Vom Zeitplan, kritischen Pfaden und der Neuorganisation der Öffentlichkeitsarbeit bei Stuttgart 21

Die Stuttgarter Zeitung berichtete heute (hier) , dass der immer noch nicht gelöste Artenschutz und die komplexen Bauplanungen der mehrstöckigen Untertunnelung im Bereich des PFA 1.5  den Zeitplan der Bahn ins Wanken bringen kann. Die StZ kommentiert (hier), dass die Projektpartner angesichts des kritischen Pfads alarmiert sein müssten. Doch das Kommunikationsbüro verweist wie bisher gebetsmühlenhaft auf mögliche Optimierungsmaßnahmen, obwohl deren Durchführbarkeit und Genehmigung noch offen sei. Die Fertigstellung des Projekts Ende 2021 sei bislang nicht gefährdet.

Es bleibt abzuwarten, ob mit der geplanten Verlagerung der Öffentlichkeitsarbeit hin zur der auch für die Baudurchführung verantwortlichen Geschäftsführung der Projektgesel-lschaft Stuttgart-Ulm GmbH („Das Projekt spricht in Zukunft für sich selbst“) mehr Realitätssinn und Ehrlichkeit gegenüber den Geldgebern -der Bundesregierung, dem Bahnaufsichtsrat, den Projektpartnern und letzlich der Öffentlichkeit als Steuerzahler bzw. Bahnfahrer – verbunden ist.

In 6,75 Jahren will die Bahn Stuttgart 21 einschließlich einem erforderlichen Testlauf von einem Jahr fertig gestellt haben. Aktuell sind zum 9.Februar 2015 jedoch nur rund 3,9 % der 59 Tunnelkilometer gegraben. Eine Übersicht der Netzwerke über den Verlauf seit Juni 2014 finden Sie hier. Auf der Baustelle zum Trogbau des „Tiefbahnhof“ herrscht wegen der immer noch ausstehenden Genehmigung der 6.Planänderung zum Bau der Fluchttreppenhäuser und des Brandschutzkonzeptes weitgehend Stillstand. Zwar melden die Stuttgarter Nachrichten heute (hier), nach Aussage des Baubürgermeisters Matthias Hahn jetzt die Forderungen der städtischen Branddirektion sind erfüllt worden sind und die Pläne der Bahn für den Brandschutz, die Tunnelsicherheit und Entrauchung genehmigt werden sollen. Doch allein für den Trogbau sah der Planfeststellungsbeschluss zum PFA 1.1. auf S.288 einen Zeitplan von 8 Jahren vor.  Bereits im August 2014 musste der Bauleiter der Firma Züblin auf Nachfrage einräumen, dass alle ursprünglich vorhandenen Zeitpuffer beim Bau des „Tiefbahnhofs“ verbraucht sind.  Nur zwei Monate später musste die Bahn auf dem Lenkungskreis einen geringeren Baufortschritt in den Baugruben 1,11 und 16 und einen verzögertern Baustart in den Baugruben 8,22 und 25 einräumen. In den anderen Planabschnitten sieht es nicht besser aus. In dem noch nicht genehmigten Planabschnitt auf den Fildern klagen die Baufirmen nach einem StN-Bericht über absurd gestraffte Zeitvorgaben.

Wolfgang Rüter, der regelmäßig auf den Baustellen bei Stuttgart 21 als Fotoreporter unterwegs ist, berichtet in seinem neuesten Blog (hier), dass auf den Baustellen hinter vorgehaltener Hand bereits von einer Fertigstellung des Projekts nicht vor 2030 die Rede sei. Ob 2021, 2025, 2030 oder noch später. Die Anwohner müssen sich sicherlich auf einen langen, belastenden Baustellenbetrieb bei Stuttgart 21  einrichten.  Dabei ist es wenig hilfreich, wenn laut StZ-Bericht  sich der Verein  Bahnprojekt Stuttgart-Ulm unter dem neuen Vorsitzenden Georg Brunnhuber darauf konzentrieren wird, ausschließlich die Vorzüge des Projekts anzupreisen. Faktisch sprechen das Projekt und die immer wieder bekannt werdenden Planungsdefizite auch für sich.

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