Am letzten Freitag wurde die erste Kelchstütze ausgeschalt, die das Dach des „Tiefbahnhofs“ tragen soll. Die Hutze für das darüberliegende Lichtauge muss noch fertiggestellt werden. Die beiden Stuttgarter Zeitungen (StZN1 / StZN2), die FAZ (hier), die SWP (hier) und der SWR (hier) berichten über die Ausschalung. Eisenbahn tv hat dazu einen Film auf youtube (hier) veröffentlicht. Die FAZ schreibt in ihrer Meldung „Ein Fortschritt ist zu sehen!“: „Das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 befindet sich seit acht Jahren im Bau, ein Bahnhof lässt sich bisher nur erahnen. Nun wurde die erste Kelchstütze fertiggestellt – von insgesamt 28.“
Und in den beiden Stuttgarter Zeitungen findet sich folgende Ankündigung zum weiteren Baugeschehen: „Nicht jeder Kelch werde anderthalb Jahre brauchen, um fertig zu werden, meinten Sprecher der Bahn. Von nun an gehe es wesentlich schneller voran. In drei Jahren sollen alle 28 Kelchstützen stehen.“ Dies ist jedoch nicht ganz richtig. In der Pressemitteilung der Projektgesellschaft (hier) heißt es: „Die sechs Meter hohen, unteren Abschnitte aller 28 Kelchstützen sollen bis 2021 hergestellt sein. Der Rohbau aller insgesamt zwölf Meter hohen und 32 Meter breiten Dachteile mit den markanten Lichtaugen soll in etwa vier Jahren beendet sein.“
Die Fertigstellung des Rohbaus für den „Tiefbahnhof“ Mitte 2022 ist nach dem offiziellen, am vorletzten Montag im Lenkungskreis vorgestellten Zeitplan die Voraussetzung dafür, dass die mittlerweile von 2021 auf Ende 2025 verschobene Inbetriebnahme von Stuttgart 21 realisiert werden kann. Die Fertigstellung des Feuerbacher Tunnels und des Rohbau des „Tiefbahnhofs“ sind von einander abhängig. Dies ist der ausgewiesene „kritische Pfad“ beim Bau von Stuttgart 21.
Die in der Pressemitteilung enthaltende Formulierung „in etwa vier Jahren“ würde nur wenige Tage nach der Lenkungskreissitzung bereits Ende 2022 bedeuten. In der SWP-Meldung kann man daher den Satz lesen: „Alle rund 12 Meter hohen Kelchstützen sollen bis zum Jahreswechsel 2022/23 fertig sein.“ Und in der StZN-Meldung findet sich auch der folgende vorsichtige Satz des für den Bau verantwortlichen Abschnittsleiters: „Ich sage nicht, wir werden, aber wir wollen Ende 2025 in Betrieb gehen“, sagte der technische Projektleiter Michael Pradel am Freitag an der Baugrube“.
Dieser Satz kommt nicht von ungefähr. Laut der Lenkungskreisfolie waren zum Ende des 2.Quartals 2018 im PFA 1.1. für den Bau des „Tiefbahnhofs“ nach vier Jahren Bauzeit gerade einmal 19% fertiggestellt. Um die geplante Fertigstellung bis Mitte 2022 zu erreichen, müssen durchschnittlich jedes Jahr jeweils 20% erzielt werden -soviel wie in den letzten vier Jahren seit August 2014 insgesamt gebaut wurden. In den Unterlagen (hier) findet sich zudem die Information, dass mit einer konkreten Zeitplanung für den Bau der Kelchstützen erst im 1.Quartal 2019 zu rechnen sei. Die Fertigstellung einer weiteren Kelchstütze ist zumindest laut der StZN-Meldung noch in diesem Jahr vorgesehen.