Keine Zeitpläne, dennoch ein paar neue Informationen an den „Tagen der offenen Baustelle“im Januar 2018

Wie im letzten Jahr suchte man auch dieses Mal an den „Tage der offenen Baustelle“   vergeblich Zeitpläne für die S21-Bauarbeiten der Bahn und der SSB im Talkessel. Wieder wurden die Bauablaufpläne zum Bau des Südkopfes und des „Tiefbahnhofs“ (Schautafel 1 / Schautafel 2) ohne eine einzige Zeitangabe präsentiert. Nicht einmal die geplanten Bauarbeiten bis Januar 2019 waren mit Zeitangaben hinterlegt. Einen Großteil der  Schautafeln findet man unten auf der Webseite der Projektgesellschaft;  Fotos bei, FotomediumUli Fetzer und im Drehscheiben-Forum.

Auch fehlten Informationen über anstehende Bauarbeiten am Südkopf, wie die technisch aufwendigen Hebungsinjektionen unter den Wohnhäusern im Kernerviertel bis hoch zum Schützenplatz. Gerade dies wäre besonders für die Anwohner und sicherlich für viele Besucher von Interesse gewesen. Dafür konnte man sich wieder an drei Schautafeln über die Auflagen des Artenschutzes bei Stuttgart 21 und der Neubaustrecke informieren. Dabei ist der Bau des „Tiefbahnhofs“ weder durch die Mauereidechsen, noch durch den Juchtenkäfer behindert. Lediglich ein paar „Juchtenkäfer-Verdachtsbäume“ am Rande des Baufeldes entlang der Schillerstraße überlebten (bislang) die Rodungsarbeiten.

Dennoch konnte man bei den Fragen, die die Besucher stellten und die die an den Stationen präsenten Ansprechpartner geduldig beantworteten, einige neue Informationen erfahren:

Bau des Tiefbahnhofs

  • Auch wenn der Aufsichtsrat der DB AG noch darüber nicht entschieden hat, durften die Mitarbeiter der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH (PSU) offiziell über den neuen Inbetriebnahmetermin 2024 von Stuttgart 21 sprechen.
  • Michael Pradel, Abschnittsleiter des PFA 1.1. rund um den „Tiefbahnhof“, räumte auf Nachfrage ehrlich ein, dass er auch 2024 nicht garantieren könne. Zwar sei ein Zeitpuffer kalkuliert. Falls unvorhergesehene bauliche Probleme eintreten, wie beispielsweise an den Kelchstützen, könnte sich die Inbetriebnahme weiter verzögern.
  • Geplant sei, dass die Rohbauarbeiten des „Tiefbahnhofs“ Ende 2021 abgeschlossen sein werden. Mit der Firma Züblin ist der Vertrag bis zur Fertigstellung der Bauarbeiten verlängert worden und eine Prämie bei Termineinhaltung in Aussicht gestellt.
  • Abschnittsleiter Michael Pradel räumte offen ein, dass die Bauverzögerungen beim „Tiefbahnhof“ im wesentlichen aus den Änderungen beim Brandschutzkonzept und der Entfluchtung resultieren. (mehr dazu in unserem Beitrag)
  • Weiterhin nicht genehmigt ist die 18.Planänderung zur Verlagerung der Fluchttreppenhäuser an den die Bahnsteigenden und des Entfluchtungskonzeptes. Entgegen den ursprünglichen Erwartungen, dass die Planänderung in maximal 10 Monaten durch wäre, zog sich das Verfahren u.a. wegen Einsprüchen hin. Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) habe zwar nach Bearbeitung der Einwände grundsätzlich die Genehmigung signalisiert, würde aber noch an der Erstellung des Bescheides arbeiten. Wann damit zu rechnen ist, sei ungewiss. Falls die Betonierung der Kelchstützen vor dem Bescheid des EBAs starten würden, erfolge dies auf Risiko der Bahn und der Baufirma. Man hoffe, dass bis Ende des Jahres die ersten fertigen Kelchstützen stehen werden.
  • Ein Engpass für die Fertigstellung der Kelchstützen sei auch das technisch sehr aufwendige, fünf Millionen teure Gerüst für die Verschalung. Dieses könne nur von spezialisierten Schweißern, die auf dem derzeit leergefegten Markt nur schwer zu finden seien, hergestellt werden. Bislang sei erst ein Gerüst davon vorhanden. Zwei weitere sollen noch hergestellt werden, damit dann drei Stützen parallel betoniert werden können.
  • Auch der geplante Bau der Kelchstütze auf der Brücke über der S-Bahn unter laufendem Betrieb sei eine bautechnische extrem schwierige Herausforderung. Die Kelchstütze wiege mindestens so viel wie zwei ICE4-Züge und müsse statisch von der Brücke getragen werden.
  • Ein weiter kritischer Bereich beim Bau des „Tiefbahnhofs“ sei der Bauabschnitt 1 direkt vor dem Tunnelportal am Nordkopf unter dem Kriegsberg. Die Baugrube ist zwar ausgehoben. Aber mit dem Bau dieses Baufelds könne erst begonnen werden, wenn die Arbeiten für den Innenausbau des Bad Cannstatter und des Feuerbacher Tunnels abgeschlossen seien. Solange sei dieses Baufeld für die Tunnelbaulogistik besetzt. Wann die Verschalungsarbeiten bei den beiden Tunneln unter dem Kriegs- und Killesberg begonnen bzw. abgeschlossen seien, hängt vom Verhalten des kritischen Anhydritgestein entlang der beiden Tunnelstrecken ab.
  • Der Nesenbachdüker sei bis auf den Abschnitt unter der Schillerstraße und dem Parkplatz beim Königin-Katharinenstift fertig. Allerdings sei dieser Abschnitt bautechnisch besonders anspruchsvoll. Der Nesenbachdüker soll hier unter Wasser gebaut gebaut werden.
  • Auch der Anschluß der neuen Bahnsteighalle an den alten, bis dahin zum Hotel umgebauten Bonatzbau sei bautechnisch nicht ganz einfach.
  • Beim Bauabschnitt 25 hinter der Lärmschutzwand verursachten u.a. neue bautechnische Auflagen weitere Verzögerungen. Die Wand Richtung Tunnel Kernerviertel musste statisch auf eine Aufpralllast für einen schnell einfahrenden und entgleisenden ICE ausgelegt werden. Nach den Nachtarbeiten im Dezember sei jetzt die Bodenplatte gegossen. Diese sei auch für eine höhere Baubelastung ausgelegt, da das darüberliegende Schwallbauwerk in einen Gebäudekomplex integriert werden soll.

Bau der neuen SSB- Haltestelle Staatsgalerie und der Zulauftunnel

  • Auch bei den Informationsständen der SSB am Südkopf für den Bau der neuen Haltestelle „Staatsgalerie“ konnte man keine Zeitpläne finden. Auf Nachfrage, wann mit der Inbetriebnahme der neuen Haltstelle zu rechnen ist erhielt man die Auskunft in ca. zwei Jahren.
  • Abhängig ist die Inbetriebnahme der neuen SSB-Haltestelle vom Baufortschritt des neuen U-Bahntunnels zwischen Neckartor und der neuen Haltestelle. Das Baufeld entlang der B 14 wurde bereits abgesperrt, die Fahrspuren verschwenkt und die Tiefbauarbeiten werden demnächst starten. Die Bauarbeiten seien bautechnisch sehr anspruchsvoll, da die neuen Tunnel unmittelbar an den Bestandstunnel unter Aufrechterhaltung des U-Bahnbetriebs gebaut werden sollen. Auch für das Abreißen der Außenwand werde der U-Bahnbetrieb zwischen Bad Cannstatt und der Innenstadt nicht unterbrochen.
  • Laute Bohrpfähle sind für die Bauarbeiten in diesem Abschnitt nicht mehr erforderlich. Dafür können Nachtarbeiten nicht ausgeschlossen werden. Man würde sich jedoch bemühen, diese Arbeiten -wie im letzten August praktiziert- wieder mit Schallschutzmaßnahmen so leise wie möglich durchzuführen.
  • Wie bereits berichtet, ist der Zeitplan zum Bau der beiden neuen Tunnel Richtung Hauptbahnhof abhängig vom Baufortschritt der Bauarbeiten der Bahn. Von daher wurde auch kein konkretes Datum zur Wiederinbetriebnahme dieser Stammstrecke genannt.
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