Report München: Milliarden-Grab Stuttgart 21. Wenn der Tunnel zur Bedrohung wird

Durch die Berichterstattung des SWR ist auch der Report München auf die Bauschäden im Kernerviertel aufmerksam geworden und hat heute im Ersten (hier) einen sechsminütigen Beitrag über Stuttgart 21 gebracht.

In der Ankündigung heißt es: „Stuttgart 21 sollte ursprünglich einmal 2,5 Milliarden Euro kosten. Mittlerweile sind die Kosten auf rund acht Milliarden gestiegen, Kritiker rechnen mit weit über 10 Milliarden. Doch das ist bei weitem nicht alles: Die Leistungskapazität des neuen Bahnhofs ist möglicherweise nicht ausreichend und bei Häusern in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs sind nun Risse aufgetreten.“

Im TV-Beitrag gezeigt wird auch der aktuelle Zustand der Risse in der Kernerstr.47, das stark von Risssen durch den Tunnelbau betroffen ist. Immer neue Reperaturen sind erforderlich. Die Mieterin sorgt sich nicht nur wegen der herausbrechenden Putz- und Mauerteile, sondern auch dass sich ein neuer Riss nahe an der Gasleitung gebildet hat.Der Hausbesitzer konstatiert: „Die Summe der Schäden, die wir im Haus haben, die sind halt dramatisch. Und dadurch, dass es sehr viele Schäden sind, weiß ich nicht, wie wir das in absehbarer Zeit wieder repariert bekommen.“ Er hat sogar Angst, dass sein Haus am Ende – wie auch der Anbau der Kernerstraße 30– abgerissen werden muss.

Wie im letzten Beitrag berichtet, haben sich die Risse an diesem Haus, das nicht untertunnelt wird, durch die ungleichmäßige Absenkung der Gebäudeecken des Hauses gebildet. Beim Tunnelbau trafen die Mineure auf einen Hohlraum im ausgelaugten Gipskeuper, der zur Stabilisierung mit Beton verfüllt werden musste.

Report München berichtet auch über den Fassadenschaden, der sich am 19.Juni am gegenüberliegenden denkmalgeschützten Wohnhaus Kernerstraße 32 ereignet hat.  Ausgelöst durch die Vortriebsarbeiten fielen zwei, je 3 bzw. 4 kg schwere, Fassadenteile (vom Sims rechts neben dem grünen Fenster) aus mehreren Metern Höhe auf den Gehweg. Es wäre lebensgefährlich gewesen, wenn diese Platten jemand auf den Kopf bekommen hätte:

Report München hat bei der Pressestelle der Projektgesellschaft nachgehakt. Zur Reaktion der Projektgesellschaft auf die vortriebsbedingten Bauschäden im Kernerviertel heißt es im TV-Beitrag: „Ein Interview vor der Kamera ist für die Bahn nicht möglich, obwohl sie sogar in Stuttgart eine eigene Pressestelle für das Großprojekt betreibt. Schriftlich heißt es, die Standsicherheit der Gebäude sei nach derzeitigem Stand nicht gefährdet. Und: „Schadensmeldungen sind grundsätzlich individuell zu behandeln, die jeweiligen Ursachen sind unterschiedlich und komplex.“

Im Film kommentiert dies Frank Schweizer verärgert: „Bauschäden wurden ja von der Bahn nicht angekündigt, sondern in Abrede gestellt. ‚Wir haben alles im Griff!‘ Nur das Eintreten der Bauschäden hat auch die Verantwortlichen bei der Bahn eines Besseren belehrt.“

Im Zusammenhang mit den Bauschäden möchten wir an zwei Gespräche der Netzwerke erinnern: Die Projektgesellschaft hat im Gespräch mit Vertretern des Netzwerks Kernerviertel zugesichert, dass sie die Anwohner über und neben den Tunneln noch vor den Sommerferien in zwei Veranstaltungen über die Ursachen informiert. Im Termin mit Vertretern des Netzwerks Killesberg wurden von Seiten der Bahn und der Versicherung Besserung bei der Kostenübernahme von baubedingten Gebäudeschäden versprochen.

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