Tunnelvortriebsmaschinen in Stuttgart und Seattle: „Suse“ wird noch justiert und „Bertha“ sitzt seit einem Jahr fest

Die Stuttgarter Nachrichten berichteten in ihrer gestrigen Printausgabe (hier) ausführlich über die angelaufenen Vortriebsarbeiten mit der Tunnelvortriebsmaschine „Suse“ am Filderportal und die Arbeit der Mineure am Fahrstand. Urspünglich sollten die Grabungsabeiten am Fildertunnel, dessen offizielle Tunneltaufe im Juli 2014 stattfand, bereits im Herbst starten (StN Bericht). Seit Anfang Dezember hat sich der Riesenbohrer nun in Bewegung gesetzt und rund 86 Meter gegraben. Allerdings musste die Maschine noch justiert werden. Sie wird derzeit auf Touren gebracht und soll dann pro Tag durchschnittlich 15 bis 20 Meter fahren. Dafür muss eine eine gewaltige Menge an Aushub mit einer Lastwagenkolonne, bei der alle 90 Sekunden eine Fahrt erforderlich ist, abtransportiert werden. Der erste 4 Kilometer lange Abschnitt des oberen Fildertunnels vom Fasanenhof soll laut Bericht bis kurz vor der Gemarkung Degerloch bis August 2015 fertig gestellt sein.

Dann soll der Bohrkopf der Maschine demontiert und die Tunnelbohrmaschine zurückgezogen werden, so die Auskunft des Projektleiters auf der Informationsver-anstaltung in Degerloch am 23. September 2014. Anschließend soll der maschinelle Vortrieb der Weströhre bis Ende 2016 erfolgen. Die auf der Veranstaltung vorgestellten Folien und den Zeitplan finden Sie in unserem Bericht (hier).

Dass es auch bei Vortriebsarbeiten mit einer  Tunnelbohrmaschine „vor der Hacke dunkel ist„, zeigen die stockenden Tunnelbauarbeiten in Seattle/USA, über die kurz vor Weihnachten das Schweizer  Onlineportal 20 minuten (hier) berichtete. In Seattle sitzt seit einem Jahr die weltweit größte Tunnelbohrmaschine „Bertha“ fest, nachdem sie auf eine zwanzig Zentimeter dicke Metallröhre gestoßen ist und sich der Schneidekopf der Maschine darin verkeilt hat. Sie hatte nicht einmal 10 % des knapp 3,6 Kilometer langen Tunnels gegraben. Die Maschine konnte bis heute nicht wieder in Betrieb genommen werden.

Die Tunnelbauer mussten einen Schacht graben, um an den Schneidekopf der Bohrmaschine zu gelangen und mussten dabei viel Grundwasser abpumpen. Mit dem gesunkenen Wasserdruck verlor der Untergrund so viel an Stabilität, dass der Boden unter den Häusern absackte. Dies führte dazu, dass sich mehr als 30 darüberliegende Gebäude im Herzen von Seattle um 2,5 Zentimeter absenkten und sich Risse bildeten. Laut Erzählungen von Anwohnern wimmle es dort jetzt von Ratten, was vorher nie vorgekommen sei. (Übrigens auch ein Phänomen über das ein Hauseigentümer an der Neubaustrecke nach Ulm berichtete, als die Vortriebsarbeiten sein Haus erreichten.)  Zudem wird befürchtet, dass das  doppelstöckige nicht erdbebensichere Viadukt der Alaskan Way-Autobahn, das der ebenfalls doppelstöckig angelegte Tunnel ersetzen soll, gefährdet ist.

Update 7.1.2014: Passend zum angekündigten Vortriebsstart sendete heute der SWR eine Quasi-Werbesendung über Martin Herrenknecht, seine Firma Herrenknecht, seine Tunnelbohrmaschine Suse und die Baustelle am Filderportal (hier).

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