Die Stuttgarter Nachrichten berichteten in ihrer heutigen Ausgabe (hier) über die gestrige Sitzung des Umwelt- und Technikausschusses des Gemeinderates, in der der Leiter der Technischen Fachdienste, Dr. Florian Bitzer, den Sachstand der Baulogistikstraßen vorstellte. Die Folien seines Vortrages, in dem es neben dem Zeitplan auch um die Umsetzung von Lärmschutzmaßnahmen ging, finden Sie hier.
Die Baulogistikstraßen, die von der Bahn bereits seit Jahren angekündigt wurden, sollen jetzt doch Ende März in Betrieb gehen. Allerdings mussten die Vertreter der Bahn einräumen, dass weiterhin aus Kapazitätsgründen 250 Lkw-Leerfahrten über die Heilbronner- und Wolframstraße gelenkt werden. Diese Information traf nicht nur bei den Grünen im Ausschuss, sondern auch bei der SPD auf Kritik. Zu Recht, denn die Bahn hatte in den vergangenen Jahren immer wieder damit geworben, dass die Bevölkerung durch das geplante „ausgeklügelte“ Baulogistikkonzept weitestgehend verschont werden soll.
So versprach die Bahn beispielsweise in der vor der Volksabstimmung verteilten Werbebroschüre der Bahn (hier) auf Seite 19 ein „rücksichtsvolles Baustellenkonzept“ mit dem An- und Abtransport des Baumaterials und des Aushubs über ein gesondertes Baustellenstraßennetz und der Schiene. Von der Nutzung des öffentlichen Straßennetzes war keine Rede:
Auch Anfang 2011, als der Auftrag zur Erstellung der Baulogistikstraßen vergeben wurde, hieß es in einer Pressemitteilung des Kommunikationsbüros : „Das maßgeschneiderte Logistikkonzept von Stuttgart 21 sieht eine zentrale Baulogistik für die insgesamt vier innerstädtischen Planfeststellungsabschnitte von Stuttgart 21 vor. Mit dieser Konzentration auf ein gemeinsames Logistikzentrum wird ein reibungsloser Weitertransport der Massen sichergestellt. Sowohl die Belastungen des öffentlichen Straßenverkehrs insbesondere in der Stuttgarter Innenstadt als auch entstehende Emissionen durch die Baulogistik können damit minimiert werden. Ca. 1 Million cbm Baustoffe und rund 4 Millionen cbm Gestein und Erde werden über die Baustraßen zum Nordbahnhof gefahren.“
Die Realität sieht allerdings anders aus. Neben den jetzt eingeräumten täglichen 250 Lkw-Leerfahrten werden zahllose Hin- und Rückfahrten zur Anlieferung des Baumaterials für den Trogbau und die Herstellung der Tunnel am Nord- und Südkopf über ohnehin das belastete öffentliche Straßennetz der Innenstadt erfolgen. Die Bewohner des Nordbahnhofviertels erleben dies bereits mit den Betonanlieferungen per Lkw durch die Wohngebiete über die Nordbahnhof-, Eckart-, Otto Umfrid- und Rosensteinstraße.
Auch das Kernerviertel ist betroffen. Das Förderband, das eigentlich zum Endes des 2.Quartals 2014 in Betrieb gehen sollte, dann im August 2014 von der Rettungszufahrt quer über die B14 aufgebaut und sowie im Januar auch auf die Lärmbelastung hin getestet wurde, ist bis heute nicht im Einsatz. Die Anlieferung des Baumaterials und der Abtransport des Aushubs erfolgt weiterhin Tag und Nacht per Lkws. Auch nach der Fertigstellung der Baulogistikstraßen ist der Abtransport des Aushubs aus dem Tunnelvortrieb an der Rettungszufahrt per Förderband nicht möglich. Der Grund dafür sind Felsbrocken, die in dieser Größe nicht per Förderband transportiert werden können. Um diese auf ein transportables Maß zu verkleinern, müsste ein Steinbrecher vorinstalliert werden, von dem jedoch weder im Planfeststellungsbescheid des PFA 1.2. noch in der Lärmprognose des schalltechnischen Detailgutachtens vom 11.12.2014 die Rede war.
Zwei Videos, die Frank Schweizer nachts um drei Uhr gedreht hatte, nachdem ihn wieder die Verladung der Felsbrocken auf Lkws und das nächtliche (!) Kärchern einer Baumaschine aus dem Schlaf gerissen hatten, verdeutlichen dies :