Neue Lärmplanung für das Kernerviertel wieder nicht realistisch – Netzwerk Kernerviertel hakt bei DB Projekt nach

Wir haben mehrfach darüber berichtet, dass die Lärmplanung in den schalltechnischen Detailgutachten für das Kernerviertel nicht wie von der Planfeststellung gefordert auf einem realistischen Baugeschehen basiert. Insbesondere beim Trogbau waren eklatante Abweichungen zu der Ausführungsplanung festzustellen. Dies hatte das Netzwerk Kernerviertel in mehreren Schreiben an das Eisenbahn-Bundesamt und die Stadt Stuttgart kritisiert. Dass dies zutreffend ist, musste selbst das Eisenbahn-Bundesamt einräumen. Drei betroffene Eigentümer des Netzwerks schalteten u.a. auch deswegen einen Rechtanwalt ein.

Daraufhin ließ die DB Projektbau im Dezember 2014 vom langjährigen Gutachter und Immissionsschutzbeauftragten Peter Fritz ein neues schalltechnisches Detailgutachten erstellen, das erstmals auch die Lärmquellen der verschiedenen Baustellen der Planfeststellungsabschnitte PFA 1.1.,1.2. und 1.5.  in der Innenstadt rund um den Hauptbahnhof in einem Papier zusammenfasste. Nach Einschätzung des Netzwerks Kernerviertel wurden darin einige Kritikpunkte berücksichtigt, wie beispielsweise die Berücksichtigung des Lärmgeschehens des wohnnahen Baufeldes 25 und der Hebungsinjektionen in der Urbanstraße. Auch wurden  zusätzliche Immissionspunkte zumindest im unmittelbaren Umkreis der Baustellen ausgewählt. Das schalltechnische Detailgutachten berücksichtigt jedoch trotz der wiederholten Kritik des Netzwerks weiterhin nicht die zentrale Auflage aus der Planfeststellung, dass die Lärmplanung alle gleichzeitigen Lärmquellen enthalten und damit auf einem realistischen Baugeschehen basieren soll.

Das Netzwerk Kernerviertel hat sich daher in einem Schreiben (hier) an die Geschäftsführung der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH gewandt und um eine schriftliche Antwort zu einer Reihe von Kritikpunkten an der weiterhin unzureichenden Lärmplanung, dem Messkonzept und den fehlenden Messberichten gebeten:

  • Die Ausführungsplanung bei den Baufeldern (zeitgleicher Bau am Südkopf am Baufeld 22 und 25) ist weiterhin nicht berücksichtigt. Der Bau des mittleren Baufeldes wurde mit vergleichsweise niedrigen Emissionswerten berücksichtigt.
  • Der der Lärmplanung zugrundegelegte Zeitraum für die Herstellung eines Trogfeldes ist weiterhin mit 32 Kalenderwochen deutlich zu niedrig angesetzt.
  •  Als tägliche Bauzeiten sind wieder nur 8 Stunden berücksichtigt. Der Einsatz der lauten Baumaschinen für den Trogbau, wie die der Bohr- und Rammgeräte, wurde damit mit einem Abschlag von 5 bzw. 10 dB(A) eingerechnet.
  • Die ermittelten Lärmpegel für die ausgewählten Immissionspunkte im Kernerviertel können mangels Detailberechnungen nicht nachvollzogen werden.
  • Im Gegensatz zu früheren Gutachten fehlen Schallausbreitungskarten, damit die Lärmbelastung für die Wohngebäude am Hang eingeschätzt werden können.
  • Trotz hohen Lärmbelastungen wird der Einsatz mobiler Schallschutzwände bei den Bauarbeiten am Baufeld 25, die in unmittelbarer Nähe zu den Wohngebäuden stattfinden, nicht geprüft.
  • Das entscheidende Gutachten zum passiven Schallschutz für die Gebäude im Kernerviertel ist weiterhin unter Verschluss.
  • Das Messkonzept Schall für das Kernerviertel ist mit einem Messintervall aller 4 bis 6 Wochen für jeweils bis zu 7 Kalendertage nur unzureichend. Gemessene Lärmwerte beim Trogbau dürften einschließlich des baufreien Sonntags gemittelt werden.
  • Entgegen den offiziellen Transparenzversprechen wurden Messberichte Lärm für das Kernerviertel seit 4 Monaten nicht veröffentlicht, obwohl die durch Stuttgart 21 veranlassten Tiefbauarbeiten der SSB am Südkopf zur Verlegung der Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie seit Mitte November laufen. Messberichte existieren ausschließlich vom Zeitraum, bevor die Bauarbeiten angelaufen sind.
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