Die Netzwerke haben immer wieder darauf hingewiesen, dass die von der Bahn eingeräumte Haftung für die Eigentümer, die vom Bau der 59 Kilometer Tunnel für Stuttgart 21 betroffen sind, unzureichend ist. Zwar sehen die Mustergestattungsverträge der DB Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH mittlerweile während der eigentlichen Vortriebsphase eine Haftungserleichterung durch den sogenannten Anscheinsbeweis vor. Aber bei Schäden, die nach den Vortriebsarbeiten auftreten, gelten die gesetzlichen Bestimmungen – d.h. die Eigentümer müssen beweisen, dass die Schäden durch die Baumaßnahmen entstanden sind. Die Netzwerke 21 befürchten, dass damit die Betroffenen auf den durch den S21-Tunnelbau verursachten Schäden sitzen bleiben.
Die Konsequenz bekommt jetzt eine Eigentümerin in Stuttgart-Wangen zu spüren, deren Wohnhaus monatelang schweren, teils erdbebenartigen Erschüterungen durch die ständigen Sprengungen ausgesetzt war. Ihre Protokolle hatten wir im September 2015 in einem Beitrag veröffentlicht. Auch die SPD-Stadträtin Marita Gröger hatte Sprengungen vor Ort in Wangen miterlebt und laut StZ (hier) im Gemeinderat berichtet, dass die von den Sprengungen ausgelösten Erschütterungen so stark sind, dass „man glaubt, das Haus bewegt sich.“
Der Tunnel verläuft ca. 30 Meter unter dem Grundstück der Wangener Eigentümerin, in ca. 9-12 Meter Entfernung vom Haus. Wegen des Hangs sind es teilweise weniger als 30 Meter. Als Entschädigung für die Unterfahrung würde die Eigentümerin rund elfhundert Euro erhalten.
Seit dem Bau des Tunnels und den Sprengungen wird der Keller ihres Wohnhauses immer feuchter. Diesen Schaden hatte sie der Bahn und der Bauinfo gemeldet. Doch die Versicherung der Bahn lehnt jetzt die Schadensübernahme pauschal ab. Dabei hat nicht einmal ein Gutachter der Versicherung den Schaden vor Ort in Augenschein genommen. Wir veröffentlichen die Schilderung der Wangener Eigentümerin, wie sie ohne Federlesens nach Meldung des Schadensfalls abwimmelt wurde:
„Ich hatte nach der Versammlung vom 17.02.2016 und den großen Worten von Herrn Sturm meine Schäden bei der Bahn am 28.02.2016 angemeldet. Ferner hatte ich um eine Kopie der Höhenmessungen mein Grundstück/Objekt betreffend gebeten, die ich bis heute nicht erhalten habe. Ich bekam jeweils automatische Empfangsbestätigungen.
Am 08.03. hatte ich Frau O. von der Bauinfo erneut per Email gefragt, ob meine Unterlagen angekommen sind und auch darauf hingewiesen, dass mein Tiefkellerboden immer feuchter wird. Am 09.03. bestätigte mir Frau O. den Erhalt der Schadensmeldung vom 28.02.16. Ferner meinte Sie, es wird eine „interne Prüfung der Schadensmeldung“ stattfinden und wenn die Prüfung abgeschlossen ist, werde ich über das Ergebnis informiert.
Am 10.03. erhielt ich von der HDI Global SE – Mainz (Versicherung der DB-Projekt) ein Schreiben. Sie sind der Objektversicherer der DB-Projekt und erwarten noch nähere Informationen und Unterlagen. Nach deren Erhalt kommen sie wieder auf mich zu.
Am 03.05. hatte ich dann bei der HDI angerufen. Der zuständige Herr ist im Urlaub, der Kollege teilte mir mit, mit Datum 29.04. ist ein Schreiben an mich rausgegangen, bei Fragen könnte ich den Kollegen nächste Woche anrufen. Dieses Schreiben habe ich am 03.05. abends auch erhalten.
Zitat: „Zwischenzeitlich hat unsere Versicherungsnehmerin ergänzend Stellung genommen. Danach kann ein Zusammenhang zwischen den projektbezogenen Tiefbauarbeiten und den von Ihnen reklamierten Gebäudeschäden ausgeschlossen werden. Gleiches gilt für die Sprengungen, die in einem so großen Abstand zu Ihrem Anwesen stattfanden, dass dort mit Schäden nicht zu rechnen ist. Daher weisen wir etwaige Schadensersatzforderungen im Namen unserer Versicherungsnehmerin zurück.“
Bis auf diesen Schriftverkehr hat sich niemand mit mir in Verbindung gesetzt! Es war auch kein Gutachter da!
Die Bahn geht nie auf die Erschütterungen ein, immer nur auf die Setzungen! Die wissen genau warum. Die Erschütterungen kommen Erdbeben gleich, nur wenige Sekunden, aber zu den Spitzenzeiten hat hier wirklich das Gebäude gewackelt! Dies setzt unsere alten aus Holz und Stein gebauten Häusser in Bewegung und somit entstehen Spannungen und Risse. Dazu muss ich kein Ingenieur sein!
Ich kann den Untertürkheimern nur raten, sich die Erschütterungsmessgeräte der Firma Woelfel einbauen zu lassen, damit die Erschütterungen, die die Bahn bis heute abstreitet (Erdbeben Stufe 2-4) bewiesen werden können und alles über einen Anwalt abzuwickeln.“