Zum Tunnelvortriebsstand bei Stuttgart 21 anhand der Lenkungskreisunterlage vom 27. Oktober 2017

Nach dem am Freitag stattgefundenen Lenkungskreis möchten wir seit unserem letzten Beitrag im August wieder einen Überblick über den Baufortschritt beim Tunnelbau für Stuttgart 21 geben; dieses Mal anhand der dort dem Verkehrsminister Winfried Herrmann und dem Oberbürgermeister Fritz Kuhn präsentierten Folien (hier):

  1. Vortriebsstand:

Vortriebsstand: Den Projektpartnern wurden unverständlicherweise alte Zahlen präsentiert. Zwar sind fast vier Jahre nach den ersten Vortriebsarbeiten über 32 Kilometer Tunnel für Stuttgart 21 aufgefahren, aber die Zahlen der einzelnen Tunnel sind über zwei Monate alt und stammen vom 18.September. Und die genannten Soll-Zahlen stimmen teilweise mit den von der Projektgesellschaft veröffentlichten Werten nicht überein.

Nachfolgend finden Sie daher wieder den Vortriebsstand der einzelnen Tunnel zum 23.10.2017 sowie weitere Zahlen in unseren Übersichten ab Oktober 2015 / bis September 2015:

Nach dem Zeitplan, die die Bahn den Projektpartnern von Stadt, Land und Region  vorgestellt hatte, wäre nur der Feuerbacher Tunnel mit einem Jahr im Verzug. Doch wie wir in unserem letzten Beitrag geschrieben haben, ist der Zeitplan mit der derzeit eingeräumten Verzögerung von zwei Jahren auch wegen des „Kleingedruckten“ in der Lenkungskreisunterlage Makulatur. Es stellt sich nur noch die Frage, um wieviele Jahre  die Inbetriebnahme von Stuttgart 21 im Dezember nach hinten geschoben wird.

Die Projektpartner wurden nur über bereits durchgeführte oder in den nächsten Wochen im 4.Quartal 2017 anstehende Arbeiten informiert. Welche Bauarbeiten im nächsten Jahr geplant sind, sucht man vergeblich auf den Folien, die eigentlich auch über den Fortgang dieses Megaprojekts informieren sollten.

Innenverschalung: Neu ist, dass neben dem Vortriebstand auch der Stand der Innenverschalung in Meter angeben ist. Doch von den angegebenen 9.738 Metern entfallen rund 8.190 Meter auf die Innenverschalung durch die Tübbinge beim maschinellen Vortrieb des Fildertunnels. Von den rund 43.480 Metern, die bergmännisch aufgefahren werden und anschließend in einem zweiten Arbeitsgang noch mit einer Innenschale versehen werden müssen, sind es aktuell gerade rund 1.546 Meter. Bis auf die angelaufenden Arbeiten bei den Verzweigungsbauwerken Nord und Süd wird dies die Innenverschalung sein, die beim Cannstatter Tunnel zwischen dem Zwischenangriff Nord und der Ehmannstraße seit letztem Jahr eingebaut wird.

2. Fildertunnel

Kernerviertel: Zwar sind die Injektionsbohrungen für die Hebungsfelder im 3.Quartal aufgeführt, aber es fehlt die Information, wann die Hebungsarbeiten starten sollen. Auf der Anwohnerveranstaltung im März 2017 war noch vom 3.Quartal 2017 die Rede.

2. Cannstatter Tunnel

Zeitplan: Der Durchschlag der zweiten Röhre zwischen dem Hauptbahnhof und dem Zwischenangriff Nord ist im Oktober erfolgt. Nach dem auf dem Lenkungskreis präsentierten Zeitplan ist der Bad Cannstatter Tunnel offiziell nicht im Verzug. Doch auf der Folie werden die Gründe, warum ein neuer Terminplan erforderlich ist, nur verkürzt angeführt. Es handelt sich vermutlich um folgende Gründe:

  • Zum Schutz gegen eindringendes Wasser sind entlang der anhydritführenden Strecken des Bad Cannstatter Tunnels zusätzlich auch Injektionen erforderlich. Zwar ist der Tunnelabschnitt zwischen dem Hauptbahnof und dem Zwischenangriff Nord mit seinen beide Röhren vollständig aufgefahren, aber es sind erst 11 % der geplanten „Radialinjektionen“ ausgeführt. Laut Präsentation vor dem Bezirksbeirat Nord sind die beiden angetroffenen Anhydritlinsen 570 und 350 Meter lang.
  • Solange diese Injektionsarbeiten einschließlich der Beobachtung von eingesetzten Hebungen nicht abgeschlossen sind, kann die Innenverschalung und im weiteren Schritt die Bahntechnik nicht eingebaut werden. Nicht von ungefähr, fehlt oben rechts das Feld über den Stand der Innenverschalung.
  • Weiterhin nicht genehmigt ist die Fällung von hundert Bäumen im Naturschutzgebiet am Neckarhang des Rosensteinparks. Hier fehlt noch die Zustimmung der EU, insbesondere für die sechs Juchtenkäfer geschützten Bäume. Die PSU hoffte laut letzter StZ-Meldung auf die Genehmigung zum Fällen der Bäume im Oktober 2017.

3. Feuerbacher Tunnel

Zeitplan: Noch Mitte Oktober wurde den Bezirksbeiräten Nord mit dem 1.Quartal 2018 ein konkreter Zeitplan für die beiden Tunneldurchschläge Richtung Hauptbahnhof genannt. Diese Information fehlt in der Lenkungskreisunterlage, ebenfalls die Länge der drei Anhydritlinsen entlang der Tunnelstrecke (Linse 1: 336 m, Linse 2: 1.534 m und Linse3: voraussichtlich 485 m).

Nach dem Zeitplan in der Lenkungskreisunterlage ist weiterhin nur der Feuerbacher Tunnel ein Jahr in Verzug. Doch unten findet sich der Hinweis zu den beiden Tunneln im PFA 1.5.  „Zusatzaufwand zur Anydritsicherung wird zu weiteren Verzögerungen führen, Verhandlungen mit Auftragnehmern laufen, Terminauswirkungen nicht absehbar“. Die Information über den Stand der Radialinjektionen zum Schutz vor eindringendes Wasser fehlt auf der Lenkungskreisfolie. Angesichts der deutlich längeren Strecke im Feuerbacher Tunnel durch den tiefliegenden Anhydrit ist zu vermuten, dass sich der Abschluss der Radialinjektionen, der Innenverschalung und des Innenausbaus noch weiter hinziehen wird. Auch bei diesem Tunnel fehlt aus diesem Grund oben rechts das Feld über den Stand der Innenverschalung.

4. Obertürkheimer Tunnel

Vortriebsstand: Erstaunlich ist, dass auf dieser Lenkungskreisunterlage der aktuell laufende dritte Vortrieb unter dem Neckar Richtung der Zuführung Untertürkheim nicht eingezeichnet ist. Die Schwierigkeiten des Vortriebs im Neckarkies, der lange Zeit wegen Wassereinbrüchen stillstand, werden auf einer zweiten Folie erwähnt:

http://netzwerke-21.de/wordpress/wp-content/uploads/20171027-Untertuerkheim.jpg

5. S-Bahn-Tunnel

6. Denkendorfer Tunnel

7. Flughafen-Tunnel

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