Nicht mehr von der Planfeststellung abgedeckter Bauverkehr belastet weiter Straßen am Nordbahnhof

Die Stuttgarter Zeitung (hier) berichtet morgen darüber, dass die Bahn am Dienstag ihr Konzept für die Baulogistik im Technischen Ausschuss des Gemeinderates vorgestellt hat . Wegen der verzögerten Fertigstellung der Baustraßen werden die Lkws auch für den Aushub der ersten Baugrube des Tiefbahnhofs entlang der öffentlichen Straßen durch das Rosensteinviertel fahren.

Diese Nutzung  ist jedoch entgegen der StZ-Berichterstattung nach der Planfeststellung nur im ersten Jahr nach Beginn der Bauarbeiten zulässig. Nach Auskunft der Stadtver- walt- ung vom 26.11.2013 auf die Anfrage der GRÜNEN-Fraktion zur Rechtmäßigkeit des Abtransport des Aushubs über die öffentlichen Straßen hieß es damals, dass dies nach der Planfeststellung ein Jahr lang (ab August 2013) zulässig wäre: “Nach derzeitigem Stand ist geplant, die Zentrale Baulogistikfläche C2 und das Baustraßensystem bis Mitte 2014 in Betrieb zu nehmen. Die Anforderungen des Planfeststellungsbeschlusses sind  damit erfüllt.“ Die Baustraßen, deren Fertigstellung die Bahn seit Jahren immer wieder angekündigt hatte, sollen jetzt nach dem letzten Stand erst im März 2015 vollständig in Betrieb genommen werden. Diese Verzögerung und die zusätzlichen Belastungen der Anwohner des Nordbahnhofviertels sind jedoch nicht mehr von der Planfeststellung und damit von der Baugenehmigung abgedeckt.

Absolut nicht nachvollziehbar ist, dass nach Aussage des für die Baulogistik bei der Bahn Verantwortlichen bereits bis Juni 2014 bereits 11 % des gesamten Aushubs angefallen sind. Wenn man bedenkt, dass die Tiefbauarbeiten für den Tiefbahnhoftrog, Nesenbachdüker, SSB-Verlegung Staatsgalerie noch nicht einmal begonnen haben und gerade einmal etwas mehr als 1 % der geplanten 60 km-Tunnelstrecken gegraben wurden (Stand 14. Juli hier) zustande kommt, dann sollte doch diese Aussage vom Technischen Ausschuss des Gemeinderats allein vom gesunden Menschenverstand hinterfragt werden.

Leider wurde die berechtigte Frage des Grünen-Stadtrats Jochen Stopper, wie der Transport der Materialanlieferung erfolgen solle, nicht von der Bahn im Technischen Ausschuss beantwortet. Das Lärmgutachten der Bahn über die zu erwartende mittlere und maximale Lärmbelastungen durch den Bauverkehr auf den Baustraßen finden Sie hier. Die durchschnittliche und maximale Anzahl der Lkw-Fahrten in der Stunde finden Sie auf Seite 29. So sollen beispielsweise auf der zentralen Baustraße C während der 13 stündigen Tagesbauzeit zwischen 7 und 20 Uhr durchschnittlich pro Stunde (!) 800 Fahrten für die Materialzufuhr und 254 für den Abtransport des Aushubs anfallen.  In Spitzenzeiten werden die Fahrten pro Stunde auf 970 Zufuhr und 700 Abfuhr steigen. Pro Minute wären dann 28 Lkws auf der zentralen Baustraße unterwegs ! Dabei ist der Materialanlieferverkehr, der über die öffentlichen Straßen – wie z.B. für den Tunnelbaubetrieb am Wagenburgtunnel über die B14- erfolgt, nach den Vorgaben der  Planfeststellung dabei nicht eingerechnet.

Noch ein Hinweis: Wer sich für die baulichen Probleme im Umfeld der Logistikstraßen interessiert, dem sei die Rede von Hans-Jörg Jäkel an der 230. Montagsdemo empfohlen (Video / Text).  Er hatte bereits 2012 in einem Papier darauf hingewiesen, wie die Wolframstraße durch die S-Bahn-Strecke zerschnitten wird (hier).

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