Vor fast vier Jahren berichteten wir, dass -anders als ursprünglich von der Bahn vorgesehen– im Kernerviertel keine blauen Rohre entlang der Sängerstaffel über den Schützenplatz bis zur Werastraße mehr geplant sind. Der ausgebaute Brunnen 202 in der Werastraße/ Ecke Sängerstaffel wurde damals auf Anraten der Stadt Stuttgart wegen des Risikos einer Hohlraumbildung im Gips durch Sulfatauslaugung aus dem Infiltrationsprogramm genommen.
Doch wer nach den Sommerferien am Schützenplatz vorbei kam, traute seinen Augen nicht. Ausgehend von der Urbanstraße entlang der historischen Sängerstaffeln wurden quer über dem Schützenplatz blaue Rohre aufgebaut:
Blaue Rohre mit dem vom Reallabor der Uni Stuttgart entworfenen Parklet und Urban Gardening, das vom Casa Schützenplatz betreut wird:
Ein bisheriger Messpunkt (Steuerpegel) an der Ecke Schützenplatz/obere Sängerstaffel soll als zusätzlicher Infiltrationsbrunnen genutzt werden. Hier eine Aufnahme mit dem grauen Kasten, unter dem sich der Brunnen befindet:
Nur wurde dies den Anwohnern von der Bahn weder auf der letzten Rathausveranstaltung im März noch per Handzettel noch in einer Pressemitteilung angekündigt. Keine einzige Information. Lediglich kurzfristig aufgestellte Halteverbotsschilder kündigten Bauarbeiten an.
Dabei stellen sich zahlreiche Fragen. Beispielsweise nach nach der Notwendigkeit, dem Zweck und der geplanten Einsatzdauer dieses umfunktionierten Brunnens am Schützenplatz. Oder nach der Abklärung des Restrisikos der Infiltration in den Brunnen, der ursprünglich nur als Messtelle nur fungieren sollte. Auch bei dieser Bohrung wurde damals ein Gipsvorkommen festgestellt. Und danach, ob die blauen Rohre des Grundwassermanagements die von den Anwohnern angestossene und der Stadt Stuttgart beschlossene Umgestaltung des Schützenplatzes weiter verzögern.
Das Netzwerk Kernerviertel hat sich daher letzte Woche mit folgenden Fragen an die städtische Bürgerbeauftragte Alice Kaiser gewandt:
1. Warum ist jetzt am Schützenplatz ein zusätzlicher Infiltartionsbrunnen erforderlich? Welcher Baubereich soll durch die Infiltration des Wassers gestützt werden?
2. Wurde das Sulfatsgesteinsrisiko/Gipsauslaugung für die geplante Nutzung dieses Steuerpegels als Infiltationsbrunnen aktuell geprüft und gutachterlich ausgeschlossen? Gibt es dazu einsehbare Unterlagen bei der Stadt Stuttgart?
Hintergrund: Beim Brunnenbohrprogramm 2009 wurde dieser Steuerpegel ein Gipsvorkommen der Klasse 3/Bohrung mit Gips im Gipskeuper zugeordnet. In der Stellungnahme der ARGE W.U.G. vom 15.08.2011 heißt es dazu auf Seite 3:
Zudem wurde der darüber liegende gelegene Brunnen 202 (Werastraße) nach einer von der Stadt Stuttgart veranlassten Prüfung auf Sulfatgesteinsrisiken aus dem Infiltrationsprogramm genommen.
3. Wie lange soll der Brunnen am Schützenplatz in Betrieb bleiben? Bis zum Abschluss des Vortriebs des Anfahrbereichs Süd oder der Rohbau-Fertigstellung des Tiefbahnhofs?
4. Ist trotz der blauen Rohre die von der Stadt Stuttgart vorgesehene Umgestaltung des Schützenplatzes möglich oder vezögern sich dadurch die dafür erforderlichen Bauarbeiten?