Die lästigen durchdingenden Rückwärts-Piepser sind in allen von Stuttgart 21 betroffenen Stadtteilen ein Thema. Insbesondere, wenn der Baustellenbetrieb im 24 Stunden-Betrieb läuft und die nächtlichen Intervall-Piepser die Anwohner immer wieder in ihrer Nachtruhe stören.
Daher sprach sich bereits Anfang Dezember 2014 der Bezirksbeirat Mitte auf Antrag des Linke-Bezirksbeirates Ralph Schelle einstimmig für alternative optische Warnanlagen und ein nächtliches Verbot der Rückwärtsfahr-Piepser auf allen Baustellen in Stuttgart aus. Ralph Schelle wies daraufhin, dass nach der Unfallverhütungsvorschrift und der Betriebssicherheitsverordnung keine akustischen Warnsysteme vorgeschrieben seien. Auch die SÖS-Bezirksbeirätin Rita Krattenmacher hatte bei der Bahn auf der letzten Anwohnerveranstaltung für das Kernerviertel und danach auch noch einmal schriftlich wegen alternativen Warnystemen nachgehakt.
Die Bahn hat die Beschwerden, die auch von Seiten der Anwohner des Kerner- und des Nordbahnhofviertels kamen, aufgegriffen. Dr. Florian Bitzer, Abschnittsleiter der technischen Fachdienste bei Stuttgart 21, hatte sowohl im Umwelt- und Technikausschuss als auch zuletzt im Bezirksbeirat Mitte den Einsatz alternativer Warnssysteme sowie eine Vorführung angekündigt. Der Vor-Ort-Termin für die Bezirksbeiräte Mitte und die Bürgerbeauftragte Alice Kaiser, an dem auch ein Vertreter des Netzwerks Kernerviertel auf Einladung teilnahm, fand vor zwei Tagen statt. Auf der C 2-Fläche, auf der der Tunnel- und Trogaushub auf die Güterzüge geladen wurden, stellten Wolf-Dieter Tigges, der für die zentrale Baulogistik der Innenstadt bei Stuttgart 21 verantwortlich ist, und Florian Bitzer die neuen Breitbandwarnsysteme mit „Krächz-Lauten“ vor.
Fazit: Diese neuen Breitbandwarner wurden als deutlich leiser empfunden. Allerdings werden nicht alle Baufahrzeuge und -maschinen mit dieser Technik ausgestattet. Hier der Bericht des Vertreters des Netzwerks Kernerviertel:
„Herr Tigges erläuterte, dass alle Baufahrzeuge am Nordbahnhof mit „Krächzern“ Breitbandwarner ausgestattet sind, bis auf folgende Ausnahmen:
1. Reinigungsfahrzeuge: Weil diese auch auf der Straße fahren und sonst nach Aussage der Bahnvertreter ihre Straßenzulassung nach Straßenverkehrsordnung verlieren würden. Dies seien alles Rechtslenker. Eine präzisere Aussage lies sich nicht entlocken. Im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, wie die Aussage“ohne Piepser“ gemeint war. Bezogen auf den alternativen Betrieb mit Breitbandwarner oder tatsächlich wörtlich ohne Piepser? Die Regelung nach StVZO für Reinigungsfahrzeuge wäre noch zu prüfen.
2. Drehbagger: Diese sind mit Piepsern ausgestattet und müssen auf der Baustelle von zwei Einweisern geleitet werden. Herr Tigges beharrte auf die Piepser bei Drehbaggern und berief sich hierbei auf seine Verantwortung. Nur Piepser würden auch von seitlich stehenden Personen gehört werden, wenn sich der Bagger dreht. Ein „Krächzer“ würde beim Rotieren nicht wahrgenommen werden.
3. Fremdfahrzeuge: Auch auf Fahrzeuge von anderen Firmen kann kein Einfluss genommen werden. Höhere Standards mit Breitband-Piepsern müssten bereits in der Ausschreibung verlangt werden und würden die Angebote verteuern.“
Lärmreduzierung auch durch den verstärkten Einsatz von alternativen Warnystemen ist ein richtiger Schritt, den die Bahn eingeschlagen hat. Ob tatsächlich einzelne Baufahrzeuge, wie die Reinigungsfahrzeuge, aus straßenverkehrsrechtlichen Gründen zwingend davon ausgenommen sind, wäre noch zu hinterfragen. Die Nordlichter hatten beispielsweise eine Auskunft von der Berufsgenossenschaft erhalten, nach dem ausschließlich akustische Warnssysteme bei Baumaschinen auf der Baustelle nicht zwingend Pflicht seien. Zu hoffen bleibt, dass der Anteil der Fahrzeuge, die definitiv aus rechtlichen Gründen nicht umgerüstet werden kann, deutlich in der Minderheit ist.