In den letzten drei Wochen hat die Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH (PSU) viel zur Verwirrung der Eigentümer des Untertürkheimer Lindenschulviertels über den Zeitplan und wenig Information über die Risiken der Unterfahrung beigetragen.
Zum einen gab es auf den Infoveranstaltungen in Wangen, Obertürkheim und Untertürkheim (Bericht folgt) bzw. der Untertürkheimer Bezirksbeiratssitzung widersprüchliche Informationen, ob die Unterfahrung dieses Wohnviertels im Jahr 2016 nun ansteht oder nicht. Zum anderen wurden auf der Anwohnerveranstaltung in Untertürkheim die im Vorfeld eingereichten Fragen des Netzwerks Untertürkheim zu den geologischen Risiken der äußerst knappen Unterfahrung mit dem Hinweis nicht beantwortet, dass die Arbeiten für 2016 nicht geplant seien. Dann musste Sebastian Glöckner als Abschnittsleiter des PFA 1.6a im zweiten Teil der Veranstaltung auf Nachfrage doch einräumen, dass mit den Vortriebsarbeiten ab Herbst gerechnet werden müsste. Dabei fehlen diese Bauarbeiten, die zahlreiche Gebäude in Untertürkheim südlich der Bahngleise betreffen, in seiner Präsentation für die 2016 anstehenden Bauarbeiten gänzlich:
Ende letzter Woche haben die Eigentümer des Lindenschulviertels Post von der PSU erhalten, in der sie zur Unterzeichnung der beigefügten Gestattungsverträge für die Unterfahrung aufgefordert werden. Wohlgemerkt ohne, dass auf der nur wenige Tage vorher durchgeführten Informationsveranstaltung der Zeitplan präsentiert und die Fragen zu den Risiken der knappen Unterfahrung beantwortet wurden. Dieses Vorgehen ist weder transparent noch fair.
Das Netzwerk Wangen/ Untertürkheim hat sich daher in einem Brief an den Vorstand der PSU gewandt und bis zum 31.3.2016 um die Beantwortung der Fragen gebeten, die die Bahn eigentlich bereits auf der Erörterung zum Planänderungsverfahren Grundwassermanagement im September 2013 zugesichert hatte. Lesen Sie hier:
„Im Anschluss an die Informationsveranstaltung der Bahn zu Stuttgart 21 in der Sängerhalle Untertürkheim am 01.03.2016 herrscht beim Netzwerk Wangen/ Untertürkheim große Irritation. Wir haben den Eindruck, dass die Gespräche zwischen der Bahn und den Netzwerken nicht weiterführen. Diesen Eindruck machen wir an folgenden Punkten fest:
Die Bewohnerinnen und Bewohner von Untertürkheim hatten bei der „Bürgerinformation“ einen nachvollziehbaren Zeitplan und substantielle Aussagen zur Untertunnelung des Lindenschulviertels erwartet. Beides kam nicht. Dies ist mehr als ärgerlich. Auch herrscht ein grober Widerspruch zwischen Herrn Osthoffs Auskunft am 17.02. bei der Veranstaltung in Wangen, man werde die Vortriebsarbeiten in Untertürkheim bis zur Losgrenze Obertürkheim bis Ende 2016 abgeschlossen haben, und Herrn Glöckners Aussage am 23.02. im Bezirksbeirat in Untertürkheim, in diesem und im nächsten Jahr stünden keine Tunnelbauarbeiten in Untertürkheim an.
Als Frau Reichert-Hebel (BB in Untertürkheim) Herrn Glöckner im Bezirksbeirat mit Herrn Osthoffs Aussage konfrontierte, war seine erste Reaktion Kopfschütteln, welches allerdings durch heftiges Nicken von RA Dr. Schütz widerlegt wurde. Auf diese anwaltliche Bestätigung der Aussage von Herrn Osthoff (RA Dr. Schütz war ja auch in Wangen dabei) reagierte Herr Glöckner mit der herzerfrischend ungläubigen Frage: „Wie will er das schaffen?“ Bei der Veranstaltung am 01.03.2016 in Untertürkheim äußerte auch Frau Kaiser gegenüber dem Netzwerk Wangen-Untertürkheim, dass die Arbeiten im Lindenschulviertel alle erst im Jahr 2017 stattfinden würden; deshalb würden die Fragen zur Untertunnelung am 01.03. (vgl. Anlage) nicht beantwortet.
Inzwischen wurden bereits Gestattungsverträge im Untertürkheimer Lindenschulviertel großflächig verschickt, aber die angekündigten Informationen für die Bürger/innen fehlen vollständig. Ebenso sind weitgehend (vollständig?) noch keine Beweissicherungsverfahren an und in den betroffenen Gebäuden (inkl. der Gebäude, die innerhalb der Beweissicherungsgrenzen entlang der Weströhre liegen) durchgeführt worden.
Die bisher nicht erkennbare Bereitschaft der Bahn, die Vielzahl der zum 01.03. 2016 vorgelegten Fragen des Netzwerks Wangen/ Untertürkheim zu beantworten, ist umso ärgerlicher, als die Fragen teilweise schon 2013 gestellt und bis heute nicht beantwortet worden sind: Im Beisein der Vertreter des Regierungspräsidiums (Frau AP Bühler und Herrn RD Trippen) hatte die Vorhabensträgerin bei der Erörterung zum Planänderungsverfahren GWM die Beantwortung der Fragen zugesagt.
Heute, drei Jahre später warten wir – trotz wiederholter Nachfragen – immer noch.
Da die Zeit drängt, erwarten wir im Zuge einer konstruktiven und von Offenheit geprägten Zusammenarbeit eine ausführliche schriftliche Beantwortung der Fragen bis spätestens zum 31.03.2016.
Eine schriftliche Stellungnahme ersetzt allerdings keine ausführliche Information der Betroffenen in nächster Zeit.
Mit freundlichen Grüßen
Netzwerk Wangen/Untertürkheim“