Wasser im Verzweigungsbauwerk: Netzwerk Kernerviertel hakt in einem Brief an die Bahn nach

An den „Tagen der offenen Baustelle“ Anfang Januar 2019 konnte man erstmals auch die Rettungszufahrt und das Verzweigungsbauwerk unter dem Kernerviertel besichtigen. Das Verzweigungsbauwerk Süd liegt unter der Jugendherberge zwischen der Wera- und der Haußmannstraße im Übergangsbereich zwischen dem ausgelaugten und dem unausgelaugten Gipskeuper, der auch das quellfähige Anhydritgestein enthalten kann.

Hier ein Längsschnitt der Tunnelbausachverständigen WBI aus dem Jahr 2014 für den Anfahrbereich unter dem Kernerviertel bis hoch zur Uhlandshöhe:

Bei der Besichtigung des Verzweigungsbauwerks konnte man jedoch feststellen, dass an verschiedenen Stellen Wasser austrat, wie es auf den beiden Fotos am Anfang des Verzweigungsbauwerks und an der Ortsbrust erkennbar ist:

Daher hat sich das Netzwerk Kernerviertel in einem Brief an den Geschäftsführer der DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH gewandt und wegen des Wassers, dem Anhydritvorkommen und den Schutzmaßnahmen nachgehakt :

Sehr geehrter Herr Leger,

bei der Besichtigung des Verzweigungsbauwerks Süd unter dem Kernerviertel konnte man erkennen, dass an verschiedenen Stellen Wasser austrat. Wir fügen diesem Schreiben zwei Aufnahmen bei.

Dies bereitet uns Sorge, da das Verzweigungsbauwerk unter der Jugendherberge ohnehin an einer geologisch schwierigen Stelle mit einer Verwerfung liegt, in der Nähe mit quellfähigem Anhydrit zu rechnen ist und zur Herstellung des Bauwerks und der Tunnelröhren seit 2015 immer wieder gesprengt wurde.

Wir haben diese Fotos dem Geologen Dr. Hermann Behmel geschickt. Seine Einschätzung dazu:

„Der Wasserzutritt wurde auch von den Tunnelbauern erwartet wie in allen Tunnels. Ich halte es für möglich, dass eine Anhydrit-Gips-Expansion unterhalb der Tunnelröhren zu Hebungen des gesamten Ameisenbergs führen kann wie an der Alten Weinsteige über dem Heslacher Tunnel. Schon bei der Anhörung zur Planung der Fildertunnel hatte ich auf mögliche Wasserzutritte entlang von Verwerfungen und die darauf folgende Anhydrit-Gips-Expansion hingewiesen. Meine Stellungnahme wurde vom RP zu Protokoll genommen und ins Netz gestellt.“

Wir bitten Sie daher um Antworten zu den folgenden Fragen:

1. Wo genau wurde beim bergmännischen Vortrieb anhydritführendes Gestein beim Verzweigungsbauwerk bzw. der angrenzenden Tunnel der PFA 1.2. und 1.6a unter dem Kernerviertel bzw. dem Wohngebiet Uhlandshöhe/Gänsheide angetroffen? Wie groß ist der jeweilige vertikale und horizontale Abstand zu den Tunnelröhren in Meter? Wir bitten Sie dies in einer Karte zu verdeutlichen.

2. Welche baulichen Sicherungsmaßnahmen wurden durchgeführt, um den Kontakt mit Wasser entlang der Verwerfungen und den durch den Tunnelbau neu entstandenen Wasserwegsamkeiten, z.B. durch eine Anhydrit-Gips-Expansion unterhalb der Tunnelröhren, zu verhindern? An welcher Stelle der Tunnel wurden Acylatinjektionen vorgenommen sowie Abdichtungsbauwerke eingebaut? Wir bitten Sie dies in der Karte zu verdeutlichen.

Wir bedanken und im Voraus für Ihre Antwort und erlauben uns eine Kopie dieses Schreibens an das S21-Referat beim Tiefbauamt der Stadt Stuttgart zu senden.

Mit freundlichen Grüßen

Frank Schweizer

Dieser Beitrag wurde unter Anhydrit, Gebäuderisiken, Kernerviertel, Schreiben Netzwerke, Sprengungen, Stadt Stuttgart veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.