Die Stuttgarter Zeitung berichtet in ihrer heutigen Ausgabe (hier) über die angekündigten Sprengungen unter dem Kernerviertel und die Befürchtungen von Seiten der Anwohner. Frank Schweizer vom Netzwerk Kernerviertel weist darauf hin, dass nicht nur die Sprengungen können Lärm verursachen können, sondern auch die nächtlichen Umladung der großen Steinbrocken auf die Lkws vor der Rettungszufahrt. Vor einem Transport auf dem Förderband müssten diese erst mit Hilfe eines sogenannten Steinbrechers verkleinert werden. Das Förderband ist allerdings wegen der immer noch nicht fertig gestellten Baulogistikstraßen nicht im Betrieb. So fahren die Lkws zum Abtransport des Aushubs weiterhin Tag und Nacht.
Die StZ weist daraufhin, dass Sprengungen beim Tunnelbau in Stuttgart wie bei verschiedenen unterirdischen Stadtbahnstrecken nichts Außergewöhnliches sei. Dies ist richtig. Allerdings zeigen die Erfahrungen aus den im November 2014 von der Bahn in Stutgart-Wangen durchgeführten Sprengungen, dass die dort beauftragte Baufirma trotz gemessener Lärmpegelüberschreitungen nicht gerade die schonenste Sprengtechnik einsetzte und die Informationspolitik der Bahn völlig unzureichend ist.
Anwohner berichteten, dass die Sprengungen wochenlang mehrere hundert Meter weit Tag und Nacht zu hören und die Erschütterungen zu spüren gewesen seien. Auch der Immsissionsschutzbeauftragte Fritz erklärte noch am 18.11.2014 in der Bezirksbeirats-sitzung in Untertürkheim auf kritische Nachfragen von Wangener Bürgern, dass die Sprengungen sich im vorgegebenen Rahmen halten würden. Diese Aussage machte er, obwohl am selben Tag von seinem Büro ein Lärmmessgutachten (hier) erstellt wurde, in dem die nächtlichen Sprengarbeiten wegen Richtwertüberschreitungen als nicht zulässig beurteilt wurden. Die nächtlichen Sprengungen überstiegen mit + 18 dB(A) deutlich die Richtwerte der AVV-Baulärm und waren daher nach Einschätzung der Gutachter unzulässig und zu vermeiden.Erst nachdem 27 Wangener Bürger Strafanzeige wegen Störung der Nacht- sowie der Sonn- und Feiertagsruhe einreichten, waren die Sprengungen plötzlich deutlich weniger belastend. Möglicherweise hat die Baufirma die Sprengtechnik nach dem öffentlichen Druck entsprechend angepasst.
Doch bis heute hält die Bahn die Sprengprotokolle in Wangen unter Verschluss. Keine einzige Erschütterungsmessungen wurden – wie vom Abschnittsleiter Matthias Breidenstein zugesichert – auf der Webseite veröffentlicht. Auch dem EBA liegen diese nicht vor. Einen Antrag des Netzwerks Wangen/Untertürkheim auf Einsicht in diese Unterlagen lehnte die Aufsichtsbehörde kürzlich in einem förmlichen Bescheid mit der Begründung ab, dass diese der Behörde nicht vorliegen würde und sie auch nicht wüsste, an wen die den Antrag weiterleiten könne.
Dass aufgrund dieser Erfahrungen in Wangen die Anwohner des Kernerviertels nicht gerade vertrauensvoll den Sprengarbeiten der Bahn entgegensehen, mag verständlich sein. Zumal die Sprengarbeiten in einem geologisch sehr kritischen Abschnitt des Ameisenbergs stattfinden, in dem beispielsweise das bei Wassereintritt quellfähige Anhydrit, Hohlräume und eine Verwerfung vorzufinden sind. Welche ev. Schwierigkeiten und geologischen Risiken mit dem Bau des Verzweigungswerks und den dabei eingesetzten Sprengungen verbunden sind, hat die Bahn bislang nicht auf ihren Informationsveranstaltungen kommuniziert.