Für die Neubaustrecke zwischen Wendlingen und Ulm, die 2022 in Betrieb gehen soll, werden die ersten Gleise verlegt. Darüber berichtete vor zwei Tagen das ZDF-Mittagsmagazin (hier). Allerdings unter der völlig falschen Überschrift „Stuttgart 21: Fortschritt beim Gleisbau“.
Nur zur Klarstellung: Für Stuttgart 21 wurde noch kein Meter Gleis verlegt. Abgesehen von den noch nicht einmal planfeststellten Abschnitten auf den Fildern, laufen die Vortriebs- und Bauarbeiten. Bis auf den maschinell aufgefahrenen Fildertunnel stehen bei den Tunneln noch ein Großteil der Innenverschalungsarbeiten an. In einigen anhydritführenden Abschnitten sind zuvor noch Kunstharzinjektionen zur Abdichtung gegen Wassereintritt erforderlich. Erst wenn die Innenverschalung fertig gestellt und die feste Fahrbahn und die Masse-Feder-Systeme eingebaut werden, starten auch die Gleisverlegungsarbeiten.
Die Arbeiten für den bahntechnischen Innenausbau, die im Februar 2019 im zweiten Anlauf ausgeschrieben wurden, sind auch noch nicht vergeben. Zudem wurde die Ausschreibung für die Bahntechnik/Oberbau für den Feuerbacher Tunnel, dem „vielleicht kompliziertesten Tunnelbau Deutschlands“, Mitte Mai mit der Begründung „Die Leistung wird derzeit nicht benötigt“ wieder eingestellt.
Die derzeit geplanten Termine für den Ausbau der Bahntechnik in den einzelnen Planfeststellungsabschnitten und Tunneln kann man aus der Lenkungskreisübersicht vom 3.Mai 2019 entnehmen. Dunkelgrau eingezeichnet sind die Zeiträume, in denen die bahntechnische Ausstattung erfolgen soll:
Nach diesem Zeitplan würde der bahntechnische Ausbau des „Tiefbahnhofs“ am Nordkopf bereits Ende 2020 und am Südkopf Ende 2021 starten. Zumindest am Südkopf muss man ein dickes Fragezeichen dahinter machen. Es ist unklar, wie dies zeitlich realisiert werden kann. Zur Fertigstellung des Rohbaus am Südkopf müssten neben den sich im Bau befindlichen Baufeldern 24 und 25 auch noch die Bauarbeiten für Baufelder 21 und 23 gestartet und in Rekordzeit fertiggestellt werden. Hier in Überblick über die Baufelder am Südkopf Richtung Kernerviertel:
Das Baufeld 23 befindet sich mitten auf der B14. Mit dem Bau kann erst begonnen werden, wenn die neue SSB-Haltestelle Staatsgalerie wie geplant Ende 2020 in Betrieb genommen und die alte, unterirdische SSB-Haltetstelle abgerissen wurde. Zuvor müssen auch die Fahrspuren der Bundesstraße über das derzeit sich noch im Bau befindliche Trogfeld 24 über Behelfsbrücken umgeleitet werden.
Das Baufeld 21 neben dem Planetarium, auf dem noch der Fuß- und Radweg quer durch die Baustelle verläuft, ist von der Inbetriebnahme des Nesenbachdükers und dem Abbruch des alten Kanals abhängig. Bauarbeiten, die zumindest nach den veröffentlichten Ablaufplänen der Bahn mit der Herstellung der beiden neuen SSB-Tunnel Richtung Hauptbahnhof verzahnt werden sollen. Diese Bauarbeiten wurden von der Projektgesellschaft wegen den hohen Kosten mit einem halben Jahr Verspätung vergeben und werden erst jetzt im Sommer starten.