Bericht von Ulrich Hangleiter, Netzwerk Killesberg und Umgebung:
Bei der Bürgerinformation für den Norden am 25.11.2018 hatte der Rechtsberater der Bahn, RA Dr. Schütz, auf Nachfrage die Regulierung von Bauschäden infolge der Baumaßnahmen für S21 auf eine ganz einfache Formel gebracht: „Sie melden uns (der Bahn) die Schäden, wir geben sie an die Versicherung weiter, und diese regelt das“. Diese forsche Aussage haben die von Schäden betroffenen Eigentümer und das Netzwerk Killesberg in den letzten Monaten leider nicht bestätigt bekommen. Vielmehr schleppte sich die Klärung von Einzelfällen am Kriegsberg nunmehr seit einem halben Jahr – von Anfang Dezember bis Anfang Juni – hin.
Am 6. Juni fand auf Einladung der Projektgesellschaft Stuttgart–Ulm (PSU) nun endlich ein Gespräch zur Regulierung der Schäden statt. An diesem nahmen drei betroffene Eigentümer und mehrere Vertreter des Netzwerks Killesberg sowie dessen Sachverständige teil. Das Netzwerk hatte im Vorfeld gefordert, dass auch ein Vertreter der Versicherung mit am Tisch sein sollte. Es war dann gleich mehrere Vertreter der HDI-Versicherung, die teilweise von weit her angereist waren. Ganz sicher nicht nur wegen der hier anhängigen Fälle, aber auch…
Bahn und HDI räumten ein, dass in der Vergangenheit nicht alles optimal gelaufen ist in den Schadensfällen. Der Wortführer der HDI bat daher darum, den Blick nach vorne zu richten. Bahn und HDI hatten sich aus gegebenem Anlass in einem voraus laufenden Gesprächen intensiv mit den zurückliegenden Fehlern und dem künftigen Vorgehen auseinandergesetzt. Der HDI-Sprecher benannte das Procedere, das künftig gelten soll: Sobald die Schäden, z.B. durch die Beweissicherungen, eindeutig festgestellt sind, soll sich der beauftragte Sachverständige mit einem Generalsanierer um die Sache kümmern. Dieser – oder auch Handwerker, die vom Eigentümer gewählt sind – sollen ein 100%-Angebot machen und mit der Behebung der Schäden beauftragt werden. Das Problem der Abzüge bei den Versicherungsleistungen, die sich aus dem Zeitwert der geschädigten Teile ergeben, blieb dabei freilich offen. Hier müsste ein Ermessensspielraum zugunsten der Betroffenen ausgenutzt werden. Ob der Vertrauensvorschuss, um den HDI und PSU bitten, damit zu halten ist, muss die Zeit zeigen. Stimmen aus den Reihen des Netzwerks äußerten Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Bahn. Hier hoffen die Betroffenen auf neue positive Erfahrungen, an denen sich Versicherung und Bahn messen lassen müssen.
Dr. Behmel, der Sachverständige des Netzwerks für Geologie, wies mit Bildern massiver Risse an einem der Häuser auf die Gefahren für Gas- und Wasserrohre hin. Die Risse sind Folgen der extremen Steillagen und des partiell lockeren Gesteins, die am Kriegsberg anzutreffen sind. Die geologische Situation eines labilen Gleichgewichts könne hier zu weiteren Bewegungen führen. Der vom Netzwerk hinzugezogene Sachverständige für Schäden an Bauwerken, wies darauf hin, dass es Widersprüche zwischen den Beweissicherungen einerseits und den Gutachten der Versicherung andererseits gibt. Er forderte für ein besonders betroffenes Haus, dass vor der Sanierung ein Statiker hinzugezogen werden soll. Für eine Garten-Stützwand auf einem anderen Grundstück, die talwärts gekippt ist, stellte er fest, dass diese noch Jahrzehnte ohne Schaden gestanden hätte, wenn die Tunnel darunter nicht gesprengt worden wären.
PSU und HDI gingen am Ende auf die betroffenen Eigentümer zu mit den Worten: „Wir wollen nicht die gleichen Fehler machen wie in der Vergangenheit. Messen Sie uns an dem, was wir jetzt tun.“