Zum Tunneldurchschlag und Ende des Vortriebs im Bad Cannstatter Tunnel

Nach sechs Jahren Bauzeit wurde vorgestern der letzte Tunneldurchschlag im Bad Cannstatter Tunnel und damit der Ende des Vortriebs und die Leistung der Mineure gefeiert. Die Projektgesellschaft veröffentlichte dazu eine Pressemitteilung (hier) und die Stuttgarter Zeitung berichtete gestern (hier) sowie letzte Woche (hier) darüber. Ausführlich wird in den Meldungen die baulich komplexe Kreuzung an der Ehmannstraße mit den S-Bahn-Tunneln erwähnt und dass in diesem Abschnitt wegen des streng geschützten Juchtenkäfers von einem offenen auf einen bergmännischen Vortrieb umgeplant werden musste. Jetzt stehen für die Fertigstellung des Bad Cannstatter Tunnels weiter die Arbeiten zur Innenverschalung an.

In der vorgestern veröffentlichten Grafik über den Vortriebsstand im Bad Cannstatter Tunnel ist der Tunneldurchschlag noch nicht ersichtlich. Den Zahlen lässt sich entnehmen, dass noch rund 30 Meter Vortrieb anstehen (eventuell mit der Strosse ein Teil des Tunnelquerschnitts).

Allerdings fehlt in den Berichten der Hinweis auf die besonderen geologischen Verhältnisse durch die quellfähigen Anhydritlinsen, die entgegen der ursprünglichen Planung eine Änderung der Bautechnik mit einem U-Profil, aufwendigen Kunstharzinjektionen in die Klüfte zur Abdichtung gegen Wassereintritt und extradicke, hochbewehrte Innenschalen  erforderlich machten. Der Tunnelbausachverständige der Bahn Prof. Dr. Wittke musste 2018 vor dem  Verkehrsausschuss des Bundestages einräumen, dass die Anydritlinsen im Bad Cannstatter und Feuerbacher Tunnel nahezu „aufgelöst“ waren und „überall Wasser“ anzutreffen war. Die betroffenen Anwohner am Kriegs- und Killesberg wurden nicht über die angetroffenen geologischen Verhältnisse und die neue Bauweise informiert. Laut letzter Lenkungskreisunterlage vom November 2019 sind jedoch bis dato keine relevanten Hebungen aufgetreten und die Herstellung der hochbewehrten Innenschalblöcke im Anhydritbereich läuft:

Auch die jahrelangen Belastungen der Anwohner durch die Sprengungen und die von der Bahn zu regulierenden Bauschäden am Kriegsberg wurden in den aktuellen Meldungen ausgespart.

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