Pressemitteilung Netzwerk Killesberg und Umgebung e.V.: Am Kriegsberg oberhalb des Hauptbahnhofs wurden seit November teilweise gravierende Risse an Wohngebäuden und Garagen festgestellt. Die Bahn, vertreten durch die DB Projekt Stuttgart‐Ulm GmbH – PSU, sieht bislang keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Tunnelvortrieb für Stuttgart 21 bzw. den Sprengungen / Setzungen und diesen Bauschäden. Sicher ist, dass es sich hier um einen Hang mit „fossilen Rutschmassen“ handelt. Aussagen über tatsächliche Bewegungen im Hang kann die Bahn nicht liefern, weil die dafür angelegten Trivec‐Messstationen verdreckt sind.
Seit November 2016 wurden am Südost-Hang des Kriegsbergs – zwischen der Straße Am
Kriegsbergturm und der Panoramastraße – an einzelnen Gebäuden nennenswerte Bauschäden in Form von bis zu 12 mm breiten Rissen festgestellt. Hier als Beispiel ein Foto aus einer Garage am Kriegsberg-Hang:
Anfang Dezember hat RA Dr. Armin Wirsing im Auftrag des Netzwerks Killesberg die PSU mit der Sache konfrontiert. Uli Hangleiter, Sprecher des Netzwerks Killesberg und Umgebung, ist sich sicher, dass nur der Tunnelvortrieb für Stuttgart 21 und speziell die Sprengungen der zurückliegenden Monate dafür verantwortlich sind. Sabine Heer und andere Eigentümer der betroffenen Grundstücke haben schon frühzeitig Schadensmeldungen an die PSU eingereicht.
Die HDI- Versicherung (Schadensversicherer der Bahn) äußert sich in einem Fall dahingehend, dass keine ausreichenden und räumlich zuordnungsfähigen Unterlagen für die Schadensbearbeitung vorgelegt wurden. Ein Gespräch am 14.12.16, zu dem die PSU eingeladen hatte, trug wenig zur Klärung bei. Für die Bahn ist es offensichtlich undenkbar, dass Setzungen und Risse dort auftreten, wo Vortrieb und Sprengungen noch mehr als 30 m von den Gebäuden entfernt waren. Immerhin hat die Bahn für einige Gebäude Zwischenbeweissicherungen angeordnet. Der Bahn ist bekannt, dass im vorderen Teil des
Kriegsbergs ein Rutschhang (fossile Rutschmassen) ansteht. Hangbewegungen, die von Sprengerschütterungen ausgelöst werden, sind also nicht abwegig, sondern naheliegend.
Trivec‐Messungen, die im Kriegsberghang durchgeführt werden und dreidimensionale Daten (Verschiebungsvektoren) liefern, müssten dies belegen. Nicht ohne Grund hat die Bahn die Sonden dort platziert. Und schon 2013 hat das Netzwerk die Bereitstellung dieser Daten im Zuge der Erörterungen zur Planänderung Grundwassermanagement gefordert. Die Stuttgarter Nachrichten (hier) hatten damals darüber berichtet.
Das Netzwerk Killesberg hat mit (verlängerter) Fristsetzung bis zum 18.01.2017 von der Bahn gefordert, dass ihm die Ergebnisse aller Trivec‐Messungen im Bereich Kriegsberg seit Beginn der Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt werden. Am 18.01. kam nun von der Bahn die Nachricht, dass „aufgrund von Verschlüssen der Messstellen die letzten Messungen unplausible Ergebnisse geliefert haben“ und dass die Bahn versuchen wird, die Messstellen zu reinigen und dann neuerliche Messungen durchzuführen.
Es ist unglaublich, ja skandalös, dass dem Netzwerk zeitnah keine Ergebnisse vorgelegt werden können. Da werden mit großem Aufwand Messeinrichtungen für Langzeitbeobachtungen angelegt, auf die der Bahn‐Berater Prof. Wittke seinerzeit
großen Wert gelegt hat – und dann werden diese nicht gewartet. Ob sie gänzlich für die Katz sind, wird sich zeigen. Wir fragen uns: Was hat Herr Wittke als Kontrolleur, was hat das Eisenbahn‐Bundesamt als oberste Aufsichtbehörde, was haben die Bahningenieure mit den Messungen gemacht, die regelmäßig von einer Fremdfirma für die Bahn erhoben werden? Alle haben nach dem Prinzip „Augen zu und durch“ gehandelt und die
wichtige Verfolgung der Messdaten verschlampt.
„Wenn wir in Berichten von anderen Bauabschnitten von Stuttgart 21 und der Neubaustrecke lesen, dass Eigentümer auf ihren Schäden möglicherweise endgültig sitzen bleiben sollen, sind wir aufs Höchste alarmiert“, sagt Uli Hangleiter. „Zumindest Fahrlässigkeit ist der Bahn vorzuwerfen, wenn sie Datenquellen und Belege derart schändlich verwirft.“