Neue SSB-Haltestelle Staatsgalerie ist für Kernerviertel nur über Umwege erreichbar

Update 13.09.2020: Am Samstag wurde nach sechs Jahren Bauzeit die neue SSB-Haltestelle Staatsgalerie in Betrieb genommen. Für den Anschluss der neuen Gleise musste der U-Bahnbetrieb auf dieser Stammstrecke in der letzten Ferienwoche zwischen Neckartor und Charlottenplatz unterbrochen und mit Pendelbussen überbrückt werden. Die beiden Stuttgarter Zeitungen (StZN / StZN /StZPlus) und der SWR (hier) berichteten darüber. Die alte, unterirdische Haltestelle aus den siebziger Jahren, die in Beton gegossene Trostlosigkeit“ (StZPlus), geht damit außer Betrieb.

Die SSB hat zur Inbetriebnahme eine Pressemitteilung (hier) herausgegeben. In der Pressemitteilung heißt es u.a. zu den baulichen Herausforderungen: „Die Bauzeit war und ist geprägt von ihren Schnittstellen zum Bauablauf des Tiefbahnhofs in der Bauherrschaft der Deutsche Bahn Projekt Stuttgart-Ulm (DB PSU). So musste deren Bauabschnitt 22 vorab hergestellt werden, bevor die betreffenden Tunnelblöcke der Stadtbahntrasse direkt darauf gebaut werden konnten. Die größte Herausforderung war die Herstellung des Schalendachs auf der neuen Haltestelle. Das gesamtheitliche Gestaltungskonzept vom Architekturbüro Ingenhoven sah vor, dass die neue Haltestelle Staatsgalerie und der Fernbahnhof in Material, Oberfläche und Farbe identisch sind.“

Für die StZPlus geht mit der neuen, von Christoph Ingenhoven entworfenen SSB-Haltestelle der „kleine Bruder des Tiefbahnhofs“ in Betrieb. Der Architekt erhebt jedoch laut StZ bei der Eröffnung Vorwürfe wegen mangelnder Kommunikation an die Stadt und fordert erneut mehr Tempo bei der Planung für das direkte Bahnhofsumfeld.

Zur Erreichbarkeit der Haltestelle heißt es in der StZPlus-Meldung: „Weil sie mitten im Baufeld liegt, sind die Zugänge bislang noch provisorisch. Man erreicht die Station über den Wulle-Steg, über zwei neue, ebenerdige Fußgängerüberwege am Gebhard-Müller-Platz, über die Schillerstraße, die Willy-Brandt-Straße sowie über eine barrierefreie Rampe aus dem mittleren Schlossgarten. […] Noch ist nicht alles fertig: die Aufzüge sind erst in ein bis zwei Wochen nutzbar, außerdem fehlen noch einige Lampen und Anzeigetafeln. Mit Inbetriebnahme der Aufzüge ist die Haltestelle dann komplett barrierefrei.“

Die euphorische Berichterstattung der Stuttgarter Zeitungen über die Vorzüge des neuen SSB-Halts können viele Anwohner des Kernerviertels jedoch nicht uneingeschränkt teilen. Bereits auf der letzten Infoveranstaltung im Januar 2020 mussten die Vertreter der Bahn und der SSB einräumen, dass die Haltestelle vom Kernerviertel aus wegen der Stuttgart 21-Bauarbeiten am Südkopf entlang der B14 zwischen dem Gebhardt-Müller-Platz und dem Hotel Méridien voraussichtlich bis 2023 nur über deutlich längere Umwege erreicht werden kann. Entweder über den nichtbarrierefreien Wulle-Steg oder einen barrierefreien Zugang auf Höhe des Königin Katharinen Stifts. Ein direkter, ampelbewehrter Überweg über die B14 an der Sängerstraße, also auf Höhe der alten Haltestelle, ist erst mit Ende der Bauarbeiten geplant. Die Umwege sind für zahlreiche Anwohner so weit wie die Strecke zur Nachbarhaltestelle Neckartor. Dies rief damals in der Veranstaltung heftige Proteste der betroffenen Anwohner hervor.

Die provisorische Wegeführung während der jahrelangen Bauzeit zeigen die folgenden Folien, die jetzt auf der Seite der Stadt Stuttgart abrufbar sind. (Neu hinzugekommen gegenüber auf der Infoveranstaltung vorgestellten Planung ist ein Überweg am Gebhardt-Müller-Platz):

Mehr Infos und Fotos über die Umwege und die fehlende Barrierefreiheit für die Anwohner des Kernerviertels findet man auf der Webseite der Bürgerinitiative Neckartor (hier). Auch die Wegführung Richtung mittlerer Schloßgarten ist nicht optimal. Auf den Ausgang am Planetarium, der direkt über einen Radweg führt, macht StN-Redakteur Christian Milankovic in einer Twitter-Meldung aufmerksam.

Mit der Inbetriebnahme der neuen Haltestelle kann die Bahn am Südkopf entlang der B14 die vorbereitenden Maßnahmen starten. Dazu muss u.a. die alte Haltestelle abgerissen, da diese dem „Tiefbahnhof“ „im Weg ist“ und die B14 erneut mit Hilfsbrücken verschwenkt werden.

Noch erwähnt werden muss, dass mit der Inbetriebnahme nur der U-Bahnbetrieb Richtung Charlottenplatz aufgenommen wird. Die SSB-Stammstrecke Richtung Hauptbahnhof bleibt wegen des Baus der beiden neuen U-Bahntunnel entlang der Schillerstraße bis 2023 weiterhin gesperrt. Die Bauarbeiten werden von der Bahn in enger Verzahnung mit der Herstellung des Nesenbachdükers realisiert. Ursprünglich sah die Planfeststellung lediglich eine vierzehntägige Unterbrechung des Stadtbahnverkehrs vor.

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