Entgegen der ursprünglichen Ankündigung kam nicht nur ein Vertreter des Tiefbauamtes, sondern auch ein SSB-Vertreter in die gestrige Sitzung des Bezirksbeirates Mitte, um über die geplanten Bauarbeiten zur Verlegung der Stadtbahnhaltestelle „Staatsgalerie“ und die damit verbundenen Streckenänderungen zu berichten. Die Bauarbeiten werden bereits Mitte 2014 mit dem Bau der neuen Stadtbahntunnels entlang der B14 vom Neckartor Richtung Planetarium beginnen. Wegen der Bauarbeiten kann ab Anfang 2016 für ca. 9 Monate die Haltstelle Charlottenplatz nicht mehr angefahren werden.
Die Linien 1, 2 und 4 müssen dann über den Hauptbahnhof umgeleitet werden. Nach dem derzeitigen Entwurf des Betriebskonzepts der SSB würde eine neue Linie 4a an der Haltestelle Staatsgalerie enden. Eine weitere Linie 4b würde ab der Haltestelle „Charlottenplatz“ über den Berlinerplatz zum Hölderlinplatz fahren. Die SSB hat in mehreren Studien die ausreichende Kapazität des Berlinerplatzes überprüfen lassen, über den dann die fünf Linien 1,2,4 b, 9,14 geführt werden sollen. Das geänderte Betriebs-konzept soll einen 10-Minuten- Takt abdecken. Für die Bewohner des Kernerviertels und der östlichen Vororte bedeuted jedoch die vorübergehende Streckensperrung deutlich längere Fahrzeiten und Umstiege entlang der Achse „Charlottenplatz- Rathaus- Vaihingen“ und Richtung „Hölderlinplatz“.
Sobald die Bahn den Ausbau des Bauabschnitts 22 (für den das GWM erforderlich ist !) fertiggestellt hat hat, wird die SSB auf diesem Deckel mit dem Bau der neuen Stadtbahn-haltestelle „Staatsgalerie“ am Planetarium zu beginnen. Nach dem derzeitigen Zeitplan will die SSB die neue Stadtbahnhaltestelle Anfang 2017 in Betrieb zu nehmen. Der Zugang ist dann jedoch wegen der Baustellen von S 21 nur über den Wulle-Steg oder einer B14-Überquerung auf Höhe der Staatsgalerie möglich.
Erst im zweiten Schritt erfolgt ab 2017 der Neubau der Stadtbahntunnel Richtung Hauptbahnhof, die nach dem aktuellen 14. Planänderungsantrag unterhalb der Schillerstraße zusammen mit dem Nesenbachdüker gebaut werden sollen. Die Präsen-tation der SSB zeigte, dass ein Tunnelast über und der zweite Ast unter dem Nesenbach- düker liegen soll. Die SSB hofft, dass bis 2016 (!) die Neuplanung des verkürzten Dükers in offener Bauweise (in 19 Meter Tiefe) vom Eisenbahn-Bundesamt genehmigt sei. Die DB hingegen ging noch in ihrem Bauzeitenplan vom 30.09.2013 davon aus, dass Ende 2013 (!) die Arbeiten am Nesenbachdüker starten sollten.
Während dieser Bauarbeiten werden die Stadtbahnverbindungen Richtung Bahnhof für längere Zeit unterbrochen und müssen über den Charlottenplatz umgeleitet werden. Die SSB plant derzeit noch die Linie 14 von Remseck Richtung Innenstadt an der Mercedes-straße enden zu lassen. Stattdessen soll die neue Linie 12 die Fahrten aus den Neckarvor- orten Richtung Hauptbahnhof übernehmen.
Am Ende des Tagungsordnungspunktes beschlossen die Bezirksbeiräte auf Anregung eines Bürgers den Prüfauftrag an die Stadt Stuttgart, ob angesichts der enormen Auswirkungen auf den innerstädtischen Verkehr die 14.Planänderung der Bahn zur neuen Bauweise des Nesenbachdükers in einem öffentlichen Verfahren mit Bürgerbeteiligung durchgeführt werden sollte. Zu Recht: Während in der ursprünglichen Planfeststellung von einer Bauzeit von rund 48 Monaten und einer 14-tägigen Betriebspause in den Sommerferien die Rede war, sieht die SSB aufgrund der verzögerten und neuen Planung der Bahn eine Dauer der Bauarbeiten von insgesamt 63 Monaten und eine monate- bzw. ggf. jahrelange Einschränkung der Linienführung vor. Gegebenenfalls könnten auch Einschränkungen des Auto- und Busverkehr entlang der Schillerstraße damit verbunden sein.
Auf Nachfrage der SÖS-Bezirksbeirätin Rita Krattenmacher entgegnete der SSB-Ver-treter, dass die genannten 14 Tage aus der Planfeststellung weniger auf Basis einer konkreten Bauplanung als auf der unternehmerischen Vorgabe der SSB beruhten. Wegen der vorübergehenden Streckenstilllegungen würde jedoch nicht – wie in der Planfest-stellung ursprünglich genehmigt- nachts und an Sonn- und Feiertagen gebaut werden müssen. Der Aushub für die SSB-Arbeiten sollte nach der Planfeststellung über die Baustraßen der Bahn abtransportiert werden. Da sich diese noch nicht in Betrieb sind, sieht der SSB-Vertreter nur die Möglichkeit des Abtransports über die B14 oder die gesperrte Schloßgartenstraße. Auch die Verlegung der Straßenführung kann nicht entsprechend der ursprünglichen Genehmigung erfolgen. Diese sah noch eine Ausweichmöglichkeit auf dem Gelände vor, auf dem mittlerweile das Innenministerium steht. Daher müssen die Bauarbeiten unterhalb von Behelfsbrücken erfolgen und der sechsspurige Verkehr über verengte Fahrbahnen geführt werden. Ein Schleichverkehr über das Kernerviertel sei daher nicht ausgeschlossen. Der Bezirksbeirat beschloss daher auf Anregung der Bezirksvorsteherin, Veronika Kienzle, dass die Stadt Stuttgart die Verkehrsbelastung in diesem Stadtteil regelmäßig beobachtet und ggf. mit Maßnahmen entgegensteuert.
Eine ausführlichen Kommentar zur Sitzung finden Sie auch unter cam21.
Update: Die Stuttgarter Zeitung berichtete heute (hier) über die immer noch ausstehende Genehmigung der Planänderung zum Bau des Nesenbachdükers. Das Eisenbahn-Bundesamt kann aufgrund der Einwendungen der Naturschutzverbände noch keine zeitliche Prognose abgeben. Dennoch sieht das Kommunikationsbüro keine Verzögerung in Sicht, obwohl der Baubeginn nach dem aktuellen Zeitplan der Bahn ab Dezember 2013 vorgesehen war. Auch werde versucht (!) , dass die Schillerstraße während der Bauzeit für den Verkehr offen bleibe. In diesem Zusammenhang soll noch einmal erwähnt werden, dass nach der ursprünglichen Bauaublaufplanung von 2010 der Nesenbachdüker bereits 2013 fertiggestellt an die Stadt Stuttgart übergeben werden sollte.