Nach der Ferienpause möchten wir noch auf Berichte hinweisen, die in den beiden Stuttgarter Zeitungen zum Baufortschritt der Tunnel im Stuttgarter Norden (StZ) und in Wangen (StZ / StN) erschienen sind.
Danach sind beide Tunnelvortriebe weiterhin im Plan. Laut StZ konnte die knappe Unterfahrung der Bürogebäude an der Heilbronnerstraße statt den urspünglich geplanten Hebungsinjektionen mit einer anderen Vortriebstechnik ohne Gebäudeschäden durchgeführt werden. Auch seien keine Beschwerden der Büromieter während der Vortriebsarbeiten zu verzeichnen gewesen. In Wangen laufen seit der Genehmigung der Planänderung zur Tieferlegung der Tunnel wieder die Vortriebsarbeiten. Wegen des harten Felsgesteins müssen die Tunnelröhren weiter gesprengt werden, allerdings wegen des Immissionsschutzes vorläufig nur während des Tageszeitraums zwischen 7 bis 20 Uhr. Für den Aushub fallen laut StZ täglich 40 Lkw-Fuhren an, die jedoch die Anwohner nicht beeinträchtigen würden. Jedenfalls, so berichtet die StZ, seien bei der Tunnelpatin und Wangener Bezirksvorsteherin Beate Dietrich wenig Beschwerden eingegangen.
Wir möchten dazu noch auf einige Punkte hinweisen, die nicht erwähnt wurden:
- Die Vortriebsarbeiten für die S21-Tunnel am Zwischenangriff Nord und am Zwischenangriff Wangen laufen seit etwa einem Jahr. Der Baufortschritt im Stuttgarter Norden und in Wangen fällt jedoch völlig unterschiedlich aus. „Vor der Hacke“ ist es auch bei den Stuttgart 21 trotz der zahlreichen Bohrerkundungen doch dunkel. Aktuell wurden für den Tunnel Bad Cannstatt 2.065 Meter (28% der Tunnelstrecke) und für den Tunnel Obertürkheim rund rund 352 Meter (3% der Tunnelstrecke) bergmännisch vorgetrieben. Eine Übersicht der Netzwerke über die aktuellen und vorausgegangenen Vortriebsstände seit Mai 2014 finden Sie hier.
- Das unterirdische Ringsystem von Stuttgart 21 kann nur in Betrieb gehen, wenn alle Tunnel betriebsbereit fertig gestellt sind. Derzeit hat die Bahn für Stuttgart 21 rund 5.023 (9,35%) der insgesamt 59.000 Meter vorangetrieben, davon 3.097 bergmännisch und 2.426 Meter maschinell. Für die Fertigstellung des Rohbaus sind bei den bergmännischen Strecken noch Verschalungsarbeiten erforderlich.
- Bald erreichen die Vortriebsarbeiten auch die Wohngebiete am Killesberg und in Wangen. Eigentümer entlang des Killesbergs klagen, dass die Bahn sehr kurzfristig auf die Eigentümer zukäme. Der auf den Informationsveranstaltungen versprochene Vorlauf von sechs Monaten würde nicht eingehalten. Für Vertragsverhandlungen verbleibe kaum Zeit. Zudem würde die Bahn innerhalb der Straßenzüge unterschiedliche Vertragsangebote machen. Einige Eigentümer erhalten einen Gestattungsvertrag, andere wegen des kurzen Zeitfensters nur eine Gestattungserklärung. Eine Eigentümerin beklagte auf einem Netzwerk-Treffen, dass die Bahn sie kurzfristig aufforderte den Gestattungsvertrag zu unterzeichnen. Die Informationsveranstaltung, auf der die Bahn die Eigentümer dazu informieren wollte, fand jedoch erst nach dem festgesetzten Termin statt. In Wangen wurden bislang trotz der anlaufenden Vortriebsarbeiten zahlreiche Eigentümer, deren Unterfahrung ansteht, noch nicht kontaktiert.
- Mag sein, dass die Wangener Bezirksvorsteherin und Tunnelpatin Beate Dietrich wenig Beschwerden über die S21-Bauarbeiten erhalten hat. Sie erwähnte jedoch nicht, dass im November letzten Jahres 27 Wangener Bürger eine Strafanzeige wegen der massiven Belästigungen durch die Sprengarbeiten erhoben haben. Bis heute kam keinerlei Rückmeldung seitens der Ermittlungsbehörden. Die Sprengprotokolle und die Auswertungen hält die Bahn bislang weiterhin unter Verschluss. Wir haben darüber berichtet.
- Zwar finden die Spengungen jetzt aus immissionsschutzrechtlichen Gründen vorläufig, d.h. bis die Vortriebsarbeiten eine höhere Überdeckung erreicht haben, nur noch Montags bis Sonntags im Tageszeitraum zwischen 7 bis 20 Uhr statt. Wangener Bürger beklagen jedoch, dass die Erschütterungen durch die Sprengarbeiten wegen des harten Gesteins weiterhin deutlich spürbar seien.
- Anwohner in der Nähe des Zwischenangriffs Wangen sind trotz einer zwischenzeitlich erfolgten aktiven Schallschutzmaßnahme weiterhin durch den Lärm, der vom Baukran ausgeht, beeinträchtigt.
- Im StZ-Bericht ist von 40 Lkw-Fahrten pro Tag die Rede. Im Zuge der Planfeststellung und den Informationsveranstaltungen (StZ) waren noch bis zu 590 Lkw-Fahrten täglich angekündigt. Die Diskrepanz von 550 Lkw-Fahrten zwischen diesen beiden Zahlen kann jedoch nicht allein von der vorläufigen Beschränkung des Vortriebs auf den Tageszeitraum kommen. Sie deutet eher daraufhin, dass der Vortrieb am Zwischenangriff immer noch deutlich langsamer als ursprünglich geplant voran geht.