Vor der Hacke ist es dunkel, aber die Informationspolitik der Bahn ist noch dunkler als man dachte!

Wir hatten bereits mehrfach darüber berichtet, dass die Bahn bei den Grabungsarbeiten in Wangen wegen des über dreifach höheren Wasserandrangs mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Diese baulichen Probleme treten ausgerechnet in einem Gebiet auf, das nach Aussage der Bahn im Vorfeld angeblich sehr gut geologisch untersucht wurde. Daher hatte sich das Netzwerk Wangen / Untertürkheim wegen der Auswirkungen des erhöhten Wasserandrangs auf die Standsicherheit der Gebäude an das Eisenbahn-Bundesamt gewandt und nur eine unbefriedigende Antwort des EBAs erhalten. Auch die Grünen-Fraktion im Gemeinderat hatten eine Anfrage gestellt.

Daneben stellte Ende Juli 2014 eine engagierte Bezirksbeirätin aus Untertürkheim, die ihrer Aufgabe sich um die Belange der untertunnelten Bürgerinnen und Bürger zu sorgen nachkommt,  eine offizielle Anfrage an den Projektleiter Technik 1.6 „Zuführung Ober-/Untertürkheim (Bergmännischer Teil)“ bezüglich der erhöhten Wassermenge. Am 17.09.2014, d.h. 1 1/2 Monate später, traf die Antwort des Projektleiters Technik für den PFA 1.6a auf die folgenden Fragen ein:

Frage 1: In welcher Anlage wird das austretende Wasser behandelt? Wo befindet sich diese genau? Antwort: Sämtliches Berg- und Prozesswasser wird in eine auf der Baustelleneinrichtungsfläche Ulmer Straße 265 stehende Gewässerschutzanlage gepumpt, gereinigt, beprobt und in den Abwasserkanal eingeleitet.

Frage 2: Was passiert, wenn noch an anderen Stellen in diesem Abschnitt mehr Wasser anzutreffen ist als prognostiziert?  Antwort: Sollte noch an anderen Stellen mehr Wasser angetroffen werden, müssen zusätzliche Gegenmaßnahmen wie z.B. Injektionen getroffen werden, um den Planfeststellungsbeschluss bzw. die Grenzwassermengen einzuhalten.

Frage 3: Warum wurde trotz der immer wieder auftretenden Überraschungen bezüglich der Wassermengen ausgerechnet im PFA 1.6a eine Verringerung beantragt? Antwort:  Die Überraschungen sind punktuell und zeitweise aufgetreten. Über den gesamten PFA 1.6a geht man noch immer von einer Verringerung der Gesamtwassermenge aus, so dass diese auch beantragt werden konnte.

Frage 4: Wie zuverlässig sind die Prognosen für das Lindenschulviertel in Untertürkheim?  Antwort: Momentan haben wir für diesen Bereich keine neuen Erkenntnisse, so dass wir davon ausgehen, dass die Prognosen zuverlässig sind. Erst beim Auffahren dieses Bereiches wird die Prognose verifiziert oder evtl. auch korrigiert. Viel wichtiger ist, dass bei einer Abweichung zur Prognose der Bauablauf umgehend angepasst wird und entsprechende Maßnahmen getroffen werden. Alle Arbeiten wurden in enger Abstimmung und positiver Begleitung durch das AfU betreut.

Nach dieser offiziellen Antwort der Bahn ergeben sich für die Netzwerke einige substantielle Fragen:

1. Welche Rolle spielt hier das Amt für Umweltschutz? Auf Anfrage des Netzwerks am 15. Juni zu dem erhöhten Wasserandrang und den Folgen hat das AfU am 24. Juni folgende Antwort gesendet: „… vielen Dank für Ihre E-Mail vom 15.06.2014, die Sie u.a. auch an das Amt für Umweltschutz gerichtet haben. Darin bitten Sie u.a. um die Beantwortung verschiedener Fragen zu geotechnischen Sachverhalten und zur weiteren Vorgehensweise der Vorhabensträgerin. In Sachen Geotechnik hat das Amt für Umweltschutz keine Zuständigkeit und verfügt demzufolge auch nicht über diese speziellen Fachkenntnisse. Auch zu den Absichten der Vorhabensträgerin und Planänderungen ist uns nichts bekannt. Daher bitten wir um Verständnis, dass wir uns zu Ihren Fragen nicht äußern können.“ Was stimmt nun? Der Projektleiter spricht von einer positiven Begleitung, das AfU erklärt die Nichtzuständigkeit und das Nichtwissen!

2. Weshalb verzögert das Eisenbahnbundesamt die Einsicht in die fachlichen Stellungnahmen nach dem Umweltinformationsgesetz ? Der Hinweis auf das Urheberrecht ist nicht nachvollziehbar. (Wir berichteten).

3. Welche Auswirkungen haben die Injektionen auf die Gebäudesicherheit? Soweit die Netzwerke informiert sind, ist „Injektionen“ eine vornehme Umschreibung dafür, dass man solange mit Beton auffüllt, bis kein Wasser mehr kommt. Damit sucht sich das Wasser einen anderen Weg. Wie sieht es dann mit der Gebäudesicherheit an den Hängen in Wangen aus?

4. Weshalb kümmert sich die Bezirksvorsteherin aus Wangen, ihres Zeichens Tunnelpatin des PFA 1. 6a, nicht um die Belange der eigenen Bürgerschaft in Wangen? Die Netzwerke haben von ihr keine Informationen bezüglich dieses erhöhten Wasserandrangs erhalten.

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