke fordern Garantien von Bahn und Bund

Pressemitteilung: Die Netzwerke 21 der vom S21-Tunnelbau betroffenen Anwohner und Eigentümer verfolgen die fahrlässige Behandlung des Themas Bauens im Anhydrit durch die Bauherrin Bahn seit Jahren mit größter Sorge. Fast 16 der 42 innerstädtischen Tunnelkilometer sind durch das tückische, quellfähige Gestein geplant. Immer wieder haben die Netzwerke vergeblich auf die von ihnen beauftragten gutachterlichen Stellungnahmen hingewiesen, welche die Risiken für die Tunnel und die darüber liegenden Gebäude benannten. Doch jegliche Kritik wurde von der Bahn mit Hinweis auf die langjährige Forschungsarbeit ihres Sachverständigen für den Tunnelbau, Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. Walter Wittke (WBI), und die Beherrschbarkeit der Risiken abgetan. Noch im Januar wurde ein Mitglied der Netzwerke als „Verschwörungstheoretiker“ geschmäht, als es gegenüber Vertretern der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH (PSU) auf die unterschätzten Risiken hinwies.

Dabei musste die PSU wenige Monate später einräumen, dass die noch 2010 in der Schlichtung von Prof. Wittke dargestellten doppelt abgesicherten Schutzmaßnahmen („Gürtel und Hosenträger“) für den Bau der Tunnel unter dem Killesberg gegen den Quellprozess nicht ausreichend sind und ein 144 Millionen teures Verfahren mit Kunstharzinjektionen erforderlich ist. Diese wirken jedoch nur in unmittelbarer Umgebung der Tunnelröhren, von denen die Injektionen ausgehen. Während die Gebirgslockerungen und Rissbildungen durch die teils heftigen Sprengungen Wasserwege eröffnen, die aus Sicht der Netzwerke unkalkulierbar sind.

Nun kommt mit dem von der Bahn selbst beauftragten KPMG-Gutachten die Wahrheit auf den Tisch. Auch mit diesen zusätzlichen Schutzmaßnahmen sind die Tunnel vor den tückischen Quellprozessen, die sich auf die Betriebstauglichkeit der Tunnel und auf die darüber liegenden Gebäude auswirken können, auf Jahrzehnte hin nicht geschützt.

Dass die Bahn ihre Planungen und Baumaßnahmen bei Stuttgart 21 für die Tieferlegung des Bahnknotens einer dicht besiedelten Großstadt mit einer extrem schwierigen Geologie nur auf die Bewertung eines einzigen Fachmannes abgestützt hat, ist grob fahrlässig. Auch wenn der herangezogene Tunnelbauexperte als „Tunnelbaupapst“ gelten mag. Bei jeder kleinen Operation holt man sich eine Zweitmeinung – bei einem Milliarden teuren Großprojekt war dies anscheinend überflüssig.

Ein Sprecher der PSU erklärt, dass bereits Hunderte von Tunnelmetern im Anhydrit „ohne Probleme“ vorgetrieben wurden. Doch dies sagt gar nichts. Es ist hinlänglich bekannt, dass die Quellprozesse erst nach Jahren eintreten können und damit auch die verheerenden Folgen für die darüber liegende Bebauung oft erst nach Jahren kommen. Dabei hat der Sprecher eingeräumt, dass es im Zuge des Vortriebs für das Projekt bereits Hebungen gab.

Im KPMG-Gutachten wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass mit den Quellprozessen auch Gebäudeschäden verbunden sein können. Über den Tunneln liegen die Grundstücke und Häuser von Hunderten von Stuttgarter Bürgern. Es sind unsere Häuser, die von den gravierenden Risiken betroffen sind und mit denen die Bahn offensichtlich spielt. Wenn hier Schäden auftreten, wird Eigentum und Vermögen vernichtet, das weder der Bahn noch dem Bund oder einer anderen öffentlichen Hand gehört.

Der Hinweis auf die Versicherungen, die die Bahn für Schadensfälle hat, ist wenig beruhigend. Erste Erfahrungen von Eigentümern bei Stuttgart 21 mit der Versicherung der Bahn bei der Schadensabwicklung lassen Schlimmstes befürchten. Der aktuell in der Stuttgarter Zeitung berichtete Fall, nachdem der 2012 vom Feuerbacher Zugunglück Geschädigte bis heute keinen Schadensersatz erhalten hat, weil die Bahn diese Schadensfälle nur bis 300.000 Euro versichert hat, wirft ebenfalls ein erschreckendes Szenario auf. Zumal bei erst nach Jahren einsetzenden Quellprozessen die Beweislast bei den geschädigten Eigentümer liegt.

Die von der Untertunnelung bei Stuttgart 21 betroffenen Eigentümer stehen vor einer unsicheren Zukunft. Dies wollen sie nicht hinnehmen. Vielmehr fordern sie für ihre und die benachbarten Grundstücke Garantien der Bahn und des Bundes, dass jeder Schaden an Gebäuden, der im Zusammenhang mit dem Tunnelbau steht, vollumfänglich übernommen wird.

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StZ: Rechnungshof warnt vor Tunnelrisiken

Morgen berichtet die Stuttgarter Zeitung (hier), dass auch der Bundesrechnungshof wegen des Anhydritrisikos die Gefahr hoher Folgekosten für den Staat sieht und von der Bunderegierung baubegleitende Kontrollen beim Bau von Stuttgart 21 fordert. Ein Zitat aus dem Artikel:

„Bei den S-21-Bahntunneln schätzt der Rechnungshof laut Winter die Risiken von Bodenhebungen wegen Anhydrits als „noch viel problematischer“ ein als bei Straßentunneln wie dem A-81-Engelbergtunnel bei Leonberg, der nach Quelldruckschäden bald umfassend saniert und teilgesperrt werden muss. Die Kontrollbehörde schließt auf konkrete Nachfrage bei den Stuttgart-21-Tunneln eine Gefährdung der Betriebssicherheit, lange Sperrungen zur Sanierung und ein daraus resultierendes Verkehrschaos ausdrücklich nicht aus.“

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Bahngutachter attestieren Stuttgart 21 unterschätzte Risiken beim Tunnelbau und -betrieb wegen Anhydrit

Projektgegner, kritische Geologen und betroffene Anwohner hatten immer wieder wegen des tückischen, quellfähigen Anhydrit-Gestein vor den Bau- und Betriebsrisiken des geplanten unterirdischen Bahnknotens gewarnt. Rund sechzehn der innerstädtischen zweiundvierig Tunnelkilometer für Stuttgart 21 sollen durch den Anhydrit verlaufen. Wir hatten mehrfach über das von der Bahn unterschätzte Risiko durch den quellfähigen Anhydrit berichtet, wie beispielsweise in „Bauarbeiten im quellfähigen Anhydrit: „Staufen warnt Stuttgart““„StN: Das unterirdische Gebirge hat seine eigenen Gesetze“ ,
Zum neuen Bauverfahren im Anhydrit. Von Netzwerken 21 beauftragter Geologe warnte vor Gefahr des Wasserzutritts“  oder die Rede des Geologen Dr. Ralf Laternser „Dauerbaustelle Engelbergtunnel – und täglich grüßt der Anhydrid!“.

Einwände in den Planfeststellungs- und Klageverfahren wurden lediglich zu den Akten genommen. Auch in der Schlichtung hatte der junge Geologe Dr. Jakob Sierig gegen den renommierten Tunnelbauingenieur Prof. Walter Wittke (WBI) von vorne herein keine Chance. Als Sachverständiger beim Tunnelbau für Stuttgart 21 ist der „Tunnelbaupapst“ unfehlbar.

Dieses Dogma des Großprojekts galt bis Freitag. Erstmals hat ein von der Bahn selbst in Auftrag gegebenes, streng vertrauliches Gutachten beim Tunnelbau von fast 16 Kilometern in dem stark quellfähigem Anhydrit deutlich unterschätzte Risiken für den Tunnelbau und -betrieb sowie für die darüberliegenden Gebäude attestiert. Die Stuttgarter Zeitung (hier), Kontext (hier), der SWR (TV-Beitrag / Kommentar) und die Tagesschau (ab Min. 4:36) berichten am Freitag ausführlich darüber.

Verfasst wurde das Gutachten von der Frankfurter Wirschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und dem schweizer Ingenieurbüro Ernst, Basler & Partner.  Das Gutachten stützt sich laut StZ auf „die wissenschaftlichen Erkenntnisse eines der weltweit führenden Experten, Professor Georgios Anagnostou von der Universität ETH in Zürich. Der Fachmann für Geotechnik hat bei vielen großen Tunnelbauwerken wie dem Gotthard-Basistunnel in der Schweiz mitgewirkt“. Die Stuttgarter Zeitung berichtet in einem sehr empfehlenswerten Artikel sehr ausführlich darüber. Wir zitieren wegen der Relevanz dieser Meldung ausnahmsweise einen größeren Abschnitt. Die StZ schreibt u.a.:

  • „Als „kritisch“ stufen die Experten nur 1,26 km ein, davon allein 950 Meter beim Tunnel Feuerbach. Dort liegen die Anhydrit-Schichten in der unteren Hälfte der Tunnelquerschnitte, was Quellungen besonders problematisch macht.“
  • Nach Einschätzung der externen Gutachter „könnten mögliche Schäden an den Tunnelbauten, die auf mehr als 15 Kilometern durch problematische Anhydrit-Schichten führen sollen, im Extremfall zu teuren Sanierungen und Terminverzögerungen von bis zu drei Jahren führen. Dann würde S 21 erst Ende 2024 fertig.“
  • Zudem könnten durch die Anhydrit-Risiken sogar Neubauten von Teilen der Tunnel nötig werden und dadurch Folgekosten entstehen, pro Schadensfall bis zu 195 Millionen Euro. Der Bahnbetrieb wäre bei größeren Tunnelschäden überdies „nicht mehr gewährleistet“, warnen die Experten“.
  • „Die Wahrscheinlichkeit, dass solch ein Schaden der höchsten Risikostufe 3 eintritt, gibt die Studie bei den beiden je 2,9 Kilometer langen Röhren des Tunnels Feuerbach mit 4,5 bis 13,5 Prozent an. Bei der Westachse des Tunnels Bad Cannstatt liege dieses Risiko bei 2 bis 6 Prozent, bei den übrigen Bauwerken bei höchstens 1,5 Prozent“.
  • „Häuser könnten beschädigt werden. … Bei allen vier Tunnelbauwerken kann es den Gutachtern zufolge in solchen Extremfällen auch zu Schäden an der Oberfläche und an Gebäuden über den Tunneln kommen. „Dies hätte Gebäudesanierungen bzw. Entschädigungszahlungen zur Folge“, heißt es im Bericht auf Seite 52. Solche Schäden seien aber laut DB versichert und würden keine Mehrkosten bei S 21 verursachen“.
  • „Für problematisch halten die Gutachter auch, dass sich die DB bei der Bewertung der Tunnelrisiken bisher nur auf diesen einzigen Berater gestützt habe. Ein Beirat aus mehreren internationalen Fachleuten wäre die bessere Lösung gewesen, urteilt KPMG/Basler.“
  • Der SWR zitierte in seinem TV-Beitrag das Fazit dieses Abschnitts aus dem KPMG- Gutachten:

swr-zitat-aus-kpmg-gutachten

Besonders bemerkenswert ist, dass bei dieser Bewertung auch das zusätzliche 144 Millionen teure Bauverfahren mit den Kunstharzinjektionen berücksichtigt wurde, das von WBI aufgrund der Erfahrungen mit dem Engelbergtunnel vorgeschlagen wurde.

Die DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH weist in einer Presseerklärung „Medienberichte  entschieden zurück, wonach der Bau von Stuttgart-21-Tunneln im Anhydrit angeblich nicht beherrschbar sei. Im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 sind bereits über die Hälfte der relevanten Anhydritlinsen erfolgreich durchfahren worden. Sämtliche dabei erhobenen Messwerte liegen signifikant unterhalb der Toleranzschwelle.“

Diese Pressemitteilung zeigt jedoch, dass die Bahn erneut das Anhydrit-Risiko bewusst in der Öffentlichkeit herunterspielt. Nicht mehr aufhaltbare Quellprozesse im Anhydrit können auch erst nach Jahren starten. Oft reicht die Luftfeuchtigkeit, um das Quellen auszulösen. Wie in der Presseerklärung eingeräumt, sind bereits Quellprozesse am Laufen, wenn auch „unter der Toleranzschwelle“. Und die Prüfer von Basler, Ernst und Partner hatten bei ihrem Besuch eines Tunnel Wasserzutritt festgestellt. So schrieb die SZ in ihrem Artikel „Bahnprojekt Stuttgart 24“ : „So stellten die Prüfer bei einer Besichtigung des Tunnels Bad Cannstatt Feuchtigkeit fest. Dabei habe die Projektgesellschaft der Bahn zuvor behauptet, die Tunnel seien in der Bauphase „absolut trocken“.

Das Aktionsbündnis hat das KPMG-Gutachten ausgewertet und weist in der Stellungnahme des Geologen Dr. Ralf Laternser auch auf darin nicht berücksichtigte Risiken, wie beispielsweise den Bau einer fabrikhallen großen Wendekaverne unter dem Kernerviertel/Uhlandshöhe im Übergangsbereich zum quellfähigen Anhydrit hin.

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Stuttgart 24? Bahn vergibt Aufträge für Stuttgart 21 mit Verlängerungsoptionen bis Oktober 2024

Noch Mitte November konnte Projektchef Manfred Leger vor dem Verwaltungsausschuss des Gemeindesrats der Stadt Stuttgart keinen konkreten Bauzeitenplan präsentieren, wie Stuttgart 21 trotz der mehr als zweijährigen Verzögerung bis zum derzeit noch offiziellen Inbetriebnahmetermin im Dezember 2021 realisiert werden soll. Statt dessen erklärte er nach dem Bericht der beiden Stuttgarter Zeitungen (hier), dass man auf Genehmigungen des Eisenbahn-Bundesamtes (Eba) zur Beschleunigung der Arbeiten hoffe, „um nur 12 statt 24 Monate hinter dem Zeitplan zu landen und Ende des Jahres 2022 fertig zu werden“. Ob „fertig werden“ auch die Inbetriebnahme von Stuttgart 21  einschließlich dem vorgesehenen einjährigen Testbetrieb bedeutet, bleibt offen.

Dass auch die DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH vom Erfolg dieser Beschleunigungsmaßnahmen nicht so recht überzeugt ist, sondern intern bereits mit weiteren Verzögerungen über die eingeräumten zwei Jahre hinaus rechnet, zeigen Bekanntmachungen aktueller EU-Ausschreibungen für Stuttgart 21. So beispielsweise die Vergabe für die „Ingenieurtechnische Unterstützung des Projektes im Bereich Vertragsmanagement für die Planfeststellungsabschnitte 1.2 und 1.6a.“, d.h. für den Obertürkheimer Tunnel und den Fildertunnel. Diese Ingenieursleistung wurde jetzt mit zwei Verlängerungsoptionen vergeben: 1.11.2020 – 31.10.2022  und  1.10.2022 – 31.10.2024.

Die Süddeutsche titelte eine Meldung über das vom Aufsichtsrat der Bahn beauftragte KPMG-Gutachten mit „Bahnprojekt Stuttgart 24“. Selbst die KMPG-Prüfer schließen eine Inbetriebnahme von Stuttgart 21 Ende 2024 nicht aus. Und bislang wurde allein schon wegen der Bugwelle von abgeschlossenen und anstehenden Planänderungsverfahren (aktuell lt. Präsentation 76 !)  kein einziger Zeitplan gehalten. Daher sollten sich die steuerzahlende Öffentlichkeit, die Stuttgarter und die vom Baustellenbetrieb betroffenen Anwohner schon einmal mit dem Gedanken vertraut machen, dass die offiziell seit Februar 2010 gestarteten Bauarbeiten voraussichtlich bis 2024 gehen werden und damit erst ab 2025 mit einer Inbetriebnahme von Stuttgart 21 zu rechnen ist.

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Kontext: Wutbürger Grube / Kein Persilschein für die Bahn

Wutbürger Grube: „Lieber Rüdiger Grube, niemals hätten wir gedacht, dass wir das einmal in unserer Zeitung schreiben. Deshalb ganz langsam und bedächtig: Wir – sind – stolz – auf – Sie! „Ich habe Stuttgart 21 nicht erfunden und hätte es auch nicht gemacht“, sollen Sie laut „Spiegel Online“ vergangene Woche gesagt haben und wir, wir haben unseren Augen kaum getraut. Noch nie zuvor haben Sie uns Anlass gegeben, mit Ihnen einer Meinung zu sein…“.

Kein Persilschein für die Bahn:Für die Deutsche Bahn AG sollte das Gutachten der Prüfgesellschaft KPMG ein Persilschein sein. Vor allem die geschätzten Kosten für S 21 passten ins Konzept und waren als Waffe gegen den Bericht des Bundesrechnungshofes geeignet, der zehn Milliarden Euro ermittelt hat. Was die Bahn bisher verschwieg: Die KPMG listet „neue Gefahren“ auf. Mehr dazu am Wochenende.“

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StZ: Klage gegen Stuttgart 21 auf den Fildern

Wir hatten Anfang November darüber berichtet, dass die Schutzgemeinschaft Fildern gemeinsam mit dem Nabu voraussichtlich  gegen den Planfeststellungsbescheid 1.3a klagen will. Jetzt meldet die Stuttgarter Zeitung (hier), das der Eilantrag beim Verwaltungsgerichtshof einreicht sei. Die Bürgerinitiative und der Umweltverband gehen damit gegen die Baugenehmigung im Filderabschnitt im Bereich des Flughafens vor und wollen zudem mit ihrem Eilantrag den Start der Bauarbeiten verhindern. Die StZ schreibt:

„Während der Nabu vor allem die Folgen für Umwelt und Natur ins Feld führt, befürchtet die Schutzgemeinschaft negative Auswirkungen auf den Nahverkehr sowie eine Gefährdung der Reisenden wegen des Brandschutzkonzepts für den Halt im Untergrund. Zudem moniert die Schutzgemeinschaft, dass die Öffentlichkeit im Vorfeld der Entscheidung nicht ausreichend eingebunden worden sei. Details zu ihrer Klage will die Schutzgemeinschaft in der kommenden Woche öffentlich machen.“

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Zeit: Lassen wir’s!

In der Zeit ist heute online der bemerkenswerter Kommentar „Lassen wir’s!(hier) erschienen. Im Gegensatz zu den regionalen Medien stellt der Kommentator angesichts der von Bahn eingereichten Klage wegen der nicht finanzierten Milliarden-Mehrkosten fest: „Es ist Zeit für die Wahrheit: Keiner will das Bauprojekt mehr.“

Ein Zitat aus dem Kommentar: „Der Streit darüber, wer die Mehrkosten trägt, zieht sich schon lange hin. Darum ist es gut, dass sich endlich Richter damit befassen. Alle Seiten sollten das Verfahren auch dazu nutzen, den Kostenplan genau zu prüfen – und dabei kein Denkverbot über den Tod des Projekts verhängen. Selbst von den 6,53 Milliarden Euro ist bisher der deutlich größere Teil noch nicht ausgegeben. Ökonomisch ist also der Point of no Return noch nicht erreicht und mit der Baugrube ließen sich andere Dinge anstellen, wie S-21-Gegner schon im Sommer in ihrem Gegenentwurf Umstieg 21 dargelegt haben. … Unbedingt notwendig ist der Tiefbahnhof jedenfalls nicht, der Betrieb funktioniert auch mit einem Kopfbahnhof. Siehe München. Siehe Frankfurt. Nur für die Gesichtswahrung ist S21 zu teuer.“

Auch ein Blick in die bundesweiten Leser-Kommentare zu diesem Zeit-Beitrag ist empfehlenswert.

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SWW: Was OB und Stadträte über Stuttgart 21 nicht hören wollten…

Wer am Montag die Veranstaltung „Was OB und Stadträte über S-21 nicht hören wollten…“ im Rathaus verpasst hat, findet die Videomitschnitte und Fotos auf www.schaeferweltweit.de.

Geladen waren die Experten, die der Verwaltungsausschuss des Gemeinderates bei den beiden öffentlichen Anhörung zu Stuttgart 21 nicht hören wollte:

  • Der Münchener Verkehrsberater Dr. Martin Vieregg (Kostenexperte, Vieregg-Rössler GmbH) zu Baukosten von S21
  • Dr. Kathrin Grewolls (Ingenieurbüro für Brandschutz) zu Brandschutzprobleme bei Stuttgart 21
  • Dr. Christoph Engelhardt (Wikireal) zur Leistung von S21 in Abhängigkeit mit dem Brandschutz
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StZN: Schallschutz-Monster soll vermieden werden

Gestern fand in der Untertürkeimer Sängerhalle die Informationsveranstaltung über den im dritten Anlauf neu geplanten S21-Abstellbahnhof statt, der jetzt verteilt in den drei Stadtteilen Untertürkheim, Obertürkheim und Münster vorgesehen ist. Die beiden Stuttgarter Zeitungen (hier) berichteten darüber.

Die planfestgestellte Lärmschutzwand zwischen Unter- und Obertürkheim, über die wir berichtet hatten,  fällt nach den überarbeiteten Plänen weg, da die Gleise in Untertürkheim um 100 Meter von der Wohnbebauung verlagert werden. Ein Gastbeitrag des Infobündnisses Zukunft Schiene – obere Neckarvororte- über die Veranstaltung werden wir noch veröffentlichen. Die auf der Veranstaltung präsentierten Folien der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH können Sie auf der Webseite der PSU (hier) abrufen.

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Bahn verklagt Projektpartner auf Übernahme der Mehrkosten von Stuttgart 21

Jetzt ist das Szenario eingetreten, vor dem die Kritiker des Projekts gewarnt hatten. Die DB AG wird ihre Projektpartner Land, Stadt, Region und Flughafen auf Übernahme der Mehrkosten von Stuttgart 21 verklagen. Dieses Klageverfahren hatte der Bahn-Aufsichtsrat dem Konzern auferlegt, nachdem dieser im Dezember 2012 Mehrkosten von mehr als 2 Milliarden Euro gegenüber dem vertraglich mit den Projektpartnern vereinbarten Budget von 4,5 Milliarden Euro einräumen musste.

Aus den folgenden Presseberichten geht jedoch nicht hervor, dass bei der damals  eingeräumten Kostensteigerung allein 1,1 Milliarden wegen unrealistischer Planung und nicht realisierter Einsparauflagen auf die eigene Kappe des Konzern geht. (Spiegel / StZ StN /Auszug Pressepräsentation DB AG).

So schrieb die StN im Dezember 2012: „Das sind nur die Mehrkosten, die der Bauherr, die Bahn, zu verantworten hat. Zu verantworten, auch das gibt Kefer einigermaßen unumwunden zu, weil die Bahn schlecht geplant und kalkuliert hat. 610 Millionen Mehrkosten erklärt Kefer nun damit, dass fällige Leistungen einfach nicht im Budget vorgesehen waren. Da tauchen nun plötzlich Gebühren auf, von denen früher nie die Rede war. Da wurden Rohstoffpreise unterschätzt, da wurde falsch eingeschätzt, welche Mehrkosten entstehen, wenn die unterschiedlichen Gewerke sich auf der Baustelle ins Gehege kommen. Außerdem hat die Bahn die ganze Zeit über systematisch Selbsttäuschung betrieben. Sie hat nämlich immer unterstellt, dass in der Bauphase noch riesige Summen eingespart werden könnten. Nun gibt sie aber zu, dass fast eine halbe Milliarde der unterstellten Einsparungen nicht kommen wird.“

Damals wollte die DB AG nach juristischer Prüfung der Sprechklausel durch die renommierte Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer doch nicht ziehen. Die StZ schrieb damals (hier): „Auf Grundlage dieses Rechtsgutachtens sei der Vorstand „zu der Einschätzung gelangt, dass eine gerichtliche Klärung der Finanzierung der Mehrkosten aus der festgestellten Kalkulationsdifferenz (absehbare Mehrkosten in Höhe von 1,1 Milliarden Euro) wenig Erfolg versprechend erscheint“. Nach Ansicht des Vorstandes würde eine voraussichtlich lang andauernde gerichtliche Auseinandersetzung „mit ungewissem Ausgang“ das Projekt insgesamt lähmen und die Zusammenarbeit mit den Projektpartnern Land und Stadt erheblich belasten.“

Die Juristen zu Stuttgart 21 (hier) und das Aktionsbündnis (hier) sehen dies anders. Ein Zitat aus einer Pressemitteilung des Aktionsbündnisses aus dem Jahr 2015: „Wer auf einer völlig ungesicherten Vertragsgrundlage zusehe, wie täglich Kosten und Mehrkosten anwüchsen, nehme billigend in Kauf, dass am Ende Milliarden Euro Mehrbelastungen auf Öffentliche Haushalte und Steuerzahler zukämen, so von Loeper.“

Auch wenn die Bahn erneut beteuert, dass der aktuelle Kostenrahmen eingehalten werden würde. Der Bahnvorstand musste noch im Juni 2016 gegenüber dem Aufsichtsrat einräumen, dass wegen zusätzlich eingetretener Risiken in Höhe von 623 Millionen Euro der für die gesamte Bauzeit verbliebene Puffer auf 15 Millionen Euro zusammengeschmolzen ist (hier). Auch in diesem Fall  handelt es sich für die Bauherrin Bahn um eigentlich absehbare Risiken, wie beispielsweise zusätzliche Sicherungsmaßnahmen beim Tunnelbau im quellfähigen Anhydrit sowie die Einhaltung der gesetzlichen Brand-, Lärm- und Artenschutzauflagen bei dem Großprojekt. Weitere Mehrkosten drohen nach Einschätzung des Bundesrechnungshofs und des Münchener Verkehrsberaters Dr.Vieregg, die aber der Bahnvorstand und die S21-Projektgesellschaft vehement bestreiten.

Gerade zu dreist mutet es an, dass Bahn-Chef Rüdiger Grube sich letzte Woche in einem Vortrag von Stuttgart 21 distanzierte, auch wenn das Dementi der DB AG prompt folgte. So schreibt der Spiegel: „Ich habe Stuttgart 21 nicht erfunden und hätte es auch nicht gemacht“, sagte er nach SPIEGEL-Informationen auf einer Veranstaltung des Bundesverbands Führungskräfte Deutscher Bahnen…. Das Fachpublikum reagierte irritiert auf seine Ansprache. Grube sei seit 2009 im Amt, hieß es. Baubeginn für Stuttgart 21 sei aber erst 2010 gewesen. Außerdem habe Grube in den vergangenen Jahren angesichts immer neuer Kostensteigerungen die Möglichkeit gehabt, das Projekt zu stoppen. “

Der SWR (hier) meldet dazu: „Der baden-württembergische Verkehrsminister Hermann sagte dem SWR, Grubes Aussage sei entlarvend. CDU-Fraktionschef Reinhard erklärte, Grube könne sich nicht von allem distanzieren, was er als Chef sieben Jahre lang vertreten habe.

Presseberichte/-meldungen:

Update:

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