Der letzte der rund 2.000 Rammpfähle für die Gründung der Bahnsteighalle für den S21-Tiefbahnhof ist gesetzt. Dies meldete letzte Woche die DB Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm GmbH in einer Pressemitteilung (hier). Die beiden Stuttgarter Zeitungen (hier), der SWR (hier) und Regio-TV (hier) berichteten ausführlich darüber.
Die StZN erwähnt den schwierigen Untergrund und dass neben den Ramm- auch Bohrpfähle gesetzt werden mussten: „Die Spezialpfähle, die das Erdreich verdichten und am Fuß aufgeweitet sind, können bei geringerer Länge mehr Last als Bohrpfähle tragen. […] Mit der speziellen Gründung reagierte die Bahn auch auf den vielfältigen Untergrund. Bis zu fünf Schichten wurden durchschnitten, eiszeitlicher Wanderschutt und Wanderlehm sowie Auffüllungen gehörten dazu, auch Grabfelder. Der inhomogene Baugrund war statisch kein einfaches Feld. Auch deshalb habe man zum patentierten Pfahl gegriffen, sagt Michael Pradel, der DB-Projektleiter für den Hauptbahnhof. Im Norden, wo die Stadtbahnröhren überbrückt wurden und an anderen Stellen gibt es Mischgründungen, sodass zu den 2053 Ramm- noch rund 500 Bohrpfähle kommen.“
Für die Anwohner des Kernerviertels, die immer wieder ab morgens sieben Uhr den Lärm der Pfahlsetzung mit den dumpfen Schlägen live mitbekommen haben, ist dies erst einmal eine gute Nachricht. In den Meldungen wird jedoch nicht erwähnt, dass noch weitere Bohrpfähle in den noch nicht begonnen Bauabschnitten am Südkopf sowie für den Bau der beiden SSB-Tunnel in der Schillerstraße erforderlich sind. Mit Lärm zur Setzung von Bohrpfählen ist daher zu rechnen. Unklar ist, warum die im Planfeststellungsbeschluss zum PFA 1.1. von 2005 (S.308) enthaltene Anzahl von 3.500 Rammpfählen deutlich unterschritten wurde. Im Zuge der Umplanung des Nesenbachdükers sollten noch weitere 300 Rammpfähle dazu kommen. Daher hat das Netzwerk Kernerviertel bei der Bauinfo mit folgenden Fragen nachgehakt:
„1. Stimmt die in der StZN genannte Gesamtzahl von 500 Bohrpfählen, die bereits für alle Bauarbeiten der Bahn gesetzt wurden? Sind darin die Bohrpfähl der SSB-Bauarbeiten, z.B. für die Haltestelle Staatsgalerie + Zufahrtstunnel, enthalten? Wenn nein, wie viele Bohrpfähle wurden dafür insgesamt bereits gesetzt?
2. Es steht ja noch die Gründung von einigen Baufelder des „Tiefbahnhofs“ an, z.B. BA 21 und 23 . Die Grafik im letzten Lenkungskreis zeigt dies ja deutlich. Auch für den Bau der SSB-Tunnel an der Schillerstraße sind Bohrpfähle erforderlich. Können Sie mir sagen, wieviele Bohrpfähle insgesamt für die restlichen Bauarbeiten der Bahn und der SSB geplant sind? Und wie viele davon am Südkopf?
3. Die in der Zeitung zu lesenden Zahlen von 2.053 Rammpfählen kommen mir sehr niedrig vor. Ursprünglich waren laut einer StZ-Meldung 3.500 Rammpfähle genehmigt. Mit der 11.Planänderung sollten noch einmal 300 dazu kommen. Eine weitere kleine, zweistellige Zahl sollte dann wegen der Doline im Baufeld 25 noch gesetzt werden. Dies waren als Soll fast 4.000 Rammpfähle. Wie kommt es denn, dass mit 2.053 nur etwas mehr als die Hälfte der geplanten Rammpfähle gesetzt wurden?“
Über die Antwort der Bauinfo werden wir noch berichten. Im Zusammenhang mit den Rammarbeiten sollte noch erwähnt werden, dass diese -bis auf die Rammpfähle im Baufeld 25- in ausreichendem Abstand zu Gebäuden ausgeführt wurden. Auch die im erschütterungstechnischen Gutachten zur Planfeststellung befürchteten schweren Erschütterungen für den Südkopf sind nicht aufgetreten. Damals kam der Gutachter zu dem Schluss, dass für die Dauer der Rammarbeiten in Entfernungen von 75 bis 125 Metern sich „erhebliche Belästigungen“ für die Anwohner des unteren Kernerviertel ergeben werden. Als dann die PSU 2015 ankündigte, dass wegen einer Doline Rammpfähle auch Baufeld 25, also in unmittelbarer Nachbarschaft der Wohngebäude, gesetzt werden müssen, forderte das Netzwerk Kernerviertel ein neues erschütterungstechnisches Gutachten für die gebäudenahen Rammarbeiten.
Der damals noch neue Abschnittsleiter Michael Pradel hatte daraufhin im Juli 2015 Vertreter des Netzwerks zu einem Vorort-Termin auf die Baustelle eingeladen und ein neues Gutachten für das Baufeld 25 zugesagt. Diese neue erschütterungstechnische Untersuchung wurde dann im Dezember 2015 erstellt. Der Gutachter und Immissionsschutzbeauftragte kam darin zum Schluss, dass es entgegen seines ersten Gutachtens wegen neuer Erkenntnisse der Bodenwerte aus Probe-Rammarbeiten zu keinen erschütterungstechnischen Immissionskonflikten im Sinne der Nebenbestimmung des Planfeststellungsbeschlusses kommen werde. Nach den Erschütterungsmessungen, die die Bahn seit 2015 regelmäßig auf Höhe der Sängerstraße durchführen lässt und die auf der Webseite der PSU unter Erschütterungen /Messberichte/Sängerstraße abrufbar sind, ist auch regelmäßig folgender Satz zu lesen: „Mögliche Gebäudeschäden im Sinne der DIN 4150-3 in Folge der durchgeführten Bautätigkeit auf der S21-Baustelle können somit ausgeschlossen werden.“