„Suse“ dominiert die Berichterstattungen zum Tunnelbau

Diese Woche berichteten die beiden Stuttgarter Zeitungen (StZ / StN ) und der SWR (hier) wieder einmal ausführlich über die Tunnelbohrmaschine Suse und die Arbeiten im Fildertunnel. Die 120 Meter lange und 2.000 Tonnen schwere Tunnelbohrmaschine mit 5.700 PS ist für die Medien immer wieder ein dankbares Thema, sei es anlässlich der Anlieferung des Bohrkopfes und der Montage, der Tunnelfeier, der Anlieferung der Tübbinge oder dem jetzt konstanten Baufortschritt. Mittlerweile hat die Maschine seit der Wiederaufnahme der Arbeiten am 26. Januar 2015 in den 56 Tagen eine Tunnelstrecke von knapp 1.004 Meter aufgefahren, im Durchschnitt 18 Meter täglich. Die Vortriebsarbeiten haben damit das Körschtal bei Möhringen erreicht.

Im Zuge dieser Berichterstattung gerät allerdings in den Hintergrund, dass bei Stuttgart 21 nur  ca. 15 Kilometer, d.h. 25 % der 59 Kilometer langen Tunnelstrecke maschinell und ca. 75 % bergmännisch mit Spritzbetonvortrieb hergestellt wird. Diese müssen im Gegensatz zu den maschinell hergestellten Tunneln noch in einem zweiten aufwendigen Arbeitsgang verschalt werden, bevor die bahntechnische Innenausstattung erfolgen kann, die i.d.R. mit zwei Jahren angesetzt ist. Anschließend ist nach dem Zeitplan der Bahn noch ein Jahr Probebetrieb vorgesehen. Die Tunnel einschließlich der Verschalung müssten daher spätestens 2018 fertig gestellt sein, um die Inbetriebnahme zum offiziellen Termin Ende 2021 zu realisieren.

Wenn man die bergmännisch vorangetriebenen Stollen und Tunnel seit dem 26.Januar 2015 miteinbezieht, ergibt sich ein deutlich differenziertes Bild des Baufortschritts in diesem Zeitraum.  Auf den Informationsveranstaltungen war bei den bergmännischen Tunneln von einem durchschnittlichen Baufortschritt pro Tag zwischen 2-3 Metern die Rede. Davon sind die jedoch die meisten Tunnelbaustellen bei Stuttgart 21 aus verschiedenen Gründen, wie z.B. wegen der Planänderung zur Tieferlegung der Tunnel Obertürkheim im PFA 1.6a, weit entfernt:

Auch bei den vier Tunnelbaustellen des Tunnels Bad Cannstatt, die vom Zwischenangriff Nord abgehen, sind aus unbekannten Gründen unterschiedliche Baufortschritte festzustellen. Im Forum Drehscheibe wird dafür u.a. die wegen der geringen Überdeckung erforderlichen Hebungsinjektionen am Gäubahn-Viadukt verantwortlich gemacht. Die 231,6  Meter lange Rettungszufahrt am Wagenburgtunnel, an der seit November 2013 (!) gebaut wird, muss noch auf den letztern 80 Metern im unteren Tunnelsegment gegraben bzw. gesprengt werden. Daher findet dort zumindest nach den veröffentlichten Zahlen nur ein geringer  Baufortschritt statt. Über 21 km, d.h. ein Drittel der Gesamttunnelstrecke bzw. rund die Hälfte der bergmännischen Tunnelstrecke, befindet sich zudem noch gar nicht im Bau.

Eine Übersicht der Netzwerke über die jeweiligen Vortriebsstände seit Juli 2014, aus der bei zahlreichen Tunnelbaustellen ein zäher Baufortschritt erkennbar ist, finden Sie hier.  Die Hochrechnung der aktuellen Zahlen, die auf eine Fertigstellung weit hinter den offiziellen Zeitplänen hindeuten,  sparen wir uns. Schließlich hatte Manfred Leger , Vorstand der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH, vor kurzem auf der Anwohnerveranstaltung im Stuttgarter Osten erklärt, dass sowohl die Termine als auch die Kosten bei Stuttgart 21 weiterhin im Plan seien

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