update 7.1.: Vom 4. bis 6.Januar 2019 fanden wieder die vom Verein Bahnprojekt Stuttgart-Ulm organisierten Tage der offenen Baustelle rund um den Stuttgarter Hauptbahnhof statt. Wie in den Jahren zuvor standen Ingenieure der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH an den verschiedenen Stationen für Fragen zur Verfügung. Die Übersicht der angebotenen Themen zeigt der Flyer.
Die beiden Stuttgarter Zeitungen (hier) und der SWR (hier) berichteten über die Veranstaltung. Die StZ interviewte auch auf der Baustelle zwei Protagonisten, Stefan Bauer von der IG Bürger für Baden-Württemberg und Wolfgang Kuebart von den Ingenieuren 22, „deren Meinungen zu Stuttgart 21 diametral auseinanderstreben“. Im Netz findet man Fotos von Wolfgang Rüter (Teil 1/ Teil 2) , fotomedium und k punkt. Ein Teil der gezeigten Plakate sind auf der Webseite der Projektgesellschaft eingestellt. Äußerst peinlich war ein Werbeflyer, der u.a. am Tresen des Turmforums auslag.
Erstmals konnte man auch die Rettungszufahrt und das Verzweigungsbauwerk unter dem Kernerviertel besichtigen. Hier vier Fotos von Netzwerke 21:
Ausschnitt aus einem Schaubild (das leider nicht auf der Seite der PSU veröffentlicht ist)
Rettungszufahrt neben dem Wagenburgtunnel
Verzweigungsbauwerk unter dem Kernerviertel / Höhe Werastr.
einer der vier Tunnelvortriebe Richtung Anfahrbereich unter dem Kernerviertel
Bei den Stationen im Tunnel unter dem Kernerviertel war Folgendes auf Nachfage zu erfahren:
- Nach der Fertigstellung Verzweigungsbauwerk unter der Jugendherberge (hier ein Schaubild aus der letzten Infoveranstaltung) ist der Vortrieb Richtung Anfahrbereich angelaufen. An dem Verzweigungsbauwerk wurde seit Februar 2015 gebaut.
- Quellfähiges Anhydrit habe man in diesem Abschnitt nicht vorgefunden. Dieser liege ca. 50 Meter tiefer im Berg. Eine bei den Bauarbeiten zum Verzweigungsbauwerk vorgefundene Doline wurde mit Beton verfüllt.
- Derzeit befindet sich der Vortrieb des Anfahrbereichs unter der Werastraße kurz vor den Gebäuden der Kernerstraße.
- Wegen des weichen Gesteins und dem großen Querschnitt werden jeweils nur Teile ausgebrochen und zur Stützung jeweils bis zu acht Meter lange Anker in die Ortsbrust angebracht.
- Beim Rückbau der „Betonzwischenstützen“ werden auch Meißel eingesetzt. Diese seien an der Oberfläche von Anwohnern wahrgenommen worden.
- Die vom Schacht 3 in der Urbanstraße ausgehenden Bohrungen und Hebungsinjektionen der Häuser des oberen Hebungsabschnitts sind fast abgeschlossen.
- Mit den Injektionen für das untere Hebungsfeldes kann erst gestartet werden, wenn der Schacht 1 am Baufeld 25 hergestellt werden kann. Dies ist jedoch abhängig vom Baufortschritt der Kollegen vom PFA 1.1. an diesem Baufeld entlang der Sängerstraße / B14.
- Für die ca. 240 Meter Vortrieb des Anfahrbereichs unter dem Kernerviertel zwischen der Jugendherberge und dem Baufeld 25 an der Sängerstraße sind ungefähr noch zwei Jahre (ca. bis Ende 2020) veranschlagt und maximal ein täglicher Vortrieb von einem halben Meter machbar.
Wieder raus aus dem Tunnel konnte man sich an zwei Stationen über den aktuellen Baustand der neuen Stadtbahnhaltstelle Staatsgalerie informieren. Auch hier ein paar Infos, die man dort und bei den Infoständen der Bahn auf Nachfrage erhalten konnte:
- Der Rohbau der neuen Haltestelle soll im August 2019 abgeschlossen sein. Anschließend beginnen die Innenausbauarbeiten mit der bahntechnischen Ausrüstung.
- Die Inbetriebnahme der neuen Haltestelle ist im September 2020 geplant.
- Der Bodenbelag der neuen SSB-Haltsstelle wird entgegen dem Entwurf des Architekten Christoph Ingenhoven dunkel sein und soll damit weniger Verschmutzungen sichtbar machen.
- Wegen des Zugangs zur neuen Haltstelle, während die Bahn zur Herstellung der Trogblöcke quer über der B14 baut, ist die Bahn derzeit mit der Stadt Stuttgart noch im Gespräch. Der in den letzten Anwohnerveranstaltung am Rande erwähnte Wulle-Steg soll es wegen der fehlenden Barrierefreiheit wahrscheinlich nicht werden. Eher angedacht sei ein Übergang an der B14 neben der Baustelle.
- Die von der Bahn letzten Herbst ausgeschriebenen Bauarbeiten für den zweiten Abschnitt der SSB-Tunnel sowie den Nesenbachdüker unter der Schillerstraße sind noch nicht vergeben worden. In dieser Ausschreibung war von einem Fertigstellungstermin Anfang 2023 die Rede. Solange bleibt die SSB-Stammstrecke Richtung Hauptbahnhof weiterhin gesperrt und die Umleitungen des „Netz 2018“ bestehen.
So interessant die Informationen auch waren, die man an den Stationen auf Nachfrage bei den Projektingenieuren erhalten konnte. Wie bereits an den Tagen der offenen Baustelle 2018 und 2017 konnte man auf keiner der ausgestellten Schautafeln, wie z.B. Ablauf zur Rohbaufertigstellung des „Tiefbahnhofs“ , des Bauablaufs am Südkopf und des Anfahrbereichs unter dem Kernerviertel, eine einzige Zeitangabe oder einen Zeitplan für die Fertigstellung des Rohbaus für den „Tiefbahnhof“ und der angrenzenden Tunnel finden. Dabei hätte man dies eigentlich erwarten können, nachdem der offizielle Inbetriebnahmetermin für Stuttgart 21 Anfang 2018 um vier Jahre von Ende 2021 auf Ende 2025 verschoben wurde. Statt dessen erhielt man Zeitangaben nur auf Nachfrage.
Beispielsweise soll laut den Lenkungskreisunterlagen der Rohbau des „Tiefbahnhofs“ Mitte 2022 fertiggestellt sein. Doch auf die Nachfrage, wie dies mit Blick auf die noch zu bauenden 27 der insgesamt 28 Kelche realisiert werden soll, erhielt man erstaunlicherweise unterschiedliche Antworten von den einzelnen Ansprechpartnern. So wurde die Dauer für den Bau der Kelche mit einmal 4 und das andere Mal mit 6-8 Monaten angegeben. Auch die Anzahl, wieviele der Kelche in den nächsten beiden Jahren gebaut werden sollen, schwankte deutlich. Und die Anzahl der Schalungssätze wurde einmal mit maximal drei (zwei für Rand-/Mittelkelche und einer für die Restkelche) beziffert, denn mehr könne man aus Platzgründen nicht einsetzen. Der nächste Projektingenieur erklärte, dass ein vierter Schalensatz im Sommer 2019 zum Einsatz kommen solle. Auch wenn man auf Nachfrage von den Projektingenieuren unisono die Auskunft erhielt, dass die Bauarbeiten im Zeitplan seien. Vertrauen, dass die Fertigstellung von Stuttgart 21 tatsächlich Ende 2025 realisiert werden kann, erweckt dies jedenfalls nicht.