Anwohnerveranstaltung über den Tunnelbau in Untertürkheim am 12. Mai. Bahn will Fragen des Netzwerks zur Geologie nicht beantworten

Nachdem auf der letzte Anwohnerveranstaltung in Untertürkheim am 1.März die anstehenden Tunnelbauarbeiten unterhalb des Lindensschulviertels komplett ausgespart wurden, lädt die städtische Bürgerbeauftagte Alice Kaiser gemeinsam mit der Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel am 12.Mai 2016 um 19 Uhr in der Sängerhalle zu einer Informationsveranstaltung ein.

Kein Stadtviertel soll durchgehend so knapp von den geplanten Tunneln für Stuttgart 21 unterfahren werden wie das Lindenschulviertel in Untertürkheim. Im Bruckwiesenweg stehen die Häuser zudem noch auf Pfählen. Zwischen dem Tunnelfirst und den Kellern liegen oft weniger als 15 Meter. Dennoch sind sowohl beim Tunnelbau als auch beim Schutz vor Lärm und Erschütterung durch den Bahnbetrieb im Vergleich zur Innenstadt geringere Schutzmaßnahmen geplant. Das Netzwerk Wangen/Untertürkheim hat darauf in einer Pressemitteilung aufmerksam gemacht. Die Stuttgarter Zeitung (hier) berichtete heute darüber.

Das Netzwerk Wangen/Untertürkheim hakt bereits seit drei Jahren wegen dieser Punkte vergeblich nach. Auf der Erörterung zur Planänderung Grundwassermanagement sagte Prof. Dr. Wittke als beratender Ingenieur für den Tunnelbau einer betroffenen Eigentümerin und Vertreterin des Netzwerks schriftliche Informationen über die geologischen Verhältnisse in Untertürkheim zu. Auch auf den aktuellen Fragenkatalog zu den Beeinträchtigungen und Risiken der Unterfahrung hat das Netzwerk von der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH (PSU) keine Antwort erhalten. Genauer gesagt, die PSU sieht nicht die Notwendigkeit auf die Fragen zu den geologischen Risiken zu reagieren. So erhielt das Netzwerk Wangen/Untertürkheim in einer Mail der PSU vom 6.April 2016 folgende Auskunft:

„Wir verstehen, dass die bergmännische Unterfahrung von Gebäuden und Grundstücken Fragen, Sorgen und Widerspruch auslösen. Gleichwohl ist die Grundsatzentscheidung für den Bau der Bahnstrecken und damit auch für die Inanspruchnahme der betroffenen Grundstücke mit dem bestandskräftigen Planfeststellungsbeschluss natürlich gefallen, Detailfragen zur Bauausführung sind für die betroffenen Eigentümer nicht entscheidungsrelevant. Es wäre ja geradezu fatal, wenn jeder Eigentümer sich beispielsweise zu komplexen geologischen Fragestellungen als Voraussetzung für seine sachgerechte Entscheidung einen eigenen Eindruck verschaffen müsste! Alle an Planung und Bauausführung beteiligte Stellen sind vielmehr der Verwaltungsvorschrift Bau (VV Bau) sowie der Überwachung durch das Eisenbahn-Bundesamt verpflichtet, was vielfach nicht nur ein Vier-, sondern ein Sechs- oder gar Acht-Augen-Prinzip gewährleistet.“

Dass nicht nur das Netzwerk Wangen/Untertürkheim, sondern auch der Bezirksbeirat Untertürkheim als städtisches Gremium die schriftliche Beantwortung dieser Fragen in der Sitzung vom 22.März 2016 einstimmig gefordert hatte, scheint für die PSU nicht von Belang zu sein. Das Netzwerk Wangen/Untertürkheim wird hier noch weiter nachhaken.

Auch der Hinweis der PSU, dass die für die Eigentümer relevanten Fragen der Unterfahrung und des Immissionsschutzes während des Bau und des Betriebs der Tunnel bereits bei den Gruppengesprächen mit den betroffenen Eigentümer behandelt werden, greift zu kurz. Das Protokoll eines Eigentümers einer solchen Veranstaltung zeigt, dass selbst in diesen kleinem Kreis die kritischen Themen der Unterfahrung nur gestreift werden. Bei der Auskunft, dass nach einem Testbetrieb das eingebaute leichte Masse-Feder-System noch nachgebessert werden kann, blieb offen, wie dies zu bewerkstellen sei. Beispielsweise ob es realistisch ist, dass ein teures unzureichendes System nachträglich durch ein schwereres, noch teureres System ersetzt wird. Zumal für ein schweres Mass-Feder-System, das auch im unteren Bereich des Kernerviertels eingebaut werden soll, ein größerer Tunnelradius erforderlich ist.

Von daher wird sich zeigen, wie die Projektgesellschaft ihrem Anspruch auf Transparenz gegenüber den betroffenen Bürgern auch in der Anwohnerveranstaltung gerecht werden will.

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