Die Stuttgarter Zeitung berichtete bereits online am Freitag nachmittag (hier) und am Samstag fanden Anwohner im Kernerviertel einen Max-Mailwurf- Flyer der Bauinfo im Briefkasten. Mit der für die Dauerbaustelle Stuttgart 21 wenig passenden Standardüberschrift der Bahn „Unsere Baustelle kann schon mal zur echten Nervensäge werden“ kündigt die Bauinfo bereits ab Montag, den 11. März 2019, Nachtarbeiten an. Im Flyer heißt es:
„Die DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH arbeitet in einem Bereich der Baustelle des künftigen Stuttgarter Hauptbahnhofs vom 11. März 2019 an in einem Probebetrieb zusätzlich zu den üblichen Arbeitszeiten auch in den frühen Morgenstunden und in der Nacht. Montags bis freitags beginnen die nicht lärmintensiven Arbeiten um 4.30 Uhr und enden in der Nacht um 1.30 Uhr. Die Arbeiten finden nicht auf der gesamten Baustelle statt, sondern nur an der Kelchstütze auf Höhe des Stegs zum Mittleren Schlossgarten (Bauabschnitt 16). Der Probebetrieb ist zunächst bis Mitte April 2019 vorgesehen. Die Arbeiten werden vom Immissionsschutzbeauftragten begleitet.“
Das Netzwerk Kernerviertel hat bei der Bauinfo nachgehakt, welche konkreten Bauarbeiten für die Nachtbauarbeiten vorgesehen und welche konkreten Emissionen laut dem Immissionsschutzbeauftragten mit den „nicht lärmintensiven“ Bauarbeiten verbunden sind. Der im Flyer angeführte Planfeststellungsbeschluss zum PFA 1.1. (nicht vom 28.1.2015, sondern vom 28.1.2005), mit dem das Eisenbahn-Bundesamt diese Arbeiten genehmigt habe, sieht jedenfalls nur Bauarbeiten zwischen 7 bis 20 Uhr vor.
Auch auf der im Juni stattgefundenen, letzten Anwohnerveranstaltung für das Kernerviertel wurden keine Nachtbauarbeiten angekündigt. Damals schrieben wir in unserem Beitrag: „Nachtbauarbeiten sind für 2018 und 2019 nicht geplant. Die nächtlichen Bewehrungsarbeiten im BA 25 Ende 2017 hätten gezeigt, dass dies wegen der Minderleistung der Arbeiter während der Nacht nicht wirtschaftlich sei.“
Die einzige Erklärung, dass jetzt doch wieder Nachtbauarbeiten getestet werden, sind die deutlichen Verzögerungen beim Bau der 28 Kelchstützen für den „Tiefbahnhof“. Nach dem offiziellen Zeitplan der Bahn im Lenkungskreis ist eine Fertigstellung des Rohbaus für den „Tiefbahnhof“ für Mitte 2022, also in etwas mehr als drei Jahren geplant. Im November 2018 wurde die erste der 28 Kelchstütze betoniert. Die Fertigstellung einer zweiten Kelchstütze war zumindest laut einer StZN-Meldung (hier) eigentlich noch 2018 vorgesehen. In der letzten Lenkungskreispräsentation findet man hingegen die vage Formulierung zum Zeitplan: „Es wird erwartet, dass ab Q1/2019 eine Konkretisierung der Termine zum Kelchbau möglich ist.“ Zuletzt konnte man im Januar 2019 an den Tagen der offenen Baustelle noch widersprüchliche Angaben zum weiteren Bauverlauf erhalten. Doch auch auf dieser Veranstaltung war von Nachtbauarbeiten an den Kelchstützen keine Rede.
Update 12.3.: Wir haben von der Bauinfo eine Rückmeldung auf die Nachfrage des Netzwerks Kernerviertel zu den konkret durchgeführten Bauarbeiten im Nachtzeitraum und den damit verbundenen Emissionen erhalten:
„Folgende Arbeiten sind im erweiterten Arbeitszeitraum geplant: Kranbetrieb, Abdecken und Zudecken des Kelchs mit den Folien und Bewehrungsarbeiten. Die Arbeiten, die innerhalb des Nachtzeitraumes durchgeführt werden, werden innerhalb des Tagzeitraumes so vorbereitet, dass die Arbeiten im Nachtzeitraum keinen signifikanten Beitrag zum bestehenden allgemeinen Umgebungsgeräusch leisten.“