Noch Mitte November konnte Projektchef Manfred Leger vor dem Verwaltungsausschuss des Gemeindesrats der Stadt Stuttgart keinen konkreten Bauzeitenplan präsentieren, wie Stuttgart 21 trotz der mehr als zweijährigen Verzögerung bis zum derzeit noch offiziellen Inbetriebnahmetermin im Dezember 2021 realisiert werden soll. Statt dessen erklärte er nach dem Bericht der beiden Stuttgarter Zeitungen (hier), dass man auf Genehmigungen des Eisenbahn-Bundesamtes (Eba) zur Beschleunigung der Arbeiten hoffe, „um nur 12 statt 24 Monate hinter dem Zeitplan zu landen und Ende des Jahres 2022 fertig zu werden“. Ob „fertig werden“ auch die Inbetriebnahme von Stuttgart 21 einschließlich dem vorgesehenen einjährigen Testbetrieb bedeutet, bleibt offen.
Dass auch die DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH vom Erfolg dieser Beschleunigungsmaßnahmen nicht so recht überzeugt ist, sondern intern bereits mit weiteren Verzögerungen über die eingeräumten zwei Jahre hinaus rechnet, zeigen Bekanntmachungen aktueller EU-Ausschreibungen für Stuttgart 21. So beispielsweise die Vergabe für die „Ingenieurtechnische Unterstützung des Projektes im Bereich Vertragsmanagement für die Planfeststellungsabschnitte 1.2 und 1.6a.“, d.h. für den Obertürkheimer Tunnel und den Fildertunnel. Diese Ingenieursleistung wurde jetzt mit zwei Verlängerungsoptionen vergeben: 1.11.2020 – 31.10.2022 und 1.10.2022 – 31.10.2024.
Die Süddeutsche titelte eine Meldung über das vom Aufsichtsrat der Bahn beauftragte KPMG-Gutachten mit „Bahnprojekt Stuttgart 24“. Selbst die KMPG-Prüfer schließen eine Inbetriebnahme von Stuttgart 21 Ende 2024 nicht aus. Und bislang wurde allein schon wegen der Bugwelle von abgeschlossenen und anstehenden Planänderungsverfahren (aktuell lt. Präsentation 76 !) kein einziger Zeitplan gehalten. Daher sollten sich die steuerzahlende Öffentlichkeit, die Stuttgarter und die vom Baustellenbetrieb betroffenen Anwohner schon einmal mit dem Gedanken vertraut machen, dass die offiziell seit Februar 2010 gestarteten Bauarbeiten voraussichtlich bis 2024 gehen werden und damit erst ab 2025 mit einer Inbetriebnahme von Stuttgart 21 zu rechnen ist.