Höllenlärm am ZA Prag – und immer noch kein Ende

Beitrag des Netzwerks Killesberg und Umgebung: Der Lärm an der Rettungszufahrt ZA Prag gleicht einer unendlichen Geschichte. Die Anwohner am Wartberg spüren nichts von den angeblich Lärm reduzierenden Maßnahmen des aktiven Schallschutzes, die die Bahn hat einbauen lassen. Nach einem Schriftwechsel zwischen dem Netzwerk Killesberg und der PSU konnten sich die betroffenen Anwohner am 20. November ein Bild davon machen, woher der Lärm wirklich kommt. Viele Fragen blieben offen.

Uli Hangleiter hatte am 9.10.17 für das Netzwerk Killesberg und Umgebung an den Leiter des Fachbereichs Projektbeteiligte und Umwelt der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH (PSU), Dr. Florian Bitzer, wie folgt geschrieben: „Mitglieder des Netzwerks Killesberg berichten uns verärgert und genervt, dass der Lärm durch die Lüfter am ZA Prag immer weiter zunimmt und in den letzten Wochen unerträglich geworden ist. Die von Ihnen eingeführten neuen Maßnahmen des aktiven Schallschutzes bewirken offensichtlich wenig bis gar nichts. Die Anwohner wundern sich sehr, dass das, was jetzt als „Einhausung“ neu eingebaut ist, Ausdruck dessen sein soll, wofür Sie „noch einmal sehr viel Geld in die Hand nehmen“. Er hatte dann um einen Vororttermin zur Besichtigung der Baustelle am ZA Prag, und zwar vor dem Tunnelsaustritt, gebeten. Und weiter: „Zugleich bitten wir um Darlegung der Gründe, weshalb sich der Tunnelvortrieb der Feuerbacher Tunnelröhren so lange hinzieht und warum nicht wenigstens eine der beiden Röhren schon längst durchgeschlagen ist“.

Folie aus der Präsentation der PSU vor dem Bezirksbeirat Nord

Dr. Bitzer antwortete am 18.10.2017, dass „die angekündigten Maßnahmen, Einbau der Elastomerlager der Lüfter zur Schwingungsentkopplung (am 31.09.2017) und die Motoreneinhausung (am 11.10.2017) zwischenzeitlich umgesetzt worden“ sind. Er verwies darauf, dass die Immissionsmessungen nun durch den Immissionsschutzbeauftragten Fritz in eigener Verantwortung durchgeführt werden. Bitzer schrieb weiter: „Der Tunnelvortrieb des Tunnels Feuerbach gestaltet sich aufgrund der angetroffenen Geologie wie bereits kommuniziert schwieriger als zu Beginn der Arbeiten prognostiziert. In den Anhydritbereichen ist ein trockener Vortrieb zwingend erforderlich…“. Die Sicherungsmaßnahmen seien sehr zeitaufwendig, mit dem ersten Durchschlag am Portal Kriegsberg (Jägerstraße) sei im ersten Halbjahr 2018 zu rechnen.

Der vom Netzwerk geforderte Ortstermin kam schließlich am 20.11. zustande, an einem eiskalten, nassen Novemberabend. Achtzehn Anwohner und Netzwerkmitglieder waren gekommen. Die Einhausung der Ventilatoren konnten wir sehen, die elastischen Lager für die Bewetterungslutten waren nicht zugänglich bzw. sichtbar. Leider zeigte man uns auch kein Bildmaterial dazu. Dass die durchgeführten Maßnahmen zur Lärmreduzierung nur gering wirksam sind, wie Bahn und ARGE Tunnel Feuerbach behaupten, konnten wir sogar nachvollziehen. Denn der Lärm aus der Belüftung wird massiv überlagert von dem Höllenlärm der aus dem Tunnel strömenden Abluft, die zugleich mit Rauch und Gestank daher kommt. Der Grad der Emissionen ist dabei abhängig von den Arbeitsabläufen in den Tunnelröhren und ist am stärksten nach den Sprengungen. Es war zu beobachten, dass die weichen Kunststoff-Lutten, die ca. 80m hinter den Stahl-Lutten im Tunnel weiterführen, heftigst schlagen und Vibrationen erzeugen, die in den Häusern darüber massiv zu spüren sind.

Die mehrfach geäußerte Frage nach den nächtlichen Lärmspitzen, die teilweise den in diesem Wohngebiet maximal zulässigen Spitzenpegel im Nachtzeitraum (20-7 Uhr) von 60 dB(A) überschreiten, wurde nicht beantwortet, Dr. Bitzer will dem aber nachgehen. Marianne Pauli-Aretz wies auf den letzten veröffentlichten Messbericht zur Lärmimmission am ZA Prag vom 9.11.17 hin, der zeigt, dass der Prognosewert des Planfeststellungsbeschlusses von 44 dB/A (Nacht) mit einem aktuell durchschnittlichen Nachtwert von 53,6 dB/A um fast 10 dB/A deutlich überstiegen wird. (Dabei ist zu beachten, dass eine Erhöhung um 3 dB/A einer Verdoppelung des Schalldrucks entspricht). Des Weiteren wurde gefragt, warum im April 2016 wegen eines nächtlichen Lärmpegels von 55 dB/A die Weiterarbeit „unverzüglich einzustellen“ war (Messbericht vom 18.4.2016), ein Beurteilungspegel von 53,6 dB/A vom Herbst 2017 aber lediglich als „deutlich überschreitend“ bezeichnet wird. Konsequenzen sind in den „abschließenden Bemerkungen“ des Messberichts vom 9.11.17 nicht zu finden. Das Netzwerk wird hierzu um schriftliche Erläuterung bitten.

In diesem Kontext ist auch eine Initiative von Mitgliedern des Netzwerks zu sehen: In einem Brief vom 26.09.2017 wurde der Freiburger Rechtsanwalt Dr. Lieber gebeten, angesichts der hohen Immissionswerte und der unbefriedigenden Maßnahmen des aktiven und passiven Schallschutzes eine Einschätzung der Rechtslage abzugeben. Dr. Lieber, Fachanwalt für Verwaltungsrecht mit Schwerpunkt Immissionsrecht, hat am 11.10.17 eine ausführliche Stellungsnahme an das Netzwerk geschickt. Darin liefert er allerdings keine Patentantwort. Vielmehr stellt er fest, dass anhand von Gutachten und ggf. einem Gerichtsverfahren überprüft werden müsse, in wieweit die Immissionen aus den Tunneln tatsächlich den genehmigten Werten der Planfeststellung widersprechen. Wie das Netzwerk hier weiter vorgeht, ist noch offen. Entschieden wird darüber, wenn weitere Stellungnahmen der PSU vorliegen.

Dieser Beitrag wurde unter Erschütterungen, Killesberg, Lärm, Planfeststellung, Zeitplan veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.