Falls der Rücktritt des Bahnchefs Rüdiger Grube den Zeitplan nicht durcheinander wirft, ist für Mittwoch die Sondersitzung des Lenkungskreises zu den im KPMG-Gutachten dargestellten Risiken des Tunnelbaus im Anhydrit geplant. Nach dem Rücktritt fordert das Aktionsbündnis jetzt in einer Pressemeldung einen „Start für einen Neubeginn“ und eine „öffentliche Debatte über Gefahren des Anhydrit“. Wegen der Relevanz für den Tunnelbau zitieren wir die Pressemeldung in vollständigem Wortlaut:
„Den heutigen Rücktritt von Bahnchef Rüdiger Grube sieht das Aktionsbündnis als Chance, im Bahnkonzern mit milliardenschweren Altlasten des Projekts „Stuttgart 21“ aufzuräumen. Anlässlich der Sondersitzung des Lenkungskreises am Mittwoch dieser Woche fordert das Bündnis die Bahn und ihre Projektpartner auf, die „hohen Risiken für die Betriebstauglichkeit“ des Bahnprojekts aufgrund des um 60 Prozent quellfähigen Anhydritgesteins in mindestens 15 Kilometern Stuttgart-21-Tunneln nicht weiter zu verharmlosen oder gar ganz zu ignorieren.
Das wäre „die Methode Trump“ auf Kosten der Wahrheit, so Bündnissprecher Eisenhart von Loeper. Statt unerwünschte Fakten aus einem vom Aufsichtsrat selbst in Auftrag gegebenen Gutachten unter Strafandrohung zunächst geheim zu halten, müsse die Bahn vielmehr transparent klären, ob wegen quellenden Anhydrits immer wieder stillgelegte Stuttgart-21-Strecken zu befürchten seien.
Über die Aussprache im Lenkungskreis mit den Gutachtern aus Zürich hinaus müsse jetzt eine intensive öffentliche Debatte stattfinden. So habe Professor Dieter Kirschke, Ingenieur für Felsmechanik und Tunnelbau, wissenschaftlich nachgewiesen, dass Quellprozesse im Anhydrit selbst dann zu erwarten seien, wenn sie während der Bauarbeiten noch nicht zu beobachten waren.
Noch unterbewertet seien zudem die Gefahren des Anhydrit im Fildertunnel mit seiner großvolumigen Wendekaverne im kritischen Bereich zwischen Gips- und Anhydritspiegel: Dessen Trasse verlaufe nach Auskunft von Geologen vom Innenstadt-Portal zum Flughafen neben oder über dem Wagenburg-Tunnel mit seinen Anhydrit-Rekordhebungsraten von mehr als einem Meter.“
Mehr dazu unter:
- Risikoanalyse identifiziert noch höhere Risiken für Bau und Betrieb der S 21-Tunnel als KPMG
- Wo und wieviel Anhydrit wurde durchfahren? Wie hoch ist laut der KPMG das Risiko für Hebungen? Zum aktuellen Tunnelvortrieb für Stuttgart 21 Anfang Dezember 2016
- Bahn reagiert auf Kritik wegen unterschätztem Anhydrit-Risiko. Doch was ist davon zu halten?
- Pressemitteilungen des Aktionsbündnisses und MdB Matthias Gastl zum KPMG-Gutachten der Bahn
- Bahngutachter attestieren Stuttgart 21 unterschätzte Risiken beim Tunnelbau und -betrieb wegen Anhydrit