Zweiter Tunneldurchschlag unter der Gänsheide und 70% vorgetrieben. Zum Baufortschritt beim Tunnelvortrieb für Stuttgart 21 Mitte Juni 2018

Die DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH informierte gestern in einer Pressemitteilung (hier), dass unter der Gänsheide der zweite Tunneldurchschlag des Obertürkheimer Tunnels zwischen dem Zwischenangriff Wangen und dem Verzweigungsbauwerk geschafft wurde.

Damit dürften die Sprengungen für den Tunnelbau unter der Gänsheide und der Uhlandshöhe bis auf die restlichen Arbeiten am Verzweigungsbauwerk unter der Wera-/Hausmannstraße abgeschlossen sein. Immerhin geht der Sprengvortrieb seit März 2015 und damit mehr als drei Jahre. Die Erschütterungen waren für die Anwohner immer wieder spürbar. Aktuell läuft unter der Gänsheide noch der maschinelle Tunnelvortrieb für den Fildertunnel. Der Bau der beiden Röhren für den jetzt vorgetriebenen Abschnitt des Obertürkheimer Tunnels zwischen dem Zwischenangriff Wangen und der Innenstadt hat vor allem jahrelang den Anwohnern in Wangen, aber auch in Gablenberg, durch die Spreng- und Meißelarbeiten massiv belastet. Der symbolische Start der Vortriebsarbeiten am Zwischenangriff Wangen wurde im Dezember 2013 gefeiert. Die Sprengarbeiten unter Wangen starteten 2014.

Wir möchten den Anlass des Tunneldurchschlags nutzen und kurz über den aktuellen Vortriebsstand bei Stuttgart 21 zu informieren. Vorneweg unsere Tabelle über den  Tunnelvortrieb zum 18.06.2018, die wir aus den Vortriebsständen zusammenstellen, die wöchentlich auf der Webseite der Projektgesellschaft veröffentlicht werden:

Aktuell sind mit 40,847 Kilometer und damit fast 70% der Tunnelstrecke für Stuttgart 21 vorgetrieben; die detaillierten Stände in den einzelnen Tunnelröhren finden Sie in unseren Übersichten ab Oktober 2015 / bis September 2015.

Hier die Tunnelvortriebsstände anhand der am Montag von der Projektgesellschaft veröffentlichten Grafiken:

b) Fildertunnel

  • Aktuell fährt die von Degerloch aus gestarte Tunnelvortriebsmaschine auf ihrer 3.Schildfahrt unter der Gänsheide. Laut dem an der Anwohnerveranstaltung vorgestellten Zeitplan soll die dritte Schildfahrt der Tunnelvortriebsmaschine, das Wenden in der Wendekaverne und der Beginn der vierten Schildfahrt in 2018 realisiert werden. Das letzte Stück bis zur Wendekaverne wird die Maschine durch den bergmännisch aufgefahrenen Übergangsbereich geschoben.
  • Der Zeitplan enthält jedoch keine Angaben, wann der bergmännische Vortrieb unter dem Kernerviertel zum Bau des zweigleisigen Anfahrbereichs starten soll. Nach der mündlichen Information des Abschnittsleiters Günther Osthoff kann der Vortrieb vorraussichtlich August/September 2018 nach Abschluss der Arbeiten am Verzweigungsbauwerk beginnen.

  • Ob dies realistisch ist, wird sich noch zeigen. Aktuell laufen noch im Kernerviertel die Bohrungen für die Hebungsinjektionen. Die Häuser des zuerst vom Vortrieb betroffenen Wohngebiets wurden noch nicht angehoben. Wegen des kritischen weichen Gesteins und der großen Querschnitte (jeweils zwei Gleise) sind die Arbeiten auf zwei Jahre angesetzt. Pro Tag sei ein maximaler Vortrieb von 35 bis 40 cm geplant.
  • Laut der Zeitplan in der letzten Lenkungskreisunterlage soll der Rohbau des Fildertunnels einschließlich Innenverschalung soll laut dem aktuellen Zeitplan Ende 2020 abgeschlossen sein. Dies könnte zwar für den maschinellen Vortrieb realistisch sein, da beim maschinellen Vortrieb auch gleichzeitig der Tunnel auch mit den Tübbingen innenverschalt wird. Für den Anfahrbereich Süd ist jedoch hinter dem Zeitplan Ende 2020 wegen den Abhängigkeiten von den Hebungsinjektionen ein Fragezeichen zu setzten.

c) Bad Cannstatter Tunnel

  • Die beiden eingleisigen Bahnröhren sind vorgetrieben. Beim Vortrieb des zweigleisigen Abschnitts Richtung dem Rosensteinportal am Neckarhang, wurde seit mehr als einem Monat kein Fortschritt gemeldet. Möglicherweise hängt das mit den komplexen Bauarbeiten für das Kreuzungsbauwerk zusammen.
  •  Die Arbeiten zum Einbau der Innenschale im Verzweigungsbauwerk Nord sind laut Lenkungskreisfolie nach der „erfolgreichen Bearbeitung der Störzonen“ wieder angelaufen. Weiterhin erfolgen im Tunnel die Injektionsarbeiten zum Schutz vor eindringendes Wasser.
  • Nach dem Zeitplan sollen die Rohbauarbeiten des Bad Cannstatter Tunnels einschließlich Innenverschalung Ende 2020 abgeschlossen sein. Allerdings findet man auf der Lenkungskreisfolie den Hinweis auf „Abstimmung eines aktualisierten Zeitplans unter Berücksichtigung der Störzone Kriegsberg, des Anhydritbereichs sowie der Juchtenkäferthematik und der Schnittstelle zum Ausbau.

d) Feuerbacher Tunnel

  • Aktuell laufen die Vortriebsarbeiten der zweiten Röhre unter dem Kriegsberg. Anfang März wurde der Durchschlag der zweiten Röhre für Juli 2018 angekündigt. Damit ist  für die Anwohner des Zwischenangriffs Prag die Hoffnung verbunden, dass die laute und vibrierende Tunnelbelüftung einen deutlichen Schritt weiter heruntergefahren werden kann.
  • Weiterhin laufen die im Feuerbacher Tunnel Injektionsarbeiten, die das Eindringen von Wasser in das Anydritgestein verhindern sollen. Die StZ berichtete Ende Mai über Unterbrechungen beim Vortrieb des Feuerbacher Tunnels und der Kritik der Baufirma an der Nachhaltigkeit der Abdichtungsarbeiten mittels Injektionen.
  • Zur Fertigstellung des Tunnelvortriebs fehlen noch Richtung Feuerbacher Bahnhof rund 60 Meter, die laut StZ erst 2019 realisiert werden sollen.
  •  Aufgrund der schwierigen Geologie ist laut dem Zeitplan auf der Lenkungskreisfolie der Abschluss der Rohbauarbeiten einschließlich Innenverschalung erst für Mitte 2021 vorgesehen.

e) Obertürkheimer Tunnel

  • Auf der am Montag veröffentlichten Grafik fehlt noch ein deutliches Stück. Wahrscheinlich stimmt die Grafik nicht, da gestern der zweite Durchschlag zum Verzweigungsbauwerk Süd von der Projektgesellschaft gemeldet wurde.
  • Laut Pressemitteilung sollen anschließend vom Zwischenangriff Wangen aus die Arbeiten zur Innenverschalung der beiden Tunnelabschnitte Richtung Innenstadt starten.

  • Weiterhin steht die Weströhre des Abzweig Wangen/Untertürkheim vor dem Hallenbad. Mitte April berichtete die StZ über die Unterbrechung der Vortriebsarbeiten wegen der Pfahlgründung des Stadtbads Untertürkheim.
  • Dagegen laufen die Vortriebsarbeiten für die Oströhre. Die 4.Unterquerung des Neckars wurde realisiert. Aktuell steht der Vortrieb dieser Röhre kurz vor dem Kanal.
  • Die beiden Vortriebe Richtung Obertürkheim laufen laut Lenkungskreisfolie „im Schutz umfangreicher Abdichtungsarbeiten der Auslaugungsfront“. Der Vortrieb steht weiterhin auf Höhe des Bruckwiesenwegs und kommt nur sehr schleppend voran. Es fehlt noch das bergmännische Stück Richtung dem Auftauchbereich Obertürkheim.
  • Nach dem im Lenkungskreis vorgestellten Zeitplan sollen die Rohbauarbeiten des Obertürkheimer Tunnels einschließlich Innenverschalung Ende 2021 abgeschlossen sein.
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