Am Dienstag wurde der symbolische zweite Durchschlag des Feuerbacher Tunnels gefeiert (Presseberichte). Für die viele Anwohner am Kriegs- und Killesberg bedeutet dieser Tunneldurchschlag das Ende der fast drei Jahre andauerenden Sprengungen entlang der beiden Röhren des Feuerbacher Tunnels. Man kann auch nur hoffen, dass der zweite Tunneldurchschlag für die Anwohner rund um den Zwischenangriff Prag eine deutliche Entlastung mit sich bringt. Bis zuletzt klagten sie immer wieder über den Lärm und die Vibrationen, die weiterhin von den Ventilatoren der Tunnelbelüftung ausgingen. Doch die Tunnelbewetterung muss noch voraussichtlich das fünfte Jahr in Folge bis 2019 für den restlichen Vortrieb Richtung Feuerbach in Betrieb bleiben.
Nur vereinzelt war in den Berichterstattungen davon die Rede, dass noch rund 367 von den 6.054 Tunnelmetern noch fehlen. Es handelt sich um den kritischen Abschnitt vor dem Feuerbacher Bahnhof, über den die StZ (hier) anlässlich des ersten Durchschlags schrieb: „Dieser letzte Abschnitt ist nicht ganz trivial. Weil dort zwei Gleise in einer Röhre liegen, ist der Querschnitt deutlich größer als in den übrigen für je nur ein Gleis bemessenen Tunneln. Zudem nimmt der Abstand zur Oberfläche kontinuierlich ab. Außerdem müssen dort noch Gleise der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) unterquert werden.Christoph Lienhart prognostiziert, dass der Durchschlag in Richtung Feuerbach im Jahr 2019 erfolgen wird.“
Hier die von der Projektgesellschaft am 17.Juli veröffentlichte Grafik des Feuerbacher Tunnels (weiß ist noch das zu realisierende Teilstück):
Im Gegensatz zum ersten Tunneldurchschlag des Feuerbacher Tunnels, der Anfang März 2018 stattfand, wurden auch die Schwierigkeiten mit denen die Mineure beim Tunnelvortrieb im Anhydrit zu kämpfen hatten, den Berichterstattungen zu Folge in den den Reden nicht mehr erwähnt. Statt vom „vielleicht kompliziertesten Tunnelbau Deutschlands“ konnte man in vielen Pressemeldungen lesen, dass laut Bahnchef Lutz „keine Probleme bei Stuttgart-21-Tunnelbau“ bestanden. Ein Zitat aus dem RTL-Bericht (hier): „Beim sogenannten Vortrieb habe es keine Überraschungen mit dem bekanntermaßen schwierigen Stuttgarter Untergrund gegeben, versicherte Bahnchef Richard Lutz bei der Durchschlagfeier. […] Alle Abschnitte mit dem quellfähigem Anhydrit seien „erfolgreich durchfahren“ worden.“
Dass ein Durchfahren des Anhydrits nicht unbedingt ein Quellen ausschließt, darauf haben wir zuletzt in unserem Beitrag „Überall Wasser? Ungestellte Rückfragen zum Tunnelbau im Anhydrit vor dem Verkehrsausschuss des Bundestages“ hingewiesen. Die StN (hier) erwähnt die zusätzlichen Maßnahmen gegen den mögkichen Quelldruck: „Um das zu verhindern, wird Dichtungsmittel in die Klüfte gedrückt, die Wände selbst werden bis zu einem Meter dick betoniert und mit sehr viel Stahl verstärkt. „Noch nie haben wir eine Innenschale so gebaut“, so Jeutter.“
Auch der letzte Satz des Zitats des Bahnchefs in der RTL- Meldung ist nicht richtig. Es sind nicht alle Abschnitte mit dem quellfähigem Anhydrit „erfolgreich durchfahren“. Die Röhre des unteren Fildertunnels zwischen Degerloch und der Wendekaverne im Anhydrit fehlt noch. Hier der Vortriebsstand des unteren Fildertunnels zum 17.Juli 2018:
Und noch die Übersicht über den Vortriebsstand in Metern in den einzelnen S21-Tunneln: