Die Stuttgarter Zeitungen berichteten heute darüber (hier), dass die Bahn die noch ursprünglich für Juli avisierte feierliche Grundsteinlegung für den „Tiefbahnhof“ auf September nach den Ferien verschiebt. Begründet wird dies mit Terminschwierigkeiten. Das Protokoll für den „großen Bahnhof“ liegt in Berlin bei der Konzernzentrale. Über prominente Beteilung würde sich die DB AG freuen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat allerdings bereits abgewunken. Oberbürgermeister Fritz Kuhn überlegt es sich noch. Die Süddeutsche Zeitung kommentiert dies in „Stuttgart – Trump 21„. Ein Sprecher des Innenministers Thomas Strobl erklärt gegenüber den Stuttgarter Zeitungen (StZ) eine Teilnahme “ für grundsätzlich denkbar“. Ob die DB AG viel Prominenz für ihre Feier gewinnen kann, wird sich angesichts der nach einem StZ-Bericht auch beim Bundesrechnungshof gehandelten 10 Milliarden Kosten für Stuttgart 21 noch zeigen. Und selbst die Stuttgarter Zeitung erwähnt jetzt in ihrer Meldung den „umstrittenen Tiefbahnhof“.
Einen offiziellen Baustart für den „Tiefbahnhof“ gab es bereits Anfang August 2014, mehr als zweieinhalb Jahre nach der Freimachung des Baufeldes durch die Rodung des mittleren Schloßgartens. Hier ein Twitter-Tweet:
Der Baufortschritt des „Tiefbahnhofs“ hinkt weit hinter den Plänen hinterher, die zum Baustart präsentiert wurden. Das Startbaufeld 16 hätte beispielsweise bereits seit Mai 2016 fertig gestellt sein sollen. Jetzt laufen noch die eigentlich für Frühjahr 2015 geplanten Bauarbeiten am Ober- und Unterhaupt des Cannstatter Dükers, der dieses Baufeld unterquert. Der sichtbare schleppende Baufortschritt ist beispielsweise auch in diesen beiden aktuellen Twitter-Meldungen erkennbar:
Bis September wird sich also wahrscheinlich auf dem Startbaufeld 16 nicht viel tun. Dabei kostet jeder Monat Baustillstand der Bahn Geld. Noch in der Schlichtung wurde um jede Woche gerungen. Jetzt werden zwei weitere Monate Bauverzögerung beim „Tiefbahnhof“einfach wegen Terminschwierigkeiten Prominenter für eine Feier in Kauf genommen? Das ist nicht glaubwürdig.
Es ist eher wahrscheinlich, dass der Bahnkonzern die Aufsichtsratssitzung der DB AG abwarten will, die Anfang September stattfinden soll. Unter anderem steht der Bericht der Wirtschaftsprüfer auf der Agenda, die die aktuelle Kostenplanung der Projektgesellschaft für Stuttgart 21 testieren sollen. Zudem war noch in dem Bericht an den Aufsichtrat von einer Genehmigung der Bodenplatte der Bahnsteighalle erst für Juni 2017 die Rede. Auch in der Lenkungskreisunterlage vom 30. Juni 2016 ist eine Genehmigung der Bodenplatte oder einer Grundsteinlegung nicht erwähnt. Anscheinend kam die Freigabe der Bodenplatte jetzt im Juli durch das Eisenbahn-Bundesamt auch für die Projektgesellschaft überraschend.
Doch warten wir es ab. Ankündigungen für den Baufortschritt beim „Tiefbahnhof“, die sich nachher als „heiße Luft“ entpuppt haben, gab es von Seiten der Geschäftsführung der DB Projektgesellschaft immer wieder. Wir erinnern nur an die Ankündigungen von Manfred Leger in dem Interview mit der Stuttgarter Zeitung im April 2015: „Warten Sie ab, wie schnell wir hier noch werden“ und „In diesem Sommer werden wir das Betonieren der Bodenplatte erleben, und im Frühjahr 2016 sieht man dann die erste kelchförmige Stütze des Bahnhofsdachs entstehen. Und dann geht es ratzfatz.“ Übrigens, damals war in dem Interview von einer geplanten feierlichen Grundsteinlegung oder ähnlichem nicht die Rede.
Und laut dem o.g. Bericht der Stuttgarter Zeitungen rechnet die Bahn inzwischen intern mit einer späteren Inbetriebnahme von Stuttgart 21: „In neuen Ausschreibungen sichert sich der Schienenkonzern die Option, Aufträge bis 2022 oder 2023 zu verlängern.“