Die fabrikhallengroße Wendekaverne unter der Gerokstraße, in der die Tunnelvortriebsmaschine auf ihrer letzten Schildfahrt wenden soll, ist aus dem Berg ausgebrochen. Anschließend soll der Boden, der das Wenden der Maschine ermöglichen soll, eingebaut werden. Darüber berichtet heute die Stuttgarter Zeitung (hier) und die Stuttgarter Nachrichten (hier) ausführlich. In der Pressemitteilung der Projektgesellschaft (hier) finden Sie weitere Informationen.
Zur Übersicht hier eine Folie aus der Präsentation auf der Rathausveranstaltung im März:
Die Wende der Tunnelvortriebsmaschine ist eine Premiere. Die StN schreibt: „Ich hatte noch keinen Fall, wo so etwas gemacht worden ist“, sagt Abschnittsleiter Günter Osthoff beim Pressetermin. Osthoff ist 35 Jahre im Geschäft, ein erfahrener Mann – und mit Stuttgart 21 manches Fährnis gewöhnt. Er ist zuversichtlich. Die Maschine koste zwischen 16 und 20 Millionen Euro. Durch die Wende und die Bergauffahrt komme man mit einem Bohrer aus. Beim Albaufstiegstunnel hat die Bahn, weil die Zeit knapp wird, gleichzeitig zwei im Einsatz.“
Die Tunnelvortriebsmaschine soll sich ab November von Degerloch aus Richtung Gänsheide für den Bau des unteren Fildertunnels in Gang setzen. Das Wendemanöver soll jedoch nicht wie zuletzt kommuniziert im Frühjahr erfolgen, sondern laut StZ im Sommer 2018. Ende 2019 soll der Fildertunnel fertig gestellt sein.
Auch nach der Wende soll der Aushub über Förderbänder zum Filderportal transportiert werden. Die StN schreibt: „Viel Luft zum Manövrieren ist nicht, aus dem Berg gebrochen wurde nur, was wirklich nötig ist. „Die Wende wird vier bis fünf Monate dauern“, sagt Berner, anschließend soll der Bohrer 20 Meter pro Tag schaffen. Alle 24 Stunden fallen damit 5000 Tonnen Ausbruch an. Den bringe man mit dem Förderband hinter dem Schneidrad erst bergab, dann durch die Kaverne um die Kurve und mit dem Band die 9468 Meter hoch bis zum Fidlerportal. „Es wäre sehr belastend, wenn die 5000 Tonnen täglich zur Stadtmitte rausgehen“, so Osthoff. Das sahen die Pläne der Bahn zunächst vor, dazu steht im Schlossgarten ein kurzes Förderband samt Umladestation. Nun ist die Abfuhr geändert.“ Allerdings war bereits 2014 beim Aufbau des Förderbands davon die Rede, dass der Aushub des Fildertunnels nicht über die Innenstadt abtransportiert werden soll. Die Stuttgarter Nachrichten (hier) berichteten damals darüber.
Zu den Setzungen während des Vortriebs unter der Gerokstraße schreibt die StZ: „Auch der Bau der Wendekaverne mit ihren großen Abmessungen hatte Befürchtungen bei Anwohnern ausgelöst. „Die Senkungen an der Oberfläche blieben bei weniger als 20 Millimetern“, sagt Osthoff.“
Für die Anwohner am Fuße der Uhlandshöhe dürfte dies vorerst erst einmal ein Sprengpause bedeuten. Jedoch steht in diesem Wohngebiet der noch von der Gänsheide herkommende Vortrieb der zweiten Röhre des Obertürkheimer Tunnels an. In der zum 16.10.2017 von der Projektgesellschaft veröffentlichten Grafik steht der Tunnelvortrieb ungefähr am Rande des Gartens der Robert-Bosch-Villa auf der Gänsheide:
Und zum geplanten Tunnelbau unter dem Kernerviertel im weichen, ausgelaugten Gestein schreibt die StZ :“Richtung Bahnhof fehlen noch 240 Meter Tunnel. Deren Bau nötigt Osthoff Respekt ab. Zwischen Röhre und Bebauung ist wenig Platz, die Häuser sollen mit Injektionen in den Untergrund angehoben werden. Zwei der dafür drei nötigen Schächte seien fertig, die Injektionen aber noch nicht begonnen. Im März hatte die Bahn angenommen, diese Arbeiten noch 2017 angehen zu können. Angesichts der Herausforderungen kann es nicht schaden, dass Bischof Gebhard Fürst zur Barbara-Feier am 4. Dezember in die Kaverne kommt.“
Mehr zu den geplanten Hebungsinjektionen finden Sie unter 4. in unserem Bericht über die Rathausveranstaltung im März 2017. Im Sommer erfolgten die für die Anwohner nicht überhörbaren Bohrungen im Schacht an der Sängerstraße. Ebenfalls mit einer hohen Lärmbelastung verbunden, werden derzeit tagsüber vom Schacht an der Urbanstraße aus die Bohrungen in den Untergrund des Kernerviertels getrieben.
Anzumerken ist, dass nach den auf Anwohnerveranstaltungen vorgestellten Zeitplänen die Hebungsinjektionen im Kernerviertel drei Jahre, u.a. wegen der Planänderung zur Verdoppelung des Hebungsgebietes, im Verzug sind. Laut der Präsentation am 3.11.2013 im Rathaus sollten sie bereits Anfang 2015 starten. Dies ist nur ein Beispiel dafür, welche unrealistischen Zeitpläne den Anwohnern bei Projektbeginn von Stuttgart 21 präsentiert wurden…