Der SWR berichtete gestern über den Baustart an der Nordverzweigung bzw. der Tunnel Richtung Feuerbach und Bad Cannstatt unter dem Kriegsberg. Lesen Sie hier. Wie im Kernerviertel muss dafür bis 2017 ein aufwendiges unterirdisches Verzweigungsbauwerk hergestellt werden. Dazu schreibt der SWR: „Der Verzweigungstunnel wird mehr als 200 Meter tief in den Kriegberg getrieben. Dort sollen in zwei Röhren je zwei Gleise für die Ein-und Ausfahrt gebaut werden. Danach teilen sich die beiden 22 Meter durchmessende Röhren in vier kleinere Röhren auf. In jeder der vier Röhren führt jeweils ein Gleis in Richtung Feuerbach und zurück; in den anderen Röhren jeweils ein Gleis in Richtung Bad Cannstatt und zurück.“
Parallel dazu steht die sehr knappe Unterfahrung mit einer spektakulären Abstützung der verbliebenen Fassade der alten Bahndirektion an. Diese Bauarbeiten wurden allerdings schon im Februar 2014 für Herbst 2014 von der Bahn angekündigt. Dazu StN: Bald schwebt die alte Bahndirektion / StZ: Ehemalige Bahndirektion schwebt über der Baugrube. Die Arbeiten sind technisch sehr aufwändig. Bei der Abstützung muss auch die Druckbelastung auf die bestehenden SSB-Tunnel berücksichtigt werden.
Den Verlauf der Tunnel und die Unterfahrungstiefen (Tunnelquerschnitt und Keller sind nicht berücksichtigt) finden Sie in der Biss-Karte der Bahn:
Das Netzwerk Killesberg und Umgebung hatte in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, dass die Untertunnelung des Kriegsberges mit Risiken behaftet sei. Der Kriegsberg ist ein mit Verwerfungen und Gipskeuper durchsetzter Hang, bei dem es eine verhältnismäßig labile Schichtung am Hang gibt. Mehr Informationen finden Sie im Flügel-TV-Video des Netzwerks Killesbergs über die andauernden Hangrutschungen. Die Bahn hatte jedoch auf die Einwendungen mit dem Hinweis reagiert, dass der Hang nach Messungen stabil sei. Das Netzwerk Killesberg bezweifelt dies.
Einen Längsschnitt des Tunnel Feuerbachs finden Sie in unserem Beitrag „Zum aktuellen Vortriebsstand bei Stuttgart 21: Feuerbacher Tunnel im Bau“, der auch Anhydrit aufweist. Über die Risiken des quellfähigen Gesteins haben wir bereits ausführlich berichtet. Weitere geologische Informationen über Wasserwegsamkeiten am Kriegs- und Killesberg finden Sie in der Präsentation von Dr. Behmel vom 13.09.2013.
Das Netzwerk Killesberg und Umgebung e.V. hatte auch in der Erörterung zum Planänderungsverfahren Grundwassermanagement auf einen weiteren Umstand aufmerksam gemacht: Die Baugenehmigung erhielt die Bahn zur Planfeststellung 2005 mit geologischen Längsschnitten zwischen Hbf und Feuerbach, in dem nur einige kleine quellfähige Anhydrit-Blasen im Bereich des Tunnels ausgewiesen und mit dem Hinweis “vermutet” versehen waren. Bei der Erörterung zur Planänderung Grundwassermanage- ment im September 2013 wurde jedoch von Prof. Wittke ein neuer geologischen Längsschnitt für den Tunnel nach Feuerbach präsentiert (abgebildet auch in der StZ vom 14.09.13), der eine Anhydrit-Blase am Wartberg, eine am Kriegsberg und eine große zusammenhängende Blase vom Bereich Birkendörfle/ Mönchhalde bis zum Augustinum aufzeigt. Bodenuntersuchungen wurden jedoch nur 2002 im Vorfeld der Planfeststellung gemacht, danach gab es weder Bohrungen noch Messungen durch Schallreflexionen.
Damals erklärte das Netzwerk in einer Pressemitteilung zum Schreiben an das Regierungspräsidium Stuttgart: „Die Bahn kann sich hier nicht mit Erkenntniszugewinnen herausreden.“ so Rudolf Röder, Vorstand des Netzwerk Killesberg e.V. „Unsere Folgerung daraus: zur Planfeststellung 2005 wurde mit geschönten Längsschnitten gearbeitet, um möglichst wenig Einsprüche zu riskieren bzw. um einen möglichst unanfechtbaren Ablauf des Genehmigungsverfahrens zu erreichen. Eine Genehmigung ohne eine plausible Klärung dieses Sachverhalts kann aber im Interesse der Bürger in den betroffenen Gebieten nicht hingenommen werden. Bei den zum Teil verklausulierten und unvollständigen Planfeststellungs- und Erörterungsunterlagen der DB AG fällt einer ausführlichen und stringenten Erörterung die entscheidend wichtige Aufgabe zu, die berechtigte Unsicherheit der Bürger zu klären, ernst zu nehmen und ihren teils existentiellen Anliegen gegenüber der DB AG zu ihrem Recht zu verhelfen. Einen Verweis auf den Rechtsweg halten wir für eine Bankrotterklärung.“
Die Einwendungen des Netzwerks bezogen sich auf die im Planänderungsverfahren Grundwassermanagement von der Bahn nachgereichte geotechnische Stellungnahme und wurden vom Regierungspräsidium Stuttgart in seinem Anhörungsbericht an das EBA wie alle anderen im Verfahren vorgebrachte Risiken nicht berücksichtigt.